Jetzt Hausbesetzung in Hamburg St. Pauli

unwichtig 10.11.2012 16:00 Themen: Antifa Freiräume
Jetzt Hausbesetzung in Hamburg St. Pauli in der Bleicherstr. 14 im Innenhof
Jetzt Hausbesetzung in Hamburg St. Pauli in der Bleicherstr. 14 im Innenhof

Wir
haben heute beschlossen, die Eigentumsfrage auf unsere Weise zu beantworten.

Wir
haben heute Mittag das leer stehende Wirtschaftsgebäude, einer ehemaligen Hufschmiede, im Innenhof der Bleicherstr. 14 in Hamburg St. Pauli besetzt.

Wir
enteignen einen kleinen Teil des Besitzes von Eckart von Seydlitz, dem auch die Vorderhäuser Nr. 12 und 14 gehören und natürlich noch viel, viel mehr.

Er steht als einer von Vielen für den Wandel im Sinne der Besitzenden, hier auf St. Pauli, und anderswo.
Er ist nicht nur einer der unverschämt Reichen, die Häuser an sich reißen, um sie für Ihre knallhart kalkulierte Gewinnmaximierung umzuwandeln und die alten BewohnerInnen dabei zu verdrängen, nein, er gibt sich als ein wohlwollender Investor mit sozialem Gewissen aus und trampelt dabei Erhaben auf den Bedürfnissen der Menschen herum.

Wir
scheißen auf diese heuchlerischen Verlogenheit.
Wir
scheißen auch auf den Sanierungsbeirat der Steg, die solchen Gestalten eine Plattform gibt und eine Mitbestimmung vor heuchelt, die es nicht gibt.

Es ist kein Zufall das der Prokurist/Verwalter seiner WPB- Holding Markus Schreiber ist.
Als ehemaliger Bezirksamtschef Mitte ist dieser mit den besten Kontakten in die Politik und Wirtschaft ausgestattet.
Seine „Law and Order“ Politik ist zwar an Grenzen gestoßen, teure Zaunkonstruktionen gegen die Unterschichten konnten durch anhaltenden Widerstand zu Nichte gemacht werden, seine Einstellung zu den Menschen aber ist geblieben.

Heute vor 25 Jahren standen die Barrikaden auf der Hafenstraße und den die Häuser umgebenen Straßen von St. Pauli.
Sie waren Ausdruck der Entschlossenheit im Kampf um die besetzten Häuser.
Sie wurden gebaut von so Vielen, die wussten „Es Reicht“ .
Ein Teil von uns war an diesen kämpfen beteiligt und bildeten mit Vielen aus den Vierteln, aus anderen Städten und Ländern, einen Gegenpol, der den Erhalt erzwingen konnte.
Die Ambivalenz/Doppelwertigkeit des Vertragsabschlusses, als Erfolg der organisierten Stärke, war zugleich Schwäche und ein langfristig angelegtes Konzept der Entpolitisierung und hat damals wie heute viel Widerspruch erzeugt.

Die wenigsten Träume aus dieser Zeit haben sich wohl erfüllt.

Wir schätzen die Nischen der Subkultur, eine kraftvolle Einmischung in „Das Ganze“ was läuft, ist von dort derzeit nicht zu erwarten, es ist wie in anderen Projekten ähnlich, weit entfernt von den gegebenen Möglichkeiten.

Wir
haben heute nicht die selbe Stärke, es gibt jedoch immer noch Viele, die wissen „Es Reicht“ . Mit diesen Menschen fühlen wir uns verbunden und werden auch in Zukunft versuchen, uns mit Ihnen zu verbünden, zu organisieren.

Wir
sagen frech: Der Reichtum und die Besitzverhältnisse sind angreifbar und es ist nicht selten ein Akt der Selbstverteidigung und Befreiung.

„Es Reicht“, ist Motivation an dieser Stelle,
ein kleines Zeichen zu setzen,
die Veränderung nicht einfach hinzunehmen.
Sowie heute Viele gegen den ausufernden Mietenwahnsinn auf die Straße gegangen sind.
S.O.S. Ist für uns in diesem Sinne aber nicht der richtige Ansatz, weil er eine Hilfe von außen erwartet und erhofft.
Wir
können uns nur selber helfen.

Wir
können uns hier in diesem Gebäude einen Sozialen Treffpunkt für das Viertel vorstellen,
den es braucht,
eine offene Werkstatt für kleine Träume,
der Häusliche Ersatz für die abgebrannte Freebox am Paulinenplatz,
Räumlichkeiten die für alle Nutzbar sind,
ob zum feiern oder nachdenken,
ohne Chef,
dem Adel und dem kapitalistischen Wahnsinn entrissen.

Wir
freuen uns über jede erdenkliche Art der Unterstützung, insbesondere die de
der AnwohnerInnen.Der Schatten möge das Antlitz der Herrschenden verdunkeln und Sie sollten sich nirgendwo in Sicherheit wissen.
JustizsenatorInnen ihren Standort zu vergraulen hat nichts mit einer Blockwart-Mentalität zu tun, sondern folgt der Gesetzmäßigkeit von Freund und Feind, von oben und unten.

Wir
grüßen
die Gefangenen
die Flüchtigen, die an den Grenzen der Staaten scheitern, und die, die durchkommen,
die Unterschichten,
die Kinder und Jugendlichen denen es so schwer gemacht wird,
alle die sich gegen alten und neuen Faschismus zur Wehr setzen,
alle die sich Mühe geben menschlich zu agieren,
alle die noch hoffen, nicht aufgeben
die Hoffnungslosen,
alle die dem Krieg ausgesetzt werden,
alle die Unterdrückung spüren,
alle Hungernden,
alle WiderständlerInnen

was noch kommt, ist kein auferlegtes Schicksal und veränderbar...

empört euch, wehrt euch.

Hamburg- St. Pauli, 10 NOVEMBER 2012
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Ergänzungen

aktuelle Situation

ergänzen 10.11.2012 - 18:10
wie sieht es denn aktuell aus?
der Zugang ist durch ein, auch für Hamburger Verhältnisse, sehr massives Bullenaufgebot auf beiden Seiten gesperrt. man bekommt hier draußen überhaupt nichts mit. auch fehlt es, wie so häufig in dieser Stadt, an der nötigen entschlossenheit die Bullen in ihre Schranken zu weißen.

lieber springer als fbook

wasfürzeitn 10.11.2012 - 20:50

Schöner Clip

Wir 11.11.2012 - 11:39
 http://www.youtube.com/watch?v=oLsy_wcgcgc&feature=youtu.be

Haben wir schon geschrieben, dass sowohl die Aktion als auch die Erklärung uns aus dem Herzen sprach?

Unsolidarischer Pathos

anwohner 11.11.2012 - 13:35
Vielen Dank dafür, dass wir Pfeffer fressen durften, während ihr die politische Arbeit von S.O.S. St. Pauli runtermacht und euch hierdurch von Inhalten der Demonstration distanziert. Sehr revolutionär wie ihr das macht! Vielleicht das nächste mal weniger überhebliches WIR und mehr kollektives ALLE im Kopf haben. .

Hafenstraße, SOS St,Pauli

Paul aus Altona 11.11.2012 - 20:32
Warum wird denn bloß in der ansonsten doch gut geschriebenen Erklärung ausgerechnet gegen Hafenstraße und SOS - St.Pauli polemisiert? Vielleicht mal besser den Kontakt zu den Leuten suchen, statt sich da so drüber zu stellen. Das kommt leider echt ziemlich "erhaben" rüber...und ist außerdem mal nebenbei gegen den Demokonsens gerichtet, durch deren Mobilisierung soviele UnterstützerInnen überhaupt zur Bleicherstraße gekommen sind.

^^

paulianer 12.11.2012 - 16:14
was genau hat denn die hafenstraße die letzten jahre noch hinbekommen ?
und allein wies da intern drunter und drüber geht...glückwunsch

von sos st.pauli kenn ich eigentlich auch nur die poster hier und da...das wars

theoretisch müsste täglich ein haus besetzt werden...nur wenn schon im 4tel nach ner großen demo nur n paar leude auftauchen...kann mans gleich knicken...

aufklärung

name 12.11.2012 - 22:25
das ist hier kein bashing gegen s.o.s. oder sonst etwas. wie der text richtig beschreibt, geht er gegen den begriff "s.o.s.", da der ruf s.o.s. hilfe von aussen sucht. dies wollen die besetzer_innen eben nicht sondern berufen sich auf die eigene stärke. wenn sich jede_er wichtigtuer gleich auf den schlips getreten fühlt-selber schuld ;).
ich als "alter" hausbesetzer und immer noch jahrelanger erfahrung mit wohnprojekten, weiss das anspruch und wirklichkeit oft evident auseinanderklaffen. das wußten wir auch in den 1980er und wurde auch immer diskutiert. dadurch kann mensch fehler vermeiden und erfahrungen sammeln. was ist eurer meinung nach schlimm daran? diese diskussion wird seit jahrzehnten im hafen erörtert und auch in anderen projekten.
angeblicher anwohner: wären sie z.b. in der tortuga gewesen, dann hätten sie sicher einige echte anwohner miterlebt, die die bullengewalt (ein kleines mädchen wurde mit verdacht auf einer nasenfraktur mit tatütata ins krankenhaus gebracht)aufs schärfste verurteilten und massiv eingeschritten sind und sich auch sonst recht solidarisch mit den besetzer_innen gezeigt haben (waren natürlich nicht alle anwohner anwesend). aber den besetzer_innen die schuld am pfeffersprayeinsätzen (übrigens gezielt in die augen u.a. auch dem sani)zu geben, ist auch nur herrschaftserhaltent.

@name

anwohner 14.11.2012 - 19:37
Erstens spar dir das sie, zweitens das angeblich, drittens behauptet niemand die Besetzung war schuld am Pfeffereinsatz: Ätzend ist und bleibt aber, das ihr andere die sich solidarisch verhalten, meint als reformistischen Käse abstrafen zu müssen.

@name

nicht-anwohner 15.11.2012 - 10:51
Ich kann mich anwohner nur anschließen. Ich hatte mich eigentlich über die Besetzung gefreut. Hätte ich den Text vorher gelesen, wäre ich wahrscheinlich nicht hingegangen. Man kann ja unterschiedliche Meinungen über verschiedene Politikansätze haben und die an bestimmten Orten auch ausdiskutieren. Sich in einer Erklärung zu einer Aktion aber von Anwohner_innen zu distanzieren, die sich aus einer persönlichen Betroffenheit selbst organisieren und dabei Forderungen und Strategien entwickeln, die nicht die eigenen sind, finde ich unsolidarisch. Wenn in dieser Stadt etwas erreicht werden kann, dann nur, wenn sich unterschiedliche Ansätze ergänzen. Aber manchen Leuten scheint es mehr darum zu gehen, immer wieder die eigene linksradikale Identität zu bestätigen, als darum, wirklich etwas zu verändern. Viel Spaß in eurem eigenen kleinen anachronistischen Brei.

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