Blockupy Bündnis Bremen Jobcenter Belagerung

Günter Sare 30.04.2013 22:35 Themen: Gender Repression Soziale Kämpfe
Die 3. Belagerung des Jobcenters Mitte am Doventorsteinweg in Bremen am 30.04. und 2.05. thematisiert die Zusammenhänge und Übergänge von Erwerbslosigkeit und Niedriglohn und die Rolle der Jobcenter als Lohndrückerbehörde.
Das Jobcenter fängt an mit Schikanen gegen die mehrtägigen Kundgebungen zu reagieren.
Den Schikanen der Behörden stellen wir unsere Ausdauer entgegen.
Die 3. Belagerung des Jobcenters Mitte am Doventorsteinweg in Bremen am 30.04. und 2.05. thematisiert die Zusammenhänge und Übergänge von Erwerbslosigkeit und Niedriglohn und die Rolle der Jobcenter als Lohndrückerbehörde.

Darauf reagierte die Arbeitsagentur mit Schikanen, die das Stadtamt an die Aktivist_innen weiterreichte: mehrfache besorgte Anrufe an den Anmelder, und die Auflage pro Zeitstunde nicht mehr als 20 Minuten das Mikro benutzen zu dürfen. Außerdem Absperrungen und der Versuch der permanent wachenden Securities, die Teilnehmer_innen nicht ins Gebäude zulassen.

Nach der Teilnahme an den internationalen Protesten unter dem Slogan Blockupy und dem Versuch in Frankfurt das Bankenviertel zu blockieren, bildete sich aus den Nachtreffen heraus ein lokaler Ableger, der vor allem die eigene Lebenssituation thematisiert. In Deutschland sind die Verlierer des Kapitalismus marginalisiert.

Inspiriert von den breiten Mobilisierungsfähigkeiten vieler Stadtteil- und Arbeitsloseninitiativen in Spanien und Griechenland in Reaktion auf die Krise und die Krisenpolitik haben sich in der Mehrzahl selbst z.T. lange Erwerbslose und undogmatische Linke zusammengeschlossen zu einem Aktionsbündnis mit den Zielen

- Kampf dem Hartz-IV Straf- und Schikanensystem,

- der Vereinzelung entgegenwirken, Erfahrungen mit Ämtern und Chefs bei der Gegenwehr auszutauschen,

- Reaktion auf die neue "Vermittlungsoffensive" der Jobcenter,

- eine starke soziale Bewegung werden

- Ein gutes und selbstbestimmtes Leben für alle! Weltweit!

Nachdem die ersten beiden Belagerungen Ende Oktober 2012 und Ende Februar 2013 unter dem Motto "Respekt / Würde" und "Keiner geht allein zum Amt" standen, stand jetzt der Zusammenhang zwischen Ausbeutung in der Lohnarbeit und der Abhängigkeit von den Mühlen der argen Jobcenter im Fokus.

In dem die Arbeitsagentur/ Jobcenter / HartzIV-Gesetze den Zwang zur Annahme jeder Scheißarbeit perfektionieren, funktionieren sie als Lohndrücker für die Unternehmen.

Den Aktiven ging und geht es vor allem um die menschliche Verbindung zwischen den Ausbeutungs- und Schikaneerfahrenen, die über das analytische Begreifen der Zusammenhänge hinausgeht und die mediale Trennung in "ehrliche Arbeiter" und "Sozialschmarotzer" überwindet.

In Zeiten einer starken Fragmentierung des linken Spektrums und verbreiteter Frustrationen bei den ebenfalls heterogenen Erwerbslosen ist aller Anfang schwer.

Die Aktionen wurden jedoch jedes Mal mit einigem Interesse wahrgenommen.
Jobcenter-Besucher_innen berichteten prompt von massenhaften Betrügereien bei der Lohnabrechung im Hafen und in der Reinigungsbranche.
Außerdem von den stereotypen "Angeboten" der Jobcenter, die Akademikern genauso wie Erzieherinnen einen Gabelstaplerschein androhten, weil sie mit den Anbietern der Kurse, der Dekra unter Vertrag sind. Übrigens nicht von allen Firmen anerkannte Qualifikationen...

Informationen, die wir erst über die persönlichen Kontakte erfahren.

Das Amt und der Chef der Bremer Jobcenter, Westkamp, reagierten mit Baustellen-Absperrungen an ihrem Gebäude und der absurden Verfügung, nur 20 Minuten pro Stunde das Mikro benutzen zu sollen. Was die Aktivist_innen aber ignorierten.


Hier der Flyer:

LEIHARBEIT , MINIJOBS, NIEDRIGLOHN!
ARM trotz ARBEIT
ARMUT DURCH REICHTUM

AKTIONSTAGE
Di. 30. April
& Do. 2.Mai 2013
vor der Arbeitsagentur Doventorsteinweg
Jeden Tag um 11 Uhr Asamblea (öffentliche Versammlung) mit open-mic (offenem Mikrofon).

Ein menschenwürdiges Leben für alle gemeinsam erkämpfen!
Obwohl die Hartz-Gesetze als Wundertüte für Beschäftigung verkauft werden, haben sie sich als massives Druckmittel auf den Arbeitsmarkt erwiesen. Als Zubringerdienst für die Wirtschaft,
die sich nicht scheut mieseste Löhne zu zahlen.

Agenda 2010 und Hartz-Gesetzgebung haben den Niedriglohnsektor aufgebläht, die Leiharbeit ausgeweitet, prekäre Beschäftigung für viele zur Normalität gemacht. Agenda 2010 und Hartz-Gesetzgebung sind für die Unternehmen eine Erfolgsgeschichte, für die meisten Menschen
jedoch eine Armutsfalle.
Angst um den Arbeitsplatz und vor gesellschaftlichem Abstieg sind die Druckmittel, die Arbeitgeber für zunehmende Auspressung nutzen. Chronische Krankheiten sowohl bei Beschäftigten als auch bei Erwerbslosen haben deutlich zugenommen (Stresserkrankungen, Herz-Kreislauf-Beschwerden, Depressionen, etc.).

Weil jede*r wegen drohender Erwerbslosigkeit erpressbar ist, kann Arbeitskraft immer noch schlechter entlohnt werden, und das Kapital schöpft den Gewinn ab. Darin besteht der Zusammenhang
von Erwerbslosigkeit und prekärer Beschäftigung.

Deshalb wird auch die Behandlung von Erwerbslosen so gestaltet, dass sie sich möglichst demütigend auswirkt: Willkür, Sanktionen, falsche Bescheide, unsinnige Maßnahmen (und die als "Joboffensive"
beschönigte Verfolgungsbetreung).

Immer wieder schaffen es skandalöse Vermittlungversuche in die Medien. Vom »verschenken« Erwerbsloser auf dem Weihnachtsmarkt als Reinigungskräfte bis zur Vermittlung in Sexarbeit.
Der eigentliche Skandal ist aber der permanente Zwang in schlecht entlohnte Arbeit mit schlechten Arbeitsbedingungen und vorprogrammierter (Alters)-Armut.

Die etablierten Parteien setzen es um, die Gewerkschaften setzen dem nichts entgegen. So schaffen Agenda 2010 und Hartz-Gesetze planmäßig die Entrechtung und Armut der Erwerbslosen
und Niedrigverdiener*innen – und vergrößern sie systematisch weiter.
Die gesellschaftliche Spaltung wächst.

ARM DURCH Arbeit – Reichtum durch Armut
Schluss damit!!
• Die entwürdigende Bedürftigkeitsprüfung abschaffen!
• Weg mit der unmenschlichen Sanktionspraxis!
• Kein Arbeitszwang / keine Zwangszuweisung in Maßnahmen!
STATT HARTZ-IV und BEVORMUNDUNG:
• Eine bedingungslose und menschenwürdige Existenzsicherung!
• Zugang zu guter Bildung und Kultur für Alle!

Erkämpfen wir EIN GUTES UND SELBSTBESTIMMTES LEBEN FÜR ALLE! WELTWEIT !

Blockupy-Bündnis - Bremen
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Schwachsinnsamt

H.Biber 02.05.2013 - 13:12
Das stimmt überhaupt nicht, was das Jobcenter da erfindet. Das Mikro wird ab und zu benutzt und man kann es grade mal 50 Meter weit hören.
Die Verfügung ist Schikane.

Wir sollten eigentlich viel lauter werden!

Jedenfalls schöne und sinnvolle Aktion!

Es war keine Belagerung

Theo 19.05.2013 - 10:37

Von welcher "Belagerung" ist da die Rede?
Es gab - wie üblich - kiene Belagerung, sondern - wie alle Jahre wieder - das brave Hochhalten von Pappschildern. Übrigens wurden Erwerbslsoe erstaunlicherweise über die Demo nicht informeirt. So konnte dasillustre Grüppchen unter sich bleiben.

Beschämend ist dabei, dass der "Bremer Erwerbslosenverband" mit "Solidarischer Hilfe" und "AGAB" zusammenarbeiten, die vom Jobcenter (indirekt durch den Senator für Arbeit) und EU-Geldern mitfinanziert werden und deshalb die Hand nicht beißt, die sie füttert!