[K] 80 bei Recht auf Stadt Aktion

Beobachter_in 28.10.2013 15:25 Themen: Freiräume Kultur Soziale Kämpfe
Am Freitagabend nahmen ca. 80 Menschen an einer Aktion der Initiative Recht auf Stadt Köln gegen eine Kunstgala der Kölner High Society teil.
Unter dem Motto „Eure Gala: Armut, Elend, Ausgrenzung“ zog der Protestzug durch die hoch gentrifizierte Kölner Südstadt und sammelte sich unmittelbar am Eingangsbereich des Events. Dieser wurde mit Transparente gegen Mieterhöhung und Schilder mit sämtlichen Parolen gegen diekapitalistische Stadtaufwertung verziert. Neben der Verlesung inhaltlicher Redebeiträgen wurden auch verbale Auseinandersetzungen und kontroverseDiskussionen mit den Galateilnehmer_innen geführt.

Die Initiative „Recht auf Stadt“ kritisiert in seinem Aufruf Aufruf dieWidersprüchlichkeit der vermeintlichen Hilfsaktion. Die Gala vom Verein „Kunst hilft Geben“ inszeniert sich einerseits als große Spendenaktion für Kölner Obdachlose, gleichzeitig besteht die Teilnehmer_innen- undUnterstützer_innenliste aus Unternehmen und Institutionen, die profitorientierte Stadtaufwertung, Vertreibung von Armen und Prekarisierten sowie jene Obdachlosigkeit im Rahmen des Sozialabbaus voranpeitscht.

Die Ambivalenz solch einer politischen Aktion kam in einigen Redebeiträgen zu Tage. Niemand, so wurde verdeutlicht, hat etwas dagegen, wenn Kölner Obdachlosen gespendet und diesen selbst nur als Tropfen auf den heißenStein materiell abgeholfen wird. Nicht dagegen richtete sich der Protest, sondern gegen ideologische Verdrehungen der Tatsachen.

Einerseits spendet dieser Verein Armen keinesfalls vor dem Hintergrundgesellschaftlicher Veränderungen. Ganz im Gegenteil wird die Tatsache,dass es Arme und Reiche gibt, schlichtweg hingenommen. Das Verhungern der Armen soll nicht vom Staat geregelt werden, sondern hin und wieder durch ein gnädiges Geber_innentum. Solch eine Haltung will nichts von gesellschaftlichen Konflikten und deren Ursachen wissen geschweige denn zugunsten einer bedürfnisorientierten Gesellschaftseinrichtung hinterfragen.

Daraus abgeleitet wurde mit Blick auf das Who is Who dieser Gala das Heuchlerische dieser Spendenaktion beleuchtet. Mit hochrangigen Vertreter_innen des Haus- und Grundbesitzervereins bzw. der Industrie- und Handelskammer waren Akteure in dieser Gala involviert, die die Bedingungen für so viel Armut und Ausgrenzung, welcher hier abgeholfen werden soll, überhaupt erst Tag für Tag fleißig (wieder-)herstellen. Dass solche Profiteure der Elendsverwaltung Danksagungen und Schulterklopfer bezüglich ihrer Almosen für ihre eigenen Opfer bekommen, kann nicht ohne Kritik hingenommen werden.

Die Ambivalenz dieser Hilfsaktion wurde nicht nur bei den Protestierenden verzeichnet. Wie immer gab es auch die cholerischen Galateilnehmer_innen, die jegliche ihnen vorgeworfene Doppelmoral vehement bestritten. Andere Besucher_innen der Gala hingegen stellten sich der Diskussion und gaben zu, dass die Kritik der Veranstaltung berechtigt sei. Interessant ist auch die Reaktion des veranstaltenden Vereins selbst. Diese hat nach Ankündigung des Protests reagiert und Teile des Aufrufs von „Recht auf Stadt“ kommentiert. Dort zeigte sich der Verein beispielsweise empört über sämtliche oben vorgetragene Vorwürfe.


Fotos: http://www.r-mediabase.eu/?view=category&catid=328
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Ergänzungen

Fotos

Fotograf_in 28.10.2013 - 15:53
Gute Intervention. Hier noch ein paar Fotos.