Magdeburg Nazifrei Konferenzbericht

Rudi & Gerlinde 11.11.2012 22:45 Themen: Antifa
Am 27.10 fand die Aktivierungskonferenz des Bündnisses Magdeburg Nazifrei statt. Wie ist der Stand der Dinge? Was ist eigentlich an "Trauermärschen" so scheiße Wie war die Konferenz? Wie muss es weiter gehen?
Magdeburg Nazifrei
Bericht von der Aktivierungskonferenz


Nachdem der größte Naziaufmarsch Europas in Dresden schon dreimal hintereinander blockiert wurde, ist davon auszugehen, dass die Faschisten Magdeburg als bundesweit zentralen "Trauermarsch" im Januar etablieren wollen. Zwar waren in Magdeburg 2012 mit ca. 1000 Rechten nicht annähernd so viele Teilnehmer des „Trauermarsches“ zu verzeichnen wie in Dresden 2011 (6000), aber die Teilnehmerzahl des nun schon seit zwölf Jahren stattfindenden Spektakels steigt stetig an. Das könnte den schwächelnden Aufmarsch in Dresden ablösen. Obwohl die antifaschistischen Proteste 2012 besser organisiert und größer waren als zuvor, konnte der Aufmarsch nicht ernsthaft gestoppt werden. Dies hat zwei Hauptursachen; 1. Ist das Polizeiaufgebot und die direkte Repression im Vergleich zur proportionalen Anzahl der Blockierer in Dresden wesentlich höher. 2. Mobilisierte das bürgerliche Bündnis gegen Rechts zu einer „Meile der Demokratie“ fernab vom Geschehen, wodurch nicht nur potenzielle Blockierer abgeworben wurden, sondern es auch keinen gemeinsamen Kampf und keine Solidarisierung gab. Die eigentlichen Blockierer standen von gesellschaftlich relevanten Gruppen fast isoliert da, weshalb sie leichte Beute für Polizei und Medien waren.


Warum „Trauermärsche“ so scheiße sind

Der Großteil der „Trauermärsche“ findet im geschichtsrevisionistischen Zusammenhang statt. Angeblich sei in diesem Zusammenhang das Dritte Reich ausschließlich Opfer der Alliierten gewesen, weil diese das Reich gnadenlos zerbombt hätten. Dass Nazi-Deutschland allerdings den 2. Weltkrieg begonnen und Millionen von Menschen auf den Gewissen hatte, wird nicht nur gekonnt verschwiegen, sondern es wird sogar noch versucht, die Schuldfrage auf die Alliierten zu lenken. Die tausende zivilen Opfer, die auch auf „deutscher“ Seite umkamen, werden nun von den Nazis für ihre Propaganda instrumentalisiert. Oft wird von den Nazis der Begriff „Bombenholocaust“ verwendet, welcher den eigentlichen Holocaust relativieren und die Konterangriffe der Alliierten dämonisieren soll. Auf solchen Aufmärschen sammeln sich allerdings nicht nur klassische Nazis aus der NPD, den Kameradschaften oder „Autonome“ Nationalisten, sondern es tummeln sich dort allerhand Menschen, unter anderem
Verschwörungstheoretiker und Anhänger rassistischer Volksgemeinschaften, und Gruppen aus Vertriebenenverbänden, Heimatverbänden und anderen rechtskonservativen Organisationen. Sie fordern ein neues Reich in den Grenzen von 1937 zurück. Die „Trauermärsche“ dienen besonders als Schmelztiegel des neonazistischen Spektrums, wo man sich nicht nur ausgetauscht kann, sondern auch gemeinsame Erfolge zu erkämpfen versucht. Daher ist es umso bezeichnender, dass sich Vertreter der „freiheitlich-demokratischen Grundordnung“ bzw. „bürgerlichdemokratischen Mitte“ inhaltlich wie auch örtlich meist nur wenig entfernt in die gleiche Kerbe schlagen, um den Opfermythos aufrechtzuerhalten.


Aktivierungskonferenz

Am 27.10 fand die Aktivierungskonferenz des Bündnisses Magdeburg Nazifrei in der Hochschule Magdeburg statt. Es fanden sich 70 TeilnehmerInnen ein, die größtenteils aus Sachsen-Anhalt waren. Neben Workshops zur Extremismustheorie mit Prof. Wippermann (FU Berlin) und NSU (Markus Bernhardt, Journalist) fanden auch Kurse zur Selbstverteidigung und Rechtsgrundlagen sowie Aufklärung über die örtliche Naziszene und den
Geschichtsrevisionismus statt. Getragen wurde die Konferenz besonders von örtlichen Antifaschisten, Studenten, FAU, Linksjugend Solid und Linke.SDS. Abgesehen von der Vorbereitung der Resolution und der Podiumsdiskussion zum Abschluss unter anderem mit Axel Roth vom Bündnis Dresden Nazifrei, gab es kaum Diskussionsmöglichkeiten, wie man taktisch bisher bestehende Grenzen überwinden kann, besonders im Umgang mit dem bürgerlichen „Antifaschismus“. Die Forderung nach einer Mobilisierungsveranstaltung für Gewerkschafter konnte nur unverbindlich durchgesetzt werden. Negativ aufgefallen ist bei der Konferenz besonders die MLPD. Nachdem MLPDler schon im ersten Workshop (Extremismustheorie) ein sehr aufbrausendes Verhalten an den Tag legten, den Dozenten und Teilnehmern ständig ins Wort fielen und diese sogar noch teilweise persönlich angriffen, verließen sie nach dem ersten Workshop die Konferenz. Trotz Nachholbedarfs wurden die ersten wichtigen Schritte getan. Insgesamt war die Konferenz aber ein Erfolg.


Wie muss es weiter gehen?

Auffällig ist, dass das Interesse von AntifaschistInnen außerhalb Sachsen-Anhalts an der Konferenz sehr gering war. Hier müssen in den umliegenden Bundesländern Mobilisierungsveranstaltungen organisiert und Konzepte vom Bündnis Dresden Nazifrei aufgegriffen werden. Hierbei ist es wichtig, dass diese Veranstaltungen in Kooperation mit örtlichen Kulturzentren und Gewerkschaften stattfinden, um eine breite und starke Mobilisierung zu erreichen. Außerdem ist es sehr wichtig, zu versuchen Busse bereitzustellen, sonst werden bereits viele AntifaschistInnen von der Polizei auf Bahnhöfen abgefangen und umgeleitet. Besonders Gewerkschaften und DIE LINKE sind hier in der Pflicht. Abgesehen davon, dass Nazis seit 1933 für unzählige Morde an Kommunisten, Sozialisten und Gewerkschafter verantwortlich sind, versuchen sie auch noch die soziale Frage den Linken abzunehmen und sie völkisch-nationalistisch aufzuladen. Gerade in Krisenzeiten, in denen der Sozialstaat noch mehr als schon ohnehin abgebaut wird (besonders wegen der „Schuldenbremse“und „Hartz 4“), nutzen die Faschisten die sozialen Ängste und Nöte der Menschen zu Propagandazwecken aus. Besonders in Ungarn und Griechenland ist die Gefahr groß. In Ungarn beispielsweise hat sich die Jobbik zur drittgrößten Partei mit nationalistischen Forderungen und Propaganda gegen Juden, Sinti und Roma vorgekämpft. Während die paramilitärische „Ungarische Garde“ Jagd auf Sinti, Roma, Juden und Linke macht, schaut der Staat nicht nur zu, sondern lässt den Beschluss von rassistischen Gesetzen durch die rechtskonservative Regierung von Orban zu. Zeitgleich konnte infolge der Durchführung des sozialen Kahlschlags in Griechenland die „Goldene Morgenröte“, welche der NSDAP sehr ähnelt, innerhalb von zwei Jahren ihren Zuspruch von vier auf 15 Prozent steigern. Massiv dazu beigetragen hatte nicht nur der Rassismus, der von bürgerlichen Parteien durch staatliche Medien verbreitet wurde, sondern auch die sektiererische und nationalistische Haltung der stalinistischen KKE (die eine aktive Massenbasis innehat), was die antifaschistische und die Arbeiterbewegung schwächte. Statt die Übergriffe und die faschistische Propaganda etc. zu stoppen, toleriert der bürgerliche Staat nicht nur die Nazis, sondern unterstützt sie auch mit Geldern, rassistischer Hetze, Standortlogik und Genehmigungen von öffentlichen Aktionen. Für die Kapitalisten sind die Faschisten ein probates Mittel, um eine selbstbewusste Arbeiterbewegung inhaltlich und physisch anzugreifen und zu zerschlagen.


Wenn sie marschieren werden wir blockieren!

Aufruf unterzeichnen!

An das Bündnis spenden!

Nach Magdeburg mobilisieren!

Fünf Freunde mitnehmen und erfolgreich die Nazis blockieren!


Homepage Magdeburg Nazifrei
 http://www.magdeburg-nazifrei.com

Facebook Magdeburg Nazifrei
 http://www.facebook.com/magdeburg.blockt

Broschüre – Stoppt Nazis und Rassisten
 http://shop.sozialismus.info/shop/article_24/Stoppt-Nazis-und-Rassisten.html

Buch – Volksgemeinschaft statt Kapitalismus? Zur sozialen Demagogie der Nazis
 http://www.papyrossa.de/sites_buchtitel/gebhardt_volksgemeinschaft.htm
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Ergänzungen

Aktivierungskonferenz "Magdeburg Nazifrei"

mario 15.11.2012 - 20:59

Als einer der 3 MLPD Genossen,die an diesen Tag bei der Aktivierungskonferenz dabei waren,möchte ich kurz auf die Behauptung eingehen, das die MLPD den "Teilnehmern ständig ins Wort fielen und diese sogar noch teilweise persönlich angegriffen haben",sollen.

Als erstes, war es sicherlich ein Fehler,das einer meiner befreundeten MLPD-Genossen sich 3mal zu Wort gemeldet hatte und viel mehr den Widerspruch, anstatt die Gemeinsamkeiten in seiner Rede in Vordergrund gestellt hat. Ich persönlich fand es selber übertrieben( wenn auch der Inhalt seiner Rede richtig war) Es hatte etwas belehrendes an sich.Der Genosse hat es später selber bei einen Gespräch mit mir eingesehen.Solche Dinge können natürlich etwas nerven und so weit kritisiere ich das selber. Aber was hier in den Text behauptet wird, wir von der MLPD sind den Leuten ins Wort gefallen und haben diese persönlich angegriffen, ist eher einer sehr lebhaften Phantasie entsprungen und entbehrt jeder Wirklichkeit. Es gab nie persönliche Angriffe auf irgend eine Person. Es gab nur ein ca. 1 minutiges Zwiegespräch mit einer Teilnehmerin und einen anderen MLPD Genossen. Das Gespräch hatte die Teilnehmerin selber angefangen und der MLPD Genosse nur darauf geantwortet. Ansonsten gab es überhaupt keine Gespräche irgend einer art mit den Teilnehmer bei den Workshop!!! Und erst recht keine Angriffe!!! Zu den Punkt, das wir früher gegangen sind: Ja,das stimmt! Das hatte einfach den Grund, das ich persönlich am Samstag arbeiten war und nicht mehr in der Lage war bis 20Uhr durch zu halten. Die 2 anderen MLPD Genossen,hatten leider einen Doppeltermin und jemanden beim Umzug geholfen. Andere konnten leider nicht durch Schichtarbeit oder andere Verpflichtungen. Dieser Text legt es so an, als ob wir von der MLPD nur "Stunk" machen wollten und dann einfach gegangen sind.Das war aber nicht der Fall gewesen! Ich finde es nicht gut,das man ohne die Gründe zu wissen,sich einfach eine Meinung zu recht bastelt und dabei ein anderes Bild vermittelt.Ich würde mir wünschen,das die Verfasser des Textes noch mal darüber nach denken.
Ansonsten wünsche ich natürlich allen noch weiterhin viel Erfolg.
Solidarische Grüße an ALLE Antifaschisten!!!
mario