[BN] Hausbesetzung beendet

LiZ Bonn 07.01.2013 00:28 Themen: Freiräume Repression
Das Haus in der Meckenheimer Allee 160 ist heute morgen um kurz nach 8 Uhr nach mehreren Aufforderungen der Polizei, das Haus zu räumen, verlassen worden. Im Rahmen der Kampagne “LiZ – Her mit den libertären Zentren!” war das leer stehende Gebäude der Universität Bonn am Vortag von ein paar Dutzend Menschen besetzt worden, um einen unkommerziellen, selbstverwalteten Freiraum zu schaffen. Einen Ort, an dem sich alle unabhängig von Herkunft, Status und Geschlecht frei entfalten können.
Den Tag und die Nacht über herrschte optimistische Stimmung unter den Besetzer_innen. Es wurde diskutiert und Filme geschaut und zunächst sah alles danach aus, dass es am Morgen zu einem Gespräch mit der Unileitung kommen würde. In kürzester Zeit wurde unter den Besetzer_innen ein Plenum einberufen um das weitere Vorgehen basisdemokratisch zu entscheiden. Fest stand von Anfang an, dass der Denkmalschutz des Gebäudes geachtet wird. Ebenfalls war klar, dass es sich um eine friedliche Aktion handeln soll. Da als Ziel eine konstruktive und politische Auseinandersetzung vereinbart war, wurde während der Aktion Alkohol- und Drogenkonsum im Haus nicht toleriert.

Im Verlauf des Tages unterstützten bis zu 100 Menschen die Besetzung vor Ort. Spontan wurde eine kostenlose Essensausgabe organisiert. Die Räumlichkeiten erwiesen sich als hervorragend geeignet für die Nutzung als soziales Zentrum:
Räume für Vorträge und Diskussionen, Filmvorführungen und Bandproben, aber auch für eine Fahrradwerkstatt und Workshops wären bei einer Nutzung als soziales Zentrum ebenso vorhanden wie sanitäre Anlagen und Rückzugsmöglichkeiten.

Doch statt konstruktiven Gesprächen mit dem Rektorat über eine Zwischennutzung, wurde offensichtlich seitens der Unileitung Strafanzeige gegen die Besetzer_innen erstattet und das Haus von der Polizei umstellt. Es wurden die Personalien von zwei Dutzend Menschen aufgenommen und Ermittlungen wegen Hausfriedensbruch eingeleitet.

Die Universitätsleitung versucht die Frage, wie leer stehende Unigebäude genutzt werden sollten, herauszuzögern oder unter den Tisch fallen zu lassen. Genau diese Frage haben die Besetzer_innen mit ihrer Aktion gestellt. Es gibt zu wenige bezahlbare Wohnungen – nicht nur für Studierende – in Bonn. Es gibt ebenfalls kaum unkommerzielle, selbstverwaltete, für alle nutzbare Freiräume – auch nicht an der Uni.

Die Frage nach der selbstermächtigten Nutzung leer stehender Räume – vor allem wenn der Eigentümer wie in diesem Falle eine Institution ist – ist ein politische. Mit ihrer Aufforderung zur Räumung des Gebäudes ist die Universitätsleitung nicht auf die politische Frage eingegangen. Stattdessen hat sie die Eigentumsfrage gestellt und die Kräfte gerufen, die für gewöhnlich die Eigentumsfragen in diesem Land klären.

Damit hat die Leitung der Universität das Problem, dass es zu wenige Freiräume gibt und Leerstand von Unigebäuden eine absurde Verschwendung von öffentlichem Ressourcen darstellt, nicht verstanden. Sie sollte den politischen Gehalt der Aktion erkennen, ein Zwischennutzungskonzept annehmen und die Kriminalisierung der Besetzer_innen beenden.

Deshalb fordern wir die Universitätsleitung auf, die Anzeigen gegen die Aktivist_innen zurück zu ziehen!

LiZ – Her mit den libertären Zentren!
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Ergänzungen

linke Spießer

ähhh 07.01.2013 - 14:21

"Fest stand von Anfang an, dass der Denkmalschutz des Gebäudes geachtet wird." okay, das kann ich irgendwie noch nachvollziehen, dass man sich mit solchen Aspekten auseinandersetzt, um das Gebäude auch so lange erhalten zu können.

aber:
" Da als Ziel eine konstruktive und politische Auseinandersetzung vereinbart war, wurde während der Aktion Alkohol- und Drogenkonsum im Haus nicht toleriert." sehe ich doch arg im Wiederspruch zu einem libertären Zentrum. Wieso derartige Verbote? Menschen werden wohl selbst entscheiden können, besonders wenn man sich zum Plenum trifft, wird den meisten wohl klar sein, dass sie nicht völlig zugedrönt sein sollten. aber auch so dass das Ziel ist eine konstrukttive auseinandersetzung zu haben? hallo? muss immer alles konstruktiv sein? wird derartiges überhaupt hinterfragt?

Denkmalschutz, Alk- und Drogenverbot damit es konstruktiver ist, auch der hinweis, dass die unileitung, nicht konstruktiv sei.
irgendwie klingt dass danach als hätte das ganze ein bürgerlicher haufen verfasst oder eben der artikel ist nicht für indymedia sondern als pressemittelung für bürgerliche zeitung bestimmt gewesen. keine ahnung

bierpolizei

trinker*in 07.01.2013 - 16:34
meines erlebens nach ist keiner person im haus das eigene bier aus der hand gerissen worden. es wurde eher darum gebeten allgemein nüchtern zu bleiben. wer sich nicht daran halten wollte, musste das auch nicht.

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