HH: United we stand - Demo für Esso-Häuser

info 21.04.2013 17:38 Themen: Freiräume Globalisierung Soziale Kämpfe
Mitten in St. Pauli liegen die so genannten Esso-Häuser. Seit nunmehr 4 Jahren kämpfen Bewohner_innen, Nachbar_innen und Unterstützer_innen für deren Erhalt. Neben der Initiative Esso-Häuser haben sich nun verschiedene Stadtteilinitiativen und Gruppen aus der St. Pauli Fanszene dazu entschieden, am 28. April, nach einem Heimspiel des FC St. Pauli, eine Demonstration vom Millerntor zu den Esso-Häusern durchzuführen. Der milliardenschwere Investor Bayerische Hausbau welche den Gebäudekomplex 2009 gekauft hat will diesen gegen den Widerstand auf St. Pauli abreissen lassen. Hat er sich verrechnet?
Mehr als 30 Stadtteilgruppen, Projekte und Fanclubs des FC St. Pauli rufen mittlererweile zu einer großen Solidaritätsdemo für den Erhalt der Esso-Häuser auf. Aus einer kleineren Aktion mit einer Megafon-Protest-Verstärkungs-Choreographie ist in kurzer Zeit, durch die Unterstützung von Fans und politischen Inititiativen, eine starke Solidaritätsbewegung geworden der sich immer mehr Gruppen aus unterschiedlichen Spektren anschließen. Die Organisator_innen erwarten eine starke und lautstarke Demonstration durch St. Pauli, die an andere Proteste anknüpft und unterschiedliche Themen aufgreift. Sie soll um 15:30 beginnen und zum Spielbudenplatz an der Reeperbahn ziehen.

Derzeit wird ein Gutachten über die Tragfähigkeit der Häuser erstellt. Dieses darf nicht auf Kosten der MieterInnen als Argument für den Abriss dienen, denn es gibt Alternativen. In den kommenden Monaten wird die Entscheidung um die Häuser fallen und diese Entscheidung ist ist eine politische. Die Pläne des Investors lassen sich nur verwirklichen, wenn der geltende Bebauungsplan von der Politik geändert wird. Ein wesentlicher Grund für die angeblich höhere Wirtschaftlichkeit eines Abrisses liegt vor allem darin, dass bei einer Sanierung die alten Mietverträge erhalten bleiben und deshalb nicht so erhöht werden können wie beim Neubau.

Nicht nur Wohnraum und Musikclubs wie der Molotow Club in den Esso-Häusern ist bedroht, sondern ganz aktuell soll in der benachbarten Breite Straße ebenfalls bestehender Wohnraum abgerissen werden um teure Wohnungen als Investitonsobjekt zu bauen. Anwohner_innen setzen sich derzeit mit der 'Notgemeinschaft all to nah' zur Rettung der Häuser ein und unterstützen die Mobilisierung zur Demo.

Von der Kampagne Flora bleibt unverträglich wird unter dem Motto -Es geht nicht um Geld sondern um Gerechtigkeit- in einem gemeinsamen Aufruf zur Demo für die soziale Revolte in Griechenland und der Solidaritätsdemo für den Erhalt der Esso-Häuser mobilisiert. Die Kampagne stellt dabei fest: »Wenn wir eines aus 24 Jahren Roter Flora und der Geschichte linker Kämpfe gelernt haben, dann dass wir im Kapitalismus nichts geschenkt bekommen, uns nur selbst helfen können, indem wir uns mit anderen organisieren, um für gesellschaftliche Teilhabe und gegen soziale Ungerechtigkeit zu kämpfen. Viele Dinge, die uns heute als Selbstverständlichkeit und Ende der Fahnenstange dargestellt werden, würde es heute nicht geben, wenn weiter um die Frage der Finanzierbarkeit diskutiert worden wäre, statt mit den Mitteln von Streiks, Barrikaden und direkten Aktionen die vorherrschende Kosten-Nutzen-Rechnung auf den Kopf zu stellen und damit einen völlig neue politische Ausgangsfrage herzustellen.«

Daraus wird gefolgert: »Auch im Fall der europäischen Finanzpolitik und der Diskussion um Räumung und Abriss der Esso-Häuser auf St. Pauli ist es notwendig, aus der herrschenden Kosten-Nutzen Rechnung eine politische Frage zu machen; der Frage um die Finanzierbarkeit die der Gerechtigkeit entgegenzustellen und die Lebensverhältnisse der Menschen wichtiger zu nehmen als die der Standorte und Mitnahmeeffekte. Uns ist völlig egal, was es kostet, damit Wohnungslose nicht vom Spielbudenplatz vertrieben werden, damit alle, die wollen, eine günstige Wohnung nutzen können, oder dass Menschen in Griechenland und anderen Ländern eine Lebensgrundlage haben.«

Von den Sozialromantikern St. Pauli wird der Protest gegen Kommerzialisierung im Stadion mit dem Kampf um die Esso-Häuser in Bezug gesetzt: »Auch wir sind für den Erhalt dieser Häuser, wollen das die Bewohner dort weiter wohnen können und sich mittelfristig vielleicht sogar einen kleinen Freiraum schaffen können in dem sie selbst ein wenig mitbestimmen können unter welchen Bedingungen sie wohnen und leben möchten. Denn darum ging es auch uns von Anfang an. Um ein selbstbestimmtes Leben inmitten von vielen Zwängen und Kompromissen.«
 https://www.facebook.com/pages/Sozialromantiker-Sankt-Pauli/142430009146577

Mittlererweile gibt es ein auch ein Plakat zum selber ausdrucken, das im Hausflur der Wohnung, im Fenster der Lieblingskneipe oder im Laden nebenan aufgehängt werden soll. In den nächsten Wochen und Monaten wird die politische Auseinandersetzung um die Esso-Häuser zunehmen. Die Demonstration am 28. April ist ein erster Schritt für einen breiten Protest auf St. Pauli. Der wird, wie beim Kampf um die Hafenstraße, von der Solidarität im Stadtteil geprägt sein.

Passend dazu findet ab 28. April auf St. Pauli eine Protestkulturwoche statt, mit der an die Auseinandersetzungen der Vergangenheit erinnert werden soll. In der Ausstellung werden Fotografien, Plakate, Texte, Objekte und Video-Installationen präsentiert, die den Widerstand gegen zu hohe Mieten und Verdrängung thematisieren. Eine Protestkarte informiert über erkämpfte, umkämpfte und gentrifizierte Orte und macht die Auseinandersetzungen im Stadtteil aktuell und historisch sichtbar. Die Esso-Demonstration ist aufgrund der Ereignisse einfach zu einem Teil des Programms geworden. Soviel Aktualität hätten die Organisator_innen wohl kaum erwartet.

Mehr Informationen:

Aufruf der Esso-Initiative und des Bündnisses
 http://www.initiative-esso-haeuser.de/archive/demoaufruf_28042013.htm

Plakat als PDF zum ausdrucken
 http://florableibt.blogsport.de/2013/04/21/united-we-stand-divided-we-fall-esso-haeuser-bleiben/

Aufruf von Flora bleibt unverträglich
 http://florableibt.blogsport.de/2013/04/17/es-geht-nicht-um-geld-sondern-um-gerechtigkeit/

Mobilisierung der überregionalen Demonstration für die soziale Revolte
 http://revoltedemohh.noblogs.org/

Programm der Protestkulturwoche
 http://www.protestkulturwoche.de
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Ergänzungen

Mobilisierungstransparent

auf St. Pauli 22.04.2013 - 17:48
zur Esso-Höuser-Demo

1. Mai 2013 Hamburg

Heraus! 23.04.2013 - 01:58
Heraus zum revolutionären 1.Mai in Hamburg! 18 Uhr U Feldstraße

Gegen Ausbeutung und Unterdrückung!

 https://www.youtube.com/watch?v=NmjtY74YomA

und..

just 24.04.2013 - 22:30
noch ein Transparent