Zug der Erinnerung gestartet

Besucher 29.05.2013 13:53 Themen: Antifa Blogwire Indymedia Kultur
Der Zug der Erinnerung ist am 29. Mai in Braunschweig gestartet. In ihm befindet sich eine neue Ausstellung. Sie beschäftigt sich hauptsächlich mit Deportationen von Kindern und Jugendlichen in das Vernichtungslager Sobibor und dem Aufstand von Sobibor.
Der Konflikt mit der Bahn ist geblieben. Der Zug der Erinnerung zahlt nach wie vor für jeden Kilometer und für jede Stunde im Bahnhof. Hinzugekommen ist ein Konflikt mit der EVZ.

Die neue Ausstellung

Die neue Ausstellung des Zugs der Erinnerung teilt sich in vier Bereiche:

1. Die Niederlande unter deutscher Besatzung

Die Ausstellung beginnt mit der Flucht deutscher Juden in die Niederlande und den Einreisebeschränkungen, welche die niederländische Regierung diesen auferlegt hat. Angesichts der hiesigen Anschottungspolitik ein bekklemmend aktuelles Thema, auch wenn die AustellungsmacherInnen jeden direkten Vergleich vermeiden.
Dem folgen Infos über die NS-Judenpolitik in den Niederlanden, den Amsterdamer Streik und die KZs Vuhgt und Westerbork.

2. Jugendliche Opfer

Biografien deportierter Kinder, die aus den Niederlanden nach Sobibor und Auschwitz ermordet wurden.
Die Biografien sind emotional und berührend, ohne in Holocaust-Kitsch zu verfallen. Die Bilder stehen im Vordergrund, wähernd die Texte meist eine kurze Geschichte aus dem Leben der Kinder erzählen.

3. Täter

Die Ausstellung zeigt SS-Leute und vrantwortliche der Reichsbahn, sowohl auf Leitungsebene, als auch auf mittlerer und unterer Ebene. Interessant sind vor allem die Infos zu den Nachkriegsbiografien bzw -karrieren der meisten Täter.

4. Vernichtungslager Sobibor und Aufstand

Nach einführenden Informationen über dieses weitgehend unbekannte Vernichtungslager, werden Biografien mehrerer am Aufstand Beteiligter präsentiert. Mich haben besonders die Geschichten zweier starker Frauen beeindruckt, die unterschiedlicher nicht kaum sein könnten: Die eine kämpfte nach dem Aufstand bei den Partisanen, die andere ging mit falschen Papieren nach Deutschland und arbeitete als "Fremdarbeiterin" (sie war Kindermädchen bei einer deutschen Familie).

Konflikt mit der Deutschen Bahn weiter verschärft

Zug der Erinnerung wirft Bahn "Revisionismus" vor

Der Konflikt mit der Bahn hat sich verschärft. Die DB hatte gegen die Klage eines ukrainischen Deportierten behauptet, es gebe zwischen dem Antransport der KZ-Opfer durch die „Reichsbahn“ und dem Vernichtungsgeschehen in den Lagern „keine innere Verbindung". Der Zug der Erinnerung schreibt darauf folgendes in seiner Presseerklärung

„Das Vorgängerunternehmen der Deutschen Bahn AG hat den NS-Krematorien Millionen Opfer zugeführt. Durch die Bahnlogistik konnten die Morde vervielfacht werden. Am Vernichtungsgeschehen war das DB-Vorgängerunternehmen aktiv und eigenmächtig beteiligt“, heißt es in einer Pressemitteilung des „Zug der Erinnerung“. „Die 'Reichsbahn' hat hunderte eigene Zwangslager unterhalten und eigene KZ-Züge auf ihren Gleisen stationiert. Noch bevor die Opfer in den Konzentrationslagern verschwanden, hat sie die 'Reichsbahn' in Güterwagen gepfercht und ihren Tod befördert oder billigend in Kauf genommen.“
Die „Leugnung dieser Schuld“ durch den heutigen Bahnvorstand um Rüdiger Grube widerspreche „sämtlichen historischen Tatsachen“ und stelle „einen Akt schwerer revisionistischer Fälschung“ dar, schreibt der „Zug der Erinnerung“.

Der Zug braucht Geld

Die Bahn hat das Geld, welches der Zug der Erinnerung für die Benutzung der Gleise und Bahnhöfe bezahlt hat die Stiftung "Erinnerung, Verantwortung, Zukunft" (EVZ, Zwangsarbeiterstiftung) gespendet. Diese gibt das Geld aber nicht an den Zug der Erinnerung weiter. Die Bahn will offensichtlich von dem Image los, mit dem Zug ein zweites mal an den Deportatione zu verdienen. Zugleich soll der Zug der Erinnerung dieses Geld nicht bekommen, dass Gedenken in den Bahnhöfen weiterhin auf kaltem Wege abgewürgt werden. Deshalb hat der Zug der Erinnerung die Kampagne "1000X40Euro" gestartet.

Weitere Stationen

Braunschweig (29. Mai);
Wolfsburg (30. Mai);
Wittenberge (31. Mai);
Berlin-Ostbhf. (01. und 02. Juni);
Berlin-Spandau (03. Juni);
Berlin-Friedrichstraße (04. Juni);
Frankfurt/Oder (05. Juni);
Magdeburg (06. Juni);
Hannover (07. Juni);
Dortmund (10. Juni - 12. Juni)

Weitere Infos:

Auf der Website des Zug der Erinnerung

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Ergänzungen