HH: Aktionstag gegen Mietenwahnsinn

Avanti 04.11.2012 17:55 Themen: Freiräume Soziale Kämpfe
Mehrere hundert Menschen protestierten am Sonnabend, den 27. Oktober in Hamburg mit verschiedenen Aktionen gegen steigende Mieten, Wohnungsnot und Verdrängung sowie die Wohnungspolitik des SPD-Senats.
Für den 10. November planen mittlerweile mehr als 70 Initiativen eine größere Demonstration (13h, Hachmannplatz) gegen den Mietenwahnsinn in Hamburg.
Los ging es gegen 14 Uhr am Campus der Universität. Das aus ASten, Gewerkschaftsjugenden und linken Gruppen bestehende Bündnis „Schlaflos in Hamburg? Mietenwahnsinn stoppen!“ hatte unter dem Motto „Suchst du noch oder wohnst du schon?“ zu kritischen Stadtteilrundgängen aufgerufen ( http://www.schlaflosinhamburg.blogsport.de). Rund 400 Menschen zogen vom Uni-Gelände in zwei Zügen durch die angrenzenden Stadtteile. Nach relativ kurzer Zeit wurden die Züge von der Polizei gestoppt, an einer Stelle kam es zu einem Pfefferspray- und Schlagstockeinsatz, bei dem eine Person verletzt wurde. Obwohl Stadtteilrundgänge auf Fußgängerwegen keiner polizeilichen Anmeldung bedürfen, insistierte die Polizei auf der Anmeldung von Demonstrationszügen. Im Stadtteil Rotherbaum ging die Demo mit rund 200 Menschen u.a. vorbei an leerstehenden Häusern wie dem ehemaligen AWO-Sitz (Rothenbaumchaussee 44) oder dem „Garden Hotel“ (Magdalenenstraße 60). Zwischenkundgebungen gab es vor den Geschäftsstellen von Köhler & von Bargen Immobilien (Mittelweg 167), die für den Bau des „Bernhard-Nocht-Quartiers“ auf St. Pauli-Süd verantwortlich sind, um das es in den letzten drei Jahren harte (und nur teilweise erfolgreiche) Auseinandersetzungen gegeben hat (mehr Infos:  http://www.no-bnq.org), sowie vor der Hamburger Niederlassung der Immobilienfirma „Bayerische Hausbau“ (Tesdorpfstraße 12). Diese plant, die sogenannten Esso-Häuser auf der Reeperbahn abzureißen, was die Verdrängung der rund 100 Mietparteien, die dort noch zu relativ günstigen Mieten wohnen, zur Folge hätte (mehr Infos:  http://www.initiative-esso-haeuser.de). Eine weitere Zwischenkundgebung gab es vor dem spanischen Generalkonsulat (Mittelweg 37), wo auf Zwangsräumungen aufmerksam gemacht wurde, von denen derzeit hunderttausende Menschen in Spanien betroffen sind, deren Kredite geplatzt sind. Die Teilnehmer_innen solidarisierten sich mit dem Widerstand spanischer Initiativgruppen, denen es bereits in mehreren hundert Fällen gelungen ist, Räumungen mit Blockaden zu verhindern (mehr Infos: zwangsraeumungenstoppen.blogsport.de). An der Kreuzung Bundesstraße/Rentzelstraße vereinigten sich die zwei Stadtteilrundgänge und zogen als gemeinsame Demonstration zum Schröderstift, einem 1981 in Mieterselbstverwaltung übernommenen Wohnprojekt, wo eine kurze Abschlusskundgebung stattfand (mehr zum Schröderstift:  http://wiki.rechtaufstadt.net/index.php/Schröderstift). Zur im Vorfeld angekündigten eigenmächtigen Eröffnung eines Studierenden/Azubi-Wohnheims kam es u.a. aufgrund der Polizeipräsenz leider nicht.

In einer zweiten Aktion, die um 15 Uhr stattfand, spannten Aktivist_innen der Stadtteilinitiativ-Bündnisse SOS St. Pauli ( http://www.sos-stpauli.de) und SOS Karoviertel rotes Flatterband durch den gesamten Stadtteil, um auf die steigenden Mieten und die Verdrängung einkommensschwacher Bewohner_innen aufmerksam zu machen. Im Vorfeld erklärten sie: „Wir vernetzen mit einem Flatterband Orte des Widerstands, der Empörung, der Gegenwehr, der Phantasie quer durch St. Pauli, um unseren Zusammenhalt zu demonstrieren: Gegen Mietenwahnsinn, Umwandlung, Abriss und eine Stadtentwicklung durch Investoren.“

Zum Abschluss des Tages protestierten Anwohner_innen aus Altona gegen den geplanten Abriss von zwei Häusern in der Breiten Straße 114-116 und für den Erhalt und die Sanierung der Gründerzeithäuser. Diese sollen einem Neubau weichen, der Investor Scheffler plant dort 80 qm große 2-Zimmer-Wohnungen für 14,50 Euro/qm (netto kalt). Scheffler war zuvor vom Mieterverein „Mieter helfen Mietern“ für den Leerstand von Wohnraum angezeigt worden. Allem Protest zum Trotz genehmigte die Stadt den Abriss (weitere Infos:  http://www.annaelbe.net). Ab 17 Uhr gab es eine Mahnwache, die um 19 Uhr mit einer „Umzingelung“ der Häuser mit Lichtern und Laternen endete.

Für den 10. November planen mittlerweile mehr als 70 Initiativen eine größere Demonstration gegen den Mietenwahnsinn in Hamburg. Los geht es um 13 Uhr auf dem Hachmannplatz. Die Demo wird an der Hafenstraße (St. Pauli) enden. Mehr Infos findet ihr unter  http://mietenwahnsinn.rechtaufstadt.net
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