[HRO] Erinnerung an Lichtenhagen ´92

In den Tagen vom 22.08.1992 bis zum 26.08.1992 wurde die zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber_Innen und das ehemalige Wohnheim vietnamesischer Vertragsarbeiter_Innen im Rostocker Stadtteil Lichtenhagen von Anwohner_Innen und Neonazis angegriffen. Flaschen, Steine und Molotowcocktails kamen dabei unter dem Applaus von bis zu 3.000 Schaulustigen zum Einsatz. Die eingeschlossenen Menschen konnten unter Lebensgefahr vor dem tobenden Mob fliehen. Die Polizei sah dem Treiben mehrere Tage untätig zu. Die Bundespolitik machte sich anschließend die Gewalttaten zu nutze, um die faktische Abschaffung des Asylgesetzes durchzusetzen.
Im vergangenen Jahr fanden zahlreiche Veranstaltungen im Gedenken an die Ereignisse statt, die man in diesem Jahr jedoch vergeblich sucht. Gerade von offizieller Seite hat die Hansestadt Rostock es wie schon so oft versäumt einen festen Termin in Erinnerung an die Tage im August 1992 zu etablieren und auch auf Landes- und Bundesebene kommt man dieser Verantwortung nicht nach. Trotz der zaghaften Auseinandersetzung mit den Ereignissen außerhalb der linken Szene, die 2012 aufkeimte, trifft man nach wie vor auf Verharmlosung und Ignoranz gegenüber dem Geschehenen.
Um die Erinnerung dennoch wach zu halten und dem Verschließen gegenüber der Verantwortung zur Auseinandersetzung mit dem Pogrom zumindest lokal entgegen zu wirken, wurden die Antirassist_Innen tätig. Mit den aufgehängten Transparenten nehmen sie auch Bezug auf die gegenwärtigen rassistischen Anfeindungen gegenüber Flüchtlingen in Deutschland.
Am Montag dem 26. August wird sich eine Podiumsdiskussion unter dem Titel "Lichtenhagen kommt (nie) wieder" dem Pogrom inhaltlich widmen und Perspektiven antirassistischer Gedenkarbeit diskutieren.