[Muc] Josephsplatz: Besetzung geht weiter

Joseph 22.02.2013 18:07 Themen: Ökologie
Endlich hat sich die die Stadt überlegt, wie sie mit der Situation der Besetzung umgehen will. Sie möchte die Sache aussitzen und die Besetzung nicht räumen lasen. Das gibt uns Zeit, uns zu sammeln und über eine langfristige Strategie nachzudenken. Von den Bäumen bekommen sie uns damit aber nicht so schnell. Eine Alternative für die Investition, der langfristig Autos statt Bäumen und Spielplatz zum Opfer fallen würden, hätten wir aber anzubieten.
Häufig betonen die Befürworter_innen der Tiefgarage den Wegfall der circa 80 Parkplätze am Josephs- und gerade dem Spielplatz. Das finden auch wir super. Nur geht das nicht nur mit dem Bau der Tiefgarage sondern ebenso mit einer Politik, die den Individualverkehr nicht fördert sondern zurückdrängt. Der Bau der 260 unterirdischen Plätze würde Anreize zur Anschaffung neuer Autos schaffen, während der Wegfall der Parkplatzsuche die Schwelle, das Auto statt Bahn oder Fahrrad für innerstädtische Kurzstrecken zu benutzen, deutlich senken würde. Zudem würde sich der gesamte Verkehr im Viertel um den Spielplatz konzentrieren, da hier eben die Einfahrten gebaut werden. Die Abgase würden auf den Platz zurück geblasen werden.

Die Zweckgebundenen Gelder könnten - um den Auswirkungen des individuellen Personenverkehrs entgegen zu wirken - verwendet werden, um Carsharing als günstige Alternative zur Unterhaltung persönlicher und die meiste Zeit nur herumstehender Fahrzeuge zu etablieren. Weiters könnte darüber nachgedacht werden, den ÖPNV durch Preissenkungen attraktiver zu machen.

Ein weiteres "Argument": Es handele sich um eine Anwohner_innentiefgarage und nicht einfach um eine Tiefgarage. Warum eine Anwohner_innentiefgarage keine Tiefgarage sein soll, ist uns nicht klar. Allen Anwohner_innen wird die Tiefgarage sicher nicht zur Verfügung stehen. Pro Jahr soll ein Stellplatz nämlich um die 1000 Euro kosten, dass sich das nur die wohlhabenderen unten den Mietern um den Platz leisten können ist klar. Möglicherweise erledigt sich das Problem aber langfristig auch, wenn der Bau die Gegend "aufwertet", die Mieten steigen lässt und damit weniger Zahlungskräftige Anwohner_innen verdrängt...

Die Wiederherstellung des Bewuchses des Platzes inklusive derer ökologischer Funktion erscheint uns unmöglich; ein angemessener Ersatz bräuchte ohnehin Jahrzehnte, um zu wachsen. Ahornbäume können einen Durchmesser von 1,5 m und ein Alter von 200 Jahren und mehr erreichen. Da Ahornbäume zu den Herzwurzlern gehören und häufig auch tiefe Pfahlwurzeln besitzen, können ähnliche Bäume auf der Tiefgarage nicht mehr gepflanzt werden. Flachwurzler hingegen haben als Ersatz eine erhöhte Windbruchgefahr. Könnte man Ahornbäume nachpflanzen, so müssten diese 30 Jahre alt werden, bis sie die Hälfte der aktuellen Höhe und ein Viertel des Holzgewichts erreicht hätten. Die Kapazität der Luftbefeuchtung und Schadstofffilterung wäre zu diesem Zeitpunkt ebenso noch entsprechend reduziert.

Der Kritik, wir würden gegen den Willen der Anwohner_innen und derer demokratischer Entscheidung handeln, können wir nicht viel abgewinnen. Nicht nur, dass die Unterstützung aus der Bevölkerung überwältigend ist; erst kurz vor Beginn der Arbeiten wurde das Baukonzept geändert. Statt einer geschlossenen müssen die Anwohner_innen nun eine offene Bauweise ertragen. Das Konzept, über das bei einer Bürgerversammlung abgestimmt wurde, sah aber eine gedeckelte Bauweise vor. Wie demokratisch diese Versammlung durchgeführt wurde ist zweifelhaft. Die Informationen über die Bauweise nicht vollständig und transparent und der Zeitpunkt der Abstimmung war so gewählt, dass er die Nutznießer des Baus bevorzugt. Schließlich wurde, wie anwesende berichten, nur per Handzeichen abgestimmt und nach Eindruck ausgewertet. Von schriftlichen Aufzeichnungen der Auszählung ist uns nichts bekannt.

Wir bleiben. Für eine Stadt ohne Autos statt ohne Bäume.
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München

nicht wichtig 22.02.2013 - 21:33
München

München

fx 22.02.2013 - 21:37

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