Magdeburg 2013 und das Bündnis "MD_Nazifrei"
Dieser Text versucht massive „Fehler“ die durch das Bündnis „Magdeburg Nazifrei“ gemacht wurden, zu benennen und ein wenig von der Wut abzubauen die sich durch den gestrigen Tag aufgestaut hat. Dies ist selbstverständlich nur die Wiedergabe unseres ersten Eindrucks bzw unserer Erfahrngen am 12.1.2013 in Magdeburg. Auf eine Stellungnahme des Bündnisses können wir getrost verzichten, der gestrige Tag hat uns gezeigt, auf welcher Seite "Magdeburg Nazifrei" steht.
Magdeburg und das Bündnis „MD_Nazifrei“
Dieser Text versucht die massiven „Fehler“ (um es einmal freundlich auszudrücken) die durch das Bündnis „Magdeburg Nazifrei“ gemacht wurden, aufzuarbeiten. Das dies eine rein negative Kritik wurde, liegt nicht an irgendwelchen Interessen oder Machtspielchen, sondern einzig und allein im völligen Versagen des Bündnisses. Im Gegensatz zb zu dem Bündnis „Dresden Nazifrei“, welches relativ früh festgestellt hat, dass man von verschiedenen Aktionsformen profitieren kann und durch die Einbindung der militanten Lager, überflüssige und sinnlose Gewalt oder Zerstörung unterbinden kann, hatte s es sich „Magdeburg Nazifrei“ offensichtlich zur Aufgabe gemacht die Polizeitaktik aktiv zu unterstützen, militante Leute durch falsche Versprechungen immer wieder an taktisch überflüssigen Orten zu binden (hier müssen sich die autonomen Gruppen allerdings auch vorwerfen lassen, diesen leeren Versprechungen Glauben geschenkt zu haben) und im Endeffekt, zusammen mit der Polizei, mitverantwortlich für die relativ überflüssigen Zerstörungen in der Innenstadt und am Hauptbahnhof gewesen zu sein.
Die Folge dieser unorganisierten Eskalation waren dann jede Menge Festnahmen und Polizeibrutalität. Selbstverständlich gab es an diesem Tag viele verschiedene Aktionen und wahrscheinlich auch positive Beispiele. Dennoch mussten wir auf der Heimfahrt bzw am nächsten Morgen feststellen, dass sämtliche Beteiligten unserer Gruppe ähnliches beobachtet hatten. Wir haben hier mal stichpunktartig zusammen getragen, welche „Fehler“ gemacht wurden bzw wie das Bündnis „Magdeburg Nazifrei“ ein Zusammentreffen mit den Neonazis verhindert hat und der Polizei geholfen hat, „aktiven“ Widerstand weitgehend zu unterbinden.
-5.30h. Während einige aus unserer Gruppe mit dem Zug nach Magdeburg fahren, haben sich andere Bustickets des Bündnisses „Magdeburg Nazifrei“ gekauft, die Busse wurden von der DGB-Jugend und Ver.di organisiert. Um 6h geht es dann los nach Magdeburg.
-7.30h Die Busse halten an der Raststätte Buckau, ca. 50 Kilometer vor Magdeburg. Uns wird mitgeteilt dass nun bis 9h gewartet wird. Man möchte uns aus „taktischen Gründen“ erst gegen 10h in der Stadt „einsetzen“. Als verschiedene autonome Gruppen anmerken, dass sie lediglich ein Busticket gekauft haben und nicht Teil einer „DGB-Herde“ sind die irgendwo „eingesetzt wird“, wird ihnen erklärt dass man sich auf die Scouts vor Ort verlassen könnte und die Entscheidung bis 9h zu warten taktisch gesehen notwendig wäre.
-9.20h Die Busse fahren weiter, mit den (bereits um 8h) dazu gestossenen Bussen aus Brandenburg sind es nun 9 Busse sowie zwei Begleitfahrzeuge von Ver.di. Mit der Behauptung, man wolle Bullenkontrollen umgehen geht es nun im Schneckentempo über Landstrassen und Dörfer. 20 Kilometer vor Magdeburg in einem relativ verlassenen Dorf dann plötzlich eine Polizeikontrolle, alle neun Busse werden gefilzt, die Insassen einer sogenannten „Gesichtskontrolle“ unterzogen, dann geht es weiter.
-11h Die Busse kommen in Magdeburg an, die Stadt ist um diese zeit logischerweise bereits komplett „abgesperrt“. Mehrere Autonome Grüppchen spalten sich von den MD Nazifrei-Leuten etc. ab, und beginnen die Bullen zu beschäftigen, versuchen Polizeiketten zu durchbrechen, das übliche eben. Währenddessen versuchen die „MD Nazifrei“-Organisatoren immer wieder diese relativ grossen autonomen Gruppen zur Teilnahme an einer legalen Demo zu bewegen, die einzig und allein das Ziel hat „Präsenz“ zu zeigen und keinesfalls zur Naziroute führt.
-ca14h Einige Mitglieder unserer Gruppe geraten in einen Polizeikessel (vermulich in der Bahnhofsstrasse). Als nach über 30 Minuten Kessel, einzelne Festgehaltene beginnen sich zu vermummen und einen Ausbruch vorbereiten, versucht man von Seite des Bündnisses „MD Nazifrei“ dies zu unterbinden und verweist auf einen bald eintreffenden Anwalt. Desweiteren wird behauptet, der Kessel sei ja quasi eine Blockade.
-ca.14.15 Eine ca 50 Mann starke autonome Gruppe nähert sich mehrmals dem Kessel und schafft es schliesslich durch aktives handeln den Kessel zu beenden, im Anschluss müssen die Bullen den ein oder anderen „Rückschlag“ hinnehmen.
-Die Gruppen formieren sich nun neu und ziehen durch die Stadt, die absichtlich falsche Informationspolitik der Polzei wird durch „MD Nazifrei“ komplett gedeckt, auch über ihren Ticker etc kommen durchgehend widersprüchliche Meldungen. (Auch wenn das nur Spekulation ist: Wir glauben definitiv nicht daran dass das Bündnis keinerlei Informationen hatte, wo sich die Nazis tatsächlich aufhalten.)
-ca. 14.30h Die Route der Neonazis ist nun bekannt. In der taktisch eher unwichtigen Hegelstrasse versammeln sich ca.500 Leute vor einer Polizeisperre. Es werden taktische Überlegungen getroffen. Plötzlich trifft ein Laut von „MD Nazifrei“ ein, mit weiteren 500 Menschen im Schlepptau, viele davon durchaus militant. Nun beginnt der eigentliche Skandal des Tages. Während die einzelnen Bezugsgruppen sich eigentlich schon sicher sind, die Sperre in der Hegelstrasse, sowie die Sperren in den beiden Parallelstrassen gleichzeitig zu überrennen (mit dieser Masse an Menschen durchaus möglich), verkündet der Lauti plötzlich man wolle eine Spontandemo anmelden. Hierfür müsse man nur noch auf den Anwalt (einen Landtagsabgeordneten der Grünen) warten. Anscheinend haben viele Gruppen hier keinerlei Erfahrungen mit solchen Versprechungen und beschliessen erstmal zu warten. Alle 5 Minuten kommt nun die Durchsage über den Lauti, die Anmeldung der Demo stehe kurz bevor und man würde die Spontandemo „direkt auf die Route der Neonazis lassen“. Jeder der auch nur ein ganz klein wenig von Polizeitaktik versteht, müsste wissen dass dies komplett illusorisch ist, doch der Grossteil der Anwesenden lässt sich überzeugen.
-15h Immer wieder werden nun angebliche „Fortschritte“ über den Lauti bekannt gegeben, der „Anwalt mache nun dies und das“/“Die Route steht schon fest, man bräuchte nur noch ein Motto“
Spätestens hier hätte den bereits 40 Minuten im Niemandsland verharrenden klar werden müssen, dass das Bündnis „MD Nazifrei“ quasi einen Kessel ohne Polizei veranstaltet und versucht die grösstenteils schwarz gekleideten und vermummten Teilnehmer zu binden. Im Minutentakt wird nun von Anwälten und Routen gequatscht, während die BFE immer wieder Leute aus der Versammlung rausgreift und festnimmt. Die Reaktion des Lautis darauf ist immer wieder die Forderung, sich nicht provozieren zu lassen und sich auf keinen Fall aktiv zu wehren.
Als nach über einer Stunde sinnloser Wartezeit im Niemandsland selbst die Gutgläubigsten anfangen zu murren, wird noch weiter Abseits des geschehens eine VoKü aufgebaut und die Leute werden aufgefordert „sich doch erstmal zu erholen“ und was Essen zu gehen, während die nazis bereits ihre Auftaktkundgebung abhalten.
Zeitgleich versucht die Polizei das L!Z zu stürmen. Von Seiten des Lautis wird dazu aufgefordert (!!!) dass L!Z links liegen zu lassen, man helfe den Betroffen am besten in dem man es schafft die Nazis erst gar nicht bis zum L!Z kommen zu lassen, dies wird durch die Verhandlungen mit der Polizei bald möglich sein, bla bla
-ca.16h Seit 20 Minuten kommt nun keinerlei Information mehr durch den Lauti. Totale Stille. Obwohl offenbar längst klar ist dass es hier zu keinem Zeitpunkt eine legale Demo geben wird und die Nazis längst laufen, wird dies nicht bekannt gegeben. Plötzlich dreht der Lauti und versucht weg zu fahren. Nachdem einige Menschen den Lauti aufhalten, die Tür öffnen und (zugegebenermassen) leicht verärgert und eventuell bedrohlich eine sofortige Offenlegung der Informationen fordern und zudem klar machen was die Politigk von „MD Nazifrei“ hier angerichtet hat, gibt die junge Frau im Lauti sofort zu dass es keine Demo geben wird. Auf Nachfrage seit wann sie das weiss und warum diese Information nicht an die Versammlungsteilnehmer_innen weiter geleitet wurde, gibt es keine klaren Antworten, die Situation ist den „MD Nazifrei“-Leuten sichtlich unangenehm.
-ca.16.10 Nun passiert das, was zu erwarten war: Die durch offensichtlich absichtliche Fehlinformation und stundenlanges Warten äusserst gereizte Gruppe (inzwischen nur noch ca 600 Menschen), zieht relativ zügig in Richtung Innenstadt, der Lauti versucht sogar noch Teil dieses Zuges zu werden und spielt „Antifa Hooligans“ (what a joke!). Das folgende ist die logische Konsequenz der Politik von Polizei und „MD Nazifrei“, es wird wahllos und ohne Konzept zerstört, Scheiben klirren, der sogenannte „Schwarze Mob tobt“, genau die Bilder, die Polizei und Massenmedien brauchen. Wenn eine solche Eskalation dem Ziel dient beispielsweise eine Nazidemo zu erreichen ist dies verständlich und nachvollziehbar. Bilder wie die in Magdeburg schaden jedoch nur der Bewegung an sich, auch wenn die Wut der Beteiligten komplett nachvollziehen können. Nachdem der spontane Demozug dann am Hauptbahnhof angekommen ist und die Bullen vor Ort mit Steinen und Flaschen angegriffen werden, läuft man blindlings in einen weiteren Kessel, der zu massiver Polizeibrutalität und Festnahmen führt.
Fazit dieses Tages: Bei allen positiven und auch negativen Erfahrungen von autonomen Gruppen mit bürgerlichen Bündnissen, muss in diesem Fall festgestellt werden dass das Bündnis „MD Nazifrei“ ohne wenn und aber Absprachen mit der Polizei getroffen hat, die dem eigentlichen Ziel entgegen gearbeitet haben und militante bzw aktive Teilnehmer_innen immer wieder davon abgehalten hat, das zu tun weswegen sie gekommen sind: Die Verhinderung eines Naziaufmarschs.
Hinzu kommen natürlich Faktoren wie das fast komplette Fernbleiben der Magdeburger Bevölkerung, die extreme Aggressivität der Polizei und einer Informationspolitik des Bündnisses, das von Anfang darauf gesetzt hat, die Massen an taktisch unwichtigen Punkten zu binden und kleine, autonom agierende Gruppen zu verhindern. Quasi eine laufende „Meile der Demokratie“. Hierfür spricht auch die dauernde Wiederholung der Behauptung, in Magdeburg wären massig „Gruppen von Nazis“ unterwegs um „Antifas“ abzugreifen und man soll auf keinen Fall in kleinen Gruppen durch die Stadt laufen. Dies entsprach schlicht und einfach nicht der Wahrheit. Wir bedanken uns bei allen die mit uns versucht haben, trotz all dieser Widrigkeiten, die Nazis zu blockieren, ob friedlich oder militant, bürgerlich oder autonom.
Ein besonderer Gruß geht raus an die unbekannten „Befreier“, die uns aus dem Kessel geholt haben, sowie an die 30 Personen die es auf die Route der Faschos geschafft haben!
Berlin, 13.01.2013
Dieser Text versucht die massiven „Fehler“ (um es einmal freundlich auszudrücken) die durch das Bündnis „Magdeburg Nazifrei“ gemacht wurden, aufzuarbeiten. Das dies eine rein negative Kritik wurde, liegt nicht an irgendwelchen Interessen oder Machtspielchen, sondern einzig und allein im völligen Versagen des Bündnisses. Im Gegensatz zb zu dem Bündnis „Dresden Nazifrei“, welches relativ früh festgestellt hat, dass man von verschiedenen Aktionsformen profitieren kann und durch die Einbindung der militanten Lager, überflüssige und sinnlose Gewalt oder Zerstörung unterbinden kann, hatte s es sich „Magdeburg Nazifrei“ offensichtlich zur Aufgabe gemacht die Polizeitaktik aktiv zu unterstützen, militante Leute durch falsche Versprechungen immer wieder an taktisch überflüssigen Orten zu binden (hier müssen sich die autonomen Gruppen allerdings auch vorwerfen lassen, diesen leeren Versprechungen Glauben geschenkt zu haben) und im Endeffekt, zusammen mit der Polizei, mitverantwortlich für die relativ überflüssigen Zerstörungen in der Innenstadt und am Hauptbahnhof gewesen zu sein.
Die Folge dieser unorganisierten Eskalation waren dann jede Menge Festnahmen und Polizeibrutalität. Selbstverständlich gab es an diesem Tag viele verschiedene Aktionen und wahrscheinlich auch positive Beispiele. Dennoch mussten wir auf der Heimfahrt bzw am nächsten Morgen feststellen, dass sämtliche Beteiligten unserer Gruppe ähnliches beobachtet hatten. Wir haben hier mal stichpunktartig zusammen getragen, welche „Fehler“ gemacht wurden bzw wie das Bündnis „Magdeburg Nazifrei“ ein Zusammentreffen mit den Neonazis verhindert hat und der Polizei geholfen hat, „aktiven“ Widerstand weitgehend zu unterbinden.
-5.30h. Während einige aus unserer Gruppe mit dem Zug nach Magdeburg fahren, haben sich andere Bustickets des Bündnisses „Magdeburg Nazifrei“ gekauft, die Busse wurden von der DGB-Jugend und Ver.di organisiert. Um 6h geht es dann los nach Magdeburg.
-7.30h Die Busse halten an der Raststätte Buckau, ca. 50 Kilometer vor Magdeburg. Uns wird mitgeteilt dass nun bis 9h gewartet wird. Man möchte uns aus „taktischen Gründen“ erst gegen 10h in der Stadt „einsetzen“. Als verschiedene autonome Gruppen anmerken, dass sie lediglich ein Busticket gekauft haben und nicht Teil einer „DGB-Herde“ sind die irgendwo „eingesetzt wird“, wird ihnen erklärt dass man sich auf die Scouts vor Ort verlassen könnte und die Entscheidung bis 9h zu warten taktisch gesehen notwendig wäre.
-9.20h Die Busse fahren weiter, mit den (bereits um 8h) dazu gestossenen Bussen aus Brandenburg sind es nun 9 Busse sowie zwei Begleitfahrzeuge von Ver.di. Mit der Behauptung, man wolle Bullenkontrollen umgehen geht es nun im Schneckentempo über Landstrassen und Dörfer. 20 Kilometer vor Magdeburg in einem relativ verlassenen Dorf dann plötzlich eine Polizeikontrolle, alle neun Busse werden gefilzt, die Insassen einer sogenannten „Gesichtskontrolle“ unterzogen, dann geht es weiter.
-11h Die Busse kommen in Magdeburg an, die Stadt ist um diese zeit logischerweise bereits komplett „abgesperrt“. Mehrere Autonome Grüppchen spalten sich von den MD Nazifrei-Leuten etc. ab, und beginnen die Bullen zu beschäftigen, versuchen Polizeiketten zu durchbrechen, das übliche eben. Währenddessen versuchen die „MD Nazifrei“-Organisatoren immer wieder diese relativ grossen autonomen Gruppen zur Teilnahme an einer legalen Demo zu bewegen, die einzig und allein das Ziel hat „Präsenz“ zu zeigen und keinesfalls zur Naziroute führt.
-ca14h Einige Mitglieder unserer Gruppe geraten in einen Polizeikessel (vermulich in der Bahnhofsstrasse). Als nach über 30 Minuten Kessel, einzelne Festgehaltene beginnen sich zu vermummen und einen Ausbruch vorbereiten, versucht man von Seite des Bündnisses „MD Nazifrei“ dies zu unterbinden und verweist auf einen bald eintreffenden Anwalt. Desweiteren wird behauptet, der Kessel sei ja quasi eine Blockade.
-ca.14.15 Eine ca 50 Mann starke autonome Gruppe nähert sich mehrmals dem Kessel und schafft es schliesslich durch aktives handeln den Kessel zu beenden, im Anschluss müssen die Bullen den ein oder anderen „Rückschlag“ hinnehmen.
-Die Gruppen formieren sich nun neu und ziehen durch die Stadt, die absichtlich falsche Informationspolitik der Polzei wird durch „MD Nazifrei“ komplett gedeckt, auch über ihren Ticker etc kommen durchgehend widersprüchliche Meldungen. (Auch wenn das nur Spekulation ist: Wir glauben definitiv nicht daran dass das Bündnis keinerlei Informationen hatte, wo sich die Nazis tatsächlich aufhalten.)
-ca. 14.30h Die Route der Neonazis ist nun bekannt. In der taktisch eher unwichtigen Hegelstrasse versammeln sich ca.500 Leute vor einer Polizeisperre. Es werden taktische Überlegungen getroffen. Plötzlich trifft ein Laut von „MD Nazifrei“ ein, mit weiteren 500 Menschen im Schlepptau, viele davon durchaus militant. Nun beginnt der eigentliche Skandal des Tages. Während die einzelnen Bezugsgruppen sich eigentlich schon sicher sind, die Sperre in der Hegelstrasse, sowie die Sperren in den beiden Parallelstrassen gleichzeitig zu überrennen (mit dieser Masse an Menschen durchaus möglich), verkündet der Lauti plötzlich man wolle eine Spontandemo anmelden. Hierfür müsse man nur noch auf den Anwalt (einen Landtagsabgeordneten der Grünen) warten. Anscheinend haben viele Gruppen hier keinerlei Erfahrungen mit solchen Versprechungen und beschliessen erstmal zu warten. Alle 5 Minuten kommt nun die Durchsage über den Lauti, die Anmeldung der Demo stehe kurz bevor und man würde die Spontandemo „direkt auf die Route der Neonazis lassen“. Jeder der auch nur ein ganz klein wenig von Polizeitaktik versteht, müsste wissen dass dies komplett illusorisch ist, doch der Grossteil der Anwesenden lässt sich überzeugen.
-15h Immer wieder werden nun angebliche „Fortschritte“ über den Lauti bekannt gegeben, der „Anwalt mache nun dies und das“/“Die Route steht schon fest, man bräuchte nur noch ein Motto“
Spätestens hier hätte den bereits 40 Minuten im Niemandsland verharrenden klar werden müssen, dass das Bündnis „MD Nazifrei“ quasi einen Kessel ohne Polizei veranstaltet und versucht die grösstenteils schwarz gekleideten und vermummten Teilnehmer zu binden. Im Minutentakt wird nun von Anwälten und Routen gequatscht, während die BFE immer wieder Leute aus der Versammlung rausgreift und festnimmt. Die Reaktion des Lautis darauf ist immer wieder die Forderung, sich nicht provozieren zu lassen und sich auf keinen Fall aktiv zu wehren.
Als nach über einer Stunde sinnloser Wartezeit im Niemandsland selbst die Gutgläubigsten anfangen zu murren, wird noch weiter Abseits des geschehens eine VoKü aufgebaut und die Leute werden aufgefordert „sich doch erstmal zu erholen“ und was Essen zu gehen, während die nazis bereits ihre Auftaktkundgebung abhalten.
Zeitgleich versucht die Polizei das L!Z zu stürmen. Von Seiten des Lautis wird dazu aufgefordert (!!!) dass L!Z links liegen zu lassen, man helfe den Betroffen am besten in dem man es schafft die Nazis erst gar nicht bis zum L!Z kommen zu lassen, dies wird durch die Verhandlungen mit der Polizei bald möglich sein, bla bla
-ca.16h Seit 20 Minuten kommt nun keinerlei Information mehr durch den Lauti. Totale Stille. Obwohl offenbar längst klar ist dass es hier zu keinem Zeitpunkt eine legale Demo geben wird und die Nazis längst laufen, wird dies nicht bekannt gegeben. Plötzlich dreht der Lauti und versucht weg zu fahren. Nachdem einige Menschen den Lauti aufhalten, die Tür öffnen und (zugegebenermassen) leicht verärgert und eventuell bedrohlich eine sofortige Offenlegung der Informationen fordern und zudem klar machen was die Politigk von „MD Nazifrei“ hier angerichtet hat, gibt die junge Frau im Lauti sofort zu dass es keine Demo geben wird. Auf Nachfrage seit wann sie das weiss und warum diese Information nicht an die Versammlungsteilnehmer_innen weiter geleitet wurde, gibt es keine klaren Antworten, die Situation ist den „MD Nazifrei“-Leuten sichtlich unangenehm.
-ca.16.10 Nun passiert das, was zu erwarten war: Die durch offensichtlich absichtliche Fehlinformation und stundenlanges Warten äusserst gereizte Gruppe (inzwischen nur noch ca 600 Menschen), zieht relativ zügig in Richtung Innenstadt, der Lauti versucht sogar noch Teil dieses Zuges zu werden und spielt „Antifa Hooligans“ (what a joke!). Das folgende ist die logische Konsequenz der Politik von Polizei und „MD Nazifrei“, es wird wahllos und ohne Konzept zerstört, Scheiben klirren, der sogenannte „Schwarze Mob tobt“, genau die Bilder, die Polizei und Massenmedien brauchen. Wenn eine solche Eskalation dem Ziel dient beispielsweise eine Nazidemo zu erreichen ist dies verständlich und nachvollziehbar. Bilder wie die in Magdeburg schaden jedoch nur der Bewegung an sich, auch wenn die Wut der Beteiligten komplett nachvollziehen können. Nachdem der spontane Demozug dann am Hauptbahnhof angekommen ist und die Bullen vor Ort mit Steinen und Flaschen angegriffen werden, läuft man blindlings in einen weiteren Kessel, der zu massiver Polizeibrutalität und Festnahmen führt.
Fazit dieses Tages: Bei allen positiven und auch negativen Erfahrungen von autonomen Gruppen mit bürgerlichen Bündnissen, muss in diesem Fall festgestellt werden dass das Bündnis „MD Nazifrei“ ohne wenn und aber Absprachen mit der Polizei getroffen hat, die dem eigentlichen Ziel entgegen gearbeitet haben und militante bzw aktive Teilnehmer_innen immer wieder davon abgehalten hat, das zu tun weswegen sie gekommen sind: Die Verhinderung eines Naziaufmarschs.
Hinzu kommen natürlich Faktoren wie das fast komplette Fernbleiben der Magdeburger Bevölkerung, die extreme Aggressivität der Polizei und einer Informationspolitik des Bündnisses, das von Anfang darauf gesetzt hat, die Massen an taktisch unwichtigen Punkten zu binden und kleine, autonom agierende Gruppen zu verhindern. Quasi eine laufende „Meile der Demokratie“. Hierfür spricht auch die dauernde Wiederholung der Behauptung, in Magdeburg wären massig „Gruppen von Nazis“ unterwegs um „Antifas“ abzugreifen und man soll auf keinen Fall in kleinen Gruppen durch die Stadt laufen. Dies entsprach schlicht und einfach nicht der Wahrheit. Wir bedanken uns bei allen die mit uns versucht haben, trotz all dieser Widrigkeiten, die Nazis zu blockieren, ob friedlich oder militant, bürgerlich oder autonom.
Ein besonderer Gruß geht raus an die unbekannten „Befreier“, die uns aus dem Kessel geholt haben, sowie an die 30 Personen die es auf die Route der Faschos geschafft haben!
Berlin, 13.01.2013
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)
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Ergänzungen
Fotos
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http://www.publikative.org/2013/01/11/warm-up-in-magdeburg/
http://www.flickr.com/photos/soerenkohlhuber/sets/72157632498747926/
Naziaufmarsch und Proteste:
http://www.flickr.com/photos/presseservice_rathenow/sets/72157632506957004/
http://www.flickr.com/photos/boeseraltermannberlin/sets/72157632501006777/
http://www.flickr.com/photos/boeseraltermannberlin/sets/72157632505760632/
http://www.flickr.com/photos/soerenkohlhuber/sets/72157632506381000/
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http://www.publikative.org/2013/01/12/magdeburg-nazis-trauern-ungestort-in-stadtischen-einoden/
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weitere bilder
Ähnliche Beobachtungen
Ich persönlich finde es gut, wenn sowas angesprochen wird, denn ich sehe hier keine sinnlose Hetzerei in dem Artikel, sondern eine Zusammenfassung und daraus entwickelte Kritik die geäußert wird. Und ich empfinde es als eine konstruktive Kritik, die sich das Bündnis auch einfach mal zu Herzen nehmen sollte. Denn aus solchen Sachen kann man lernen und weitere Taktiken entwickeln. Fehler werden gemacht, und wie schon erwähnt, lief in DD auch nicht alles von vorneherein super.
Die Frage ist halt immer nur, wurde aus den Fehlern gelernt, oder werden diese nur wiederholt.
Wir haben uns darauf geeinigt, dass wir trotz aller, auch in unseren Augen gemachten Fehler, wieder nach MD fahren werden, da ja auch ein Bündnis dazu lernen kann und dies dann hoffentlich auch tut...
weitere
DRESDEN 13.02
Deshalb: Macht im Vorfeld kreative organisierte Aktionen in eurer Stadt, um auf die Thematik aufmerksam zu machen.
Organisiert eine gemeinsame Anreise.
Keine ruhige Minute dem Staat und seinen Nazis.
Mehr Infos bald auf: keineruhe.noblogs.org
Bilder vom Neonaziaufmarsch in Magdeburg
Schwachsinn
Orga...
also ich war/bin in der Orga Berlin-Brandenburg mit drin! Alles was in Bukautal passiert ist, das warten etc. fand ich persl. auch sehr komisch. Was in der Stadt passiert ist, ist für mich schwierig zu erläutern zum jetzigen Zeitpunkt. Wir sind mit einer sehr grossen Gruppe erst in Richtung Herenkrug gelaufen und kurz vorher hieß es dan Bukau und dann Bahnhof Sket. Das waren unsere Informationen als Finger. Was ich zum Zeitpunkt sagen kann ist, dass das Bündniss MD-Nazifrei sehr überfordert war mit der Situation das so viele Leute mobiliesiert werden konten und auch die Infrastruktur konnten Sie nicht bewältigen alleine! Vieleicht lag es allein schon daran. Die Kritik werden Sie bekommen und trotzdem auch die weitere Unterstützung die das Bündniss jetzt braucht. Und dann hoffen wir alle das es im näxsten Jahr einfach besser klappt als so. Es war für die Leute eine erste Probe....
die information
Ergänzung
Das erste Problem war, dass das Bündnis vorher nicht Informationen teilen wollte und auch mögliche Vorhaben nicht szeneintern kommuniziert hat. So war nie klar, wie sie bei der Magdeburger Polizeitaktik der letzten Jahren ihr Vorhaben der Blockaden überhaupt umsetzen wollten.
Leider wurde von Magdeburg Nazifrei auch Zusammenarbeit und Unterstützung in verschiedenen Strukturen abgelehnt. Die führte zu fatalen Fehleinschätzungen für diesen Tag. Als Herrenkrug und Cracau "offiziell" durchsickerte wudre alles nur auf diese Karte gesetzt, obwohl der Bahnhof Herrenkrug für anreisende Nazis aus Süden, Westen und Norden erheblich schwieriger zu erreichen ist, als ein Bahnhof auf der Magdeburger S-Bahn-Strecke. Zumindest hätten hier auch alle anderen Bahnhöfe im Auge behalten werden müssen. Zumal an den Bahnhöfen Südost und SKET gegen 11.00 / 11.30 Uhr verstärkte Polizeipräsenz feststellbar war und am Bahnhof SKET eine kleine Gruppe telefonierende Nazis war. Diese Informationen wurden von Magdeburg Nazifrei nicht weiter verwertet, im Gegenteil ging man steif und fest weiterhin von Herrenkrug / Cracau aus.
Zur Desorientierung trug an diesem Tag auch bei, dass das Bündnis über die offiziellen Informationsstrukturen wie Twitter falsche Straßennamen verbreitet und die Stadtteile offensichtlich auf Grund mangelnder Ortskenntnis falsch zu ordnete. Erschwärend war, das teilweise auch nur ominöse Quadranten irgendwelcher Karten gepostet wurden, anstatt Straßen klar zu benennen.
Dieser Tag war leider ein Erfo für die Nazis, sie konnten durch drei Magdeburger Stadtteile (Baukcau, Fermersleben und Salbke) marschieren. Diese Stadtteile sind weder menschenleer noch Industriegebiet (wie einige Berichten). Aber auch das wäre egal, wichtig war für die Nazis, dass sie ihren Aufmarsch von Anfang bis Ende durchziehen konnten. Auch die geringere Teilnehmerzahl war kein Erfolg von Magdeburg Nazifrei.
leider gleiche beobachtung
Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen
in den Startlöchern — egal
Einbindung — Autonomer
Antwort — Berlin Autonom
ohne die diskussion abwürgen zu wollen — (muss ausgefüllt werden)
@egal — der wahre egal
Antwort 2 — Berlin Autonom
Leider wahr... — xxx
Lass Sie Labern — Frank Von Heesemann
Hessen — Wetterauer
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ja, war nicht so pralle — Provinz-Antifa
jo — jo
BLubb — DschingisKahn
nebenbei.. — d n..e
@dschingiskhan — mongolenreiter
spekulationen — like
Antwort 3 — Berlin Autonom
richtigstellung — lala
... — Berlin Autonom/Ich
@lala 13.01.2013 - 23:17 — !
Eigentliches Motto Bündnis MD Nazifreiheit — ein mensch
Spaltung — ist wunderbar!