SEK und Feldjäger vs. Atomwaffengegner/innen!

Gine Willrich 19.08.2013 07:36 Themen: Atom Militarismus
11./12.08.2013: 24 Stunden Musikblockade und Happening am US-Atomwaffenstützpunkt Büchel.
„Bikes beat Bombs“ war der Beitrag der „Motorradfahrer/innen ohne Grenzen“ zu der Aktion. Am Morgen des 12.08.13 wurden insgesant rund 250 Mann/Frau SEK, Bereitschaftspolizei und Feldjäger gegen die Biker/innen in Stellung gebracht, um den Schichtwechsel im an allen Toren blockierten Fliegerhorst durchzusetzten.
Anti-Atomwaffen-Blockade Büchel (Eifel), 11./12.08 2013:
Großeinsatz der Polizei gegen „Bikes beat Bombs“ – reibungsloser Schichtwechsel am Fliegerhorst erfolgreich gestört!
Am 11./12.08.2013 fand am Atomwaffenstützpunkt in Büchel eine 24stündige Blockade aller Zufahrtwege zum Fliegerhorst statt. Der Protest richtete sich vor allem gegen die Nichtumsetzung des Bundestagsbeschlusses vom 26.03.2010 zur Abschaffung der dort stationierten ca. 20 US-Atombomben und die stattdessen jetzt geplante Modernisierung aller ca. 180 US- Atomwaffen in Europa. Unter dem Motto „Rhythm beats Bombs“ wurde dazu aufgerufen, 24 Stunden lang mit Musik und Happenings den Betrieb im Atomstützpunkt zu stören und den reibungslosen Ablauf dort zu behindern, um kurz vor der Bundestagswahl dem Willen der Bevölkerung nach vor allem atomarer Abrüstung noch einmal Ausdruck zu verleihen. Sämtliche Tore waren denn auch von verschiedenen Gruppen rund um die Uhr belagert.
„Bikes beat Bombs“ war der Beitrag der „Motorradfahrer/innen ohne Grenzen“ zu der Aktion. Nach mehreren Umrundungen des Fliegerhorstes und Besuchen an den verschiedenen Toren errichteten die Biker/innen ihre Mahnwachen und Blockadepunkte vor den Toren 5 und 6 an den L 52 südlich von Alflen.
Tor 5 liegt direkt an der Straße, ist mit Natodraht völlig verbarrikadiert, zudem mit Büschen und Bäumen zugewachsenen und daher auch für die Bundeswehr recht unzugänglich und sehr schlecht einsehbar. Tor 6 dagegen ist, ca. 100 Meter entfernt, nur ein schmales Fußgängertor, seit Jahren nicht benutzt, nur schwer zu öffnen und von den Biker/innen spöttisch „Katzenklappe“ genannt. Dazu liegt es in einer Senke, von der Straße aus kaum zu bemerken und der Weg dort ist nicht mal zwei Meter breit und von undurchdringlichem Gebüsch abgeschirmt.
Nachdem die Blockadenacht an allen Toren ruhig und fast ohne besondere Vorkommnisse verlief, verzeichneten die Motorradfahrer bei „ihren“ Toren 5 und 6 nicht erst in den frühen Morgenstunden vermehrte Aktivitäten seitens des Militärs: Feldjäger und Fußpatrouillen zeigten höhere Präsenz, BW-Kleintransporter fuhren häufiger die Wege ab, und als gegen 04.00 morgens als Fahrzeugpanne getarnte Aktivitäten kurz hinter Tor 6 beobachtet wurden, deutet sich schon an: hier ist irgendetwas im Gange! Schon am späten Nachmittag zuvor war an Tor 5, an dem die zentrale Aktion der Motorradfahrer/innen stattfand, eine MOBILE KONTROLLSTELLE der Feldjäger positioniert worden, wie sie unter anderem bei der Einrichtung von Fahrzeugkontrollstellen, Checkpoints oder zur Ausleuchtung von Tatorten und Unfallstellen eingesetzt wird. Zudem begann bereits in der Nacht die Störung beziehungsweise Lahmlegung der Kommunikation der Blockier/innen an Tor 5 und 6 zu den anderen Toren.
Als gegen 06.45 Uhr dann vier Großbusse der Bundeswehr und etliche Polizeimannschaftwagen auf der L 52 anrückten und eine ebenso große Kolonne Feldjäger und BW-Kleinbusse auf dem Gelände des Fliegerhorstes vor Tor 6 stoppten, waren die Biker/innen zwar überrascht, dass die Bundeswehr sich tatsächlich die Blöße gibt, sich durch ein winziges Fußgängertor aufs Gelände schleichen zu wollen, aber nicht überrumpelt. Während innerhalb vom Sekunden aus zwei BW-Großbussen eine Hundertschaft SEK (SEK= Sondereinsatzkommando; die 1972 gegründete GSG9 der Bundespolizei. Aufgaben unter anderem: Terrorismusbekämpfung, Geiselbefreiung, Zugriffe und der Einsatz gegen verbarrikadierte Personen) das Gelände um Tor 6 stürmte, wozu sie die Leitplanken der Landstraße und steile Böschungen überwinden mussten, umstellte Bereitschaftspolizei (Hauptaufgabe: u.a. die Unterstützung der Landespolizei bei Großlagen) die in der Zufahrt zum Tor liegenden und die von Tor 5 rechtzeitig noch hinzugeeilten Blockierer. Aus zwei weiteren BW-Bussen kletterten reichlich einhundert Soldat/innen und zivile Angestellte des Fliegerhorstes über die Leitplanken, drängelten sich durch die nur ca. 40 cm weit zu öffnende „Katzenklappe“ (Tor 6) und wurden später dann in kleinen Gruppen mit etlichen BW-Kleinbussen zu ihren Arbeitsplätzen im Fliegerhorst abtransportiert.
Nach etwa 30 Minuten war der Spuk vorbei; es gab keine Verletzten oder Festnahmen, noch nicht einmal Personenkontrollen.
Die Biker/innen konnten noch erste Informationen an die anderen Tore weitergeben, bevor auch diese Kontakte durch Funk-Störmanöver der Feldjäger unterbunden wurden. Angesichts der akuten Bedrohung für Staat und Gesellschaft, die von den Biker/innen ausging - ausnahmslos friedliche Aktionen im Sinne des zivilen Ungehorsams – und ihrer massiven personellen Stärke (5!), war das Polizeiaufgebot sicherlich politisch und den Steuerzahler/innen gegenüber gerechtfertigt…
Kurz darauf wurden die Blockaden von den Motorradfahrer/innen an Tor 5 und 6 symbolisch fortgesetzt, mit musikalischer Unterstützung einiger Musiker/innen der „Lebenslaute“ und etlichen anderer, die von umliegenden Toren zur Unterstützung gekommen waren.
Der reibungslosen Schichtwechsel am Montagmorgen auf dem Fliegerhorst und US-Atomstützpunkt Büchel konnte nicht ver- aber zumindest massiv behindert werden. Eine Hundertschaft SEK, dazu Bereitschaftpolizei und mindestens ebenso viele Feldjäger waren aufgefahren worden, um die Blockade an Tor 6 auszuhebeln, um dann die Montagmorgenschicht durch eine „Katzenklappe“ in den Fliegerhorst zu schleusen. Ein Erfolg für die Bundeswehr war dies sicherlich nicht …
Gine Willrich, Düsseldorf 16.08.2013
Fotos 1 - 7: © Arbeiterfotografie.com

























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Ergänzungen

Bild-Niveau

Bla 21.08.2013 - 16:54
Zitat: "Während innerhalb vom Sekunden aus zwei BW-Großbussen eine Hundertschaft SEK (SEK= Sondereinsatzkommando; die 1972 gegründete GSG9 der Bundespolizei. Aufgaben unter anderem: Terrorismusbekämpfung, Geiselbefreiung, Zugriffe und der Einsatz gegen verbarrikadierte Personen)"

Schwachsinn. In Hundertschaften ist entweder die Bereitschaftspolizei oder der "normale" Bundesgrenzschutz gegliedert, aber nicht das SEK. SEK steht auch nicht für Sondereinsatzkommando, sondern Spezialeinsatzkommando. Und SEKs gibt es nur auf Landesebene. Nur auf Bundesebene gibt es die GSG9.

Wer also war jetzt genau da? GSG9, SEK oder doch nur die normale Bereitschaftspolizei?