[HRO] Critical Mass im Rostocker Stadtgebiet

Radfahrerin 01.11.2012 19:55 Themen: Freiräume Ökologie
Rund 50 Radfahrer haben sich gestern zusammengefunden um gemeinsam in Rostock Fahrrad zu
fahren. Für Rostock noch etwas ungewöhnlich, treffen sich im übrigen Bundesgebiet, sowie
auch international, überall hierfür regelmäßig tausende Fahrradfahrer*innen.
Bei einer sogenannten critical mass geht es dabei nicht etwa darum, den Verkehr zu stören, sondern sich selbstbewusst als Teil des Verkehrs zu definieren und unter Einhaltung aller Verkehrsregeln gemeinsam durch die Stadt zu fahren, Präsenz zu zeigen und daran zu erinnern, dass die StVO viel muskelkraftfreundlicher ist, als die meisten motorisierten Verkehrsteilnehmer*innen glauben. Denn eine critical mass ist, entgegen landläufiger Vermutungen, straßenverkehrskonform: Ab 16 Fahrradfahrer*innen sieht die Straßenverkehrsordnung (StVO) vor, dass diese die Fahrbahn nutzen dürfen, insofern sie im Verband fahren. Der Verband ist im Weiteren wie ein*e einzelne*r motorisierter Verkehrsteilnehmer*in zu behandeln. Näheres ist in §27 StVO Abs.1 nachzulesen.

Auf einschlägigen Seiten im Internet heißt es: „Critical-Mass-Fahrten sind in erster Linie eine Feier und eine Einforderung auf das Recht, sich sicher im Verkehr zu bewegen. Es geht nicht darum, anderen Verkehrsteilnehmern das Recht auf die Teilnahme am Straßenverkehr zu verweigern.“ Dies taten die Teilnehmenden, mit Start am Neuen Markt, bis zum Südring, Höhe Mensa. Hier forderte sie ein herbeigeeiltes Polizeiauto auf, die rechte Fahrspur, die die Teilnehmenden nutzten zu räumen und auf den Fahrradweg auszuweichen. Der anschließende Verweis auf die StVO veranlasste die Beamt*innen wohl, nachzulesen. Auf jeden Fall wurde wenig später erstmal nur noch angewiesen, besser in Zweierreihe zu
fahren, was die Gruppe auch tat. In der Fritz-Reuter Straße, Ecke Waldemarstr. stoppten die Polizei den Rad-Verband. Hierbei rissen Polizeibeamte Teilnehmende der Gruppe vom Fahrrad. Wut, Blessuren, Sachbeschädigung am Fahrrad einer teilnehmenden Person und eine durch die Polizei blockierte KTV waren die Folgen. Einer der teilnehmenden Personen: „Ich bin empört und immer noch etwas sprachlos, was die Reaktion der Rostocker Einsatzkräfte anbelangt. Nicht nur das Ihnen jegliche rechtliche Grundlage für ihr Handeln fehlt, sie gehen völlig unverhältnismäßig vor. Ich glaube, die verantwortliche Person auf
Polizeiseite ist vor allen Dingen beleidigt, weil wir die StVO besser kennen als sie selbst und
sie selbstbewusst anwenden. Die Teilnehmenden fordern eine Entschuldigung seitens der Polizei. Es wird gehofft, beim nächsten Mal auf besser informierte und besonnenere Polizeibeamt*innen zu treffen.

Ein weiteres Zitat zum Abschluß: „Wir sind keine Verkehrsstörung, wir sind Verkehr. Übrigens, ganz nebenbei der bessere Verkehr, da wir ohne fossile Brennstoffe unterwegs sind. Einer Stadt wie Rostock, die sich als maritim, nachhaltig und umweltfreundlich profilieren will, steht eine solche Reaktion schlecht zu Gesicht.“
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Ergänzungen

Hamburger Critical Mass

St.Pauli 05.11.2012 - 19:48
Das die Polzei auch besonnen mit einem Radverband umgehen kann, zeigt das Hamburger Beispiel.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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???

StVO Guru 04.11.2012 - 08:35
Vielleicht macht ihr es euch auch nur etwas zu einfach, wie fast immer bei gefährlichem Halbwissen :-). Man muss auch manchmal weiterlesen! In §29 steht, dass Verbände angemeldet werden müssen, wenn sie aus bestimmten Gründen die Straße mehr als normal benutzen. Bei 50 Teilnehmern ist das so. Nimm es hin und diskutiere nicht darüber! Es geht nicht darum Dein Recht auf einen Verband aufzuheben, sondern man muss immer daran denken, Du bist nicht allein auf der Welt. Die Straße ist für jeden da und wenn zwei Parteien zur gleichen Zeit die Straße nutzen wollen oder müssen (Autos und Fahrräderverband), muss nunmal jeder etwas von seinem Standpunkt abweichen. Die Autofahrer müssen schließlich auch auf Dich warten. Wer denkt, dass er im Straßenverkehr irgendwie sein Recht mit sturem Kopf durchsetzen kann ( Ich hab aber Recht, das weiß ich ganz genau...sonst sag ich es meinem Papa :-)))), der sollte kurz überlegen, ob das der richtige Kampfplatz für ihn ist! Du kannst tausendmal grün haben an der Ampel, wenn der PKW Dich nicht sieht, weil Du z.B. mal wieder komplett schwarz trägst in der Nacht, wird er Dich umfahren und Du sitzt dann im Rollstuhl. Egal, ob Du Recht hattest oder nicht. Im Übertragenen Sinne bedeutet das also, wenn ihr euren Verband nicht anmeldet, die Polizei also nicht vorher z.B. Straßensperren kann, um den PKW Verkehr umzuleiten usw., müßt ihr auch nicht jammern, wenn die sauer sind. Wenn ihr mit einer Einstellung durch die Welt geht, die anderen sind sowieso alle doof und nur ich weiß bescheid, naja. Aber fordere nur weiter eine Entschuldigung dafür, dass DU, ja DU einen Fehler gemacht hast.