Grösste Mobilisierung der Zapatistas seit 94

lleps 23.12.2012 04:15 Themen: Globalisierung Soziale Kämpfe Weltweit
Nach langem Schweigen meldete sich gestern die zapatistische Bewegung in Chiapas mit der grössten Mobilisierung seit dem Aufstand 1994 auf der Bildfläche zurück. Laut der unabhängigen, mexikanischen Tageszeitung “La Jornada” versammelten sich dafür zeitgleich insgesamt ungefähr 40.000 Zapatist_innen auf den zentralen Plätzen der Städte San Crsistobal de las Casas, Las Magaritas, Ocosingo, Palenque und Alatarmirano. In San Cristobal de las Casas konnte das beeindruckende Schauspiel von schätzungsweise 20.000 mit pasamontañas (Schimasken) vermummten Zapatist_innen beobachtet werden, die in einem Schweigemarsch vorrübergehend den Hauptplatz besetzten, auf einer Erhöhung mit erhobener Faust an einer zaptistischen und einer mexikanischen Flagge vorbeizogen und dann ohne eine Kundgebung abzuhalten oder Parolen zu rufen wieder verschwanden. Zuvor hatten die Aufständischen eine lange Reise aus den fünf “caracoles” den basisdemokratischen Verwaltungszentren der Zapatistas angetreten, die über ganz Chiapas verteilt liegen.
Laut “La Jornada” ist an dem Aufmarsch besonders bemerkenswert, dass sich so viele junge Menschen unter den Angereisten befanden. Dieses Kommentar ist vorallem im Kontext, der von vielen “totgesagten” zapatistischen Bewegung zu sehen, die gestern auf beeindruckende Weise ihre nach wie vor vorhandene Stärke demonstrierte.
Mit grosser Spannung wurde ausserdem eine neue Bekanntmachung des “revolutionären und indigenen Geheimkomitees” der Bewegung erwartet. Dieses ist seit gestern im Internet zu finden und beschränkt sich auf wenige Sätze: “Hört ihr es? Es ist das Geräusch ihrer Welt, die zusammenbricht. Es ist die unsere, die zurück kehrt. Der Tag der Tag war, wird Nacht und die Nacht die Nacht war wird Tag”. Das Communiqué bezieht sich auf den gestern zu Ende gegangenen Zyklus des Maya-Kalenders, bei dem es sich, wie “La Jornada” betont, nicht um eine Prophezeiung sondern eine mathematische Berechnung handelt.
In den letzten Monaten war es zu einer Zuspitzung der Situation in verschiedenen zapatistischen Unterstützungsgemeinden gekommen. Paramilitärische Gruppierungen verübten direkte, teils schwer bewaffnete und offene Angriffe und auch die durch die Regierung vorangetriebene Spaltung der Gemeinden, die von den Zapatist_innen als eine Taktik der Aufstandsbekämpfung bezeichnet wird, verschärften sich. Seit dem 1. Dezember ist der PRI-Kandidat Enrique Peña Nieto neues Regierungsoberhaupt Mexikos. Eine Demonstration, die dessen Amtsantritt begleitete, wurde von der Polizei brutal niedergeschlagen und viele Demonstrierende fanden sich im Gefaengniss wieder, teils mit der Aussicht auf bis zu 30 Jahren Haft. Von der Rückkehr der PRI und Enrique Peña Nietos, der bereits zwischen 2005 und 2011 das Amt des Gouverneurs des Bundesstaats Mexikos inne hatte und sich durch zahlreiche Menschenrechtsverletzungen auszeichnete, wird von vielen Seiten eine Verschärfung der Repression gegen soziale Bewegungen erwartet.
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