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Rosa & Karl – Gedenken in der Krise

Karl Rosa 20.11.2012 19:41 Themen: Soziale Kämpfe
Im Januar 2013 wird das Bündnis „Rosa & Karl“ mit einer Demonstration und einer Aktionswoche (5.-13.Januar) an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht erinnern. Weitere Ankündigungen und Materialien folgen.
Das Bündnis besteht bisher aus folgenden Jugendverbänden und Zusammenhängen:
Die Falken, Jusos Berlin, Naturfreundejugend Berlin, DGB-Jugend Berlin-Brandeburg, Linksjugend Solid, JungdemokratInnen/Junge Linke Berlin und Hashomer Hatzair

Und hier ist der Aufruf:

Im Januar 2013 werden wir als Bündnis „Rosa & Karl“ mit einer Demonstration und einer Aktionswoche an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht erinnern.

Am 15. Januar 1919 wurden Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht – Vertreter*innen des revolutionären SPD-Flügels und Gründungsmitglieder und Vorsitzende der KPD – durch eine „Bürgerwehr“ festgenommen und in das damalige Hotel Eden unweit des Zoologischen Gartens gebracht. Dort residierte der Stab der Garde-Kavallerie-Schützen-Division, der die Verfolgung von Spartakist*innen in Berlin organisierte. Die beiden wurden verhört und dabei schwer misshandelt. Parallel zu den Verhören wurde bereits die Ermordung der beiden Revolutionsführer*innen geplant. Dabei sollte es nach einer spontanen Tat aussehen. Beide wurden einzeln abtransportiert und unweit des Hotel Edens ermordet. Ihre Leichen wurden in den Neuen See im Tiergarten und in den Landwehrkanal geworfen.

Zum Zeitpunkt von Luxemburgs und Liebknechts Ermordung war die Novemberrevolution in ihre letzte Phase eingetreten, die Arbeiter*innenschaft war gespalten: Die Mehrheits-SPD versöhnte sich mit Kapital und Nation und übernahm Regierungsverantwortung, während Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht dies entschieden ablehnten. Für sie lag nach dem Schrecken des Ersten Weltkrieges die einzige Perspektive in einer sozialistischen Revolution. Dass diese Sicht damals nicht nur Utopie gewesen ist, zeigen die Kämpfe der Arbeiter*innen und Soldat*innen in der Novemberrevolution und die Oktoberrevolution in Russland 1917.

Aber was hat das alles eigentlich mit uns in der Gegenwart zu tun?

Immer wieder die gleiche Leier – Wir wollen mal was Neues!

Der Abbau sozialer Leistungen und Infrastruktur, leere öffentliche Kassen, steigender Leistungsdruck auf Arbeit, in der Schule und an Universitäten und die stagnierende Lohnentwicklung dienen dem Ziel, kapitalistische Gesellschaften noch wettbewerbsfähiger zu machen und trotz dieser ganzen Zumutungen schlittern wir von Krise zu Krise. Kaum scheint eine überwunden, taucht am Horizont schon die nächste auf.

Aber was heißt hier eigentlich Krise?

Heute stehen wir vor der größten Abwärtsbewegungen in den kapitalistischen Systemen der Nachkriegszeit, doch wird auch diese Krise nicht das Ende des Kapitalismus sein. Vielmehr verschleiert das Wort Krise die Ursachen. Denn das Wort Krise unterstellt, es handele sich um einen Ausnahmezustand, den man mit der richtigen Wirtschaftspolitik und den richtigen Regulierungen bzw. der richtigen Einstellung beheben könne. Es wird unterschlagen, dass Schwankungen, Hochs und Tiefs, Spekulation und Bereinigung ebenso zum Wesen des Kapitalismus gehören, wie Ausbeutung, Zwang und Entfremdung. Es gibt also keine Krise des Kapitalismus, sondern der Kapitalismus ist die Krise!

Auf der Suche nach den Schuldigen – Faulheit und Gier?

Mit der Vorstellung, die Krise sei nicht ursächlich im Kapitalismus selbst zu finden, beginnt die Suche nach einer äußeren Ursache. Da abstrakte Erklärungen für komplexe Zusammenhänge nicht das Bedürfnis erfüllen einen Schuldigen zu finden werden Ursachen willkürlich personalisiert und die Sündenböcke dann an den Pranger gestellt. In Deutschland wurden die Schuldigen u.a. in den Bürger*innen des griechischen Staats gesucht und gefunden. Diese sind dann aufgrund ihres „Nationalcharakters“, der sich hauptsächlich durch Faulheit und Korruptheit auszeichnen soll, an der Wirtschaftskrise in ganz Europa schuld.

Doch die Phantasie vom griechischen Schlaraffenland ist nichts weiter als stumpfer Rassismus.

Ein anderes Feindbild sind die vermeintlich gierigen Manager*innen oder zockenden Spekulant*innen, welche für den persönlichen Reichtum das Wohl ganzer Länder aufs Spiel setzen würden. Doch ein*e Manager*in, welche*r keine Gewinnmaximierung um jeden Preis anstrebt wird schlichtweg mit Bankrott oder Rausschmiss belohnt. Eine derart falsche und personalisierte Kapitalismuskritik blendet nicht nur den irrationalen und selbstwidersprüchlichen Charakter der kapitalistischen Produktionsweise aus, sondern öffnet auch die Tür für antisemitische und verschwörungstheoretische Ideologien.

Die Analyse der gesellschaftlichen und ökonomischen Verfasstheit muss schonungslos sein. Niemandem ist geholfen, wenn unter falschen oder verkürzten Grundannahmen Hoffnungen auf grundsätzliche Überwindung des Bestehenden geweckt werden.

Deutschland, die EU und der Kapitalismus – Eine innige Dreiecksbeziehung.

Deutschland ist das Land mit der niedrigsten Reallohnentwicklung in der EU. Durch die Niedrigpreise wurde die europäische Konkurrenz in den letzten Jahren systematisch unterboten und ein enormer Außenhandelsüberschuss erzielt. Die Konsequenz für den Rest der EU ist, dass Staaten sich der Gefahr des Staatsbankrotts aussetzen, wenn sie nicht dem deutschen Beispiel des Sozialabbaus folgen.

Maßgeblich deutsche Firmen profitieren dadurch vom europäischen Arbeits- und Absatzmarkt, während Deutschland gleichzeitig den eigenen Arbeitsmarkt abschottet. Parallel dazu bessert Deutschland seinen Außenhandelsüberschuss als einer der größten Waffenexporteure der Welt auf.

Aus Angst vor einer Ausweitung der Krise und im eigenen Interesse, das deutsche Wohlstandsniveau nicht zu gefährden, agiert die deutsche Bundesregierung allein und zwingt andere EU-Länder zu einer restriktiven und fragwürdigen Sparpolitik und zu Sozial- und Arbeitsmarktreformen nach dem deutschen Vorbild der Hartz-Gesetze. Der bereits sehr niedrige demokratische Standard der Europäischen Union und ihrer Mitgliedsstaaten wird weiter untergraben und im Namen angeblicher Sachzwänge mehr und mehr von unkontrollierten und unkontrollierbaren „technokratischen“ Regierungen ersetzt.

Die neoliberale Politik konnte ihr Versprechen eines ungebremsten Wirtschaftswachstums nicht halten und hat in weiten Teilen der Welt sogar katastrophale Auswirkungen verursacht. Trotzdem mündet diese Blamage leider nicht in einer breiten und grundsätzlichen Kritik an kapitalistischer Verwertung und Ausbeutung. Der Kapitalismus und seine Ideologien erweisen sich einmal mehr als enorm wandlungsfähig.

Ich in der Krise – Die Phantasie stirbt aus im Kapitalismus.

„Alle Theorie schön und gut, aber was bringt mir das Kopfzerbrechen und betrifft mich das überhaupt?“

„Du hast alle Möglichkeiten, wenn du dich anstrengst!“: Den Spruch kennen bestimmt die meisten. So harmlos er daherkommt, so viel sagt er doch darüber aus, wie gesellschaftliche Zustände in den Köpfen zur vermeintlichen Selbstverständlichkeit werden. Praktisch zeigt sich dieser Geist dann darin, dass Menschen schon ab ihrer Jugend darauf getrimmt werden, möglichst viel „aus sich zu machen“. Dabei geht es dann nicht um Selbstverwirklichung und freie Entfaltung der persönlichsten Bedürfnisse, sondern um nicht weniger als die maximale Selbstverwertung: So früh wie möglich so viel wie möglich lernen, um dann auch möglichst früh möglichst nützlich zu sein. Wer das nicht hinkriegt, ist dann selber schuld.

In diesen zunehmend unsicheren Lebensverhältnisse preist die Bundeswehr eine vermeintlich sichere Berufsperspektive und geht mit einer massiven Werbeoffensive auf die Suche nach neuen jungen Rekrut*innen.

„Jugend“ heißt heute: Schüler*innen lernen Dinge, die sie nicht interessieren, unter immer höherem Zeitdruck, Studierende konzentrieren sich auf das Sammeln von Leistungspunkten in der Regelstudienzeit und junge Erwerbstätige machen Jobs, die mit Berufung oder eigenen Bedürfnissen lange nichts mehr zu tun haben.

Das Problem ist, dass es immer schwerer wird, sich Alternativen vorzustellen und aus dem Trott auszubrechen:

Nein, nein – das ist nicht der Kommunismus!

In der Vergangenheit sind viele Versuche sozialistische Ideen umzusetzen gescheitert. Nicht nur durch blutige Niederlagen wie die des Spartakusaufstands, sondern auch dadurch, dass ihr fortschrittlicher Gehalt in brutalen Diktaturen und repressiven Systemen ein Ende gefunden hat. Die Namen Stalin, Mao, Ho-Chi-Minh und Honecker stehen stellvertretend für dieses Scheitern.

Das traditionelle Gedenken an Rosa und Karl in Form der LL(L)-Demonstration stellt heute leider einen traurigen Ausdruck dieser Form des Scheiterns dar. Unwidersprochen werden Jahr für Jahr Stalin-Banner geführt, Weisheiten des großen Vorsitzenden Mao Zedongs zitiert und DDR-Fahnen geschwenkt. Kritik wird nicht entgegengenommen, sondern mit körperlicher Gewalt beantwortet. Wir bestreiten, dass solche menschenverachtende Ideologien etwas mit den Ideen von Rosa und Karl zu tun haben und haben die Hoffnung verloren, dass diese Aufstellung des Gedenkens noch von innen reformiert werden kann.

Wenn wir an die Ideen von Rosa und Karl anknüpfen und für ein freies und selbstbestimmtes Leben auf die Straße gehen, so tun wir das als Bündnis emanzipatorischer Jugendverbände und Gruppen. Wir haben die Weisheit nicht mit Löffeln gefressen, sondern schreiten fragend voran. Wir wehren uns gegen jeden Dogmatismus und die Verherrlichung von Verbrechen begangen von sogenannten Linken und im Namen „der guten und wahren Sache“. Wir wehren uns gegen eine „Freund-Feind“-Logik, denn die Welt in der wir leben ist nicht schwarz- weiß, sondern bunt.

Europa ist nicht genug – Für eine Welt der Freien und Gleichen!

Wenn wir im Jahre 2013 an die Ermordung von Luxemburg und Liebknecht erinnern, dann nicht nur, um zwei großen Revolutionär*innen zu gedenken. Rosa Luxemburg hat Zeit ihres Lebens selbst das Gedenken an sogenannte Held*innen abgelehnt. Uns geht es stattdessen um die Auseinandersetzung mit ihren Ideen und ihrer Perspektive auf eine Gesellschaft frei von Armut, Ungleichheit und Krieg. Ihr Handeln war stets von der Annahme geprägt, dass Revolution nicht nur eine Utopie in einer unbestimmten Zukunft ist, sondern eine Möglichkeit der politischen Praxis. Bei einem Gedenken an die Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht sollten wir uns bewusst werden, dass damals eine Bewegung die sich gegen Herrschaft auflehnte auf brutale Weise niedergeschlagen wurde. Gleichzeitig kann aber ihre Hoffnung, ihre politische Praxis Teil unseres eigenen Arbeitens werden. Luxemburgs und Liebknechts Ideen sind heute noch aktuell, relevant und vielleicht notwendiger denn je.

„Die Revolution ist großartig, alles andere ist Quark.“
Rosa Luxemburg
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Ergänzungen

Macht Mut!

undgmatische antifa 20.11.2012 - 20:02
Schöner, erfrischender Text zur LL-Demo, der es genau auf den Punkt bringt und nicht wieder das jährliche, verstaubte ML-Gebrabbel!

endlich!

antifa berlin 20.11.2012 - 20:31
spätestens nach den gewaltausbrüchen im letzten jahr, wurde es auch zeit, das sich gruppen finden die was anderes organisieren! und es ist auch an der zeit, das sich alle irgendwie emanzipatorischen kräfte aus dieser lll-grusel-demo zurück ziehen...

letztes jahr:

"Kritik unerwünscht
Doch nicht alle sind mit der Veranstaltung einverstanden. Eine kleine Gruppe, die sich selbst als „emanzipatorische Kommunist_innen“ bezeichnen, hält am Rand der Demonstration ein Transparent hoch. Darauf zu sehen sind Lenin, Stalin und Mao. Unter ihnen steht: „Nein, nein, das ist nicht der Kommunismus!“ Das allerdings ist für die KommunistInnen von der türkischen MLKP eine echte Provokation. Nachdem sie die kleine Gruppe verbal beleidigt, lassen sich die zuvor so disziplinierten ParteisoldatInnen zu Gewalt hinreißen. Zuerst rennen junge Männer aus den Reihen der MLKP auf die Gruppe zu. Mit ihren Fahnenstangen schlagen sie auf die KritikerInnen ein. Einige klauen das dissidente Transparent und zerreißen es. Als PassantInnen und Ordner eingreifen wollen, brechen selbst ältere Männer und junge Mädchen aus dem Block aus und prügeln mit Fäusten und Fahnenstangen auf die Umstehenden ein. Auch JournalistInnen sollen angegriffen worden sein. Unmittelbare Folgen für die AngreiferInnen hat das keine. Nach eigenen Angaben wollten die Angegriffenen mit ihrer Aktion gegen die „Verharmlosung autoritärer Regime wie die DDR und das maoistische China“ protestieren. Die LL-Demonstration repräsentiere „dogmatische Gesellschaftsanalysen autoritärer K(lein)-Gruppen mit blutrünstigen Revolutionsphantasien.“ Von den VeranstalterInnen fordern sie für künftige LL-Demos „einen antistalinistischen und antimaoistischen Grundkonsens“ ein. „Derartige Ideologien“ könnten nicht Teil einer radikalen Linken sein, „die sich bedingungslos gegen Herrschaft, Unterdrückung, Ausbeutung und Ausgrenzung richtet.“ Das Gedenken an Rosa Luxemburg hingegen wollen sich auch die „emanzipatorischen Kommunist_innen“ nicht nehmen lassen. Für künftige LL-Demos appellierten sie an die TeilnehmerInnen: „Verdeutlicht den Träger_innen dieser Symbole, dass sie mit Widerspruch zu rechnen haben, verwickelt sie in Diskussionen und ruft antistalinistische Parolen.“ Dass dies allerdings zu einem Umdenken bei den „unverbesserlichen Stechschritt-Sozialist_innen“ führen wird, ist nach diesem Wochenende mehr als fragwürdig."

Zukünftige Partei und Gewerkschaftselite!

XY 20.11.2012 - 21:11
Da haben sich ein paar Jugendfunktionäre und zukünftige Funktionsträger der Parteien der sozialen Kürzungen, den innerstädtischen Entmietung, der Mitverursacher der sog. Krise, der Absage an jeglichen Klassenkampf und politischen Streiks mit Jungfunktionären einer gelben Gewerkschaft zusammengesetzt, einen Text aus irgendeinem antideutschen Szeneblättchen kopiert und machen nun einen auf Träger des Erbes von Rosa und Karl.

Das ist so lächerlich, wie traurig.

antideutsche?

egal 20.11.2012 - 21:19
einige der kommentatoren beweisen ganz gut, das der vorwurf der oder die seien "antideutsch" prima und meist sogar besser ohne jeden bezug, beleg oder sonst was substanzielles auskommt!

ich gehe bei dem aufruf nicht mit allen aussagen mit, aber besser als der reaktionäre ml-marsch durch friedrichshain kann das ja nur werden.

Ich finde es schon spannend...

name 20.11.2012 - 21:29
mir von Jusos, den Falken, der Linksparteijugend und der DGB - Jugend den Kommunismus erklären zu lassen.

Ist Hartz IV und Rente mit 67 schon der Weg zum Kommunismus, ist Gentrifikation und Privatisierung öffentlicher Wohnungen schon der aufgehende Sozialismus? Sind Reallohnsenkung und Verzicht auf jeglichen Arbeitskampf schon revolutionäre Kampfform.

Hat die SPD sich inzwischen schon von den Schandtaten der Eberts und Noskes distanziert? Wenn ja, wo genau und nicht so halbgares Geblubber.

Meint ihr, wir wollen uns von solchen Leuten Kommunismus erklären lassen? Ihr braucht ja sogar Antideutsche, die euch Aufrufe schreiben.

(Deshalb gibt es aus der Ecke auch gleich Beifall)

Zum Kommunismus

name 20.11.2012 - 21:41
Mit Falken, Jusos Berlin, Naturfreundejugend Berlin, DGB-Jugend Berlin-Brandeburg, Linksjugend Solid, JungdemokratInnen/Junge Linke Berlin zum Kommunismus...

Interessant. Seit wann das denn?

Irgendwie kommen mir da andere Bilder vor Augen.

Wissen Woworeit, Lederer und Konsorten schon, dass ihr jetzt auf dem Weg zum Kommunismus seid?

Ho-Chi-Minh und Honecker

xyz 20.11.2012 - 22:23
Also das mit Honecker verstehe ich. Gerade bei der Linksjugend. Ihr könnt kein Amt in der Linkspartei ergattern, wenn ihr nicht den von SPD über FDP bis CDU/CSU geforderten grenzenlosen Hass gegen die DDR in euch trägt. Bei den anderen Parteien und Gewerkschaften wohl das Gleiche.

Aber wie kommt ihr jetzt gerade auf Ho Chi Minh? Eine infantile, identitäre Absage an eure 68er Eltern?

Habt ihr euch mal mit diesem Krieg der USA beschäftigt, mit Napalm - Flächenbombardements, Entlaubung mit dem Gas "Agent orange" (noch heute kommen gehandycapte Kinder zur Welt), damit, dass Reagan aus Vietnam einen Parkplatz machen wollte?

Eines habt ihr auch fein gelernt, im Kapitalismus gibt es keine Klassen (wusste auch schon Kaiser wilhelm II), und so sind Manager, Spekulanten, Banker, Schlecker, Thyssen, Krupp, Schneider und Röchling alles nur Opfer des Kapitalismus und ihnen einen Namen zu geben ist strukturell antisemitisch. Deshalb nennen und demonisieren wir lieber andere, Honecker, Ho Chi Minh...

Peinlich...und apolitischer Unsinn!

Wespennest...

Anarcho 20.11.2012 - 23:10
Die spannende frag ist ja, schreibt hier immer der gleiche ml-Spinner unter verschiedenen Namen, oder sind die Stalinisten so aufgeschreckt, das sie nicht an sich halten können!? Und was genau ist an DGB und Jusos antideutsch? :)

Theoretisch unbedarft?

NoName 20.11.2012 - 23:22
Man muss theoretisch schon sehr unbedarft sein, um nicht herauszulesen, wesen Geistes Kind da Pate stand (nicht umsonst gleich Beifall von der "Classless" - Fraktion).

Neben bereits all dem Gesagten möchte ich anmerken, dass hier bis auf 3 - Sätze zu deutschen Griechenland - Befindlichkeiten, jeder europäische und internationale Aspekt und Kontext fehlt. Man schwimmt hilflos in seiner deutschen Wertegemeinschaftssuppe und masst sich an, anderen etwas von Kommunismus erzählen zu wollen.

boah

wie 21.11.2012 - 01:05
ihr könnt ja glauben was ihr wollt, nur was zum teufel hat das mit rosa,karl und dem kommunismus zu tun. rosa und karl stehen für die KPD, für die diktatur des proletariats und die gewaltsame revolution. für antiimmperialistische solidarität und internationalismus.

wie zum teufel könnt ihr aus diesen genossen, irgendeine samtweiche antiherrschafts komödie machen. habt doch eine funken anstand im leib und erinnert an ebert, herzl und co.

Jusos???

left 21.11.2012 - 08:50
die Jusos sind die Nachwuchsdeppen der Sozialraub -und Kriegspartei SPD, nebenbei ist es die Partei die denn Freikorps freie Hand bei der Ermordung von Rosa und Karl gelassen hat, die sollten sich lieber nicht blicken lassen...

also

erich M. 21.11.2012 - 09:46
Rosa & Karl – Gedenken in der Krise

ist doch schon seit jahren in der krise und auf der demo (in b.) sind fast nur stalinistische spinner

Butter an die Fische...

Lesender Praktiki 21.11.2012 - 11:19
Lieber @Anarcho:

Auf welchem Ansatz, welcher anarchistischen Theorie basiert dein Anwurf(Kommentar?

Wo finden sich anarchistische Ansätze in den Falken, den Jusos Berlin, der Naturfreundejugend Berlin, der DGB-Jugend Berlin-Brandeburg,der Linksjugend Solid, oder der JungdemokratInnen/Junge Linke Berlin?

Das sind Jugendorganisationen staatstragender Parteien, die mit Anarchismus, Rätekommunismus und Kommunismus so richtig garnichts am Hut haben. Ich empfehle dir, wenn du dich mit Theorie eher nicht zu beschäftigen scheinst, den Besuch einer SPD - Wahlkampfveranstaltung. Falken und Jusos geben dort nach aussen rotummantelt die Groupys für Steinbrück und Konsorten. Aus den Jusos stammen die Vertreter von Hartz IV, Rente ab 67, NATO - Doppelbeschluss, Radikalenerlass, Notstandsgesetze...

Wo ist da die Schnittmenge zum Anarchismus?

Die Jusos prollen in ihrem jugendlichen Elan ein wenig herum. Haben sie dann Parteiamt, wie Frau Nahles treten sie eiligst aus der Roten Hilfe aus und sind auf Parteilinie.

In der Studentinnen und AkademikerInnen - Partei "Die Linke" (Arbeitende, Prekäre, Hartzer gibt es dort nicht in Funktion) ist es kaum anders. Welche Rätekommunistische und anarchistische Positionen gibt es dort? Gerade in Berlin hat man die Partei auf höchst undemokratische Art abgewrackt, das Wählerinnen - Potential halbiert und eine Art "Kim Il Lederer" auf Lebenszeit platziert.

In welcher anarchistischer Theorie favorisieren wir gelbe Gewerkschaften? Schon mal was von der FAU gehört. Stehst wohl eher auf Nullrunden beim Lohn? Ist dir bekannt, wie DGB - Gewerkschaften der FAU bei Streiks teilweise in den Rücken fallen?

Wo bei Proudhon, Kropotkin, Bakunin, Goldmann, Mühsam, Rocker, Durruti, Bookchin findest du dein scheinbaren Faible für staatstragende Parteien und Gewerkschaften wieder? Welche anarchistischen oder kommunistische Ansätze findest du in DGB, SPD, Linke?

Nehmen wir mal den Text staatstragender Jugendorganisationen zum Thema Kommunismus. Sie eignen sich als erste den klassenversöhnlerischen Slogan einer C - Band an, "ClasslessKulla". Klassen gibt es nicht mehr, Klassenkampf schon garnicht. Alle sind Opfer eines anonymen Kapitalismus. Der spekulant mit Millionen aufm Konto genauso wie alleinerziehende Mutter mit 2 Kindern. Man muss schon besonders hohl sein, so etwas zu glauben.

Die Schere zwischen ultrareich (wenige) und bettelarm (viele) wird immer grösser (mal Zeitung lesen), aber natürlich sind alle gleich Opfer des Kapitalismus.

Mikis Theodorakis würde sagen: "Alle sind gleich, manche nur gleicher".

Diese Unsinnstheorie studentIscher Mittel- und Oberschichtskinder basiert lediglich auf der Angst vor dem Verlust eigener Privilegien. Mit Anarchismus oder Kommunismus hat das nichts zu tun!

AnarchistInnen. KommunistInnen fühlten sich in Ablehnung staatlicher Grenzen immer als InternationalistInnen, im internationalen Kontext stehend. Nichts davon im Text. In einer Multikulti - stadt wie berlin geradezu haarsträubend.

In antideutschen Theorie - Ansätzen unterwandert, fällt sofort auf, dass in diesem Text Antideutsche federführend waren. Nimm dir irgendeinen antideutschen Text und du wirst genau diesen Theorie - Ansatz finden. Deshalb auch gleich Beifall aus der Ecke.

Wie gesagt, das alles hat nichts mit Kommunismus, Rätekommunismus, Anarchismus oder Rosa und Kart zu tun.

Dazu müsstest du aber mal ein wenig anarchistische, rätekommunistische Literatur, die kruden Theorien von "ClasslessKulla" und mal ne Zeitung lesen.

Oder willst du auf "Anarchisten/Kommunisten in der SPD/FDP etc" hinaus? Irgendwie lustiger Gedanke!

Lieber erstmal informieren, bevor man mit "Anarcho" unterschreibt!

KOMMUNISMUS SCHALALALALA!

ibrahim 21.11.2012 - 14:25
der aufruf ist das vernünftigste was ich die letzten jahre zum ll-thema gelesen hab.
das reflexhafte diffamieren der gruppen als antideutsch ist ja wohl auch ein witz.
wüsste nicht das sich die erwähnten gruppen so bezeichnen würden.
und der spinner der hier die kommentarspalte zumüllt soll sich mal ein hobby suchen oder ein buch lesen gehen. rosa würde sich im grab umdrehen wenn sie deinen autoritären dünnpfiff lesen könnte.

Danke für diesen Artikel!

Josef Ackermann 21.11.2012 - 16:05
Diesem löbliche Aufruf können sich sogar meine Managerkollegen und ich anschließen. Wir wären ja so gern sozial, aber das System ist halt schuld. Alternativlos eben ....

Wie gesagt, danke nochmal und wir kommen dann auch, falls wir mit den Limousinen durchkommen natürlich nur. Vielleicht lassen sich auch ein paar fruchtbringende Kontakte zwischen zukünftiger Politik und Wirtschaft aufbauen. Gerade mit den SPD-Neocons ala Schröder, Steinbrück und Clement haben wir ja bereits gute Erfahrungen gemacht.

Der Kapitalismus ist tot. Es lebe der Kapitalismus!

um himmels willen...

drittereihe 21.11.2012 - 17:28
Wow. Wie unbedingt notwendig diese alternative Demo ist, zeigt nichts deutlicher als die Kommentare hier. Da wird der Gewaltherrscher Ho-Chi-Minh gefeiert, Antistalinismus und Antikommunismus gleichgesetzt und wenn es sonst nix an Argumenten gibt wird das Bündnis ganz einfach als "antideutsch" abqualifiziert.

die billige trickkiste des stalinismus, die schon in den 50ern spinnenweben angesetzt hat geistert also als zombie immer noch durch die deutsche linke.

die gewaltausbrüche gegen linke kritikerInnen der demonstration im letzten jahr, das unbekümmerte herzeigen von Stalin- und Maobildern, die von jahr zu jahr schrumpfende teilnehmerInnenzahl - nichts kann den unerschütterlichen glauben an die in die unkenntlichkeit pervertierte tradition dieses gedenkens erschüttern.

die traditionelle ll-demo ist schon lange tot. sie weiß es nur noch nicht.

Ist das Satire ??

Linker 21.11.2012 - 17:59
Antikommunisten wollen für Karl und Rosa demonstrieren???

Da passen sie ja mit den Antikommunisten von SPD, DGB und antideutschen wunderbar zusammen....

Fake?

Name 21.11.2012 - 18:00
Das ist doch wohl ein Fake und irgendjemand lacht sich über die Idioten tot, die hier SPD und Linkspartei abfeiern. Es gibt viele Deppen, die hier schreiben, aber diese Abfeierei staatstragender Parteien ist zu dünn.

Vielleicht nächstesmal noch Junge Liberale und RCDS für Rosa und Karl.

Hier scheint mehr Staatsschutz am Werk, wie beim NSU!

Die SPD und die Ermordung Karl und Rosas

Recherche 21.11.2012 - 18:32
Der Mord an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht in der Nacht des 15. Januar 1919 ist der folgenschwerste politische Mord in der deutschen Geschichte. Gleichwohl werden die Umtände dieser Bluttat immer noch in seltsames Grau gehüllt, liest und hört man in den Medien nur etwas von nicht näher bestimmten »Angehörigen eines Freikorps« oder »Soldateska«.

Wer waren die Freikorps? In wessen Auftrag handelten sie? Geschah alles irgendwie beiläufig, ohne Plan und Ziel? Oder war es ein Komplott, das vielleicht bis ganz nach »oben« reichte? Diese Fragen stellte ich mir, als ich vor neun Jahren zu recherchieren begann. Bald versank ich in einem Meer aus Fälschungen, Vertuschungen und Lügen. Und doch filterte sich die Wahrheit heraus ... »Schießen, auf jeden, der vor die Flinte läuft« Kaum hatte die Revolution die Reichshauptstadt Berlin erfaßt, verbündete sich am 10. November 1918 Generalleutnant Groener von der Obersten Heeresleitung mit dem frisch gekürten neuen Reichskanzler Friedrich Ebert (SPD) zum Zwecke der »Bekämpfung des Bolschewismus«.

Schon seit Mitte November hatte man »unter der Decke« die Bildung von Freikorpstruppen abgemacht. Daß sich Ebert, das Radieschen - »außen rot und innen weiß!« (Tucholsky) - damit gegen seine Parteibasis stellte, die Konterrevolution absegnete, ficht ihn nicht an.

Ende Dezember, nachdem sich die alten kaiserlichen Truppen und mit ihnen Ebert mehrfach gegen das revolutionäre Berlin blamiert hatten, intensivierte Groener den Ausbau der Freikorpseinheiten zu riesigen Verbänden. Dies geschah nicht nur mit Zustimmung Eberts, sondern wurde bald in Person seines Freundes Gustav Noske von einem SPDOberbefehlshaber geleitet. Noske hatte bereits Anfang November in Kiel konterrevolutionäre Offiziersbrigaden gefördert, die sich, an' der Geburtsstätte der demokratischen Revolution, eben zu ihrer Bekämpfung gebildet hatten. Eine dieser Einheiten wurde von Kapitänleutnant Horst von Pflugk-Harttung befehligt. Sie nannte sich Marineoffiziers Eskadron beim 5. Ulanenregiment.

Pflugk-Harttung hatte einflußreiche Freunde. Einer hieß Waldemar Pabst, Hauptmann und faktischer Befehlshaber der Garde-Kavallerie-Schützen-Division. Aus dieser ex-kaiserlichen Elitetruppe schweißte er ein schlagkräftiges, haßerfülltes und zu allem entschlossenes Freikorps zusammen. Ihm unterstellte sich die kleine Marineeinheit von Pflugk-Harttung. Und Pabst unterstellte sich Noske, wurde sein »rührigster Helfer«, wie dieser selbst zugab.

Am 27. Dezember 1918 gab Noske in einer Kabinettssitzung unter Zustimmung seines Parteigenossen Heine die Leitlinie der SPD-Freikorpspolitik bekannt: »Schießen ... und zwar auf jeden, der der Truppe vor die Flinte läuft.«

Die ersehnte Stunde der Abrechnung kam Anfang Januar. Die Unabhängigen Sozialdemokraten (USPD) waren wegen Eberts Kungelei mit den alten Mächten aus dem Kabinett ausgetreten, worauf die rechte SPD-Rumpfregierung nun auch den Polizeipräsidenten Eichhorn (USPD) entließ. Der weigerte sich jedoch zu gehen und fand Unterstützung in den Massen. Hunderttausende strömten auf die Straße. Es bildete sich ein Revolutionsausschuß unter Liebknechts Leitung, der die Regierung Ebert/Scheidemann für abgesetzt erklärte - dafür aber keine entsprechenden Schritte einleitete. Teile des Berliner Proletariats dagegen handelten und besetzten den sozialdemokratischen »Vorwärts« und andere Zeitungsredaktionen. Eine prekäre Situation. Während Karl Kautsky (USPD) zu vermitteln suchte und auch einen Waffenstillstand aushandelte, bewies Ebert erneut seine Janusköpfigkeit. Er versicherte in schönstem sozialdemokratischen Deutsch, »von der Waffe keinen Gebrauch zum Angriff« zu machen und beauftragte gleichzeitig Noske, zum »Säubern« zu blasen. Der legte nur zu gern los.

»Einer muß der Bluthund sein.«

Es begann, was man als Einführung der Schreckensherrschaft in die deutsche Politik des 20. Jahrhunderts bezeichnen kann ...

In der Nacht des 15. Januar 1919 klingelte im Hauptquartier der Pabst-Division im Eden-Hotel das Telefon. Pabsts »Bürgerwehr« in Wilmersdorf meldete sich. Sie war in ein Haus eingedrungen und hatte Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht rechtswidrig festgesetzt. Der kleine Hauptmann erkannte die Chance seines Lebens. Endlich konnte er Rache nehmen dafür, daß eine »hochbegabte Russin« (Scheidemann) und ein »Psychopath« (Noske) die Massen faszinierten. Pabst dachte kurz nach. Um beide ohne großes Aufsehen zu liquidieren, benötigte er Profis: Die kleine Marineoffizierseinheit Pflugk-Harttungs. Pabst forderte das Killerkommando sofort an.

»Deutschland muß zur Ruhe kommen«

Getrennt wurden Luxemburg und Liebknecht ins Hotel gebracht. 1700 Mark erhielt ein jeder der braven Bürger aus Wilmersdorf für die Festsetzung und Ablieferung. Inzwischen war die »Marinespezialeinheit« herangeholt: Zur Tarnung trugen die Herren Offiziere Uniformen einfacher Soldaten. Man ging nach oben zu Hauptmann Pabst. Es wurde beschlossen, Liebknecht in den dunklen Tiergarten zu fahren, dort eine Autopanne zu markieren und ihn »auf der Flucht« zu ermorden. So geschah es. Von drei Schüssen in Rücken und Hinterkopf getroffen, brach Liebknecht tot zusammen. Abgedrückt haben die Offiziere Heinz von Pflugk-Harttung, Ulrich von Ritgen, Heinrich Stiege und Rudolf Liepmann.

Für Rosa Luxemburg dachte man sich »lynchende Masse« aus, denn »Erschießen auf der Flucht« erschien bei einer hinkenden Frau nicht angebracht. Leutnant Souchon sollte die Volksmenge spielen, auf den Wagen an der Ecke warten, aufspringen und schießen. Gesagt, getan. Lange hat man Oberleutnant Vogel verdächtigt, den tödlichen Schuß auf Rosa Luxemburg abgegeben zu haben. Doch Dieter Ertel vom Süddeutschen Rundfunk entdeckte Ende der 60er Jahre Souchon als den wahren Täter. Sein Informant war der unbehelligt in der BRD lebende Waldemar Pabst. Ertel verwertete diese Neuigkeit in einem Fernsehspiel (Wiederholung in 3sat am 17. und 24. Januar) , und prompt klagte der ebenfalls noch lebende Souchon, der nicht als alleiniger Missetäter dastehen wollte. Souchons damaliger Anwalt hieß Kranzbühler. Ein alter Marinerichter, der in den Nürnberger Prozessen Dönitz vor dem Galgen gerettet hatte.

Kranzbühler traf sich mit Pabst, wollte von ihm, quasi von Offizier zu Offizier, wissen, was damals Sache war. Pabst plauderte. In einem Interview 1990 schilderte mir Kranzbühler das Treffen mit Pabst: »Dann hat er angefangen, eine ausführliche Schilderung zu geben von seiner Rolle damals, die wirklich eine entscheidende Rolle war... Schilderte auch, wie für ihn überraschend sowohl Liebknecht wie Rosa Luxemburg zu ihm gebracht wurden in sein Stabsquartier und wie er dann selbst die Entschlüsse gefaßt habe oder habe fassen müssen, was mit ihnen zu geschehen sei.« Auf meine Frage, was dies für Beschlüsse waren, gab Kranzbühler Pabst so wieder: »Die sahen so aus, daß sie beide zu erschießen seien. Das war ganz klar.« Pabst habe dann über seine Kontakte zu Noske gesprochen.

Zur gleichen Zeit gelang es mir als erstem, den vollständigen Nachlaß Pabsts im Militärarchiv Freiburg einzusehen. Obwohl die für mich wichtigen Teile damals noch unter Verschluß standen, hatte ich sie bestellt - und man hat sie mir (aus Versehen) vorgelegt. Ich fand ein unveröffentlichtes Manuskript seiner Memoiren.- Pabst darin zur Ermordung: »Daß sie durchgeführt werden mußte, darüber bestand bei Herrn Noske und mir nicht der geringste Zweifel, als wir über die Notwendigkeit der Beendigung des Bürgerkrieges sprachen. Aus Noskes >Andeutungen< mußte und sollte ich entnehmen, auch er sei der Ansicht, Deutschland müsse so schnell wie möglich zur Ruhe kommen.«

Als ich dies in einer Fachzeitschrift veröffentlichte, reagierte Kranzbühler mit einem Brief. Diesmal enthüllte er, wohl durch meine Definition des Mordes als »Offizierskomplott« provoziert, was er mir bei unserem Treffen verschwiegen hatte: Pabst hatte in der Mordnacht Noske in der Reichskanzlei angerufen! Ergänzt man Pabsts Memoiren-Hinweis mit der Aussage Kranzbühlers, ergibt sich folgendes nächtliches Telefongespräch:

Pabst: »Ich habe Luxemburg und Liebknecht. Geben Sie entsprechende Erschießungsbefehle.« Noske: »Das ist nicht meine Sache! Dann würde die Partei zerbrechen, denn für solche Maßnahmen ist sie nicht und unter keinen Umständen zu haben. Rufen Sie doch Lüttwitz an, er soll den Befehl geben.« Pabst: »Einen solchen Befehl kriege ich von dem doch nie! « Noske: »Dann müssen Sie selber wissen, was zu tun ist.«

Eine sensationelle Entdeckung, die nicht nur die allgemeine Verantwortung der SPD-Regierung für Freikorpsterror und politischen Mord untermauerte, sondern im Speziellen Noske für den bestialischen Doppelmord mitschuldig machte. Als ich dies in einem Buch (1) veröffentlichte, sah ich mich heftigen Angriffen von seiten der selbstgerechten SPD ausgesetzt. Tilmann Fichter, ein gewendeter Alt-68er, bezeichnete meine Forschungen als »Räuberpistole«. Und Heinrich August Winkler, ein Schlachtroß rechter SPD-Geschichtsschreibung, rügte mich, »ohne jeden quellenkritischen Vorbehalt« vorgegangen zu sein; inzwischen werde ich von ihm als ein von der PDS mißbrauchter »Filmemacher« tituliert.

Doch zurück zu Pabst und Noske. Beide verstanden sich, beide waren sie der Meinung, Deutschland gerettet zu haben. Pabst in einem Brief 1969 zum Mord: »Dafür sollten diese deutschen Idioten Noske und mir auf den Knien danken, uns Denkmäler setzen und nach uns Straßen und Plätze genannt haben! Der Noske war damals vorbildlich.« Einem Verbrecher, so hört man oft, könne man auch am Ende seines Lebens nicht glauben. Nun, Aussagen von Offizieren werden immer dann bezweifelt, wenn man sie nicht gebrauchen kann, so auch schon geschehen mit den Groenerschen Offenbarungen über seine Zusammenarbeit mit Ebert. Es wurde auch immer wieder Pabsts Aussage in Frage gestellt, daß Canaris, später Abwehrchef Hitlers, als Richter des nach dem Mord installierten Kameradengerichts (!) Vogel zur Flucht aus dem Gefängnis verholfen habe. Ich konnte beweisen, daß Canaris gar 30 000 Mark für das »Exil« der Mörder übergeben hatte.

Pabst erklärt in seinen Memoiren, daß die Industriellen Albert Minoux und Hugo Stinnes ihn finanziert hätten. Auch dies wurde angezweifelt. Tatsächlich aber gibt es eine Liste, die Minoux als Finanzier der von Pabst gegründeten »Gesellschaft zum Studium des Faschismus« ausweist. Pabst behauptet desweiteren, am Tag nach den Morden in die Reichskanzlei zu Ebert und Noske zitiert worden zu sein: Beide gaben ihm die Hand. Dies bestätigt eine eidliche Aussage des ehemaligen Kriegsgerichtsrats Kurtzig 1928.

Die Aussagen von Kranzbühler wiederum fand ich in einem Brief von Pabst belegt, in dem dieser betont, daß er den Mord »ohne die Zustimmung Noskes gar nicht durchführen konnte«.

»Ich habe ausgemistet und aufgeräumt« Handlungen und Äußerungen Noskes im Verlauf des Jahres 1919 bekräftigen seine Mitschuld am Verbrechen in der Nacht des 15. Januar. Er hat Befehle zur Gefangenentötung erlassen. Und er äußerte, daß er der letzte wäre, »der hinter einem kleinen Leutnant wegen einer vielleicht nicht ganz gerechtfertigten Erschießung herlaufen und ihm den Prozeß machen würde«.

Vor den Nazis schließlich brüstete er sich: »Und ich habe ausgemistet und aufgeräumt in dem Tempo, das damals möglich war.« Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht sind nicht - wie von Scheidemann (SPD) behauptet - Opfer ihrer eigenen, sondern Opfer sozialdemokratischer Politik geworden. Pabst hat die Mordbefehle gegeben und Noske hat sie gebilligt. Der Mord an Karl und Rosa war direkt in der Reichskanzlei abgesegnet worden.

Der Autor, Jg. 55, Soziologe, Drehbuchautor und Regisseur, lebt in Frankfurt (Main). (1) Klaus Gietinger: Eine Leiche im Landwehrkanal. Die Ermordung der Rosa L. Verlag 1900, Berlin 1995.

@ Lesender Praktiki

anarcho 21.11.2012 - 19:06
ich hab doch garnicht behauptet das die jusos oder der dgb anarchistisch wären. wie kommst du auf slchen quatsch um hier seitenlang kommentare zu verfassen?
ich hab lediglich gefragt, was diese verbände als "antideutsch" markiert, weil das hier ständig behauptet wird un ungefähr genauso blöde ist, wie die annahme die hätten was mit anarchie am hut!

aber die beisreflexe der ml-kommentatoren hier scheinen jeden klaren gedanken und selbst die auffassungsgabe für ganze zwei sätze völlig im hass auf "die antideutschen" zu vernebeln...

Wenn sich Leute Anarchisten nennen,

serge 21.11.2012 - 19:35
die noch nichteinmal über die nötige Distanz zu staatstragenden Parteien und gelben Gewerkschaften verfügen, sollte man hellhörig werden. Wenn sie dann noch nichteinmal die reaktionären antideutschen Thesen der Sozial- und Klassenpartnerschaft aus einem Text herauslesen können, sollten sie sich nicht auf den Anarchismus berufen.

Du bist sicher der einzige Anarchist mit Kuschelgefühlen zu SPD und DGB.

@ serge

anarcho 21.11.2012 - 19:52
ich habe keine kuschelgefühle zu jusos oder dgb. nicht die geringsten! wie kommst du darauf?
ich hab auch nichts zu deren demonstration oder dem aufruf geschrieben. ich frage mich nur, wie man auf die absurde idee kommen kann, der deutsche gewerkschaftsbund wäre "antideutsch". das ist ne absurde annahme und deine bzw. eure unterstellungen mir gegenüber sind genauso absurd. mir unterstellen ich könnte keinen text verstehen und selber aus 2 bzw 5 sätzen was "rauslesen", was da einfach nicht steht - nirgends. bring doch mal ein zitat von mir, was belegt, das ich mit denen kuscheln wollen würde oder denke die wären anarchistisch! los! oder halt einfach die klappe - das ist wohl das beste!

Unsauber recherchiert!

R.G. 22.11.2012 - 15:51
Text: "Am 15. Januar 1919 wurden Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht – Vertreter*innen des revolutionären SPD-Flügels".

im November 1918 hatten Karl und Rosa längst mit der SPD gebrochen. Einen revolutioären SPD-Flügel DER SPD gab es nicht. Hier ist wohl "der ARBEITERBEWEGUNG" gemeint.

@Bürgerwehr verhaftete Karl und Rosa.

-<< Dies suggeriert Spontanität eines Volksmobs. I

n Wirklichkeit wurde, erstens, die Festnahme der beiden in ihrem Versteck (eine Wohnung von Freunden) und die Ermordung BEIDES durch eine Einheit des von der Front zurückkehrenden Feldheeres verübt,

zweitens war die Ermordung nur EIN Höhepunkt einer von Noske und Ebert zusammen mit dem Großen Hauptquartier/ General Gröner lange und gut geplanten Konterrevolution.

Der erste Akt in der Zerschlagung der revolutionären Arbeiterbewegung waren die Dezemberkämpfe in Berlin, gefolgt vom sogenannten Januar"aufstand", dem Generalstreik als Anwort auf die Absetzung des revolutionären Polizeichefs Einhorn, wobei die Emordung der (vermeintlichen) Führer Liebknecht und Luxemburg (Karl und Rosa waren eher von den spontanen Massen Getriebene als die wirklichen Führung der Revolution) eher ein Beiwerk war.

Der letzte Akt waren die Märzkämpfe 1919 mit mehr als 1000 von der SPD-Reichswehr und den von der SPD-Regierung beauftragten Freikoprs ermordeten Arbeitern. Der Bérliner Osten wurde mit Stacheldraht umzäunt, dann wurde schwerste Artillerie eingesetzt, ganze Mietshäuser im Bötzowviertel, F´hain und Li´berg wurden in Schutt und Asche gelegt.

Meist wurden von der Reichswehr/ Freikorps völlig Unbeteiligte aus ihrern Wohnungen heraus geholt und auf den Schulhöfen zwischen P´berg und Li´berg, bzw. in der Bötzowbrauerei an der P´´berger Allee umgehend erschossen.

Lest erst mal ein Buch! Ich empfehle Sebastian Haffners Werke.

Chillt mal

Sandra 23.11.2012 - 02:05
Ihr seid lustig. Da machen mal neue leute was neues und hier wird einfach drauf losgewütet. Ihr macht es euch zu einfach und denkt in irgendwelchen Labels. Ne coole Gesellschaft lässt sich nur mit vielen Menschen zusammen aufbauen und deshalb hab ich mich eigentlich über das Demobündnis gefreut - da sind anscheinend leute und machen sich doch tatsächlich Gedanken über die Gesellschaft in der wir leben und wollen das auch auf die Straße tragen. Und ist auch gar nicht so blöd was im Aufruf steht. Nur etwas unkonkret. Aber so wie ich es verstanden habe ist das ein neues Bündnis und die Diskussionen könnten vertieft werden - hoffentlich auch mit noch weiteren Gruppen. Ich freu mich jedenfalls auf die neue Demo und bin gespannt auf den rest. das musste ich doch mal mal loswerden bei dem ganzen rumgehate hier - um so lauter sie schreien um so weniger haben sie zu sagen. Bonne Chance!

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Demo in Westberlin! — Peter N.

Wie man sieht, — Hans

echt — war

Bullensyle — Beobachterin

Weiter in Planung — Jusos/RCDS

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@ serge — anarcho

neu+alt — neu altenburg

auch dazu — gz