[Aachen] Stellungnahme zu den Nazi-Angriffen

Autonomes Zentrum Aachen 05.11.2013 01:20 Themen: Antifa Antirassismus Repression Soziale Kämpfe
Am vergangenen Samstag wurde in Aachen eine antirassistische Demonstration von Neonazis angegriffen. Das Autonome Zentrum Aachen bezieht wie folgt Stellung:
Stellungnahme zu den faschistischen Angriffen von Neonazis auf die Antirassistische Demo am 2. November in Aachen

Am Samstag, den 2. November 2013 fand in der Aachener Innenstadt eine Demonstration
unter dem Motto „Fluchtursachen bekämpfen statt Flüchtlinge: Gegen Krieg, Elend und
Festung Europa!“ statt.

Zu dieser Demonstration wurde von verschiedenen linken Gruppen und Verbänden, unter
anderem der linksjugend solid', dem Autonomen Zentrum (AZ) Aachen und dem AK Antifa
Aachen aufgerufen, um sich an den bundesweiten Solidaritätsbekundungen mit geflüchteten
Menschen zu beteiligen. Nach einer kurzen Auftaktkundgebung setzte sich gegen 16.45 Uhr
ein Demonstrationszug mit etwa 60 Antirassist*innen in Bewegung.

Bereits nach 200 Metern wurde die Demo jedoch von etwa 15 Neonazis gestört. Auf einem
Transparent solidarisierten sie sich mit der griechischen Partei „Goldene Morgenröte“, die
sich für mehrere Morde an Antifaschist*innen verantwortlich zeichnet.
Allerdings beließen es die Rechtsradikalen nicht bei dieser Provokation, sondern beleidigten
die Demonstrationsteilnehmer*innen und griffen diese körperlich an. Dabei wurden mehrere
Antifaschist*innen sowohl von den Neonazis, als auch vom eingesetzten Pfefferspray der
Polizeibeamt*innen verletzt. Infolgedessen nahm die Polizei zwei Nazis fest und versuchte,
beide Seiten voneinander zu trennen. Der Demozug stoppte an dieser Stelle. Ein Redner wies
dort auf die Bedeutung des Standortes hin, bereits 2008 war an der selben Stelle eine
antifaschistische Demonstration von 30 bewaffneten Neonazis angegriffen worden, es kam zu
Verletzten.

Während sich ab diesem Zeitpunkt immer mehr Antifaschist*innen zum Ort des Angriffes
bewegten und sich der verharrenden Demo anschlossen, meldeten die Neonazis eine
spontane Kundgebung an, welche trotz des vorangegangenen Angriffs von der Polizei
genehmigt wurde.

Unterstützung bekam die Gruppe der Neonazis in der Zwischenzeit unter anderem von dem
griechischen Nationalisten Dimi T., der bereits mehrfach bei extrem rechten Aktionen, unter
anderem beim Fussballverein Alemannia Aachen aufgefallen ist und der rechten Hooligan-
Organisation „Westfront Aachen“ angehört.
Gegen 18 Uhr kam es dann zu einer erneuten Attacke aus der Gruppe der Neonazis, die
weitere Verletzte auf beiden Seiten, sowie drei weitere Ingewahrsamnahmen auf Seite der
Rechten nach sich zog. Bei dieser Auseinandersetzung gingen die Polizeibeamt*innen mit
Pfefferspray gegen die Demonstrant*innen vor und verletzten mehrere.
Eine halbe Stunde später lösten die Neonazis ihre Kundgebung auf und entfernten sich vom
Ort des Geschehens.

Bei einem Großteil der Faschist*innen handelte es sich um Aktivist*innen aus dem Umfeld
des „Freies Netz Süd“ aus Bayern, welches schon seit längerem enge Kontakte zu Neonazi-
Kadern des Kreisverbandes der Partei „Die Rechte“ pflegt. Diese gilt als Auffangbecken unter
anderem für Anhänger*innen der 2012 verbotenen „Kameradschaft Aachener Land“ (KAL). Unter
ihnen befand sich der ehemalige KAL-Aktivist Daniel Th., welcher 2011 zu zwei Jahren Freiheitsstrafe
auf Bewährung verurteilt worden war. Th. stand gemeinsam mit dem Bombenbastler Falko W.
vor Gericht und war nach der Verurteilung nach München gezogen, wo er schnell zu einem
der Führungspersonen des Freien Netz Süd aufstieg.
Seine Verbundenheit zu Alemannia Aachen zeigte Th. durch einen Fanschal, den er zur
Vermummung nutzte. Bereits Mittags hatten die Rassist*innen aus Süddeutschland das Spiel
zwischen Aachen und Oberhausen im Tivoli-Stadion besucht.

Weitere Anhänger des Vereins sorgten für den dritten Zwischenfall bei der Demo, als diese
weiterzog und gegen 19 Uhr den Platz an der Synagoge in der Promenadenstraße erreichte.
Aus der einschlägig bekannten Hooligan-Kneipe „Fiasko“ stürmten etwa 15 zum Teil mit
Flaschen werfende und bewaffnete Männer aus dem Umfeld der Alt-Hooligan-Gruppe
„Alemannia Supporters“ und versuchten, die Demoteilnehmer*innen zu attackieren, stießen
jedoch auf entschlossene Gegenwehr. Die Polizei ging daraufhin wieder mit Pfefferspray
gegen Antifaschist*innen vor, sodass erneut Verletzte behandelt werden mussten.
Von den Angreifer*innen wurden die Antifaschist*innen mit „Juden“, „Judenschweine“ und
anderen volksverhetzenden Begriffen betitelt. Die Polizei reagierte auf diese Äußerungen
jedoch nicht und forderte stattdessen die Demonstrant*innen dazu auf, weiterzugehen.
Weitere Zwischenfälle blieben auf der restlichen Route über den Kaiserplatz zum
Hauptbahnhof aus. Nach der Auflösung der Demonstration zogen die Antifaschist*innen
größtenteils zum Autonomen Zentrum, um dort den Abend ausklingen zu lassen und das dort
stattfindende Konzert samt Besucher*innen und Bands zu schützen.

Gegen 19.45 Uhr wurde das AZ von etwa 7 Alt-Hooligans aufgesucht, welche auch bei den
vorangegangenen Auseinandersetzungen am Synagogenplatz beteiligt waren. Mit
aufgeschlagenen Flaschen bewaffnet behaupteten diese, zum „Diskutieren“ hinter den
Demonstrant*innen hergekommen zu sein. Lediglich ein sehr besonnenes Agieren der
Antifaschist*innen konnte Schlimmeres verhindern.
Als nach etwa fünf Minuten die Polizei eintraf, dauerte es weitere 15 Minuten, bis sich die
unerwünschten Besucher in Richtung Innenstadt entfernten.

Die Vorfälle an diesem Tag machen wieder einmal bitter deutlich, dass die Aachener Polizei
es immer wieder schafft, durch Fahrlässigkeiten Antifaschist*innen zu gefährden und
Neonazis in ihrem menschenverachtenden Agieren und Agitieren zu stärken.
Dass sich Neonazis öffentlich mit einer für Morde verantwortlichen faschistischen
Organisation („Goldene Morgenröte“) solidarisieren können und dabei von der Polizei
geschützt werden, obwohl die Anwesenheit der Nazis eindeutig ausschließlich der
gewalttätigen Störung der Antirassistischen Demonstration dienlich sein sollte, überrascht uns
nicht, reiht sich dieses Verhalten doch nahtlos in eine Justiz-Politik ein, die in Aachen bereits
Schule gemacht hat und mit dafür verantwortlich ist, dass Aachens Naziszene als eine der
größten und aktivsten im Westen Deutschlands gilt.

So wird es beispielsweise in den nächsten Monaten zu zahlreichen Prozessen gegen
Antifaschist*innen kommen, welche im Jahr 2012 friedlich einen Naziaufmarsch der später
verbotenen „Kameradschaft Aachener Land“ blockierten, um hier nur das aktuellste Beispiel
zu nennen.

Wir werden uns nicht dem braunen Terror beugen, sondern weiterhin auf die Straße gehen
und uns mit Flüchtlingen und Betroffenen von rassistischer Gewalt und Repression
solidarisieren!

Gegen Neonazis und rassistische Abschiebungen! Solidarität mit allen Flüchtlingen weltweit!
Und gegen die Festung Europa! Denn kein Mensch ist illegal!


Autonomes Zentrum Aachen, am 5. November 2013.

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Ergänzungen

Fahrlässiges Handeln

Metamurks 05.11.2013 - 07:26
Fahrlässiges handelt jedoch nur der, der ohne Vorsatz handelt. FRaglich ob dieses Wegschauen noch Fahrlässig genannt werden kann.

Foto

Antifas aus Aachen 06.11.2013 - 13:48
Auf Facebook posteten Neonazis dieses Bild von ihrem Besuch beim Spiel Alemannia Aachen gegen Oberhausen. Später griffen sie die antirassistische Demonstration in der Aachener Innenstadt an.

Pressespiegel

Antiraciste 06.11.2013 - 17:08