[HH] Für das unbeschränkte Bleiberecht von Flüchtlingen

Flora bleibt unverträglich 17.10.2013 19:12 Themen: Antirassismus Repression
Im Hamburger Abendblatt und in der Hamburger Morgenpost wurden heute Angriffe und Vorwürfe gegen die Rote Flora als Teil des Protestspektrums der letzten Tage erhoben, die wir so nicht stehen lassen wollen. Wir sehen die Angriffe als Versuch, die Proteste der letzten Tagen zu schwächen, und bekräftigen unsere Aufforderung, dem Senat keine Ruhe mehr zu lassen und dazu auch die Grenzen des Legalen zu übertreten, solange die rassistischen Kontrollen weiter stattfinden.
Die unangemeldeten Proteste lassen sich nicht auf die Rote Flora reduzieren

Seit Tagen wird in den Medien darüber berichtet, die Rote Flora hätte als Projekt zu den Protesten am Dienstag aufgerufen. Aufgerufen haben verschiedene Menschen aus unterschiedlichen Zusammenhängen, die in den letzten Tagen gegen rassistische Kontrollen auf der Straße waren. Auch, aber nicht nur Aktivist_innen der Roten Flora.

Die aktuelle Eskalation hat begonnen mit der Durchführung rassistischer Kontrollen, die einzig und allein das Ziel haben, Flüchtlinge aus Lampedusa abzuschieben. In der Folge kam es zu zwei großen Spontandemonstrationen mit Refugees und einer kleineren spontanen Protestaktion von Unterstützer_innen in der Innenstadt. Über das Wochenende zeichnete sich bereits die unnachgiebige Haltung des Senats ab, auf eine gewaltsame und repressive Lösung zu setzen.

Wütend über die weitere Eskalation durch den Senat kamen mehrere hundert Menschen am Sonntag auf einer Vollversammlung in der Roten Flora zusammen und führten am selben Abend eine weitere Spontandemonstration durch. Nach dem faktischen Ultimatum des Senates an die Flüchtlinge zum Mittwoch und der Drohung, Flüchtlinge anschließend zur Fahndung auszuschreiben, wurde aus diesem Kreis zu weiteren Protesten ab Dienstag aufgerufen, sollten die rassistischen Kontrollen nicht eingestellt werden. Die Demonstrationen am Dienstag waren aus unserer Sicht ein starkes Signal gegen die menschenverachtende Flüchtlingspolitik des Senats mit 2000 Menschen auf der Straße.

Die Gewalt geht von der Senatspolitik aus

Die angedrohten Abschiebungen der Flüchtlinge nach Italien und die aktuellen Polizeikontrollen von Menschen nach Hautfarbe sind rassistische Gewalt. Die aktuellen Proteste, wie auch die Demonstration am Dienstag, richten sich gegen diesen staatlichen Rassismus. Dabei gibt es unterschiedliche Formen, sich der rassistischen Gewalt entgegenzustellen.
Dass die Gewalt von der Senatspolitik ausgeht, zeigte sich auch bei der Demo am Dienstag: Zur Eskalation kam es durch die Polizei, als diese mit großem Aufgebot die Demo aufgestoppt, immer wieder eingekesselt und mit Reizgas und Polizeiknüppeln angegriffen hat, wobei zahlreiche Demonstranten verletzt wurden.

Die Proteste lassen sich nicht in Schubladen einsortieren

Aktuell wird versucht, den vielfältigen Widerstand gegen die rassistische Flüchtlingspolitik des Senats zu spalten in gute und böse Protestgruppen. Wer in den letzten Tagen auf der Straße war, weiß, dass diese Grenzziehungen nicht der Realität des Widerstandes entsprechen: Auf der Demo am Dienstag waren keineswegs nur Menschen aus dem Umfeld der Roten Flora, sondern auch viele Menschen aus unterschiedlichsten gesellschaftlichen Zusammenhängen, auch aus sog. „bürgerlichen Gruppen“, die genauso Reizgas und Schlagstöcke abbekommen haben wie Menschen aus "autonomen Gruppen" und von denen einige sich genauso durch Flaschenwürfe gegen die Polizeigewalt gewehrt haben. Und auf der Mittwochsdemo der Flüchtlinge überschnitten sich viele der Teilnehmer_innen mit denen der Demonstration vom Dienstag.

Es gibt keine klaren Grenzen zwischen den verschiedenen Strömungen, sondern fließende Übergänge. Und das ist gut so! Denn genau in dieser Breite und in dieser Vielfältigkeit liegt die Stärke eines wirkungsvollen Widerstandes. Der jetzige massive Druck auf den Senat wäre weder alleine durch „friedlichen“ Protest, noch alleine durch offensive unangemeldete Demonstrationen entstanden. Die aktuelle bundesweite Öffentlichkeit hat sich daraus ergeben, dass sich beides und noch vieles andere im politischen Raum ergänzt. Dadurch, dass viele unterschiedliche Menschen und Gruppen mit unterschiedlichen Mitteln gemeinsam für das Bleiberecht der Flüchtlinge kämpfen. Das scheinen die Verantwortlichen der Stadt und bei der Polizei verstanden zu haben. Sie versuchen nun, den Widerstand in Schubladen einzusortieren um ihn damit insgesamt zu schwächen.

Es geht ums Bleiberecht

Es geht uns bei den jetzigen Protesten nicht um die Rote Flora. Wir sind uns sicher, dass diese ausreichend Bekanntheit besitzt und breite Solidarität erfährt. Ebenso unsinnig, wie zu sagen, wir wollten die Proteste der Refugees instrumentalisieren, wäre das Argument, wir wollten antifaschistische oder stadtpolitische Proteste instrumentalisieren. Im Gegenteil, eine antifaschistische Praxis gehört ebenso zu unserer Geschichte, wie der Widerstand gegen Repression im städtischen Raum, gegen rassistische Kontrollen und für antirassistische Kampagnen.

Wir erinnern an dieser Stelle an unseren Widerstand gegen die rassistischen Kontrollen gegen „schwarze Dealer“ Ende der Neunziger Jahre im Schanzenviertel, gegen die wir, trotz öffentlicher Kritik im Stadtteil, ebenso protestiert haben wie heute.

Es ging den Protesten am Dienstagabend, einzig und allein darum, der aktuellen repressiven Machtinszenierung von Olaf Scholz und seiner rassistischen Flüchtlingspolitik einen breiten gesellschaftlichen Widerstand entgegenzusetzen. Die Forderungen der Refugees sind klar formuliert: Einstellung der rassistischen Kontrollen und unbeschränktes Bleiberecht.

Der Widerstand geht weiter!

Der Senat hat die Gelegenheit, diesen Forderungen nachzukommen und die aktuelle Eskalation politisch zu beenden. Die einzigen, die in Hamburg derzeit einer politischen Lösung für die Flüchtlinge im Wege stehen, sind Scholz und Neumann.

Der Konflikt spielt sich nicht nur zwischen dem Senat und Geflüchteten ab, sondern ist eine gesellschaftliche Frage, die alle angeht und politisch auf der Straße entschieden wird. Wir werden die Proteste nicht beenden, solange die Kontrollen weitergehen und Abschiebungen nach Italien das erklärte Ziel des Senates sind. Wir sehen uns dabei als einen Bestandteil von vielfältigen Protesten, die sich in den nächsten Tagen überall weiterentwickeln müssen.

Bleiberecht für Alle - Stoppt die rassistischen Kontrollen!

Aktivist_innen für Bleiberecht statt Repression und rassistischen Kontrollen!
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Ergänzungen

[HH,18.] Olaf Scholz &Bundeswehr versenken!

no border no nation 17.10.2013 - 19:30
Der Hamburger Bürgermeister Olaf Scholz wird am Freitag den 18. Oktober in der HafenCity die neue Reservisten-Kompanie der Bundeswehr mit einer Rede feierlich "Indienststellen".
Auf in die HafenCity! Bundeswehr und RSU-Kräfte versenken! No Border! No Nation!

+++ Kundgebung gegen die "Indienststellung" der RSU-Kräfte:
+++ Freitag - 18.10. – 14:00h – Vancouver Str/Hübenerstr. (Hafencity) – Hamburg


Eigentlich sollte Scholz heute, am Donnerstag den 17.10. auf dem Rathausmarkt eine Rede halten. Diese wurde abgesagt. Doch schon morgen bietet sich die nächste Möglichkeit zu stören: Von 14 bis 16 Uhr wollen sich die Bundeswehr-Reservist_innen der neuen "RSU-Kräfte" (Regionale Sicherungs- und Unterstützungs-Kompanie) feiern lassen. Dabei wird sie Scholz unterstützen, und erzählen wie er sich über die Bundeswehr freut.

+++ BUNDESWEHR VERSENKEN!

Die Bundeswehr führ Kriege. Um dies auf allen Ebenen zu optimieren wird sie derzeit umstrukturiert. Mit der Einführung der Regionalen Sicherungs- und Unterstützungskräfte (RSUKr) wird das Ziel verfolgt, sich auch in inneren Angelegenheiten unverzichtbar zu machen. Als Nachfolge der 2007 aufgelösten Heimatschutzbataillone sollen die RSUKr die innere Sicherheit gewährleisten – auch und gerade in „Friedenszeiten“.


Tatsächlich sitzen Vertreter_innen der Bundeswehr mit am Tisch, wenn ziviler Katastrophenschutz, örtliche Verwaltung, Feuerwehr und THW „Sicherheitsfragen“ besprechen. Soldat_innen dringen also in zivile (Verwaltungs-)Bereiche vor und machen sich dort breit.


Einsätze im Innern werden so zum Normalzustand. Eine Ausweitung der Aufgabenbereiche der Bundeswehr ist der nächste logische Schritt – Aufstandsbekämpfung oder die Niederschlagung von Streiks sind bereits heute zum Beispiel auf dem GÜZ (Gefechtsübungszentrum) in der Altmark trainierte Szenarien.


Der Hamburger Ableger der RSUKr soll am 18.10.2013 in der Hafencity feierlich „indienstgestellt“ werden. Wir haben keinen Bock auf organisierte „Heimatschützer“ und die Militarisierung der Gesellschaft. Kommt alle – es geht um unsere Sicherheit! Krieg beginnt hier!



Kundgebung gegen die "Indienststellung" der RSU-Kräfte:

Freitag - 18.10. – 14:00h – Vancouver Str/Hübenerstr. (Hafencity) – Hamburg

Treffpunkt zur Anreise: 13:15h – U3 Baumwall

Bullengewalt am Dienstag

- 17.10.2013 - 21:02

Frontex

Early Bird 17.10.2013 - 22:52
Sehr guter Monitor Bericht über die EU-Mörderbande "Frontex".
 http://www.wdr.de/tv/monitor/sendungen/2013/1017/europa.php5

Antifa Demo in Burg

von Hamburg aus 18.10.2013 - 00:41
Wichtig: Flüchtlingsprotest weiter unterstützen und am 2.11. nach Burg:

Am 2.11. gehts zur Antifa Demo nach Burg per Bahn von Hamburg aus. Infoveranstaltung zur Demo am 25.10. in Hamburg. Unterstützt die Antifas in vor Ort!

"Frei­tag 25.​10. – 20h In­fo­ver­an­stal­tung in der B5 mit Ge­nos­sen aus Burg. An­schlie­ßend So­liknei­pe für die Demo.

Sams­tag 02.​11. – 9.​15h Treff­punkt HBF Ham­burg bei Bur­ger King zur ge­mein­sa­men An­rei­se nach Burg"

 http://roteszenehamburg.blogsport.de/2013/10/15/auf-nach-burg/

 https://www.facebook.com/roteszene

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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So einfach ist es leider nicht!

Kritische Autonome 17.10.2013 - 20:23
Das Berichte aus bürgerlichen Medienen meist Quark sind ist klar. Aber ganz so einfach lässt sich sowas wie "Aktuell wird versucht, den vielfältigen Widerstand gegen die rassistische Flüchtlingspolitik des Senats zu spalten in gute und böse Protestgruppen." nicht sagen. Den auch viele aus linken Szene Kreisen in Hamburg finden den Verlauf von Sonntag und Dienstag nicht gut. Da gehts nicht um Gewalt oder keine Gewalt. Da gehts um Kommunikation und die Art wie mit den Refugees(welche übrigens Genossen sind) umgegangen wird. Die werden dadurch doch weiter unter Druck gesetzt (Müssen erstmal eine Taktik finden - pausenlos Presseanfragen wegen Gewalt etc.) und auch entmündigt.
Was sie sagen zählt gar nicht mehr in der Presse und interessiert auch Autonome Kreise nicht immer.
Am Anfang kamen sie mit ihren Gesichtern, Geschichten und Forderungen noch selbst in der Presse, dann die Kirche jetzt gehts über Autonome und die Kirche und es wäre ein guter Zeitpunkt gewesen das dies wieder stärker möglich wird. Es ist völlig unverständlich das nicht gemeinsam entschieden wird, dass nicht möglich gemacht wird das Kämpfende der Gruppe Lampedusa in Hamburg an diesen Demonstrationen teilnehmen können(unangemeldet geht das eben nicht) und das sich ein Sprecher der Gruppe sogar die Mühe macht in die Flora(Sonntag) zu gehen und zu bitten das es friedlich bleibt und was passiert dann? Es wird sich ein bisschen dran gehalten(nur ein paar Böller), widerwillig wird angemeldet und am nächsten Tag ist alles vergessen? WTF??!?!
In antirassistischen & Bleiberechts Kämpfen war die Selbstorganisierung der Betroffenen schon immer das wichtigste und ist wichtig zusammen mit diesen zu agieren, zu kommunizieren und auf die Straße zu gehen. 2000Leute gemeinsam mit der Gruppe lautstark und ohne Gewalt ist nicht weniger radikal und es kann auch Druck aufbauen!!!

Gemeinsam ist eine Bewegung stark und es ist auch klar das nicht alles an Aktion abgesprochen werden kann, aber es ist nicht zu viel verlangt mit den Genossen von Lampedusa in Hamburg zu kommunizieren und Äußerungen zu respektieren!!!
Und sie haben auch etwas ganz wichtiges in die Medien gebracht: Die Fluchtursachen wie Imperialismus, Kolonialismus und (Nato)Krieg. Davon ist von euch leider nie etwas zu hören.


eh

paulianer 17.10.2013 - 21:14
es ist scheiss egal ob die demo angemeldet ist oder nicht
die flüchtlinge sind so gut wie zur verhandung ausgeschrieben...da spielt der status der demo keine rolle... es ist eher eine gefahr für sie selber auf demos zugehn..es is doch soweit das wenige meter von der kirche weg die bullen auffahren und die lampedusa leutz einfangen und mitnehmen...

und wie man nun nach wochen merkt sind traurige blicke mit passenden geschichten in der zeitung eben nicht der weg raus aus dieser scheiss situation..im gegenteil es wird doch grade immer schlimmer, weshalb das ganze nun eskaliert...

das nun das typische "linker straßen terror" blabla wieder auf kommt...mein gott das kennen wir doch nun zu genüge... das interessiert doch otto normal viel mehr... bleiben wir alle weiter still verschwindet die situation im stillen und die reguees im flugzeug nach nirgendwo...

von daher is der aktuelle weg genau der richtige die bullen pausenlos auf trap zu halten tag für tag, es zeigt doch schon heute abend wie gut das klappt...einfach in gruppen umher ziehn...

man brauch sich also wirklich nich das bürgerliche geheule in kommentarspalten und bild schlagzeilen anhören und glauben hier läuft was falsch... das einzige was falsch läuft ist die aktuelle situation die vom senat so ausgesessen wird, in der hoffnung das die situation bzw die flüchtlinge über nacht wieder verschwinden...

der knall sollte solaut werden bis die im rathaus keine andere wahl haben als endlich vernünftig zu handeln...

@ kritische autonome

kritik2 17.10.2013 - 21:46
Und sie haben auch etwas ganz wichtiges in die Medien gebracht: Die Fluchtursachen wie Imperialismus, Kolonialismus und (Nato)Krieg. Davon ist von euch leider nie etwas zu hören."

wenn mensch hier die fluchtursachen benennt stimme ich euch natürlich in den ersten beiden punkten zu, aber (wie mensch sich auch immer dazu positioniert) die nato-angriffe als fluchtursachen zu benennen halte ich für im besten fall naiv und im schlimmsten zynisch.
der faschist assad und seine clique sorgen für das blutvergiesen und nicht irgendwelche natoaktionen. glaubt ihr ernsthaft ohne diese würde in diesem gemetzel keine massenhaften fluchtbewegungen entstehen?

ein kritischer autonomer

Lauter Knall

Recht hata 17.10.2013 - 21:55
Leider ist die Klappe meist größer, als der Knall laut ist. Militanz ohne langen Atem ist ne Eintagsfliege, vielleicht kurzfristig spektakulär aber ohne langfristige Wirkung. Ich finde was "Kritischer Autonomer" schreibt kannst du nicht einfach so abtun.

War so und ist so

allez 17.10.2013 - 22:30
In der Geschichte der Menschheit war die Selbstorganisierung von Betroffenen und egal zu welcher Thematik (Arbeitskämpfe / Gegen Patriachat / Gegen Rassismus) die Ursache dafür, warum es überhaupt Fortschritte in der Gesellschaft gab!!! Also unterstützt die Selbstorganiserungsprozesse und handelt gemeinsam. Die Geflüchteten der Gruppe "Lampedusa in Hamburg" sind genauso wie die Refugees aus Berlin vom Protestmarch/camp die Hauptakteure -> unterstützt sie so gut ihr könnt!!!! Support the REFUGEE Revolution und reflektiert euch selbst dabei!!!

und @ paulianer:
Ich glaub es hackt:
"es ist eher eine gefahr für sie selber auf demos zugehn" "bleiben wir alle weiter still verschwindet die situation im stillen" "sind traurige blicke mit passenden geschichten in der zeitung eben nicht der weg raus aus dieser scheiss situation"

- das ist Widerlich! Du sprichst den Leuten ein Selbstbestimmungsrecht ab, die werden schon selber wissen was für sie Gefährlich ist oder was sie sich trauen!!! Außerdem haben die Geflüchteten den Kampf selbst angefangen und in die Öffentlichkeit gebracht, da gab es noch keine 1000Leute auf einer Knalldemo - sie haben es auch so geschafft und solidarische Strukturen um sich herum aufgebaut!!! Woher willst du wisen was für sie am Besten ist?!?! Und als ob sie nur traurige Gesichter gemacht hätten(so stellt die Kirche das vielleicht da)! Hast du einmal einer kämpferischen Rede von ihnen zugehört? Einmal gesehen was die Sprecher in der Presse sagen?!?! Das ist unfassbar was du von dir gibst. Für dich nicht auf wie ein weißer Retter!!!

black and white

xxx 18.10.2013 - 01:37
was echt nervt, ist die eindimensionalität in der hier positionen bezogen werden! natürlich ist es quatsch zu suggerieren, dass jetzt nur noch die autonome straßenkampf-brigade hilft, um den gegen die wand gefahrenen refugee-protest nach vorne zu bringen. aber genauso ist es quark, dass unruhe auf der straße nun einen politischen schaden anrichtet. vielmehr wird aus der medial-öffentlichen dynamik deutlich, dass dieser das thema - und damit auch die position der lampedusa leute - weiter nach vorne gespült hat, ohne dass eine umgeworfenes baustellenschild gleich negativ auf die geflüchteten zurückfällt.

wer_welche sich über eine autonome selbstermächtigung beschwert wie die "kritischen autonomen" sollte dabei vielleicht auch mal die eigen praxis (hier im open posting) hinterfragen. kommunikation ist wichtig und muss, wenn in der dichte der ereignisse kein raum dafür ist, nachgeholt und fortgeführt werden. aber es ist sicherlich auch keine lösung, wenn die "kritischen autonomen" sich selbst zu stellvertreter_innen aufschwingen und damit eine kommunikation von vornherein abbügeln, die um die fragen gehen müsste, wie unterschiedliche ausgangspunkte und politische zugänge sich begegnen und ergänzen können (und wo dieses begegnungen auch an grenzen stossen). neben der unmittelbaren unterstützung in lebensnotwendigen dingen wie auch darin, einen politische sichtbarkeit und einen sprechort für die lampeduas leute zu supporten bedeutet solidarität eben auch, ein politisches verhältnis einzunehmen und die eigenen praktischen möglichkeitsspielräume (innerhalb und ausserhalb der legalität) zu nutzen - dazu ist es verdammt noch mal nicht notwendig, die leute als legitimationsschutzschirm pauschal zu "genossen" zu erklären (und damit deren eigene heterogenität zu negieren)! diese rhetorik erinnert eher an die zeiten, als dass proletariat per se noch als revolutionäres subjekt galt...

und klar, der nato-krieg wurde immer wieder als fluchtgrund benannt und ist ein zentraler auslöser gewesen. aber auch hier sind die motivlagen, sich aus einer in gewalt implodierenden gesellschaft heraus in bewegung zu setzen sicherlich äußerst heterogen - was wichtig ist zu sehen, nicht um die position der geflüchteten zu entkräften, aber um sich grundsätzlich ins verhältnis zu setzen zum rassistischen grenzregime der eu.

was ich außerdem bezweifeln möchte, ist dass die hier aufgemachte bezugnahme auf kolonialismus und imperialismus tatsächlich eine umfassend von den lampedusa-leuten geteilte position ist. mir scheint es eher so, als dass hier politisch etwas übergestülpt wird (zumindest wenn ich mich an die mir bekannten äußerungen halte - ich lass mich auch gern eines anderen belehren!). also wer prescht hier eigentlich vor und wer nicht???

in der sache geht es jedenfalls m.E. in keinster weise darum, zwischen legitimen und illegitimen fluchgründen und politischen begründen "zu spalten" - jeder mensch soll verdammt noch mal das recht dazu haben, sich zu bewegen, wie er_sie will - und klar, ich sehe das auch so, dass die beweggründe von süd nach nord unendlich viel mit imperialismus und kolonialismus zu tun haben und hier auch eine zentrale weitergehende politische dimension des konflikts liegt, aber bitte lasst uns doch zunächst einmal auf dem teppich bleiben:

bewegung bedeutet immer auch begegnung und das nebeneinander unterschiedlicher momente - und wenn überhaupt, dann sind es diese begegnungen und zugleich das nebeneinander der unterschiedlichkeiten, die uns über den rand der suppenschüssel der selbstbezüglichkeit hinaus in richtung einer anderen gesellschaft führen!