Fotobericht Kundgebung Isolationslager Horst

egal 11.11.2012 21:48 Themen: Antirassismus Globalisierung Weltweit
Ein Fotobericht der Kundgebung am Isolationslager Horst am 11. November 2012.

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Ein Fotobericht der Kundgebung am Isolationslager Horst am 11. November 2012.

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PM: „Das Lager muss weg!“

Stop it! 12.11.2012 - 18:31
Am heutigen Sonntag demonstrierten antirassistische und antifaschistische Aktivist_innen aus Hamburg,
Pressemitteilung der Stop it!-Kampagne

Rostock und Berlin gemeinsam mit Flüchtlingen unter dem Motto „Lager Horst abschaffen – aus Rostock-Lichtenhagen lernen“ vor dem Erstaufnahmelager in Nostorf/Horst bei
Boizenburg. In mehreren Redebeiträgen forderten die Teilnehmenden die Schließung des Lagers, welches unmittelbar nach dem Pogrom von Rostock-Lichtenhagen bewusst in die Abgeschiedenheit
in ein Waldstück bei Boizenburg verlegt worden ist.
„Eine ausreichende Beratung, der Zugang zu Anwält_innen und Unterstützungsstrukturen sind in Horst nicht gegeben. Dies ist jedoch gerade in den ersten Wochen des Asylverfahrens dringend notwendig“, kritisiert Kim Ayalan, Pressesprecherin der Kampagne.
„In dem zum Teil mit Stacheldraht umzäunten Lager werden Flüchtlinge seit fast zwanzig Jahren systematisch entmündigt und isoliert“, so Ayalan weiter. Dass die Situation in Horst kein Einzelfall ist, wurde im Beitrag von Aktivisten des Refugee Protest Camps aus Berlin deutlich. Auch in Horst wurde sich für die zentralen Forderungen des Flüchtlingsprotestes, die Residenzpflicht und Lagerunterbringung abzuschaffen und Abschiebungen zu stoppen, mit Nachdruck ausgesprochen. Mit diversen Spielmöglichkeiten, einem Kuchenbazar und Live-Musik zweier HipHop-Künstler wurde versucht, die Isolation des tristen Lageralltags aufzubrechen und mit den Flüchtlingen in Kontakt zu kommen.
Die Aktivst_innen kündigten an, sich auch weiterhin für die Abschaffung des Lagers einzusetzen.

 http://stopitkampagne.blogsport.de/2012/11/11/pm-das-lager-muss-weg-150-demonstrieren-fuer-schliessung-des-erstaufnahmelagers-in-nostorfhorst/

ausführlicherer bericht

stop it 14.11.2012 - 01:27
 http://de.indymedia.org/2012/11/337785.shtml

Am vergangenen Sonntag versammelten sich antirassistische und antifaschistische Aktivist_innen aus MV, Hamburg und Berlin gemeinsam mit Flüchtlingen vor dem Lager in Horst bei Boizenburg, um unter dem Motto "Lager Horst abschaffen – aus Rostock-Lichtenhagen lernen!" gemeinsam gegen das Lager zu protestieren.
Das Lager wurde unmittelbar nach dem Pogrom von Rostock-Lichtenhagen bewusst in die Abgeschiedenheit in ein Waldstück an die Grenze zu Niedersachsen und Schleswig-Holstein verlegt. Damit leiden Flüchtlinge bis heute unter den Konsequenzen des Pogroms in Lichtenhagen. Eine ausreichende Beratung, der Zugang zu Anwält_innen und Unterstützungsstrukturen sind in Horst nicht gegeben. In dem zum Teil mit Stacheldraht umzäunten Lager werden Flüchtlinge systematisch entmündigt und isoliert. Wesentliche menschliche Tätigkeiten wie das eigene Zubereiten von Mahlzeiten ist den ihnen in Horst untersagt. Die Proteste der vergangenen Jahre, darunter der Hungerstreik von afghanischen Flüchtlingen im Herbst 2010, führten bis jetzt zu geringfügigen Veränderungen. So wurde die medizinische Versorgung im Lager durch zusätzliche Sprechzeiten augfestockt, was an der Qualität der medizischen Versorgung dennoch nichts verbesserte. Desweiteren wurde eine Lagerschule eingerichtet, in der alle Altersstufen durch eine Lehrerin betreut werden. Solche Maßnahmen sind für Politiker_innen der SPD beispielsweise ausreichend um die Existenz des Lagers weiter zu rechtfertigen. Innenminister Caffier (MV) sieht derweil die Lebensbedingungen im Lager Horst als “angemessene Haltung”. Eben jener Politiker, der wie viele andere im Zusammenhang mit dem Gedenken an das rassistische und antiziganistische Pogrom in Lichtenhagen vor 20 Jahren wiederholt davon sprach, dass man aus Lichtenhagen lernen müsse. Die isolierte Lage, die Ausgestaltung und die Leitung des Lagers, sowie die permanente Polizeipräsenz lassen für die Flüchtlinge das Lager indes zu einem Gefängnis werden. Von diesem gefängnishaften Charakter konnten sich an diesem Tag auch die Angereisten einen Eindruck verschaffen. Das Polizeiaufgebot, welches sich demonstrativ am Eingang des Lagers inszenierte, war im Vergleich zu vorherigen Aktionen vor dem Lager sogar größer als sonst, schüchterte viele Flüchtlinge ein und hielt sie davon ab, zu der Kundgebung vor dem Lager zu gehen.


In den Redebeiträgen der Kampagne Stop it! Rassismus bekämpfen – alle Lager abschaffen!, des Hamburger Flüchtlingsrats und von Vertretern des Refugee Protest Camps aus Berlin wurde die Abschaffung des Lagers gefordert. Dies wäre eine notwendige Konsequenz aus dem Pogrom in Lichtenhagen und dem damaligen Versagen der Behörden und Politik. Für MV wurde eine menschenwürdige Erstaufnahmeeinrichtung in einer großen Stadt wie Rostock gefordert, in der der Aufenthalt nur kurz sein solle. Langfristig forderten die AktivistInnen Flüchtlinge vom ersten Tag an in Wohnungen unterzubringen.
Zwischen den Redebeitägen stimmte immer wieder Musik an, die die Flüchtlinge selbst auswählten und die viele Flüchtlinge zum Tanzen anregte. Einer von ihnen betonte, dass sie in diesem Lager alles vergessen haben, was sie mögen und was sie als Menschen ausmache, unter anderem auch das Tanzen. Besonders erfreut waren die Teilnehmenden über den Auftritt von Mc Nuri und Mc Hossein, zwei Rappern, die selbst in Flüchtlingslagern leben und sich in dem vom Heinz Ratz initiierten Musik-Projekt The Refugees engagieren. In ihren Liedern drücken sie die Schmerzen und Ängste aus, die sie im Alltag der Flüchtlingslager und aufgrund einer ungewissen Perspektive in Deutschland erleben. So lautet ein Titel "Wenn du gefangen bist", der die Isolation, Perspektivlosigkeit und Ungewissheit vom Leben eines Flüchtlings thematisiert. Gegen diese Bedingungen zu kämpfen, rief ein Aktivist des Flüchtlingsprotests aus Berlin auf.
Er betonte, dass die Situation in Horst kein Einzelfall sei und ermutige die anderen Flüchtlinge sich dem Kampf für gleiche Rechte und für ein meschliches und antikapitalistisches System anzuschließen. Mehrfach wiederholte er lautstark die zentralen Forderungen des Flüchtlingsprotestes, die Residenzpflicht und Lagerunterbringung abzuschaffen und Abschiebungen zu stoppen, mit Nachdruck ausgesprochen. Am Abschluss der Redebeiträge wurden außerdem Filmbeiträge von den Flüchtlingsprotesten gezeigt.

Mit einem Kicker, bunter Kreide und anderen Spielmöglichkeiten wurde versucht, den Kindern und Jugendlichen, von denen im Vergleich zu anderen Besuchen sehr viele im Lager untergebracht waren, an diesem Tag etwas Abwechslung im tristen Lageralltag zu ermöglichen.
Über ein offenes Mikrofon forderten Roma mehrmals, umgehend einen Transfer in eine andere Flüchtlingsunterkunft zu bekommen. Wie schlecht sich die Situation der meisten Roma in Horst darstellt und dass die antiziganistische von Innenminister Caffier & Co., die einen kollektiven “Asylmissbrauch” von Flüchtlingen aus Serbien und Mazedonien konstruierte. nicht folgenlos bleibt, wurde in Einzelgesprächen deutlich. Roma-Flüchtlinge berichteten von einem massiven Druck der Behörden, einer sogenannten "freiwilligen Ausreise" zu zustimmen und von der Androhung, Polizeikräfte hinzuziehen. Viele Roma sind dieser Aufforderung aufgrund des Drucks und aus Unwissenheit gefolgt. Laut Aussagen einiger Flüchtlinge soll am kommenden Montag, dem 19.11., ein Bus mit Flüchtlingen direkt von Horst nach Serbien fahren. Betroffen werden zu großen Teilen Roma sein. Eine weitere Abschiebungsaktion soll über Hamburg mit dem Flugzeug nach Mazedonien erfolgen. Auch in anderen Bundesländern stehen derzeit Abschiebungen vorwiegend von Roma nach Serbien und Mazedonien an, bzw. sind schon erfolgt. Wie effektiv die Isolation des Lagers Horst diesbezüglich für die Politik ist, wird an diesen anstehenden Abschiebungen deutlich. Da ein kontinuierlicher Kontakt aufgrund der abgelegenen Lage schwierig ist, erfahren UnterstützerInnen selten von solchen Aktionen.

Der Kampf für die Abschaffung des Isolationslagers in Horst wird weitergehen. Haltet euch wegen der anstehenden Abschiebungen auf dem Laufenden. Wir werden die Abschiebungen nicht einfach hinnehmen und uns nach unseren Möglichkeiten solidarisch mit den betroffenen Flüchtlingen zeigen!