Zum Tod von Christian Semler

saul 15.02.2013 21:15 Themen: Blogwire Medien
Am 13. Februar starb Christian Semler. Alt 68er, SDS, KPD (AO), TAZ. Den durchschnittlichen Indyuser eher unbekannt, für ältere dagegen jemand mit der sich vieles in den 70ern verbindet. Vor allem die K Gruppenzeit. Irgendwer muß halt hier was schreiben, wenn nicht ich, dann machts offenbar niemand. Warum nerv ich damit? Semlers Geschichte ist es durchaus wert, das sich Linke damit auseinandersetzen, das der Weg aus Fehlern nicht notwendigerweise zum Systembefürworter, zum Geschichtsrevisionisten oder zur Karriere führen muß.
Die KPD verliert nun endgültig ihre Führung. Ok. die Partei selbst existiert seit 33 Jahren nicht mehr. Nach Horlemann nun auch noch Semler. Tia, eigentlich mein alter Parteivorsitzender, wenn man so will. Nicht ganz, ich war ja nie in der KPD. Die nahm ja nicht jeden der angeschissen kam. Fürs Fußvolk gab s die Umfeldorganisationen wie etwa Liga gegen den Imperialismus.
Eigentlich war die Geschichte längst abgehakt und vergessen, zumindest bevor sie im Internet wieder hochkam. Semler bei der TAZ erinnerte eben stets daran. Sicher auch einige, die sich nicht erinnern wollten. Woran? An die ML Sekten, an den Maoismus und so jemand landet dann bei der TAZ? Es gab schon erstaunlichere Lebenswege.
Was bleibt sonst? Wenn es sowas wie ein Vermächtnis gibt, dann die Tatsache, das Menschen sich ändern können. Das der Kopf rund ist, damit das Denken die Richtung ändern kann. Oder auch, das es kein Gesetz gibt, einmal Stalinist, immer Stalinist. Das könnte man als sein Erbe betrachten.
Es gibt freilich auch eine Richtung die das etwas anders sieht. Ausgestorben sind die Dogmatiker und Betonköpfe ja nicht, wie im Netz zu besichtigen. Für die ist der Fall klar. Semler bei der TAZ? Klar, diese Kleinbürger, diese Verräter. Das mußte ja so kommen. Diesen Lumpen kann man nicht trauen. Semler kannte sich da bestens aus, schließlich vertrat er lange Zeit genau diesen Dogmatismus mit dem die frischgegründeten K Gruppen einen Nachweis der proletarischen Herkunft verlangten, andernfalls hatten Beitrittswillige mit Arbeit im Betrieb ihre Parteinahme für das Proletariat unter Beweis zu stellen. Zeiten waren das. Das sollte die Partei die Linke mal versuchen. Würde ihr nicht im Traum einfallen (so groß ist der Andrang auch wieder nicht), zudem ließe sich das auch schwer ausführen. Einfach so in einen Betrieb arbeiten? Als Hilfsarbeiter? Die Zeiten sind lange vorbei. Wenn überhaupt, dann als Leiharbeiter. Ok, das war ein witziger Einschub.
Also gut, man muß nicht alte Feindschaften wieder ausgraben. Und was Kritik angeht, die alten Parteiführer wurden mit der Zeit selber zu ihren schärfsten Kritikern.
Aber ja doch. Die schärfsten Kritiker der Elche - waren früher selber welche. Und? Immerhin konnten sie über ihre Irrtümer schreiben, zum Glück hatten sie nie die Macht, den Irrsinn zu praktizieren. Also zu beweisen, das der Parteidogmatismus nur zu Säuberungen und Schauprozessen führen kann. Die wurden nur im verkleinerten Parteirahmen veranstaltet, aber nicht weniger ernsthaft abgehandelt als die historischen Vorbilder.
Nun warten wir noch auf die Reaktionen unter den verbliebenen Kommisekten. Sie werden sicher entsprechend ausfallen, wenn sie sich überhaupt äußern. Na wir werden sehen.
Links:
 http://politsekten.blogspot.de/2013/02/christian-semler-gestorben.html
 http://de.wikipedia.org/wiki/Christian_Semler
 http://www.taz.de/Abschied-von-Christian-Semler-/!110964/
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Ergänzungen

Junge Welt vom 15.02.2013

xxx 16.02.2013 - 06:43

stalinismus?

fragender arbeiter 16.02.2013 - 18:31
was ist das eigentlich, stalinismus?
kann mir das mal einer erklären? und vor allem, was ist der unterschied zum leninisms?

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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