EINE ANTINATIONALE ZEITSCHRIFT!

PAANG! collective Montréal 18.01.2013 21:29 Themen: Antirassismus Medien Soziale Kämpfe Weltweit
Der Beitrag enthält den deutschsprachigen Call for Texts eines sich momentan in Gründung befindenen Zeitungskollektivs, dass sich zum Ziel genommen hat, eine Zeitschrift von und für eine globale, emanzipative antinationale Bewegungung zu publizieren. Das PAANG! Kollektiv ist "multi"national und mehrsprachig besetzt. Seine Mitglieder leben und arbeiten zur Zeit in Montréal (Kanada).
The post-apocalyptic antinational group! (PAANG!) based in Montréal (Quebéc/Canada)
calls out for texts

für eine antinationale Zeitschrift!

Wenn wir unsere Ablehnung gegen Kapital und Nation deklarieren, dann neigt die große Mehrheit der Leute dazu aus ihr einen –Ismus zu machen. Viele neigen dazu einen kruden Unterschied zu machen zwischen „gutem“ Patriotismus und „bösem“ Nationalismus. Doch sowohl Nationalismus als auch Patriotismus sind lediglich zwei Seiten der selben Medallie. Je nach dem wie mensch sich auf die wahnhafte Fiktion einer Nation beziehen möchte, bedienen sie sich, für einen negativen Bezug, des vielerorts diskreditierten Nationalismusbegriffs. Patriotismus dagegen wahrt hingegen viel zu oft noch ein Moment des heiligen, des wahrhaftig guten überindividuellen Kollektivs, das zu verteidigen die Pflichte eines/einer jeden Patrioten_In darstellt. Patriotismus ist damit nichts anderes als der Versuch der häßlichen Fratze des Nationalismus ein sympathisches Antlitz zu verleihen!
Doch egal ob wir es Patriotismus oder Nationalismus nennen, es bleibt die gleiche exklusive und menschenverachtende Scheiße!
Das Abtun des Nationalismus als harmlosen „Patriotismus“, ist lediglich eine Beschönigung und das Gerede von Vaterlandsliebe entblößt in aller Öffentlichkeit, den rassistischen und patriachalen Subtext eines Diskurses, der sich hinter einer Pseudo-Inklusivität verbirgt. Demnach müsste doch niemand ausgeschlossen sein, solange sich die „Anderen“ „richtig“ verhalten und entweder brav ihre Rolle als exotische Fremdlinge in einer „multikulturellen“ Gesellschaft spielen oder sich endlich assimilieren lassen würden. Doch wie mensch es auch betrachten will, ob Nationalismus, Patriotismus oder Multikulturalismus, es bleibt der gleiche faule Kern und der wurzelt in einer illusionären Idee eines exklusiven und essentiellen Kollektivs und deren Invasoren, die es mit allen Mitteln abzuwehren gilt.
Es ist diese Wurzel die stinkt! Daher bleibt uns nichts anderes übrig als die Idee der Nation in all ihren Erscheinungsformen von Grund auf radikal abzulehnen!
Es gibt keine bessere Form des Nationalen und die Unterscheidung zwischen einem „Wir“ und den „Anderen“ ist schon die Basis für die Mehrzahl von Unterdrückungen.

Bezogen auf den Nationalismus in Quebéc stellt sich dieser als bloßer Reaktionismus dar, der nichts anderes versucht als progressive Ideen im Namen des Kampfes einer unterdrückten Nation zu korrumpieren, um sich so der wahnsinnigen Idee eines linken Nationalismus anzubiedern. So wird schamlos die Geschichte verschwiegen, vergessen, umgedeutet und neu geschrieben um ein Gedächtnis der Unterdrückten zu konstruieren. So wird die blutigen Kolonialgeschichte Nordamerikas und den zahlreichen Gräultaten gegen die „unzivilisierten Eingeborenen“ durch europäische Siedler_Innen und eben auch der französischsprachigen einfach vergessen, um die sich selbst als ein „unterdrücktes Volk Quebecs“ zu imaginieren, das sich selbst als Opfer der englischen Kolonialisierung zu sehen wünscht. Es wird behautet es müssen eine „französische Kultur“ in Nordamerika bewahrt werden, die pausenlos durch den englischen Einfluss bedroht werde und verschweigt dabei, den eigenen Kolonialismus, der nach wie vor ungebrochen vonstatten geht.
Weit davon entfernt sich auf seine offensichtlich rassisitische Attitüde zu beschränken, bürgt jene nationale Ideologie in Quebéc für die „Vikitimisierung“ des „quebéc’schen Volkes“, das sich gerne als angeblich Opfer von Kolonisierung sehen will und doch nur seine „Werte“ beschützen möchte und vergißt dabei nur zu gerne seine eigenen kolonialen Verbrechen im Laufe der „nationalen Geschichte“.

Ohne „schlimmer“ oder „legitimier“ zu sein als jede andere Form von nationalisitischen
Bestrebungen, muss der Quebéc’sche Nationalismus abgelehnt werden. Erinnern wir uns an den Populismus während des „printemps étudiant“ in Quebéc, den immer särker werdenden Faschismus, die falsche Gegenüberstellung der bürgerlichen Mitte von Souveränität und Föderalismus, die Leugnung der eigenen manigfaltigen Kolonialverbrechen Kanadas auf beiden amerikanischen Kontinenten. Diese Phänomen sind ebenso wie die überbordende Engstirnigkeit auf die „eigenen“ Kämpfe in der „Heimat“ und genauso die Blindheit in Bezug auf den jenseitigen Charakter der Kämpfe über nationale Grenzen hinaus, Symptom der wahnhaften ideologischen Konstruktion namens Nation.

Ohne sich auf einen Nationalismus Quebécs oder Kanadas, oder sonst einen anderen lokalen „Kampf“ zu beschränken, wollen wir uns über die verschiedenen Erscheinungsformen diese exklusiven Konstrukts namens Nation in aller Welt austauschen. Was wir uns vorstellen ist ein Raum für Kritik, der feministisch besetzt ist und in dem wir uns unserer verschiedenen Privilegien bewusst sind; indem wir die Grundlagen für einen gemeinsamen Kampf gegen die verschiedenen Grenzen etablieren können. In den Sprachen die wir sprechen wollen, theoretisch, praktisch oder auf ein konkretes Gebiet bezogen fordern wir: No Border, No Nation!

In Erwartung des baldigen Endes der Welt: Holt eure alten Schreibmaschinen raus oder setzt euch vor euer MacBook!

PAANG hat genug vom Nationalismus in mitten unserer Kämpfe.
PAANG hat die Schnauze voll von der Geschichtsverdrehung.
PAANG möchte eine Safer Space und ein Power Space kreieren frei von jedweder Form von Unterdrückung.
PAANG will den nationalen Diskurs dekonstruieren und eine andere Debatte jenseits von nationalen Bezügen wiederbeleben.
PAANG scheißt auf eure „fleur de lys“, euer „feuille d’érable“, eure „Marianne“, eurer „Germania“ und euer „Washington“ und auf alle anderen nationalen Symbolismen.
PAANG kotzen Nazis und ihre Lügen an.
PAANG weiß nur zu gut, dass Antifaschismus nur all zu oft auch Mackertum heißt.
PAANG verurteilt Mißbrauch und RapeCulture in jeder Form.
PAANG weiß wann es gilt die Fresse zu halten und denjenigen zuzuhören die unterdrückt werden egal von wem.
PAANG will Privilegien ihren Trägern entgegen halten. (stronger expression!!)
PAANG will seine nationalfixierte Sozialisierung dekonstruieren, sei es in französisch englisch, spanisch, türkisch, tagalog oder in sonst irgendeiner anderen Sprache.

Wir bitten euch daher um Texte, Analysen, Essays oder Beiträge in jeder von euch gewollten Form. Theoretisch, praktisch, bewegungsorientiert, informativ, lyrisch, poetisch whatever.
Wir wollen die antinationale Kritik von ihrem Elfenbeinturm herunterholen und in die Köpfe und auf die Straßen holen.

Schickt uns also eure Beiträge für unsere erste Ausgabe bis Mitternacht des 31. März 2013 (maximal 3000 Wörter).

Für weitere Informationen zu Texten, ihrer Selektion und Auswahl besucht:
 http://paangrevue.wordpress.com/
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Ergänzungen

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Die Chance eine feministischen Feuilleton

Radikal Queer 18.01.2013 - 22:01
Nun gut, denke nicht das dies eine Literatur betreffen wird für den 'vandal pride' on Blog'n roll 'Fugees'-IkonoKlasmie der ersten Klausuren des bewegenden Semesters,...aber any Mali hat mehrere Gesichter der französischen Analyse zum Theme 'Unity' beurette as hell pride!

Mein Tipp: Medien neu definieren! Allah!

Na wunderbar

Paaaaaaang 19.01.2013 - 09:03
Was ist das wieder für ein Schrott?

Zumindest ein wenig Bewußtsein

über die realen Verhältnisse 19.01.2013 - 17:17
Zitat aus dem Artikel: "PAANG weiß wann es gilt die Fresse zu halten und denjenigen zuzuhören die unterdrückt werden egal von wem."

Zumindest ein wenig Bewußtsein über die realen Verhältnisse deutet dieser Satz an und zugleich macht er auch klar, wessen Projekt diese neue "Plattform" zu sein scheint: weiße Mittelklasse.

"Anti-Nationalismus" hat sich in den letzten Jahren leider auch sehr oft an vergangenen oder noch aktiven Befreiungsbewegungen abgearbeitet, die aufgrund neo-kolonialer und imperialistischer Ausbeutung andere Organisationsbewegungen gewählt haben oder wählen, die von (meist studierten) weißen Mittelklasse Kids in Nordamerika oder Westeuropa bevorzugt werden.

Das oben heraus gestellte Zitat ist ein Eingeständnis in diese Realität und es bleibt zu hoffen, dass es im Zuge dieser Kampagne nicht vergessen wird.

Narzissmus

Thinklebread 19.01.2013 - 18:19
"..oder setzt euch vor euer MacBook!"

Ob ich mangelndes Selbstwertgefühl dadurch kompensiere, dass ich mich aufgrund meiner Herkunft, oder als stolzer Besitzer eines Ego-Hipster-Gadgets über Andere erhebe, macht dann charaktermäßig auch nicht wirklich einen Unterschied..