(HH) Solidarität mit dem Streik bei Neupack!

... 01.11.2012 15:17 Themen: Soziale Kämpfe
Am Morgen des 1. November sind die Beschäftigten der Firma Neupack in den unbefristeten Streik getreten. Die KollegInnen reagieren damit auf einen lange schwelenden Konflikt im Betrieb: Seit rund einem Jahr versucht die Gewerkschaft IG BCE, einen Haustarifvertrag durchzusetzen. Ab 5 Uhr versammelten sich die Beschäftigten vor den Toren des Verpackungsmittelherstellers in Hamburg-Stellingen und Rothenburg (Wümme). In Hamburg wurden kurzerhand zwei Eingänge mittels abgeladenen Paletten blockiert. Rund herum bauten sich Streikposten auf. Später wurde eins der Tore mit einer Kette unpassierbar gemacht. Durch hitzige Diskussionen konnten die vereinzelten Streikbrecher aufgehalten und zur Solidarität aufgefordert werden. Die Produktion stand in weiten Teilen still. Neben den Streikenden waren einige Menschen des neugegründeten Soli-Kreis Neupack anwesend, um die KollegInnen in ihrem Arbeitskampf für höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen zu unterstützen.
Der Großteil der rund 200 Beschäftigten von Neupack steht hinter dem Streik, was sich an der guten Beteiligung vor den Betrieben zeigte. Trotz massiver Stimmungsmache der Geschäftsführung und einem schmutzigen Kleinkrieg gegen aktive GewerkschafterInnen steht die Belegschaft relativ geschlossen. Bei Neupack wird eine Firmenpolitik verfolgt, die sich nur als willkürlich beschreiben lässt. Unterschiedliche Löhne für gleiche Arbeit, keine klaren Urlaubsregelung und viele KollegInnen haben seit vielen Jahren keine Lohnerhöhung erhalten. Insgesamt liegt das Lohnniveau weit unter dem Durchschnitt der Chemiebranche. Mit dem Streikauftakt haben die KollegInnen gezeigt, dass sie sich das nicht weiter gefallen lassen. Dass sie nicht alleine sind, machten erste Grußbotschaften aus anderen Betrieben und die Anwesenheit von GewerkschafterInnen anderer Branchen und weiterer UnterstützerInnen deutlich. Wie lange der Streik aufrecht erhalten wird, muss sich zeigen. Bisher ist die Geschäftsführung, die sich aus zwei Generationen der Familie Krüger zusammensetzt, verhandlungsresistent. Als zwei Mitglieder des Krüger-Clans das Firmengelände betraten, wurden sie dementsprechend von den Streikenden mit höhnischen Rufen und sarkastischen „Applaus“ empfangen.

Der Streik bei Neupack geht weiter und die KollegInnen stehen vor einer harten Auseinandersetzung. Daher brauchen sie eine breite Unterstützung. Seid solidarisch, unterstützt den Arbeitskampf, kommt zu den Streikposten und zum Streikzelt!

Die Niederlassung von Neupack in Hamburg-Stellingen befindet sich im Doerrisweg 15, das Werk in Rotenburg/Wümme im Jeersdorfer Weg 14. Täglich von 12 Uhr bis 16 Uhr treffen sich die Kolleginnen und Kollegen im Streikzelt. Streikposten stehen zu Zeiten des Schichtwechsels vor dem Betrieb: 05:30 Uhr bis 06 Uhr, 13:30 Uhr bis 14 Uhr und 21:30 Uhr bis 22 Uhr.

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Hier der Unterstützungsaufruf des Soli-Kreises:

Solidarität mit den Streikenden bei Neupack!

Unterschiedliche Löhne für gleiche Arbeit, Beliebigkeit bei der Urlaubsregelung, seit vielen Jahren keine Lohnerhöhung? Löhne deutlich unter dem branchenüblichen Niveau? Das ist Alltag in der Firma Neupack! Es herrscht eine willkürliche Firmenpolitik, mit der jetzt Schluss gemacht wird. Seit dem 1. November 2012 befinden sich die Beschäftigten des Verpackungsmittelherstellers im unbefristeten Streik. Mit dem Arbeitskampf will die Gewerkschaft IG BCE einen Haustarifvertrag durchsetzen. Die Kolleginnen und Kollegen antworten damit auf die ständigen Schikanen der Unternehmensleitung und streiten für höhere Löhne.

Die rund 200 Beschäftigten der Firma Neupack Verpackungen GmbH und Co KG, mit Niederlassungen in Hamburg-Stellingen und Rothenburg/Wümme, produzieren Verpackungen für Lebensmittel, wie Joghurt- und Frischkäsebecher. Zu ihren Kunden gehören Molkereien und andere Verpackungs-Großhändler der Branche. Die vier Eigentümer setzen sich aus zwei Generationen der Familie Krüger zusammen. Die Familie inszeniert sich selbst gerne als „ehrbare Kaufmänner“, während sie im Betrieb schonungslos ihre Interessen durchsetzen. Nach einem Warnstreik am 22. Oktober, der die Produktion in beiden Standorten weitestgehend zum Erliegen brachte, ging auch die Geschäftsführung zum Angriff über. Indem sie den StreikteilnehmerInnen 200 – 400 Euro Lohn vorenthielten, unterstrichen die Eigentümer ihre Haltung. Seit Monaten führen sie einen Kleinkrieg gegen aktive Gewerkschafter und Betriebsräte. Sie sprachen unter fadenscheinigen Gründen eine fristlose Kündigung gegen den Betriebsratsvorsitzenden aus, andere erhielten Abmahnungen.

Bereits im Frühjahr 2012 versuchte die IG BCE einen Tarifvertrag zu verhandeln. Als im Mai diesen Jahres ein Arbeitskampf unmittelbar bevor stand, zeigte sich die Geschäftsführung plötzlich verhandlungsbereit. Das Ganze entpuppte sich als reine Verzögerungstaktik und die Eigentümer spielten auf Zeit: Weitere Monate ohne ernstzunehmenden Verhandlungen verstrichen, in denen der Betrieb unter den alten, schlechten Bedingungen weiter produzierte. Im Oktober spitzte sich der Konflikt erneut zu. Nach dem Warnstreik beschlossen die Beschäftigten in den unbefristeten Streik zu treten, um den seit rund einem Jahr umkämpften Haustarifvertrag durchzusetzen und der Gutsherrenart der Geschäftsführung einen Strich durch die Rechnung zu machen.

Die Kolleginnen und Kollegen der Firma Neupack stehen stellvertretend für viele andere, die von Unternehmen ausgenutzt, gegeneinander ausgespielt und zu niedrigen Löhnen beschäftigt werden. Umso stärker ist das Signal, dass sie jetzt aktiv werden und sich für ihre Interessen einsetzen. Sie ergreifen die Initiative und kämpfen für höhere Löhne und gegen die Spaltung der Belegschaft. Das geht uns alle an! Damit ihr Arbeitskampf erfolgreich wird, sind sie auf eine breite Unterstützung angewiesen. Helfen wir dabei, die Eigentümer in ihre Schranken zu weisen!

Wir rufen dazu auf, den Streik zu unterstützen und Solidarität zu zeigen. Besucht das Streikzelt, informiert Euch und Euer Umfeld über den Arbeitskampf, kommt zu weiteren Aktionen und organisiert eine breite Unterstützung. Gemeinsam sind wir stark!

Die Niederlassung von Neupack in Hamburg-Stellingen befindet sich im Doerrisweg 15, das Werk in Rotenburg/Wümme im Jeersdorfer Weg 14. Täglich von 12 Uhr bis 16 Uhr treffen sich die Kolleginnen und Kollegen im Streikzelt. Streikposten stehen zu Zeiten des Schichtwechsels vor dem Betrieb: 05:30 Uhr bis 06 Uhr, 13:30 Uhr bis 14 Uhr und 21:30 Uhr bis 22 Uhr.

Soli-Kreis Neupack
Kontakt:  soli-kreis@gmx.de

Quelle: www.prp-hamburg.tk
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Ergänzungen

Solidarisch sein und weiter denken...

Cajo Brendl 02.11.2012 - 07:26
Liebe GenossInnen bei Neupack,

Euer Streik ist ein Zeichen dafür, dass Arbeiter und andere Lohnabhängige selbst in der BRD des Jahres 2012 solidarisch und entschlossen vorgehen können. Euer Arbeitskampf hat meine Solidarität, ich wünsche Euch einen langen Atem und einen vollen Erfolg in Form eines Betriebstarifvertrages, der Euren Forderungen entspricht.

Es wäre allerdings auch wichtig, die von der Familie Krüger verantworteten Zumutungen gegen Euch und Eure betriebliche wie gewerkschaftliche Vertretung in einen größeren Zusammenhang zu stellen. Warum lese ich weder in dem Bericht, noch in dem ebenfalls geposteten Aufruf des Soli- Kreises etwas über die Eure miesen Löhne und Arbeitsbedingungen bedingende Vergesellschaftungsform?

Warum schreibt Ihr von "willkürliche(r) Firmenpolitik" und "Gutsherrenart", wenn hinter den Verhältnissen bei Neupack doch ganz offensichtlich eines steht: Das Interesse der Eigentümer an maximalem Profit und ihr Konkurrenzkampf gegen andere Kapitale.

Sprecht doch einmal deutlich aus, dass die Zustände bei Neupack viel mehr sind, als die böswilligen "Willkürakte" des "Krüger- Clans", nämlich eine Spiegelung der durch keine "Sozialpartnerschaft" zu überdeckenden Interessengegensätze zwischen Lohnabhängigen und Kapitalisten!

Und diese Gegebenheiten werden sich auch nie grundlegend ändern, solange die Lohnabhängigen keine radikale Kritik an den Verhältnissen zustande bringen, sondern sich in Illusionen über "Betriebsgemeinschaften" und "Sozialpartnerschaft" ergehen.

Als kämpferische Gewerkschafter habt Ihr den praktischen Schritt hin zur Bewußtwerdung Eurer Klassensituation schon getan, jetzt müsst Ihr diese Erfahrungen auch inhaltlich mit mehr füllen, als Klagen über den ach so furchtbar ungerechten "Krüger- Clan".

Solidarische Grüße

Hintergründe und solidarische Kritik

Rote Faust 06.11.2012 - 22:52

Die Genossen von iCritics - Egoisten für Planwirtschaft, die bei Junge Linke organisiert sind, haben einige Hintergründe so wie kritisch-solidarische Gedanken zum Streik veröffentlicht. Ich finde das Ganze sehr lesenswert, da sie nicht beim Arbeitskampf stehen bleiben, sondern die Gründe und Ursachen der Scheißsituation der Arbeiter in dieser Gesellschaft benennen. Der Text findet sich unter diesem Link: http://icritics.blogsport.de/2012/11/06/streik-bei-neupack/
Solidarische Grüße an die Kollegen bei Neupack! Lasst euch nicht unterkriegen!