45. Tag des Hungerstreiks in der Türkei

isku 26.10.2012 13:43 Themen: Repression Weltweit
Am 12. September begann die erste Gruppe von kurdischen politischen Gefangenen einen unbefristeten Hungerstreik für die Aufhebung der Isolationshaft gegen Abdullah Öcalan, Gewährleistung seiner Gesundheit, Sicherheit und Freiheit, sowie die umfassende Anerkennung der kurdischen Sprache. Der Aktion schlossen sich in den folgenden Tagen und Wochen mehrere hundert weitere politische Gefangene anschlossen. Unter den Hungerstreikenden befinden sich inhaftierte Abgeordnete, Bürgermeister, JournalistInnen und Anwälte, die zu den mehr als 8000 Menschen gehören, die in den letzten 3 Jahren im Rahmen der sogenannten „KCK-Operationen“ gefangen genommen wurden, wie die Abgeordneten der Partei für Frieden und Demokratie (BDP) Faysal Sariyildiz und Gülseren Yildirim, der inhaftierte Bürgermeister von Van Bekir Kaya und die Journalisten Fatma Koçak, Tayip Temel und Mehmet Emin Yildirim.

Bis jetzt sind der Öffentlichkeit 776 Gefangene namentlich bekannt, die am Hungerstreik teilnehmen. Aufgrund des schlechten Informationsflusses aus den Gefängnissen nach draußen, erfährt die Öffentlichkeit allerdings oft erst spät, wer dem Hungerstreik beigetreten ist und wie der Zustand der AktivistInnen ist. Aufgrund dessen wird die tatsächliche Zahl der Hungerstreikenden in den Gefängnissen noch höher geschätzt. Während die AKP-Regierung weiterhin zu der Situation der Hungerstreikenden und ihren Forderungen schweigt, droht die Justiz gar gewaltsam gegen den Hungerstreik vorzugehen.

In folgendem folgendem veröffentlichen wir Zusammenfassungen aus der kurdischen Presse zum Hungerstreik. Aktuelle Informationen zum Hungerstreik findet ihr auf der Seite  http://www.isku.org oder  http://civakaazad.com.
Erklärung der Hungerstreikenden vom 24.10.2012

Am 43. Tag des Hungerstreiks, den die Gefangenen der PKK und PAJK für die Aufhebung der Isolationshaft gegen Abdullah Öcalan, Gewährleistung seiner Gesundheit, Sicherheit und Freiheit, sowie die umfassende Anerkennung der kurdischen Sprache, begonnen haben, gab Deniz Kaya im Namen der Hungerstreikenden eine Erklärung zum aktuellen Stand.
Deniz Kaya erklärte: „Wie möchten, dass unser Volk und die Öffentlichkeit wissen, dass wir unsere Aktion mit großer Entschlossenheit führen. Die AKP-Regierung und das Ministerium haben anstatt unseren Forderungen Antwort zu leisten, die Unterdrückungs- und Folteranwendungen gegen die FreundInnen, die sich am Hungerstreik beteiligen, angezogen. In zahlreichen Gefängnissen wurden die Hungerstreikenden in Einzelzellen gesteckt und werden täglich einer 24-stündigen Tortur ausgesetzt.
Kaya äußerte, dass die Hungerstreikenden in den Gefängnissen von Silivri, Şakran und Tekirdağ in Einzelzellen gesperrt wurden, und die FreundInnen durch eine Nacht und Nebelaktion vom Antep-Gefängnis in andere Haftanstalten gebracht worden sind. Die Unterdrückungsmaßnahmen der Wächter seien angestiegen. Zudem äußerte Kaya, dass die Hungerstreikenden aus dem Gefängnis von Sêrt mit Isolationsstrafen und Disziplinarverfahren bedroht werden. Des Weiteren werden gegen die HungerstreikaktivistInnen in der Schwarzmeerregion seitens der Militärpersonals physischer und psychischer Druck ausgeübt. Kaya rief die Öffentlichkeit dazu auf, noch aufmerksamer zu werden, da die Regierung und das Ministerium einen Angriff vorbereiten.
Kaya betonte, dass sie die Regierung und das Ministerium gewarnt haben. Sie werden auf die kleinsten Vorkehrungen, Folter oder gewalttätiges Vorgehen eine Vergeltungsantwort geben. Die AKP-Regierung und das Ministerium werden die Verantwortung tragen müssen, wenn die Forderungen der Hungerstreikenden nicht erfüllt werden sollten. Außerdem werden die Gefangenen keine Untersuchung unter Zwang akzeptieren und dagegen Widerstand leisten. Sie rufen die Ärzteverbunde, Gesundheitsorganisationen und alle nationalen und internationalen Menschenrechtsorganisationen dazu auf, schleunigst in die Gefängnisse, in denen sich die Hungerstreikenden befinden, zu kommen. Die Hungerstreikenden befinden sich mittlerweile an der Schwelle zum Tod.
„Während sich unsere FreundInnen in den Gefängnissen im Hungerstreik befinden, soll niemand von uns erwarten, dass wir das Ramadan-Fest feiern und Besuch empfangen. Für die Freiheit des Vorsitzenden Apo, der Befreiung unseres Volkes und eines Status für das Land rufen wir zuallererst unsere Familien und unser gesamtes Volk dazu auf sich zu vereinen und sich an der Aufstandsbewegung zu beteiligen. Wir rufen all unsere Familien und das Volk von Kurdistan, sämtliche Institutionen Kurdistans und deren Umkreis dazu auf, Freiheitsplattformen zu gründen, und dauerhafte Wachen zu halten.

Amed: Gesundheitszustand von elf Frauen verschlechtert sich zunehmend
Der Gesundheitszustand von elf Frauen im E-Typ Gefängnis von Amed (Diyarbakir), die sich seit dem 12. September im Hungerstreik befinden, verschlechtert sich von Tag zu Tag zunehmend.
Die hungerstreikenden Frauen klagen über Schwindel, Gelenk- und Kopfschmerzen, Probleme beim Laufen, überhöhte Empfindlichkeit gegen Lautstärke und Gerüche, niedriger oder hoher Blutdruck, Schlafstörungen, starker Gewichtverlust, Probleme bei der Aufnahme von Wasser, Durchfall und Übelkeit.

Izmir: Minderjährige Gefangene in Einzelzellen verlegt
Die beiden minderjährigen Gefangenen H. D. und U. T, die sich zurzeit Im Şakran Gefängnis von Izmir befinden, wurden in Einzelzellen gesperrt. Die beiden befinden sich ebenfalls im unbefristeten Hungerstreik.

Gülser Yildirm hat sich heute dem Hungerstreik angeschlossen
Gülser Yildirm, inhaftierte Parlamentsabgeordnete der Partei für Frieden und Demokratie (BDP), hat sich ebenfalls dem unbefristeten Hungerstreik angeschlossen. Nach Informationen ihrer AnwältInnen hat sie sich heute dem Hungerstreik angeschlossen. Frau Yildirim befindet sich zurzeit im E-Typ Gefängnis von Mêrdîn.
Bereits am 15. Oktober hat sich Faysal Sariyildiz, ebenfalls BDP-Parlamentarier, dem Hungerstreik angeschlossen. Faysal Sariyildiz befindet sich zurzeit im D-Typ Gefängnis von Amed.

DTK Erklärung zum Opferfest
Der Demokratische Volkskongress (DTK) gab eine Erklärung zum Opferfest. Darin heißt es u. a., dass sich „die Hungerstreikenden jeden Tag dem Tode ein Stück nähern. Die politische Regierung spielt währenddessen die drei Affen. Dies können weder unsere Gewissen, noch die Gesellschaft akzeptieren. Die heiligen Tage sollen nicht von Schmerzen überschattet werden. An Festtagen werden Wehmut und Schmerz hinter sich gelassen. Wir tragen die Hoffnung, dass ein würdevoller Frieden hergestellt wird und wir die Tage erleben, an denen jede/r gleich, gerecht und frei leben kann.

Solidaritätshungerstreik von TDP- und SDP-Gefangenen
Im E-Typ Gefängnis von Giresun haben sich am 22. Oktober die Gefangen der Revolutionspartei der Türkei (TDP) dem Hungerstreik der PKK und PAJK Gefangenen angeschlossen. In einer schriftlichen Erklärung erklärten sie: „Wir als Gefangene der TDP im E-Typ Gefängnis von Giresun haben wir uns am 22. Oktober aus Solidarität dem … Hungerstreik angeschlossen. Wir rufen die demokratische Öffentlichkeit zur Solidarisierung in Form des Widerstandes auf.“
Im F-Typ Gefängnis von Kiriklar sind die Mitglieder der SDP (Sozialistische Demokratische Partei) seit einer Woche aus Solidarität mit den Gefangenen der PKK und PAJK in den Hungerstreik getreten.

Quelle: DİHA, 24.10.2012 Übersetzungskollektiv
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Ergänzungen

Solidarität

ist nötig 26.10.2012 - 13:50
Sendet Protestbriefe und E-Mails an die türkische Regierung, und fordert Sie diese dazu auf, auf den Hungerstreik zu reagieren.
Durch Briefe und Emails an das türkische Innen- und Justizministerium könnt ihr die türkische Regierung auffordern, den legitimen Forderungen der Hungerstreikenden Gehör zu schenken und dadurch sowohl einen Beitrag für Frieden und Menschenrechte leisten, als auch sich für das Leben und die Gesundheit der politischen Gefangenen in der Türkei einsetzen.politischen Gefangenen in der Türkei einsetzen.
Richten Sie ihren Protest an folgende Adressen:

- Türkische Botschaft Berlin - Botschafter Hüseyin Avni Karslioglu
Türkische Botschaft Berlin, Runge Straße 9, 10179 Berlin
Telefon: +49 30 275 85 0, Fax: +49 30 275 90 915,
E-Mail:  botschaft.berlin@mfa.gov.tr

- Türkische Ministerpräsidialamt – Ministerpräsident R.T. Erdoğan
T.C. Başbakanlık, Vekaletler Caddesi Basbakanlik Merkez Bina P.K. 06573 Kizilay / ANKARA
Pressezentrale Fax: 0090 312 422 17 99
E-Mail:  bimer@basbakanlik.gov.tr

- Innenministerium – Innenminister Idris Naim Sahin
T.C. İçişleri Bakanlığı, Bakanlıklar / ANKARA E-Mail:  gsekreter@icisleri.gov.tr;  mustesarlik@icisleri.gov.tr

- Justizministerium – Justizminister Sadullah Ergin T.C. Adalet Bakanligi, 06659 Kizilay / ANKARA E-Mail:  info@adalet.gov.tr; Abteilung für Gefängnisse:  cigm@adalet.gov.tr

Kundgebung gegen Erdogan in Berlin

azadi 30.10.2012 - 23:59
Kundgebung gegen Erdogans Staatsbesuch
31|10|2012 um 10:30 Uhr
am Brandenburger Tor (Westseite)

Pressemappe zur Kundgebung:
 http://thecaravan.org/files/caravan/Pressemappe_Pressekundgebung_29.10.2012_Berlin_PDF.pdf

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