Berlin: Hände weg von Syrien!

H. Eckel 27.04.2013 10:46 Themen: Medien Militarismus Weltweit
In Berlin versammelten sich gestern eine Reihe von deutschen und türkischen Kriegsgegner(inne)n, um erneut eine Nichteinmischung in den Krieg in Syrien zu fordern. Kritisiert wurde dabei auch die einseitige Berichterstattung in den Medien.
Anlass der Kundgebung war die zur Zeit in der Türkei stattfindende internationale Friedenskonferenz, der damit eine Solidaritätsbotschaft gesendet werden sollte.

Aktuell hinzu kam die Erhöhung der Gefahr einer erneuten Kriegsausweitung durch die bislang ungeklärten angeblichen Funde von Chemiewaffenspuren in Syrien. Nach Presseberichten sollen "Spuren" von Saringas - nach Angaben eines US-Geheimdienstes - in Blutproben gefunden worden, die von syrischen Rebellen außer Landes gebracht worden seien. Woher diese Proben stammten, sei nicht belegbar. Dass selbst die USA nur von "geringen Mengen" von Saringas sprechen, könne demnach darauf hindeuten, dass die Kontamination - wenn sie denn stattgefunden hat - nicht in Gefechtssituationen erfolgt sei, sondern z.B. bei der Plünderung von Waffendepots durch die Rebellen. Die syrische Regierung ihrerseits hat erklärt, derartige Waffen gar nicht zu besitzen, und beschuldigte die Rebellen, Chemiewaffen mit Hilfe von Raketen, die aus der Türkei abgefeuert worden seien, verwendet zu haben (s.  http://derstandard.at/plink/1363709215416?_pid=31308739)

Die (relative) Zurückhaltung der US-Regierung in diese Frage hängt nach deren eigenem Bekunden auch mit der Lüge von den angeblichen Funden von Massenvernichtungswaffen im Irak zusammen, die seinerzeit zur "Begründung" des Überfalls auf dieses Land von den US-amerikanischen Geheimdiensten erfunden (und von Colin Powell der UNO präsentiert) worden war. Obama ist anscheinend nicht an einem ähnlichen Desaster bezüglich Syriens interessiert.

Im Hintergrund kann auch eine Auseinandersetzung zwischen israelnahen und eher kriegskritischen Kreisen in den USA vermutet werden (siehe dazu auch:  http://www.voltairenet.org/Der-Beschluss-Syrien-anzugreifen ). Die Vorwürfe gegen Syrien wegen des angeblichen Giftgaseinsatzes wurden von einem General des israelischen Militärgeheimdienstes erhoben (s.  http://www.spiegel.de/politik/ausland/syrien-assad-soll-chemiewaffe-sarin-eingesetzt-haben-a-895925.html ). Auch die israelische Regierung fordert inzwischen explizit ein militärisches Eingreifen der USA in Syrien (s.  http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/1394829/Israel-fordert-USMilitaerintervention-in-Syrien ).

Hinzuzufügen wäre noch, dass beispielsweise die "Freie Syrische Armee" nach eigenen Angaben über sämtliche Komponenten für den Bau von Chemiewaffen verfügt (s.  http://german.ruvr.ru/2013_01_02/Syrische-Rebellen-konnen-chemische-Waffen-schaffen ). Und: die syrische Regierung hatte schon vor längerem erklärt, dass sie Chemiewaffen nur bei einem Angriff von außen einsetzen werde. Dieser könnte allerdings bei lauter werdenden Rufen nach einer "Flugverbotszone" schneller als gedacht Wirklichkeit werden.


Im Aufruf zur gestrigen Mahnwache in Berlin heißt es:

"NEIN zur Kriegsbeteiligung gegen Syrien!

PATRIOTs und AWACS raus aus der Türkei und aus dem Krisengebiet!

Nach dem verheerenden Bundestagsbeschluss im Dezember 2012 unterstützen wir jetzt den Kampf der türkischen Friedenskräfte!

Die Friedensgesellschaft der Türkei, unter Schirmherrschaft des Weltfriedensrates, organisiert eine Internationale Friedenskonferenz in Istanbul und Antiochia in der Zeit vom 25. bis 29. April 2013.

Wir wollen eine Botschaft der Solidarität an die Friedenskonferenz senden und den Kampf gegen die völkerrechtswidrigen Interventionen von außen und gegen die Beteiligung von NATO und Deutschland an der Zerstörung von Syrien fortsetzen.

Gruppen der Friedenskoordination Berlin und Landesverband Berlin im Deutschen Freidenker-Verband"

Informationen über die internationale Friedenskonferenz hier:
 http://www.neinzurnato.de/?p=423
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Ergänzungen

Assad-sympathisierender Artikel auf indy?

Nieder mit Diktatoren! 27.04.2013 - 14:05
"Und: die syrische Regierung hatte schon vor längerem erklärt, dass sie Chemiewaffen nur bei einem Angriff von außen einsetzen werde."

Na dann sind wir ja jetzt alle erleichtert, dass das Assad-Regime das Giftgas nur bei einer Militärintervention ausländischer Streitkräfte über das Land und die Zivilbevölkerung ausbringen wird.


Ganz im Ernst: Was hat ein solcher Artikel, der mit Diktatoren sympathisiert und ihre Regime verteidigt, hier zu suchen?

Hass-Kommentare bitte entfernen

H. Eckel 28.04.2013 - 00:01
Kann mal jemand diese widerlichen hasserfüllten Kommentare entfernen? Das hat ja wohl nichts mehr mit einer inhaltlichen Auseindersetzung zu tun!

Ansonsten: meint ihr vielleicht, es wäre "im Sinne der Friedensbewegung", Terroristen (wie die sogenannten "Rebellen"in Syrien, die zu 80% aus dem Ausland stammen) unzählige Morde, Folter und sonstige Gewalttaten begehen zu lassen, sie dafür noch mit Waffen und Geld hochzurüsten und ihnen dann - wenn's denn klappt - die Staatsgeschäfte (nach Scharia-Manier) in den Rachen zu werfen?

Und: war Saddam Hussein nicht jahrelang der "beste Freund" der USA? Wie sagte doch ein Vertreter der Reagan-Administration damals? "Saddam Hussein is a bastard. But he's our bastard"
(Soviel zur Menschenrechts-Ethik der USA und ihrer Unterstützer).

Aber ich will hier gar nicht weiter Perlen vor die Säue werfen, nur noch soviel:
was haben solche "Kommentare", die mit Terroristen sympathisieren und ihre Gewalttaten verteidigen, eigentlich hier zu suchen???!

Foto Berichterstattung aus Syrien

wen interessiert das denn 28.04.2013 - 13:53

Betroffenen zuhören

W 29.04.2013 - 10:14
Alle Geflüchtete, die ich bis jetzt traf zeichneten ein sehr Assad-kritisches Bild. Die einfache Anti-Imp, deshalb Pro-Assad Aufteilung der Welt funktioniert nicht immer... auch wenn ich nicht bestreite, dass im Syrien-Konflikt (wie wahrscheinlich in jedem Konflikt) keine Seite die gute ist und machtpolitische Interessen durch Waffenlieferungen, etc. auch hier versucht werden durchzusetzen.
Und wenn Islamisten an Zukauf gewinnen, ist auch die Frage warum... STimmen, die ich hörte waren, dass es oft niemanden anderen gibt, der Menschen vor Ort mit Arzneimitteln und ähnlichem ausstatten...
militärische interventionen sind halte jedoch auch ich für problematisch... führt ja eher zu mehr OPfern als weniger und dass da immer machtpolitische Motive hinterstecken, ist wohl kaum zu bezweifeln.
Es ist nciht so einfach... das ist der Punkt, auf den es mit gerad ankommt.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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widersprüche?!

jb 29.04.2013 - 02:16
nach dem lesen der kommentare hierstellen sich mir tatsächlich ein paar fragen.

1. wer ist denn jetzt der böse?! assad, der nun wirklich nicht auf feine englische art regiert?! oder die rebellen, die zu einem nicht zu vernachlässigenden teil aus islamisten bestehen?!
2. WENN denn hier irgendwer intervenieren sollte.... wer denn??? die amis, die ja nun auch nicht unumstritten sind - oder gar die bundeswehr, die ja ohnehin böse und der teufel schlechthin ist?!