Pressemitteilung BgADU

Bündnis gegen Antiziganismus Duisburg 24.08.2013 19:34 Themen: Antifa Antirassismus Repression
Pressemitteilung / Duisburger Bündnis gegen Antiziganismus 24.08.2013

Eskalation nach Bürgerversammlung in Duisburg Rheinhausen

+++Die Situation im Duisburger Rheinhausen spitzt sich zu. Bürger*innen treiben antiziganistische Stimmung weiter an +++ Pro-NRW und Nazis waren anwesend +++ Auseinandersetzungen nach der Versammlung mit anschließendem Polizeieinsatz +++ Mediale Fehldarstellungen im Anschluss.+++
Zum Verlauf der Bürger*innenveranstaltung:
Die vom „Bürger für Bürger e.V.“ veranstaltete „Diskussionsrunde“ am Freitag Abend wurde aufgrund des großen Andrangs nach draußen vor das Bürgerzentrum verlegt. So kam es dazu, dass viele Anwohner*innen des Stadtteils ihren äußerst rassistischen/antiziganistischen Erklärungen bzgl. der Problemlage im Stadtteil freien lauf ließen. Dies geschah ohne die Anwesenheit städtischer Verantwortlicher oder Bewohner*innen des betroffenen Hauses. Es fielen Wörter wie „Zigeunerbrut“, die Massenhafte Ermordung von Roma im Nationalsozialismus wurde relativiert, „wenn die Stadt nicht eingreift, dann müssen wir halt selber handeln“ war zu hören, es wurde befürwortet sie abzuschieben oder in Lager zu stecken und Mauern und Stacheldraht um sie herum zu bauen. Viele Ängste und negativ- Erfahrungen einzelner Anwohner*innen wurden dazu genutzt, Hetzte zu betreiben und weiter Stimmung gegen „Die Roma“ zu machen. Gegenmeinungen wurden übertönt, auch einmal körperlich unterbunden und nicht zugelassen.
Anstatt sich solidarisch mit den Problemen und deren Ursachen auseinanderzusetzen und die Menschen zu unterstützen um endlich ein besseres Leben für alle Beteiligten zu ermöglichen, werden typische rassistische Stereotype genutzt um die sozialen Probleme und rassistischen Strukturen dieser Gesellschaft den Menschen selbst zu zuschieben und diese zu ethnisieren. Warum diese Menschen nach Deutschland kommen müssen, warum und wie diese Menschen hier ausgebeutet werden wird nicht gesehen. Das Roma seit Jahrhunderten europaweit und besonders in Deutschland verfolgt, diskriminiert, ermordet und systematisch ausgegrenzt wurden und werden scheint für eine deutsch-zentrierte Betroffenheit in Rheinhausen nicht transportierbar zu sein. Es folgten emotionale Betroffenheiten der Anwohner*innen, die keinen blassen Schimmer davon haben, wie es den Bewohner*innen des Hauses geht, wer sie sind und warum sie bspw. dazu gezwungen werden, in diesen Verhältnissen leben zu müssen. Die Bürger*innen Rheinhausens stellen sich als die Opfer hin und entmenschlichen die Bewohner*innen des Hauses „In den Peschen“. Die Bürger*innen stimmten mit den Äußerungen einzelner Pro-NRW Mitglieder und anderweitig bekannter Nazis völlig überein.

Anschließender Verlauf, Polizeieinsatz und Falschmeldung der WAZ(1):
Schon während der Versammlung wurden Anwesende die abweichende Meinungen vertraten fotografiert. Nach der Versammlung zeigten Nazis aus der Umgebung einigen Menschen provokant einen Hammer, den sie in einem Rucksack bewahrten. Äußerungen wurden in etwa laut wie z.B., dass die Rumänen nun erst mal egal seien, „viel wichtiger wäre es „die Antifas“ zu kassieren“. Im Anschluss wurden einzelne Kleingruppen von Abreisenden verfolgt, bedroht und auch attackiert. Es kam zu „Pöbeleien“, Angriffen und weitere Auseinandersetzungen durch eine Ansammlung der aufgebrachten rassistischen Bürger*innen & Nazis an einem Kiosk. Wir hörten von einer Kleingruppe die sogar kurzzeitig in ein Haus von einem älteren Ehepaar flüchten musste.
Im Verlauf riefen wohl die sich als Opfer sehenden Bürger*innen die Polizei und erzählten ihr und einigen Medien ihre Version des Geschehens. Die WAZ brachte im Bezug darauf bereits heute einen Artikel dem wir ebenso stark widersprechen wollen.
Dementsprechend schreibt die WAZ: „sei eine Gruppe von rund 15 jungen Leuten empört aufgestanden, habe diese Menschen [die rassistischen Anwohner*innen] als „Nazis“ tituliert und dann empört den Raum verlassen. Als die Infoveranstaltung gegen 20.45 Uhr beendet war, sollen Teile aus eben jener Gruppe mit Knüppeln bewaffnet draußen vor der Tür auf diese Diskussionsteilnehmer gewartet, sofort auf sie eingeschlagen und diese verletzt haben.“
Es sind jedoch weder Leute aufgesprungen und haben Leute als Nazis bezeichnet, noch haben Leute den Raum verlassen und draußen vor der Tür gewartet um auf die Anwohner*innen einzuschlagen, was im offenen Raum zudem sehr schwierig gewesen wäre. Es scheint uns viel mehr als sollen nun solidarische Menschen, die seit einer Woche die Bewohner*innen des Hauses bei der Nachtwache unterstützen „als gewalttätige Linksextreme“ kriminalisiert werden. So wurde auch gestern Nacht eine Anzeige gestellt, dass eine Person der Nachtwache eine Flasche auf einen Rollerfahrer geworfen haben soll. Ein anwesender Journalist der WAZ widerlegte den Vorwurf und die Polizei sah anschließend davon ab, gegen die beschuldigte Person vorzugehen.
Der brutale Polizeieinsatz am Freitag Abend ist für uns nicht nachvollziehbar und auf das Schärfste zu kritisieren.
Die Mitarbeiterin des Landtags Birgit Rydlewski(2) beschreibt als Augenzeugin und in Übereinstimmung mit unseren Quellen, dass wahllos mit Knüppeln und Pfefferspray in voller Montur Wohnungen ohne Vorwarnung gestürmt worden sind. Dabei wurden Kinder und Eltern einer Familie verletzt. Eine hochschwangere Frau musste mit dem Notarzt ins Krankenhaus gebracht werden. Zudem wurden zwei angebliche Täter eines Überfalls, draußen an einer Wachposten Ecke in Gewahrsam genommen, obwohl sie und mehrere Augenzeug*innen klar machten, dass sie sich schon seit Stunden nur vor dem Haus zur Nachtwache eingefunden haben, nicht ins Haus geflohen sind und mit der Bürger*innenversammlung nichts zu tun hatten. Der Polizeieinsatz ist für uns nicht zu rechtfertigen und wir fordern die Polizei auf, die Bewohner*innen und deren Unterstützer*innen endlich zu unterstützen und nicht als Kriminelle zu behandeln.

Es ist eine Schande, dass nun wieder angeblich gewaltbereite Linksextreme die Stimmung in Duisburg anheizen würden, wo sich seit Monaten oder gar Jahren eine gewalttätige Stimmung gegen Roma in Duisburg zusammenbraut. Der bürgerliche und staatlich gestützte Rassimus gegen Roma (Antiziganismus/Antiromaismus) muss endlich thematisiert und in den Fokus der Auseinandersetzung gesetzt werden.

(1) http://www.derwesten.de/staedte/duisburg/grossaufgebot-der-duisburger-polizei-stuermt-das-roma-haus-in-rheinhausen-id8354475.html
(2) http://birgit-rydlewski.de/2013/08/24/in-den-peschen-duisburg-letzte-nacht/


Das Duisburger Bündnis gegen Antiziganismus ist ein Zusammenschluss mehrerer Einzelpersonen und Gruppen, welches sich aufgrund der massiven Antiromaistischen Stimmung in Duisburg und der entsprechenden Berichterstattung der Medien gegründet hat.
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Ergänzungen

Neonazis erkennen und benennen!

ausgefüllt 25.08.2013 - 03:24
Im Jahresbericht der Antifa Duisburg finden sich einige lokale Akteuere der extremem Rechten.
 https://linksunten.indymedia.org/en/system/files/data/2013/04/5696531565.pdf

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@leser — so siehts leider aus