Besetzung am Josephsplatz München

Joseph 19.02.2013 14:59 Themen: Ökologie
In der Nacht von Sonntag auf Montag wurde ein hundertjähriger
Ahorn am Münchner Josephsplatz besetzt, da dieser zusammen mit
einem Großteil der anderen Bäume dort einer Tiefgarage weichen
soll. Mittlerweile hat sich die Besetzung auf 4 jeweils
hundertjährige Bäume ausgeweitet und die Rodungsarbeiten sind
vorläufig gestoppt.
Um circa 4 Uhr wurde der erste Ahorn von einigen Aktivist_innen
besetzt und mit einer Schlafplattform ausgestattet. Kurz nach 7
traf die Landschaftspflege, also das Rodungsteam, ein und wütete
mit einem Bagger und mehreren Motorsägen. Zu diesem Zeitpunkt
war bereits ein weiterer Baum erschlossen und ein Walkway
(Verbindung zwischen 2 Bäumen, die es ermöglicht, die Bäume zu
wechseln) zwischen den Bäumen gespannt. Nachdem das Rodungsteam
von Anwohner_innen bei den Arbeiten behindert wurde, riefen
diese die Polizei, welche Personalien aufnahm, ansonsten aber
unschlüssig rumstand. Die uniformierten Polizisten zogen sich
nach kurzfristigem größerem Aufgebot völlig zurück und wurden
durch einige Zivilpolizisten ersetzt, die Versuchten, sich
unter die Anwohner_Innen zu mischen. Gezählt wurden acht.

Innerhalb weniger Stunden wurde der halbe Platz dem Erdboden
gleich gemacht und die meisten Bäume unter Protest der
Anwohner_Innen gefällt. Übrig blieben sämtliche von
Aktivist_innen besetzte und einige umstehende Bäume. Auch der
Spielplatz wurde abgerissen. Im Laufe des Nachmittags wurde
dann bekannt, dass ein Baustopp beschlossen, also die Rodung
ausgesetzt wurde. Wann es weiter geht, ist nicht bekannt.
Wahrscheinlich ist vorher aber die Räumung der Besetzung
angesetzt.

Vor Ort ist die Stimmung gut. Anwohner_innen und andere
solidarische Menschen spenden Rege allerlei nützliches Material
und veganes Essen. Es entwickeln sich viele interessante
Gespräche über Aufwertung des Stadtteils und dadurch steigende
Mieten, autofreie Städte, die längst nicht mehr tragbare
Wegwerfgesellschaft usw. Mittlerweile wurde auch ein Ofen
gespendet der für Wärme sorgt und Anwohner_innen bastelten
derweil aus den Trümmern des von der Rodungsfirma zerstörten
Spielplatzes Wippen und andere Spielgeräte. Die Polizei hat
sich soweit erkennbar völlig zurück gezogen, nur am morgen des
heutigen zweiten Besetzungstages war eine Art Spähtrupp
bestehend aus einer Person in Zivil und einer in Uniform vor
Ort.

Wer vorbei kommen will ist dazu herzlich eingeladen, jede Art
von Unterstützung ist willkommen. Einfach in die U2 und am
Josephsplatz aussteigen. Kommt zahlreich, bringt gute Laune und
Dinge die Spaß machen mit. Ein Soundsystem und tanzfreudige
Menschen wären zum Beispiel nicht schlecht. Am Nachmittag des
zweiten Besetzungstages (Dienstag) wird es einen Vortrag zu
veganer Ernährung und eine Lesung „radikal mutig“ von Hanna
Poddig geben. Weitere Workshops, Vorträge und andere
Programmpunkte für diesen und die nächsten Tage sind in
Planung.
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@ 20.02.2013 - 03:17
Super Sache und die Bullen wissen nicht so richtig, wie sie damit umgehen sollen... Sie werden aber sicher wieder irgendetwas repressives veranstalten, das ist zu erwarten... und das mit Absegnung von ganz oben. Sogar zu acht dürfen sie eine Frau in der Zelle die Nase und das Jochbein brechen und bekommen die Legetimation dafür von ganz oben. Aber auch ein Herr Schmidbauer wird irgendwann mal acht schlecht Gelaunten Gestalten über dem Weg laufen - und wen dem soweit ist, dann werden sich Tausende freuen :)

Spätestens zur Demo wegen dem NSU-Prozess werden wir viele sein, sehr viele und sollten die Bullen dort auch nur am Rande auftauchen dann gibt es viele Möglichkeiten geben ihnen zu zeigen was wir von ihrer Präsens halten und das sie an einem Tag wo wegen dem NSU demonstriert wird nicht einmal zur Verkehrsregulierung akzeptiert werden... Das ist sicher nur ein temporäres Statement aber immerhin. Denn diejenigen die die Angehörigen der NSU-Morde über ein Jahrzehnt in rassistischer Manier diskriminiert, z.T. deren Jobs und psychische Integrität vernichtet haben, diejenigen werden die Ablehnung hoffentlich von Hunderten zu spüren bekommen. Ausser sie halten sich daran sich ganz fern von der Demo.

Das soll aber nicht den Charakter der Demo ändern. Diese soll und wird bunt und offen werden, aber auch entschlossen und im Zweifel auch entschlossen und offensiv. Das ist zumindestens meine Meinung.