Elsässer-Tagung an FU Berlin

- 22.11.2012 22:09 Themen: Antifa Antirassismus
Unter dem Motto "Wie wird Deutschland wieder souverän?" findet am Samstag an der FU Berlin, in dem (nach einem Antisemiten benannten) Henry-Ford-Bau, eine Tagung des rechten, nationalistischen, verschwörungstheoretischen Compact-Magazins statt.
Stargäste sind Professor Karl Albrecht Schachtschneider und Peter Scholl-Latour. Gefragt wird im Ankündigungstext u.a.: "Können wir heute etwas lernen von der Gleichgewichtspolitik eines Otto von Bismarck, von der Entspannungspolitik eines Willy Brandt? (...) Welche Rolle spielen die alliierten Vorbehaltsrechte heute? Welche Bedeutung haben das Fortbestehen der UN-Feindstaatenklausel, das Fehlen eines Friedensvertrages? Welche Rolle spielen die “Kanzlerakte” und andere Geheimverträge? (...) NATO oder EU – welches ist die größere Einschränkung der deutschen Souveränität? (...) Wie können wir die Souveränität Deutschlands wiederherstellen? Müssen wir für eine neue Verfassung kämpfen – obwohl auch Schäuble & Co. eine neue Verfassung anstreben? Sollen wir nicht lieber das Grundgesetz verteidigen, obwohl es Mängel hat? Lohnt ein Rückgriff auf die Reichsverfassung von 1871 – oder kommen wir da in die 'Spinnerecke'?"

Dass man gar nicht mehr in die "Spinnerecke" muss, sondern schon tief drinsteckt, zeigt der Ankündigungstext bereits.
Weitere Indizien sind die Referenten sowie vor allem der Veranstalter Jürgen Elsässer.
Peter Scholl-Latour ist gern gesehener Junge Freiheit-Interviewpartner und damit geopolitischer Stichwortgeber in Debatten der Neuen Rechten.
Jürgen Elsässer ist Mitbegründer der Querfrontinitiative "Volksinitiative gegen Finanzkapital", die u.a. auf Zuspruch aus Kreisen der NPD stieß. Elsässer positionierte sich während der Proteste gegen das Regime im Iran 2009, auf Seiten der Schlächter und unterstützte die Niederschlagung der Revolte. Die Protestierer bezeichnete er als "Strichjungen" und "Discomiezen", denen die Folter in einem "Darkroom" zu wünschen sei. Kürzlich besuchte er mit einer Reisedelegation den iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinejad. Diesen lobt Elsässer vor allem für seinen "Antizionismus".

Inzwischen äußert er sich auch unverholhen rassistisch gegen sog. "Vermischung" von "Völkern". So auf seinem Blog anlässlich des 4:4-Spiels der Fußballmannschaften Deutschlands und Schwedens: "Tut mir leid, ich sehe das nicht nur sportlich. Wie kann man 4:0 vorne liegen und das Spiel nicht nach Hause schaukeln? Das wäre früher in Deutschland unmöglich gewesen. Das gab’s vielleicht in Afrika, wo man aus Spaß an der Freud herumkickt. Aber zu den deutschen Tugenden gehört nun mal NICHT ‚Spaß an der Freud‘, sondern Schaffen, Ackern, Planen, Organisieren, Durchhalten. Andere Nationen sind genial im Kreativen, im Künstlerischen, im Improvisieren, und am Schluss ist das Ergebnis auch toll. Aber unsere Stärke ist was Anderes, das vorher genannte. Mir san mir. Jedem das Seine. Kein Volk ist schlechter als das andere. Aber absolut TÖDLICH ist das Vermischen: Wenn den Deutschen ihr Fleiß und ihre Kampfkraft ausgetrieben werden soll – und die heißblütigen Südländer ans Kreuz der preußischen Arbeitsdiszplin (sic) geschlagen werden."

Solche Ausagen wären wahrscheinlich selbst dem rassistischen "Gen-Theoretiker" Thilo Sarrazin zu krass. Dennoch: Auch Thilo Sarrazin konnte kürzlich auf Einladung Jürgen Elsässers Compact-Magazins sein Anti-Euro-Buch vorstellen.

Wir haben es also mit einer durch und durch reaktionären Konferenz zu tun, die für Deutschland um einen Platz an der Sonne kämpft.

Dass sich bislang kein Widerspruch formiert hat, verblüfft. Außer das Onlinemagazin "Ruhrbarone" blieb die Berichterstattung dürftig. Von den einschlägigen Berliner Antifa-Gruppen und dem protestierfreudigen AStA der FU ist bislang nichts zu vernehmen. Das wird sich hoffentlich noch ändern.
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Ergänzungen

Ist doch hinlänglich bekannt

mahmut 23.11.2012 - 00:27
Dieser Typ ist der Aushängenazi schlechthin!Wenn er von deutscher Arbeitsdisziplin schreibt find ich das nicht verwerflich.Schlimm sind jedoch die ganzen geschriebenen Sätze und die Artikel.Vor allem wie er über Schwarzafrikaner schreibt (z.Bsp. Mario Balotelli) ist schon sehr abstoßend und von einer neonazistischen Grundattitüde getragen.In NPD Kreisen wird ja offensiv für das compact geworben und der NPD Vorsitzende veröffentlicht regelmäßig Elsässer-Artikel.Ziemlich behindert dieser ganze Laden.

VölkischeNationalisten,Rassisten,Verschwörer

1 23.11.2012 - 01:22
Da gibt es einiges zu erzählen, da trifft sich ein bunter Haufen von völkischen Nationalisten, Rassisten und Verschwörungstheoretikern, die Kontakte zu rechtspopulistischen Parteien und Europa-Gegnern haben, zu rechten Esos und Zinskritikern in D, der Schweiz und in Österreich, zur Jungen Freiheit, zu Lobbygruppen des iranischen Regimes u.a.

Habe bisher zu diesem Treffen nur das gefunden:  http://reflexion-blog.com/?p=3027

Alter Bekannter

F 23.11.2012 - 10:21
Ein Wort zu Karl Albrecht Schachtschneider: Er gehörte zu einer Gruppe von Klägern gegen die Einführung des Euros. Danach hat er sich am rechtspopulistischen "Bund Freier Bürger" beteiligt, der v.a. durch die Unterstützung von Jörg Haiser zu punkten hoffte. Das Projekt einer Partei, die sich um eine rechte EU-Kritik sammeln sollte, scheiterte seinerzeit. Heute gibt es wieder etliche Versuche in dieser Richtung, z.B. die "Wahlalternative 2013" (siehe  http://goo.gl/XHyWg) - und Schachtschneider taucht auch wieder auf.

Zu Schachtschneider

Wikipedia 23.11.2012 - 10:34
"Anton Maegerle kritisiert im SPD-nahen Informationsportal Blick nach Rechts Tätigkeiten Schachtschneiders bei rechtspopulistischen und rechtsextremen Gruppen und Parteien. Er nannte unter anderen seine Auftritte am 10. März 2009 bei einer Veranstaltung der Bürgerbewegung pro Köln, am 30. Januar 2009 bei einem Kongress der FPÖ, als Referent im Studienzentrum Weikersheim, bei einer Sommerakademie von Leserkreisen der Jungen Freiheit, bei einem vom Verein zur Förderung der psychologischen Menschenkenntnis ausgerichteten Kongress und Auftritte neben Rechtsextremisten bei diversen Burschenschaften, sowie einen Artikel Schachtschneiders in der rechtsextremen Zeitschrift Die Aula 2006.[20]"

was wir nicht vergessen solten

ano dazu mal 23.11.2012 - 10:54
der Elsässer war ja mal ein antideutscher

Was wir auch nicht vergessen sollten

Smitty 23.11.2012 - 11:20
Nachdem Elsässer in den 90ern einer, sich damals noch nicht AntiD nennenden, Strömung angehörte, wechselte Elsässer ab spätestens 2002 mit antiimperialistischen Thesen das Lager. Spinner gibts eben überall.

@ autor_in

antifa 23.11.2012 - 11:24
Zitat: "Dass sich bislang kein Widerspruch formiert hat, verblüfft. Außer das Onlinemagazin "Ruhrbarone" blieb die Berichterstattung dürftig. Von den einschlägigen Berliner Antifa-Gruppen und dem protestierfreudigen AStA der FU ist bislang nichts zu vernehmen. Das wird sich hoffentlich noch ändern"

wie lange vorher wusstest du davon und was hast du unternommen, um es bekannt zu machen,so dass es eine frühzeitige gegenmobilisierung hätte geben können? ich hab durch diesen artikel eben erst davon erfahren und es dürfte schwierig werden binnen eines tages eine adäquate mobilisierung zustande zu bekommen,zumal morgen zeitgleich rudow und silvio meier anstehen.

@ alle rechercheur_innen: wenn ihr infos habt, dann stellt sie bitte frühzeitig den entsprechenden strukturen zur verfügung, durch persönliche weitergabe oder wenn nicht möglich per mail. die kontaktierungsmöglichkeiten sämtlicher antifa-gruppen etc. finden sich auf deren jeweiligen seiten.
eine veröffentlichung auf dem eigenen blog reicht eben manchmal nicht aus und eine hinweismail ist schnell geschrieben.

auf dass es nächstesmal besser hinhaut.

ASTA-FU am 14.11. informiert

Info 23.11.2012 - 11:55
Seit Mittwoch letzter Woche wusste der ASTA der FU (Antifa-/Schwulen-Ref.), wer dort morgen tagt. Wenn Mails nicht ernst genommen werden, ist es nicht mein Problem.

Außerdem lädt Elsässer seit über einem Jahr Nationalisten, Antisemiten und Reichsbürger zu seinen compact-Veranstaltungen nach Berlin-Mitte ein (letzte Woche war dort der Reichbürger Andreas Clauss).

ASTA wurde bereits vor einem Monat informiert

Antifa Berlin 23.11.2012 - 16:23
Der ASTA der FU wurde von Antifa-Gruppen bereits vor einem Monat darüber informiert, dass der Kongress stattfindet.

@Antifa Berlin

antifa 23.11.2012 - 18:31
Okay, derartige Tatenlosigkeit spricht nicht für den AStA, aber wenn die Tagung seit nem Monat bekannt ist, hätten besagte Antifa-Gruppen auch selbst initiativ werden können (auch wenn ich vorrangig uni-nahe Gruppen in der Pflicht sehe).

Ich hoffe, der Aufwand für Rudow morgen ist berechtigt, denn wenn dort diesselbe Anzahl trauriger Nazigestalten am Start ist wie bei deren letzten Events, würde ich die Elsässer-Konferenz, was gesellschaftliche Multiplikationswirkung angeht, für gefährlicher halten.
Wenns stimmt, dass sich angeblich 800 Leute (und seis auch nur die Hälfte) für nen Eintrittspreis von 60€ angemeldet haben, macht er damit ordentlich Kohle, die er dann in seine Querfrontscheiße stecken kann.

Antisemiten in Antisemitens'Haus

libertad 23.11.2012 - 20:13

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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die Freie u.... — paula

belege bitte — ich