[HH] Entwicklungen rund um “Lampedusa in Hamburg"

ATESH 29.10.2013 23:32 Themen: Antirassismus Soziale Kämpfe
Als eine Gruppe aus dem Unterstützerkreis der Gruppe “Lampedusa in Hamburg” wollen wir versuchen, der Verwirrung und dem Chaos der sich überschlagenden Meldungen rund um die Gruppe “Lampedusa in Hamburg” entgegenzuwirken. Es wird vermutlich noch etwas dauern, bis die Gruppe auf die aktuellen Entwicklungen reagieren kann. Trotzdem sollten alle Unterstützer_innen sehr wachsam sein, denn der Senat ist sichtlich auf Eskalationskurs. 
Die Sprecher der Gruppe “Lampedusa in Hamburg” haben auf einer Pressekonferenz am Dienstag der Öffentlichkeit mitgeteilt, dass die Gruppe dem “Angebot” des Senats kritisch gegenübersteht. Die Gruppe betonte aber weiter großes Interesse an einem konstruktiven Lösungsprozess zu haben. Auf der Pressekonferenz wurde deshalb die Bildung einer Komission vorgeschlagen, in der weitere Verhandlungen möglich gewesen wären. Innensenator Michael Neumann wies diesen Vorschlag nur Stunden später zurück. Die Gruppe veröffentlichte am Dienstag auch eine schriftliche Erklärung, die die wesentlichen Position zusammenfasst – diese findet ihr hier! Kurz nach der Pressekonferenz der Gruppe "Lampedusa in Hamburg" veröffentlichten die Pastoren der St. Pauli Kirche eine Pressemitteilung, in der es hieß:
Daher begrüßen der Kirchengemeinderat und die Pastoren Martin P. und Sieghard W. das Angebot der Innenbehörde zu einer Duldung der Flüchtlinge. Bei so einer wichtigen Frage muss jeder einzelne selbst entscheiden. Wir können uns aber gut vorstellen, dass ein großer Teil der Flüchtlinge auf das Angebot eingeht.
 Unabhängig von dem Pressehype um eine vermeintliche Spaltung der Gruppe ist damit für die Unterstützer_innen der Gruppe “Lampedusa in Hamburg” klar, dass die St. Pauli Kirche endgültig unter dem Druck des Senats eingeknickt ist.  Die Pastoren versuchen für die Geflüchteten der Gruppe zu sprechen, was einen doch eher kolonialistischen Beigeschmack hat. Die in der Gruppe "Lampedusa in Hamburg" organisierten Geflüchteten leisten schon seit Monaten selbstorganisierten Widerstand und werden auch in dieser Situation eigenständig handeln. Egal wie groß der Druck sein mag, den die Kirche auf die Geflüchteten ausübt: “Duldung is poison” war ein oft gehörter Satz in den letzten Tagen. Der Kampf um ein Bleiberecht für die Gruppe “Lampedusa in Hamburg” und gegen die Festung Europa geht weiter und braucht einen langen Atem. Gerade jetzt müssen wir Unterstützer_innen der Gruppe gemeinsam den Rücken stärken und uns nicht auseinander dividieren lassen. Die rassistischen Kontrollen können jederzeit weitergehen, solidarisiert euch und bleibt aktiv – let's smash fortress europe! Termine:8. Mittwochsdemo der Gruppe “Lampedusa in Hamburg” 30.10.2013 | 16.30 Uhr | Protestzelt (Steindamm 2) Bundesweite Demonstration “Solidarität mit Lampedusa in Hamburg - Wir fordern ein Bleiberecht nach § 23 Aufenthaltsgesetz!”Samstag 02.11.2013 | 14 Uhr | Hachmannplatz (HBF) Schweigeminute und Gedenken an die auf der Flucht gestorbenen Menschen und Mahnung für die Anerkennung der Gruppe “Lampedusa in Hamburg”Mittwoch 06.11.2013 | 18.30 Uhr | Rathausmarkt  veröffentlicht am 29.10.2013ATESH – Für eine sozialrevolutionäre Perspektivewww.atesh.blogsport.eu
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Ergänzungen

hamburgerin

ich 30.10.2013 - 11:01
Also ich finde die Gruppe Atesh macht super arbeit... deutlich bessere und sinnvollere arbeit als einiege andere gruppen. aber darum geht es hier ja jetzt auch nicht. es geht darum, dass die unterstützung der Lampedusa in Hamburg gruppe nicht abnehmen soll, weil in den nächsten tagen wieder mit rassistischen kontrollen zu rechnen ist!
Macht was leute... nicht jetzt aufhören...

Ideologiekritik der Senatsposition

beatpunk.org 30.10.2013 - 11:33

Hier gibt es eine Einordnung der Redeweise des Hamburger Senats:

 http://www.beatpunk.org/stories/verfolgungsschicksal/

Stellvertretung

Ja Nein aber doch 30.10.2013 - 12:16
@hmm

Es ist ja aber nicht so, dass sich in der St. Pauli Kirche eine "andere GRUPPE" zusammengefunden hätte und für sich spricht. Pastor Wilm ist bislang der einzige, der behauptet dass es zwei Dutzend Personen gäbe, die INDIVIDUELL, jeder für sich, entschieden haben, eine Abschiebung auf Raten dem immensen Druck der Polizeikontrollen und der Ungewissheit vorzuziehen. Das ist sehr verständlich, aber keine Spaltung und auch nicht die Bildung einer anderen Gruppe. Wirklich interessant ist die stellvertretende Sprecherrolle, die die Kirche, respektive Herr Wilm jetzt einnimmt. Individuelle Entscheidungen, dem Druck nicht mehr standhalten zu können, gab es die ganzen letzten Monate schon. Die Form der Öffentlichkeitsarbeit, die Wilm gewählt hat, um die aktuellen individuellen Entscheidungen der angeblich 25 Personen zu verkünden, verweist dabei aber auf etwas anderes. Offensichtlich steht er unter enormen Druck durch Kirche und Senat. dazu passt auch, dass jetzt schon das "Embassy of Hope" Transparent vom Kirchengelände entfernt ist, ebenso das Aufenthaltszelt und alle anderen Einrichtungen. Und das, obwohl sogar nach den Angaben von Wilm jetzt noch 55 Aktivisten dort leben müssten, die eine Lösung nach §23 fordern. Die Medien greifen diese Öffentlichkeitsarbeit der Kirche natürlich dankbar auf. Das geht soweit, dass die angeblich 25 Menschen als "die eine Gruppe" bezeichnet werden, und die 275 als "eine andere Gruppe". Dass die am Nachmittag erfolgte Meldung von Wilm über die von ihm auch so benannten individuellen Entscheidungen die Hauptnachricht ist, und die vorher erfolgte Stellungnahme der Gruppe Lampedusa in Hamburg gegen eine Abschiebung auf Raten aus der Pressekonferenz um 11 Uhr des selben Tages als Nebennachricht erscheint. Es hat sich für uns als Unterstützer_innen an der Ausgangslage gar nichts geändert: Es gibt weiterhin eine große Gruppe, die eine kollektive Lösung nach §23 fordert und Einzelne, die die Kraft für den Kampf nicht mehr haben. Es ist unsere Aufgabe, den Druck auf den Senat jetzt zu verstärken, damit die aus der Gruppe Mut schöpfen können und Zuversicht, dass ihr Kampf erfolgreich sein wird. Mobilisiert was ihr könnt zur Demo am 02.11. und darüber hinaus!

feature?

ich halt 30.10.2013 - 12:33
moinsen,
seit geraumer zeit gibts hier jede menge artikel (auch richtig gute) zum thema lampedusa in hamburg.
schafft es da niemand, einen überblicksartikel zu schreiben für die mittelspalte? ich fände das toll, stecke aber nicht genug in der materie um einen mal eben schreiben zu können.
also, unterstützers, macht doch mal bidde :)

Kirchenpropaganda?!

hmm 30.10.2013 - 15:43
"Es ist ja aber nicht so, dass sich in der St. Pauli Kirche eine "andere GRUPPE" zusammengefunden hätte und für sich spricht. Pastor Wilm ist bislang der einzige, der behauptet dass es zwei Dutzend Personen gäbe, die INDIVIDUELL, jeder für sich, entschieden haben, eine Abschiebung auf Raten dem immensen Druck der Polizeikontrollen und der Ungewissheit vorzuziehen."

Ok, das stellt die Sache natürlich in ein völlig anderes Licht.
Das sollte dann auch so konkret benannt werden.

embassy of hope

m 30.10.2013 - 21:38
das embassy of hope banner sowie das zelt wurden aufgrund des sturm abgebaut bzw. weggefegt. die gerüchteküche könnt ihr euch bitte schenken!

Endgültig eingeknickt?

Nada no 31.10.2013 - 00:53
Hallo Leute von atesh,

natürlich sind Pastoren Pastoren. Sie sprechen anders als ihr und sie haben andere Ziele als ihr. Eine "Botschaft der Hoffnung" würdet ihr sicherlich nirgendwo aufbauen.

In der Erklärung der Lampedusa-in-HH-Gruppe kann ich von einer Kritik an der Kirche nichts lesen. Ich lese dagegen viel von der Solidarität im Stadtteil St. Pauli. Die Kirche in St. Pauli hat da von Anfang an mitgemacht und mitgetragen.

Der Druck geht vom Senat aus - auch auf die Kirche, in der ein Teil der Geflüchteten seit Monaten lebt. Bisher hat sie den Druck nicht weitergegeben, jedenfalls kan ich in der Erklärung nichts darüber lesen. Die Sprecher der Flüchtlinge schreiben in ihrer aktuellen Erklärung selbst nur von Unterstützung auch durch die Kirche.

Formulierungen wie "endgültig eingeknickt" "kolonialistischer Beigeschmack" find ich arg unsolidarisch.

Diesem großen Teil der Gruppe für Monate ein Not-Obdach gegeben zu haben, ist eine Leistung.

2.11. Kiel: Warm Up-Demo & Anreise nach HH

... 31.10.2013 - 13:54
11 Uhr (pünktlich!), Asmus-Bremer-Platz
Zwischenkundgebung bei der SPD am Kleinen Kuhberg - Abschlusskundgebung am Hauptbahnhof

Treffen zur Abfahrt nach Hamburg:
12 Uhr, Kiel Hauptbahnhof (bei den Fahrkartenautomaten)

Bundesweite Demonstration in Hamburg:
14 Uhr, Hachmannplatz (Hauptbahnhof)

Von Anfang an?!?!?!?

age 31.10.2013 - 17:49
Also in den ersten Wochen des Protestes (wo der Großteil der Szene noch nicht am Start war) haben einzelne linksradikale Gruppen + Einzelpersonen die kompletten Schlafpätze, Materielle Hilfe und Essen organisiert!!! Und das über einen nicht unüberheblichen Zeitraum und sich verdammt den Arsch aufgerissen! Nebenher wurde mit der Kirche verhandelt, welche davor in verschiedenen Gemeinden abgelehnt hat...bis sich endlich eine Gemeinde gefunden hat! Und wie du oft ließt sind es nur 80 Leute in der Kirche, viele sind also woanderst untergekommen! Die Kirchenleute machen sowas übrigens auch Hauptberuflich....und außerdem steht die St.Pauli Kirche sei "eingeknickt" und dass "die Pastoren versuchen für die Geflüchteten der Gruppe zu sprechen, was einen doch eher kolonialistischen Beigeschmack hat."
Natürlich haben die beiden wundervolle Arbeit geleistet. Ebenso wie viele andere (woher wisst Ihr denn, über welche persönlichen Grenzen andere UnterstützerInnen gehen?), ohne dass die dafür laufend im Fernsehen waren und bei garantiert weniger Gehalt als Pastoren so kriegen.

Und in einer neuem Statement bestätigt nun die Gruppe das die Infos von den Pastoren falsch sind...

 http://lampedusa-in-hh.bplaced.net/wordpress/kurzes-statement-der-gruppe-lampedusa-in-hamburg-zur-situation-an-der-st-pauli-kirche/

Und in einer neuem Statement bestätigt nun die Gruppe das die Infos von den Paotren falsch sind...