Rosa und Karl: Sozis gedenken ihrer Opfer
Berlin am zweiten Sonntag im Januar: Schon in den 1920er Jahren fand an diesem Tag eine Demonstration statt, um Rosa Luxemburgs und Karl Liebknechts zu gedenken. Zur Erinnerung an die beiden GründerInnen der KPD, die am 15. Januar 1919 von Offizieren des Deutschen Heeres – mit dem Einverständnis der SPD-Regierung – ermordet wurden, ziehen bis heute Zehntausende Menschen zum Denkmal der SozialistInnen auf dem Friedhof Berlin-Friedrichsfelde.
In den letzten Wochen sind in der Hauptstadt dunkelblaue Plakate mit den Porträts von Rosa und Karl aufgetaucht. Erst auf den zweiten Blick fällt auf, dass ein Bündnis vorwiegend sozialdemokratischer Organisationen zur Demonstration aufruft: die Jusos, die Falken und die Naturfreundejugend, dazu die Linksjugend-Solid (der Jugendverband der Linkspartei) und die DGB-Jugend. Erst auf den dritten Blick wird klar, dass das Plakat für den 13. Januar nicht zum Frankfurter Tor aufruft, wo die traditionelle Demonstration anfängt, sondern zum Olof-Palme-Platz, tief im Westen der Stadt.
Die SozialdemokratInnen machen also eine eigene Gedenkdemonstration? Ein Sprecher des Bündnisses behauptete per Mail, eine "emanzipatorische Alternative zur traditionellen LL-Demonstration" veranstalten zu wollen. Ansonsten verwies er auf den Aufruf. Bereits voriges Jahr hatte eine kleine Gruppe am Rande der Liebknecht-Luxemburg-Demonstration ein Transparent mit den Gesichtern von Lenin, Stalin und Mao sowie der Losung: "Nein, nein, nein, das ist kein Kommunismus" gezeigt. In diesem Sinn bestreitet der SPD-Nachwuchs in seinem Aufruf, dass "solche menschenverachtenden Ideologien etwas mit den Ideen von Rosa und Karl zu tun haben", und nennt den etablierten Marsch deswegen einen "Ausdruck des Scheiterns". Impliziert wird dabei, dass der sozialdemokratische Ansatz, den Kapitalismus mittels parlamentarischer Reformen zu überwinden, weniger eine Form des Scheiterns darstellen würde. Außerdem sieht man nicht nur Stalin und Mao auf der LL-Demonstration, sondern auch Leo Trotzki.
Verschiedene Antifa-Gruppen, die die Liebknecht-Luxemburg-Demonstration mitorganisieren, schäumten vor Wut. "Zum Kotzen", sagt Jonas Schießer von der Antifaschistischen Revolutionären Aktion Berlin über die Initiative der "zukünftigen Sozialabbaukader". "Puren Zynismus" sieht Ina Laumeyer von der Antifaschistischen Linken Berlin, wenn die "Kinder der Mörder von Rosa und Karl das Erinnern an diese Revolutionäre zu instrumentalisieren versuchen".
Obwohl Sozialdemokraten wie Gustav Noske, Friedrich Ebert und Philipp Scheidemann, die die Novemberrevolution von 1918/19 im Blut ertränkt haben, im Aufruf zur "Rosa und Karl"-Demo nicht erwähnt werden, so lebt ihr Geist weiter. Scheidemann erklärte seinerzeit, warum er als entschiedener Gegner der Revolution trotzdem für einen Generalstreik und für die Republik eintrat: "Jetzt heißt es, sich an die Spitze der Bewegung zu stellen, sonst gibt es doch anarchistische Zustände im Reich". Versuchen die Sozialdemokraten von heute, sich an die Spitze des Gedenkens zu stellen, um der Erinnerung an die beiden RevolutionärInnen die Spitze abzubrechen? Es deutet wenig darauf hin, daß sie damit Erfolg haben werden.
von Wladek Flakin, Revolutionäre Internationalistische Organisation (RIO), http://www.klassegegenklasse.org
eine kürzere Version dieses Artikels erschien in der jungen Welt am 5. Dezember ( http://www.jungewelt.de/2012/12-05/057.php)
in diesem Sinn: Auf zur Luxemburg-Liebknecht-Demo 2013! 13. Januar, 10 Uhr, Frankfurter Tor! http://www.ll-demo.de/
Die SozialdemokratInnen machen also eine eigene Gedenkdemonstration? Ein Sprecher des Bündnisses behauptete per Mail, eine "emanzipatorische Alternative zur traditionellen LL-Demonstration" veranstalten zu wollen. Ansonsten verwies er auf den Aufruf. Bereits voriges Jahr hatte eine kleine Gruppe am Rande der Liebknecht-Luxemburg-Demonstration ein Transparent mit den Gesichtern von Lenin, Stalin und Mao sowie der Losung: "Nein, nein, nein, das ist kein Kommunismus" gezeigt. In diesem Sinn bestreitet der SPD-Nachwuchs in seinem Aufruf, dass "solche menschenverachtenden Ideologien etwas mit den Ideen von Rosa und Karl zu tun haben", und nennt den etablierten Marsch deswegen einen "Ausdruck des Scheiterns". Impliziert wird dabei, dass der sozialdemokratische Ansatz, den Kapitalismus mittels parlamentarischer Reformen zu überwinden, weniger eine Form des Scheiterns darstellen würde. Außerdem sieht man nicht nur Stalin und Mao auf der LL-Demonstration, sondern auch Leo Trotzki.
Verschiedene Antifa-Gruppen, die die Liebknecht-Luxemburg-Demonstration mitorganisieren, schäumten vor Wut. "Zum Kotzen", sagt Jonas Schießer von der Antifaschistischen Revolutionären Aktion Berlin über die Initiative der "zukünftigen Sozialabbaukader". "Puren Zynismus" sieht Ina Laumeyer von der Antifaschistischen Linken Berlin, wenn die "Kinder der Mörder von Rosa und Karl das Erinnern an diese Revolutionäre zu instrumentalisieren versuchen".
Obwohl Sozialdemokraten wie Gustav Noske, Friedrich Ebert und Philipp Scheidemann, die die Novemberrevolution von 1918/19 im Blut ertränkt haben, im Aufruf zur "Rosa und Karl"-Demo nicht erwähnt werden, so lebt ihr Geist weiter. Scheidemann erklärte seinerzeit, warum er als entschiedener Gegner der Revolution trotzdem für einen Generalstreik und für die Republik eintrat: "Jetzt heißt es, sich an die Spitze der Bewegung zu stellen, sonst gibt es doch anarchistische Zustände im Reich". Versuchen die Sozialdemokraten von heute, sich an die Spitze des Gedenkens zu stellen, um der Erinnerung an die beiden RevolutionärInnen die Spitze abzubrechen? Es deutet wenig darauf hin, daß sie damit Erfolg haben werden.
von Wladek Flakin, Revolutionäre Internationalistische Organisation (RIO), http://www.klassegegenklasse.org
eine kürzere Version dieses Artikels erschien in der jungen Welt am 5. Dezember ( http://www.jungewelt.de/2012/12-05/057.php)
in diesem Sinn: Auf zur Luxemburg-Liebknecht-Demo 2013! 13. Januar, 10 Uhr, Frankfurter Tor! http://www.ll-demo.de/
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Ergänzungen
Kein Crossposting
Was wie wann wo
Was stimmt denn nu?
Mobi-Video
http://www.youtube.com/watch?v=WCi8N53mB8Y&feature=youtu.be
Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen
Stellungnahmen der Sozis
http://rosaundkarl.blogsport.de/2012/11/30/faq-wir-und-das-ll-gedenken/
http://rosaundkarl.blogsport.de/2012/11/30/die-noske-jugend-fuer-rosakarl/
Scheiß doch auf die Sozen!
Lieber ein antifaschistischer Block auf der Rosa&Karl-Demo als einer auf der Stalinisten-Folklore nach Friedrichsfelde. Ein anderes Gedenken an Rosa und Karl als die jährliche LL-Demo war so bitter nötig! War von Anfang an so klar, dass ARAB und Rio sich wohler mit den Stalinisten und Trotzki-Entristen fühlen.
Lieber Wladek
Wieso sollten die heutigen Jusos eine Gedenkdemo für Rose & Karl machen, wenn sie aus ihrer heutigen Perspektive irgendetwas gutes an ihrer Ermordung fänden?
Wieso sollten zwei Demonstrationen, die an Rosa & Karl erinnern, schlecht sein? Vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass die derzeitige LL(L)-Demo einen nicht unbeträchtlichen Teil des linken Spektrums schlicht abschreckt?
hilfe
diese beeindruckende hetzt-kampagne
ps noske war ein arsch und bluthund, so what? stalin hat trotzki erledigen lassen, revolution ist kein kaffeekränzchen und revolutionäre sind tote auf urlaub ;)
@nopasaran
Es ist erschreckend wie Linkspartei- und Sozi - nah einige hier nach einer halben Wahlperiode schon wieder sind. Maschiert hier in Berlin mit den Sozialkahlschlagssanierern doch durch die Institutionen, heult ader danach nicht wieder rum. Ist halt Wahlkampf.
Nur die dümmsten Kälber (auch Menschen genannt) wählen ihre Schlächter selber.
100 Jahre geschichtsblind
Hier trennt sich halt wie 1918/19 und 1968/69 die Spreu vom weizen.
Der richtige Ort zur Demonstration für euch wäre eigentlich eher "Neue Wache" und "Deutsches Museum". Dort wird ein eurem sehr ähnliches Geschichtsbild fabriziert und gepflegt.
Was der Mühsam schon wusste,
Ich bin beschämt...
Gerade Absatz 2 und 3 im Kontext gelesen ergeben eine Verharmlosung der Shoa sondergleichen. Ich frage mich, ob die wenigen ernstzunehmnenden Gruppen unter dem Aufruf, diesen überhaupt vorher einmal gelesen haben oder ob die Unterschrift unter dem Aufruf eine Art Gewohnheit darstellt, die es aufgrund von Tradition nicht zu durchbrechen gilt. http://www.ll-demo.de
Für mich persönlich bedeutet das, dass ich weder die diesjährige LL-Demo, noch bis auf weiteres andere Veranstaltungen der ALB besuchen werde..
@mods
@mods
Oder einfach alles stehen lassen, weil von Interesse...
Gähn..
1. Haben sich die Berliner Jusos doch nun recht eindeutig von Noske und co. distanziert.
2. Der Mainstram der ML-Linken und Antiimps sollte doch besser schweigen, wenn es um die Zusammenarbeit mit Nazis, Faschisten und Nationalskonservativen geht. Nur einige Stichworte: Hitler-Stalin-Pakt, gemeinsame Streiks von NSDAP und Teilen der KPD, von Franz Josef Strauß eingefädelte Kredite für die DDR, etc.pp.
3. Aktuell haben weniger die Berliner Jusos ein Antisemitismusproblem und vielmehr die ML-Linken und Antiimps. Belege spare ich mir an dieser Stelle mal, dazu gibts schon unmengen an ideologiekritischer und auch wissenschaftlicher Literatur.
4. Sonst krichen alle erdenklichen ML- und Bewegungslinken (ALB, IL, etc.) Jusos, Grünen und Solid in den Hintern um sie zu "Massenblockaden" gegen Nazis, Protesten gegen "Bankster" und anderen "Events" zu mobilisieren. Aber wenn diese dann einmal was eigenes machen und die üblichen "linksradikalen" Politstrategen links überholen, indem sie sich zum Beispiel offensiv für einen emanzipatorischen, antiautoritären Sozialismus stark machen, ist das geheule groß. Derbe entlarvend! ;)
Aber hey.. die "Argumente" sind doch altbekannt. Dies ist hier ist doch auch nur ne alberne Pseudodebatte. Getroffene Hunde bellen halt.
Na klar, SPD und DGB für Revolution
Reden wird Peer Steinbrück (für nur 10.000 Euro, Solipreis), und der DGB-Chef wird dann die Revolution ausrufen.
Ich komme.....
Westmumpe für Hirntote
Deshalb auch Daumen hoch, dass dieser Blödsinn "im tiefsten Westen" stattfindet, wenn er denn überhaupt stattfindet und eine ernstzunehmende Teilnehmerzahl erreicht, da gehört solch revisionistischer Quatsch nämlich auch hin und kommt in 99,9% aller Fälle eben auch da her!
Das Tal der Ahnungslosen beschränkte sich eben nicht nur auf die Heldenstädter, die ihre Ahnunglosigkeit spätestens 89 schön zur Schau stellten, sondern eben auch auf die gesamte (Alt-)BRD und das bis heute!
Bis zur traditionellen LLL-Demo!
10:00 Frankfurter Tor
Am Tag davor Rosa Luxemburg Konferenz!
tal der ahnungslosen
überall sozialdemokraten
warum also nicht endlich mal konsequent sein und gemeinsam für staat, volk und arbeit auf die straße gehen?
endlich!
40.000 Euronen Fördergelder für "Gedenken...
So, jetzt wäre es interessant zu wissen in welcher Höhe Lederers und Co. Noske-Aktion von ihren doch sehr finanzkräftigen Unterstützern finanziert wird, und welche Personen dadurch jobmäßig gefördert werden!
"Umfairteilen" gefällt mir da noch besser, ist zwar reformistisch aber nicht auf Spaltung der Bewegung angelegt.
Um letzteres geht es aber bei "Gedenken in der Krise".... Es geht denen mit Sicherheit nicht um Alternativen zum Stalinismus.
Es geht darum systemkritisches Potential in der antifa zu schwächen, zu diffamieren, zu isolieren.
auch dazu
http://geigerzaehler.blogsport.de/2012/12/09/gedenken/