MV: Erfolgreiche Blockaden in Wolgast

Kombinat Fortschritt 10.11.2012 05:49 Themen: Antifa Antirassismus
Über 1000 Menschen sind am 9. November in Wolgast gegen einen rassistischen Aufmarsch der NPD auf die Straße gegangen. Mit Sitzblockaden zwang ein großer Teil von ihnen die Nazis nach kurzer Zeit zum Umkehren. Die Neonazis wollten am Jahrestag der Reichspogromnacht am 9. November mit einem Fackelmarsch vor ein neu eingerichtetes Flüchtlingsheim ziehen. Gegen die rassistischen Stimmungen unter unmittelbaren Anwohner_innen hatten sich zuletzt vermehrt zivilgesellschaftliche Initiativen engagiert. Eine breite Bündnisarbeit konnten der rechten Hetze am Freitagabend Einhalt gebieten. Die NPD erlitt ausgerechnet in ihrem Kernland eine herbe Niederlage.
„Deutschland den Deutschen – Asylbetrüger raus“, dazu wirbeln die Trommeln, trotten rund 180 Neonazis durch die dunkle Stadt. Man ahnt welche Atmosphäre sie verbreitet hätten, wären sie mit Fackeln aufmarschiert. Der geplante Aufzug hatte bereits im Vorfeld für Empörung gesorgt. Wenig überraschend, überschnitt sich die Demonstration doch terminlich mit dem 74. Jahrestag des Novemberpogroms. Der Zeitpunkt des Aufmarsches dürfte wohl kaum zufällig gewählt worden sein. Doch anders als von den Nazis gedacht, gelang es ihnen heute nicht die Straßen zu dominieren. Im Gegenteil: Rund 400 Menschen waren extra für die Blockaden angereist. In der Saarstraße bildete sich eine Sitzblockade – direkt auf der Route. Über Stunden harrt man dort aus. Auch auf dem Ernst-Thälmann-Platz versammelten sich Leute, sie sollten später dafür Sorge tragen, dass für die Nazis ihre Demonstration nun endgültig zu einem Reinfall wurde.

Zuvor hatten bereits hunderte Menschen mit einem Lampionumzug gegen den Naziaufmarsch protestiert. Keine Frage, die aufmarschierenden Nazis waren deutlich in der Minderheit. Und zunächst kamen sie überhaupt nicht los. Vor drei Wochen tönten sie in Wismar noch „MV- Naziland!“, und schon dort trotzten ihnen Proteste einen großen Teil der Route ab. Nun kam es noch dicker: Weil die geplante Route über die Saarstraße blockiert war, bereitete die Polizei einen Weg durch eine Baustelle, die Bahnhofsstrasse entlang. Schon in der Chausseestraße das nächste Hindernis. Und diesmal gab es keine Umleitung mehr, sondern nur noch den Rückmarsch. Leider jedoch nicht ohne in der Zwischenzeit die mittlerweile auf 400 Personen angewachsene Blockade mit schwülstigen Reden zu beschallen. Es zeigte sich schnell, dass es für die Nazis heute keinen Meter mehr weitergehen würde. Auch Michael Andrejewski's „Drohungen“, dass ganze würde noch ein parlamentarisches Nachspiel haben, vermochte die Kameraden wahrlich zu keinen Begeisterungsstürmen mehr hinzureißen. Kurze Zeit später mussten sie bereits ihre Heimreise antreten. Das sorgte für erheblichen Unmut, der sich unter anderem gegen Journalisten am Rande der Demonstration richtete.

Insgesamt zeigten sich die Nazis mit fortschreitendem Verlauf zunehmend angespannter. Ein kurzer Bewurf genügte, um die Menge in helle Aufregung zu versetzen. Nach dem Warnruf „Beschuss von links!“ lief die Menge wie eine aufgeregte Hühnerschar durcheinander. Einigen war anscheinend dennoch entgangen, dass mit „links“ nicht nur die politische Überzeugung, sondern auch die Wurfrichtung gemeint war.

Angesichts der Ereignisse in Wolgast versuchen die Nazis nun in ihrer Pressemitteilung den zahlreichen und entschlossenen Widerstand, der ihnen entgegen gebracht wurde, als Beweis ihres genialen strategischen Kalküls auszugeben. Letztendlich müssen sie jedoch konstatieren: Die Gegendemonstranten haben den „volkstreuen“ Aufmarsch umgeleitet und blockiert. Offenbar gelingt es den Neonazis nicht mehr, eine größere Anzahl von Demonstranten zu mobilisieren, während gleichzeitig der Protest breiter und erfolgreicher wird. Wer heutzutage nach Mecklenburg-Vorpommern fährt, der kann dies inzwischen durchaus in der Annahme tun, dass es erfolgreichen antifaschistischen Protest geben wird. Und oftmals ist es gerade diese auswärtige Unterstützung, die das entscheidende Zünglein an der Waage bildet. In diesem Sinne, ein großes Dankeschön an die auswärtigen GenossInnen!

Die Nazis haben heute in ihrer Hochburg Ostvorpommern eine Niederlage erlitten. Die Zivilgesellschaft der Region aktiviert sich weiter und beginnt effektiver gegen Naziaufmärsche aktiv zu werden. Darin liegt der größte Erfolg von Mobilisierungen wie der in Wolgast. Den Nazis ihre Homezones, wie Ostvorpommern, streitig zu machen wird nur gelingen, wenn Antifas und Zivilgesellschaft gemeinsam und entschlossen handeln.

Nichtsdestotrotz bleiben Wehmutstropfen. Die Einschüchterungsversuche seitens des Rostocker Staatsschutzes gegen Busunternehmen des ganzen Bundeslandes und darüber hinaus stellen weiterhin einen Skandal dar. Die schikanösen Vorkontrollen, die die Insassen einiger Busse über sich ergehen lassen mussten, müssen aufgearbeitet werden.

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Ergänzungen

link sammlung

links-lang.de 10.11.2012 - 07:03

 

erstermedienspiegelsammlungsversuch 9.11.2012 (mv)

 

publikative.org - hintergrund 9. november

 

ostseezeitung - staatsschutz spioniert busfirmen aus, wochenendausgabe: seite 1,2,4,5,6,9 > siehe anhang

 

nordkurier - sitzblokade gegen npd aufmarsch

 

dpa meldung

 

ndr - der staatsschutz soioniert busreisende aus

 

ea greifswald pm 

 

#nonpdwlg (twitter - inklusive links von nazis) 

 

antifaschistische intiative nordost

 

zdf heute journal - wolgast und die asylanten 


npd pm
 ("safe" link)

npd "knochen und grabvasen" (facebook)

ich bin der anhang

anhang 10.11.2012 - 07:34
kleine ergänzung zur link sammlung

Fazit vom Bündnis Rassisten stoppen

Gerda Scheszcy 10.11.2012 - 21:19

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die — oioioi