Güstrow: NPD will an jüdischem Friedhof vorbei marschieren

Kombinat Fortschritt 17.03.2013 23:54 Themen: Antifa
Am kommenden Samstag will die NPD unter dem Motto "Einmal Deutschland und zurück" durch Güstrow demonstrieren. Als Anlass dient die Einrichtung eines Flüchtlingsheims im Stadtteil Dettmannsdorf. In ein altes Bahngebäude am Stadtrand sollen die Flüchtlinge einquartiert werden. Gegen die rassistische Hetze der NPD formiert sich unter dem Label des in Wolgast erfolgreichen Bündnisses Rassisten stoppen - Solidarität mit Flüchtlingen! Gegenprotest. Auch erste Informationen zur Naziroute sickern durch.
Laut Anmeldung sollen etwa 300 Neonazis vom Bahnhof aus nach Dettmannsdorf, von dort durch den Distelberg und über die Rostocker Chaussee zurück marschieren. Auf ihrem Weg würden sie so auch durch die Neukruger Straße laufen. Dort befindet sich auch der jüdische Friedhof der Stadt. Anschließend soll im Wald-Weg eine Kundgebung abgehalten werden, wo sich das ehemalige Bahninternat befindet. Über die Niklotstrasse soll es dann weiter in den Stadtteil Distelberg gehen, hier soll ebenfalls eine Zwischenkundgebung stattfinden. Auf dem Rückweg geht es vorbei am evangelischen Friedhof in Richtung Bahnhof.

Auf der Facebook-Seite zum Aufmarsch haben derzeit 131 Personen ihr Kommen angekündigt, darunter auch Sebastian Schmidtke, NPD-Vorsitzender in Berlin, und Stefan Köster, NPD-Abgeordneter im Landtag und Landesvorsitzender. Weitere 144 wollen "vielleicht teilnehmen". Erstellt wurde die Veranstaltung vom User „Liebe Sie Überalles“. Hinter dem Usernamen soll sich laut Antifaschist_innen der Güstrower Neonazi Enrico Westphal verbergen.

„Die klau'n uns're Jobs!“

Der Distelberg, ein Viertel mit den Güstrow-typischen gelblich-beigen Plattenbaufassaden am nördlichen Stadtrand, gilt als Nazi-Homezone und Wohnort mehrerer Mitglieder der 'Nationalen Sozialisten Güstrow'.Kurz nach bekanntwerden der Pläne des Landkreises ein Heim in Güstrow-Dettmannsdorf einzurichten, kursierte ein offener Brief im Stadtteil, der kein rassistisches Klischee ausließ. Darin wurde auch eine Unterschriftenaktion angekündigt. Wenig später lagen die Listen auch in der benachbarten Kindertagesstätte aus. Deren Leiter, Steffen Sanewski, hatte sich als erster öffentlich und ablehnend geäußert. Sanewski eröffnete außerdem eine Onlinepetition gegen die Eröffnung des Heims, deren Unterstützerzahl allerdings eher kläglich ausfiel. Selbstverständlich vergaß man nicht, sich von jeglichem „rechten Gedankengut“ zu distanzieren. In den folgenden Wochen wurde von Unbekannten ein Buttersäureanschlag auf den Eingangsbereich des Heims verübt.

Der Landkreis Rostock, als zuständige Behörde, will den Nazis anscheinend eine möglichst attraktive Route zusichern. So soll die Kundgebung im Distelberg auf einer zentralen Straßenkreuzung mit direkt angrenzenden Wohnblöcken durchgeführt werden dürfen. In jedem Fall aber muss die Versammlungsbehörde dafür Sorge tragen, dass am Samstag keine Antisemiten und Rassisten am jüdischen Friedhof vorbeiziehen können. Bereits in der Vergangenheit war dieser von Neonazis geschändet worden. Der Auflagenbescheid wird für den Anfang der Woche erwartet.

Ab Montag starten auch die Mobilisierungsveranstaltungen für die Gegenaktivitäten. Den Anfang macht am Montag Schwerin, am Dienstag folgen Güstrow und Greifswald. Am Mittwoch finden die Info-Vorträge in Rostock und Neubrandenburg statt, bevor die allerletzten Neuigkeiten und Infos am Freitag wiederum in Rostock abgegriffen werden können.

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