Hülya Tage in Frankfurt Am Main

Teilnehmerin 21.11.2012 01:52 Themen: Antifa Antirassismus Repression Weltweit
Am Sonntag den 18. November 2012, war der letzte Tag der interkulturellen Wochen und der Hülya Tage in Frankfurt. Seit dem 29. Oktober fand eine Vielzahl an Veranstaltungen statt, zum Beispiel Filmvorführungen, Vorträge und Musikveranstaltungen. Diese beleuchteten Rassismus (z.B. NSU- Morde), zeigten institutionellen Rassismus auf, benannte politische Gefangene, thematisierte historische Hintergründe, berichteten über die Gefängnisindustrie und nannten Möglichkeiten zur Unterstützung.

Die Hülya Tage sollen an den vor 19 Jahren in Solingen von Neonazis verübten Brandanschlag erinnern, durch welchen 5 Menschen getötet wurden, darunter die neunjährige Hülya.
In Frankfurt – Bockenheim, nahe des Studierendenhauses, wurde 1998 der „Hülya-Platz“ im Gedenken de Opfer und als ewige Erinnerung und Mahnung gegen den Rassismus, eingeweiht. Dort steht auch eine Kopie des 'Hammering Man'; welcher aber dort ein Hakenkreuz zerschlägt.

Bei den Veranstaltungen wurde beispielsweise der Film 'Le Havre' gezeigt und im Anschluss mit Vertrer_Innen von 'Pro Asyl' und 'Kein Mensch ist illegal' diskutiert. Die Situation der Flüchtlinge in der 'Festung Europa' wurde bennant und Möglichkeiten zur Unterstützung wurden aufgezeigt.
(Es werden u.a. bis Ende November (In Mainz-Kastel und Frankfurt) noch Sachspende gesammelt.)
Weitere Infos unter  http://calaismigrantsolidarity.wordpress.com – auf Englisch
und  http://calaismigrantsolidarity.blogsport.de/ - auf Deutsch.

Bei einer Veranstaltung zur Gefängnisindustrie und politischen Gefangenen wurde u.a. auf Mumia Abu-Jamal hingewiesen und anhand der Verfahrensbrüche, rassistischen Richter und deren Vorgehensweisen institutioneller Rassismus dargestellt. Außerdem wurde die 'Plea Bargain'-Praxis (d.h. Die Praxis des Schuldhandels) erläutert, im Zuge welcher nicht nur politische Aktivisten, sondern auch die ärmere Bevölkerungsschicht ständig der Gefahr ausgesetzt ist, verhaftet und angeklagt zu werden. Wenn sie sich dann (von häufig völlig ungerechtfertigten) Anklagen befreien wollen, wird ihnen meist geraten, sich zu einer Straftat (ob sie sie begangen haben oder nicht) schuldig zu bekennen um zum Beispiel mit 1 Jahr auf Bewährung wieder freigelassen zu werden. Sammelt aber Jemand , auf diese Art DREI Verurteilungen an, kann er/sie 15-25 Jahre eingesperrt werden.

In einigen Gegenden kann dies aufgrund rassistischer Praktiken sehr schnell passieren. Besonderes Interesse an dem ständig wachsenden Gefangenenstrom haben vor allem die privaten Gefängnisbetreiber, wie die CCA (Corrections Corporation of America), welche im Februar 2012 an 48 Bundesstaaten der USA einen Brief verschickte, in welchem sie anbot ihre maroden Gefängnisse in Gegenleistung zu einer 'Finanzspritze' zu übernehmen, wenn ihnen für die nächsten 20 Jahre eine 90%ige Gefängnisbelegung GARANTIERT wird. Danach wurden Vergleiche zur Gefängnisindustrie in Deutschland diskutiert.
Mehr zum gefängnisindustriellen Komplex unter:  http://cba.fro.at/series/1447 (zwei Folgen : RadioAktiv vom 10 September 2012 und RadioAktiv 17 September 2012).

Im Zuge der Veranstaltung wurde auch auf Derege Wevelsiep hingewiesen, welcher in Frankfurt-Bornheim nach rassistischen Beleidigungen durch eine Fahrkartenkontrolleurin von der Polizei zusammengeschlagen wurde. Weitere Infos unter  http://www.fr-online.de/vorwuerfe-gegen-polizei/fall-wevelsiep-polizisten-schon-einmal-unter-verdacht,20810664,20891480.html

Außerdem wurde auf die Fax/ Briefaktion zur Begnadigung von Leonard Peltier hingewiesen
(  http://www.mumia-hoerbuch.de/arn.htm#aimforfreedom ).

Am Freitag wurde über die 'Grauen Wölfe' referiert und besonders auf die Situation in Frankfurt-Griesheim eingegangen. Die Entstehung der türkisch-nationalistischen, faschistischen Bewegung wurde erläutert und geschichtliche Hintergründe verdeutlicht. Auch der direkte Zusammenhang mit dem Alltagsrassismus und neonazistischer Übergriffe mit den grauen Wölfen wurde aufgezeigt. Bei einer Befragung antwortete zum Beispiel ein 'grauer Wolf', dass ihn der Übergriff und der Tod der 5 türkischstämmigen Bewohner_Innen Solingens durch einen Brandanschlag zutiefst erschüttert habe. Danach habe er Gefallen gefunden, an einer Gesellschaft von Menschen die ihn nicht als minderwertig betrachten, wo er sich auch einmal stolz fühlen darf - eine Gemeinschaft.

Während der interkulturellen Wochen war die Ausstellung 'Neofaschismus in Deutschland - Den Opfern ein Gesicht geben“. Dort fand mensch Beispiele zu nichtaufgearbeiteter Vergangenheit und Nazis, die in politischen Ämtern verblieben sind, bzw. nach kurzen Haftzeiten wieder politische Ämter bekamen, Nazi-Zeitungen, Alltagsrassismus und vielem mehr.

Außerdem wurden auf Namenstafeln Todesopfer rassistischer Gewalt mit Hintergrundinformationen zur Person und zur ihrem Tod benannt.
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Ergänzungen

gegen tödliche Polizeigewalt und Rassismus

in den USA 21.11.2012 - 02:09
Hier ein Bericht von einem Treffen zwischen Eltern von Alan Blueford (ein afroamerikanischer Junge, der von einem rassistischen Bullen im Mai 2012 grundlos erschossen wurde) mit dem politischen Gefangenen Mumia Abu-Jamal. Zusammen überlegten sie, wie sie eine Kampagne gegen tödliche Polizeigewalt und Rassismus in den USA aufbauen koennen
 http://www.workers.org/2012/11/15/mumia-meets-with-parents-of-alan-blueford/