BLN: 1500 für Hungerstreikende in der Türkei

ARAB 11.11.2012 21:34 Themen: Militarismus Repression
Über 1500 Menschen zogen am Sonntag den 11.November durch den Berliner Bezirk Kreuzberg und bekundeten ihre Solidarität mit einem Hungerstreik von bis zu 10 000 politischen Gefangenen aus der kurdischen Befreiungsbewegung und der revolutionären türkischen Linken der zur Zeit in den Knästen der Türkei stattfindet. Ausserdem wandten sich die Demonstrant_innen gegen eine Mögliche militärische Intervention der Türkei und ihrer NATO-Partner in den Syrien-Konflikt. Aufgerufen hatte die vor allem aus türkischen und kurdischen linken Organisationen bestehende Plattform für Arbeit und Demokratie in Berlin (BEDEP) und das Berliner Bündnis gegen Krieg und Militarisierung.
Hintergrund ist ein seit dem 12.September laufender Hungerstreik von 770 politische Gefangene der PKK und PAJK, dem sich am 5.November weitere 10 000 politische Gefangenen in der Türkei und auch einige Parlamentarier der legalen kurdischen Partei BDP angeschlossen haben. Die Forderungen der Hungerstreikenden lauten: Die Aufhebung der Isolationshaftbedingungen gegen Abdullah Öcalan, die Gewährleistung seiner Gesundheit, sowie die Anerkennung der kurdischen Sprache und die Aufhebung jeglicher Assimilationspolitik gegen Kurden. Durch Briefe der Gefangenen wird deutlich, dass die Lage der Hungerstreikenden in einer kritischen Phase angelangt ist. Mit jeder Sekunde, jeder Minute, jeder Stunde und jeden Tag kommen diese Menschen dem Tod näher. In einer Erklärung der Gefangenen heisst es „Als Geiseln der Freiheit kämpfen wir für unsere grundlegenden Rechte sowie politischen und gesellschaftlichen Rechte. Diese Unterdrückung gegen unser Volk muss ein Ende finden. Erdogan und seine Regierung müssen verstehen, dass ein Ende seiner Regierungszeit naht und diese Unterdrückung ein Ende haben wird. An diesem Montag werden sich alle Gefangenen in der Türkei und Nordkurdistan dem unbefristeten Hungerstreik anschließen.Dieser historische Widerstand wird einen historischen Prozess einleiten. Wir glauben fest daran und unser Volk und deren Freunde sollen dies auch glauben. Wir rufen alle in der Türkei lebenden Völker auf, unsere Forderungen zu unterstützen. Die Freiheit wird siegen!”. Aufgrund des Hungerstreiks wurden in zahlreichen Städten Kurdistans und der Türkei Solidaritätsdemonstrationen und -kundgebungen veranstaltete. Dabei kam es immer wieder zu brutalen Polizeiübergriffen (1 | 2) und schweren Auseinandersetzungen. Um das Schweigen über diese Hungerstreik zu brechen und auch auf den Strassen Berlins die Stimme der kurdischen Gefangenen hörbar zu machen hatte das Bündnis zum Hermannplatz mobilisiert. Gleichzeitig wandte sich die Demonstration gegen die Kriegstreiberei der Regierung Erdogan gegenüber Syrien und die von der Türkei und ihren NATO-Partner vorangetriebene Militarisierung des Konfliktes in Syrien.

Ab 14 Uhr versammelten sich am U-BHF Hermanplatz im Berliner Bezirk Neukölln ein breites Spektrum von Sympathisant_innen der kurdischen Befreiungsbewegung, linker türkischer Migrant_innenorganisationen, syrischen und palästinänsischen Aktivist_innen, Kriegsgegner_innen, Antifas und Kommunist_innen. Begonnen wurde die Demonstration mit einer Schweigeminute für die Opfer des revolutionären Kampfes in der Türkei, unabhänig davon ob es sich bei ihnen um Anhänger der kurdischen Befreiungsbewegung oder der revolutionären türkischen Linken handelt. Danach zogen die Demonstrant_innen unter Sprechchören wie „Hoch die internationale Solidarität“, „Freiheit für Öcalan – Frieden für Kurdistan“ und „Fasizme Karsi Omuz Omuza!“ zum Camp der Flüchtlinge am Kreuzberger Oranienplatz. Unterwegs wurden die Anwohner_innen auf türkisch, kurdisch und deutsch immer wieder über den Anlass der Demonstration informiert. Neben dem kurdischen Volksrat, der BEDEP, dem Bündnis gegen Krieg und Militarisierung, Dr. Nick Brauns und der ARAB sprach auch ein Vertreter des Flüchtlingscamps auf der Demonstration und stellte die Verbindung von den Kämpfen gegen Ausbeutung und Unterdrückung im Nahen Osten und Protest der Flüchtlinge in Europa gegen rassistische Gesetze her. Auf dem Weg durch Kreuzberg schlossen sich etliche Menschen der Demonstration an, so das die Teilnehmer_innenzahl von Anfangs 900 Menschen im Verlauf der Demo auf bis zu 1500 anschwoll. Am Oranienplatz angekommen wurden die Demonstrant_innen von den dort campierenden Flüchtlingen mit Applaus und Parolen empfangen. Dort wurde zu weiteren Aktionen aufgerufen, so findet ab Dienstag eine tägliche Protestkundgebung von 12 bis 17 Uhr am Brandenburger Tor statt. Die Polizei war wie immer mit einem massiven Grossaufgebot anwesend und stoppte die Demonstration mehrfach wegen dem Rufen der Parole „Biji Serok Apo“, fertige Videoaufnahmen von Demonstrant_innen an und verhaftet im Anschluss an die Demonstration mehrere kurdische Jugendliche. Schon in den Vorkontrollen kam es zu willkürlichen Verhaftungen.

Fotos:
 http://www.flickr.com/photos/neukoellnbild/sets/72157631982994048/with/8175733004/

Video:
 http://www.rbb-online.de/abendschau/archiv/archiv.media.!etc!medialib!rbb!rbb!abendschau!abendschau_20121111_eins.html
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Ergänzungen

Hoch die internationale Solidarität!

ATESH 13.11.2012 - 03:07
Seit dem 12. September befinden sich kurdische politische Gefangene in der Türkei im unbefristeten Hungerstreik. Begonnen hatten 63 Gefangene der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) und der Partei der freien Frauen Kurdistans (PAJK). Nach und nach schlossen sich immer mehr kurdische politische Gefangene aus immer mehr Gefängnissen dem Hungerstreik an. Während die letzten Wochen etwas mehr als 700 Gefangene teilnahmen, folgte am 04. November eine Erklärung von Deniz Kaya, dem Sprecher des Hungerstreiks, laut der sich ab Montag, den 05. November 10.000 politische Gefangene an dem Hungerstreik beteiligen werden.
 http://atesh.blogsport.eu/2012/11/09/tausende-politische-gefangene-im-unbefristeten-hungerstreik-%E2%80%93-das-kurdische-volk-weltweit-im-aufstand-%E2%80%93-hoch-die-internationale-solidaritat/

graue wölfe?

verwirrt 13.11.2012 - 23:56
ich bin verwirrt!
zeigen die leute auf dem vorletzten foto den gruss der grauen wölfe oder sieht das nur so aus?