HH: Silvester zu den Knästen 2012

Fire 2 the prisons! 01.01.2013 16:15 Themen: Repression
Ein kurzer Bericht zu den Anti-Knast-Aktionen in Hamburg.
HH: Silvester zu den Knästen 2012

In diesem Jahr sollten die Anti-Knast-Silvester-Aktionen schon am 29.12. beginnen. Leider wurde eine Kundgebung in den Wallanlagen aber von einem zu großen Bullenaufgebot verhindert. Da Dickköpfigkeit aber durchaus eine Stärke sein kann, trafen sich am nächsten Tag wieder ca. 30 Menschen um die Gefangenen auf der Rückseite des Untersuchungs-und Abschiebeknastes Holstenglacis zu grüßen. Ein Grußwort speziell an den Frauentrakt wurde verlesen und Feuerwerk gezündet. Die Gefangenen reagierten mit Rufen und Schlägen gegen die Gitter.
Am 31.12. zogen dann gegen halb zwölf um die 120 Menschen, zum Teil in einer kurzen Demo, vor den Knast Holstenglacis. Mit ordentlich Feuerwerk und Bengalos, Transparenten gegen Knäste und mobilem Soundsystems ausgestattet, wurde zusammen mit Angehörigen und den Gefangenen ins neue Jahr gegangen. Die Gefangenen reagierten mit Rufen und Parolen. Außerdem wurden mehrfach brennendes Papier aus den Zellenfenstern geworfen. Neben vielen mehrsprachigen Grußworten, Parolen und Musik ließen es sich einige nicht nehmen, das Tor des ersten Zauns mit Hilfe eines von der JVA ausgeborgten Anhängers einzurammen. Gegen halb eins wurde die Kundgebung beendet. Kurz danach rückten einige Wannen an und die Menschen zerstreuten sich, Auf dem Nachhauseweg gab es noch einige Grüße in Form von Würfen auf einen Wachturm.

Feuer den Knästen! Für ein kämpferisches 2013!
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Hier ein Plakat, das in vielen Städten aufgetaucht ist:

Silvester zu den Knästen!
Überall vor Abschiebezentren und Strafanstalten!

Lautstarke Demos vor Knästen sind eine anhaltende Tradition in einigen Orten dieser Welt, um während des Jahreswechsels an diejenigen zu erinnern, die vom Staat gefangen gehalten werden. Ein Weg, um Solidarität auszudrücken mit Menschen, die inhaftiert sind.
Ob vor den Strafanstalten oder den Abschiebeknästen, wo Menschen in Abschiebehaft gehalten werden, da sie die falschen oder gar keine Papiere besitzen, wollen wir zusammenkommen, um die Einsamkeit und Isolation zu durchbrechen.
Dieses Knastsystem ist nicht reformierbar, denn es ist von Grund auf falsch, hier und überall. Es macht keinen besseren Menschen, es trägt nicht zur Lösung sozialer Konflikte bei. Das herrschende, auf Konkurrenzdenken und Ungerechtigkeit basierende Nebeneinander sperrt Menschen weg, oder schiebt sie ab, um auf der einen Seite alles Problematische von sich zu stoßen und auf der anderen Seite diejenigen, die verzweifelt nach der Freiheit suchen, abzuschrecken und Exempel zu statuieren.
Ob Menschen eingesperrt sind, weil sie vielleicht geklaut oder Eigentum zerstört haben, ohne Ticket gefahren sind oder im Knast sitzen, weil sie aus Perspektivlosigkeit oder Angst verfolgt zu werden aus ihrem Herkunftsland geflüchtet sind – dies alles beruht auf ein- und derselben Tatsache: das Bestehen von herrschenden Normen, die festlegen, was falsch und was richtig ist, was geschützt und was bestraft werden muss. Gesetze und Regeln, die von einigen wenigen beschlossen werden, denen sich andere wiederum unterwerfen müssen. Diese Logik der Bestrafung und des daraus resultierenden Einsperrens gilt es zu durchbrechen. Dabei ist die Abschaffung aller Zwangsanstalten für uns nur innerhalb eines Prozesses möglich, welcher die gesamten aktuellen Zustände umwirft, um eine Welt ohne Ausbeutung und Unterdrückung zu ermöglichen.
Egal, wo ihr euch aufhaltet, trefft euch Silvester vor den Knästen, seid laut und verleiht der Idee von einer Welt ohne Herrschaft und Zwang auf der Straße euren Ausdruck. Wir wollen unsere Solidarität und unsere gegenseitige Hilfe nutzen, um all diese Mauern Stein für Stein einzureißen.
Wir wollen eine Welt ohne Mauern und Grenzen. Wir werden zusammen kämpfen:
BIS ALLE FREI SIND!

anarchistische und autonome Individuen und Gruppen
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Ergänzungen

Infos bitte vorab

Stubenhocker 01.01.2013 - 22:16
Ich komme aus dem Norddeutschen Raum und konnte ebenfalls nichts in Erfahrung bringen, sonst wäre ich gekommen. Von guter Info-struktur kann da definitiv nicht die Rede sein, schade!

@egal

auch nicht kommer 03.01.2013 - 08:23
Verzeihung, dass die illegale Sponti trotz der Repression an den Vortagen nicht in der Mopo angekündigt wurde.

Ja, schade, war an Silvester auch in Hamburg und wär gern dabeigewesen, aber dass das unter diesen Umständen nicht auf indy bekanntgegeben wurde, versteh ich schon. Und für die Leute drin ist es eh nur ein gradueller Unterschied in der Lautstärke, ob da nun 60 oder 600 demonstrieren.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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wie blöd

Spartakist-Verkäufer 01.01.2013 - 16:41
was seid ihr für arrogante möchtegern-avantgardisten? hätte jemand bescheid gewusst, wären vielleicht auch ein paar gekommen...

???

a 01.01.2013 - 17:13
Jede_r hätte an Silvester vor den Knast kommen können! Aufrufe gab es genug.

Warum speziell die Frauentrakte?

phantomias 02.01.2013 - 11:34
Kann mir jemand mal kurz auflösen, warum speziell die Frauentrakte Grußwörter bekommen haben?
Ist das Teil einer Kampagne? Oder doch nur falsch verstandener "Anti"sexismus?

@nichtkommer

egal 03.01.2013 - 07:39
es war beabsichtigt das ausser unserer gruppe und freunde niemand anders kommt.deswegen gab es keinen aufruf.wir brauchen unsere privatdemo um uns ein gefühl der einzigartigkeit zu geben,die knackis sind uns doch völlig egal.das ist ja das schöne das da immer welche sind.
wie ihr schon mitbekommen habt gab es schon mehrere aktionen von uns wo andere nicht erwünscht waren.wenn wir viele sein wollte hätten wir einen aufruf gestartet,doch wir wollen unter uns bleiben.
ihr hättet ja eine eigene demo am 1.1. machen können zu der wir nicht erschienen währen.
in diesem sinne sind nur wir links

@phantomias

(A) 04.01.2013 - 00:19
ich weiß nicht, in welchem utopia du dich rumtreibst.
würdest du feminismus auch als "falsch verstandenen (anti)sexismus) bezeichnen weil er einen kampf darstellt, der ein kampf explizit marginalisierter ist?
die sexistischen gewaltverhältnisse sind hinter den mauern oft noch brutaler als hier draußen im großen knast - schon die oftmals räumliche trennung von sog. frauentrakten macht grüße in diese richtung sinnvoll.