Preston Hughes vom texanischen Staat ermordet

Kurt Sonntag 16.11.2012 11:57 Themen: Antirassismus Repression Weltweit
Gestern Abend um 7:25 Ortszeit wurde Preston Hughes III in der texanischen Hinrichtungskammer vom Huntsville Gefängnis mit einer Ein-Chemikalien Spritze ermordet. Auf seinem offiziellen Totenschein wird "Homicide" (zu dt. Ermordung) als Todesursache stehen. In den Stunden vor der Hinrichtung weigerte sich auch der Oberste Gerichtshof der USA, diese zu stoppen, obwohl Preston Hughes III starke Unschuldsmomente vorbringen konnte, die nie von einem Gericht untersucht wurden.
Gouverneur Rick Perry, der bereits über 250 Hinrichtungsbefehle in seiner Amtszeit und damit mehr als jeder andere Gouverneur in der US Geschichte unterzeichnet hat, sagte bereits 2011, dass er über die Möglichkeit, auch Unschuldige hingerichtet zu haben, "keinen Schlaf verliere" (  http://www.cbsnews.com/8301-503544_162-20103053-503544.html ).

Perry ist derselbe Gouverneur, der 2004 den Hinrichtungsbefehl gegen Todd Willingham unterschrieb, obwohl ihm sogar die staatlich texanische Brandschutzkommission davon abriet, weil der Angeklagte faktisch unschuldig war. Er entließ sämtliche Mitglieder dieser Kommission und ignorierte einen us-weiten Aufschrei, als zehn weitere Brandschutzgutachter aus anderen Bundesstaaten die Untersuchungsergebnisse bestätigten.

Preston Hughes III ist der 15. Gefangene, der dieses Jahr im US Bundesstaat Texas staatlich ermordet wurde. Wie so viele vor ihm war er Afroamerikaner. Ohne eigene finanzielle Mittel war er auf Pflichtverteidigung angewiesen. Sein ihm zugeteilter Anwalt weigerte sich bis zuletzt, das Todesurteil an sich mit der faktischen Unschuld anzugehen, sondern versuchte lediglich, die seit wenigen Wochen praktizierte Ein-Gift-Methode mit der Giftspritze zu kritisieren.

Hughes hatte seit vielen Monaten erfolglos versucht, diesen unfähigen und nicht kooperatrionsbereiten Anwalt zu kündigen und zusammen mit Unterstützer_innen zwei Tage vor seiner Hinrichtung selbst eine Eingabe an den texanischen Begnadigungsausschuss sowie den Obersten Gerichtshof der USA eingereicht - beide wurden angelehnt.

Bei seiner Hinrichtung betonte Hughes noch einmal seine Unschuld. Niemand von den Angehörigen derjenigen, für dessen Mord Preston Hughes III verurteilt worden war, wollte als Zeuge teilnehmen. Lediglich seine Schwester und seine Mutter wohnten der Hinrichtung bei. Hughes Mutter sagte unter Tränen, dass sie ihren Sohn in der gesamten 23 jährigen Haftzeit nicht einmal in den Arm habe nehmen dürfen.

Die Liste der Hingerichteten mit starken Unschuldsmomenten in Texas ist lang, doch sie ist nicht allein auf Texas beschränkt. Da es für Angeklagte in einem Kapitalverbrechen ohne eine Menge Geld in den USA faktisch unmöglich ist, sich angemessen zu verteidigen und eine rassistische Grundhaltung bei Behörden und auch Juries in der Regel dazu führen, People Of Color eher zu verurteilen, sehen viele in der Todesstrafe das grausamste Beispiel von Rassismus und Klassenjustiz zur Sicherung der bestehenden Ordnung.
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Ergänzungen

(Bln) Infoveranstaltung über Todesstrafe

Berliner Free Mumia Bündnis 16.11.2012 - 12:07
Di. 11. Dez. 2012 - 20 Uhr Lunte - Todesstrafe - Staatsterror zur Einschüchterung der Bevölkerung

Am 10. Dezember wird von der UNO jährlich der Tag der Menschenrechte begangen, während nicht wenige der assoziierten Regierungen sich noch immer das Recht herausnehmen, Gefangene zu ermorden. Der Todesstrafe kommen dabei immer "ordnungspolitische" Funktionen zu. Die USA dienen dabei vielen anderen Henkernationen als Entschuldigung bzw. Alibi. An diesem Beispiel möchte das Berliner Free Mumia Bündnis genauer auf die juristischen und gesellschaftlichen Voraussetzungen der Todesstrafe eingehen, um den herrschaftsstabilisierenden Charakter zu verdeutlichen (Vortrag ca. 40 Minuten).

anschließend der Film "Die letzten Worte der Frances Newton - Chronik einer Hinrichtung" (BRD/USA 2006)

Dieser Abend ist Teil einer Veranstaltungsreihe über Repression und Widerstand in den USA. Alle Veranstaltungen beginnen um 20 Uhr und finden im Neuköllner Statteilladen Lunte statt.

Lunte - Weisestr. 53 - 12049 Berlin Neukölln - U8-Boddinstr.
info:  http://www.mumia-hoerbuch.de und  http://www.dielunte.de

@ Che - 'Texas ist kein Staat'

nach US Sprachregelung doch 18.11.2012 - 09:35
Hallo Che,

nach deutscher Sprachregelung ist Texas ein Bundesstaat. In den USA gelten "Bundesstaaten" sprachlich als Staaten, während die US Behörden als als "Federals" oder "Förderale" bezeichnet werden. Das deutsche Wort dafür wäre "Bund".

Nach hiesiger Sprachregelung hast du natürlich Recht. Rein formal ist Texas genau wie jeder andere der US Bundesstaaten jedoch ein Staat mit eigener Regierung, Gesetzgebung und Haushalt. Die Beziehungen zur Bundesregierung, also den "Feds" in Washington sind an etlichen Punkten anders geregelt als z.B. in der BRD.

Die USA heissen United States of America, also Vereinigte STAATEN von Amerika. (Über die Sinnhaftigkeit dieses Namens in Bezug auf Amerika sage ich jetzt mal nichts.)

Kurt

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