[B] Kein Grauzone-Konzert in Kreuzberg

Antifa Jugendaktion Kreuzberg (AJAK) 25.10.2012 14:15 Themen: Antifa
Das für den 30. Oktober im Kreuzberger Bi Nuu Club (ehemals „Kato“) geplante Konzert der Band „KrawallBrüder“ ist nach antifaschistischer Intervention von den Betreiber*innen des Clubs abgesagt worden.
Ursprünglich sollte das Konzert im Lindenpark in Potsdam stattfinden, wurde jedoch auch dort mit Verweis auf das rechtsoffene Publikum der Band abgesagt. Ein*e Sprecher*in des Lindenparks sagte zur Begründung, man wolle „rechten Gruppierungen keine Plattform bieten“.

Die Band „KrawallBrüder“ („KB“) muss der sog. „Grauzone“ zugerechnet werden, ein in der Oi-, Hardcore und Punk-Szene diffus-unpolitisches Spektrum, das in den letzten Jahren zunehmend mehr Terrain erobern konnte. Konzerte bei denen früher antifaschistische Standards allgemein akzeptiert waren, kennzeichnen sich heute durch eine neue Form der Toleranz gegenüber rechtsoffenen bis klar rechten KonzertbesucherInnen mit Thorshämmern, über RAC-Glatzen („Rock against Communism“ – das neonazistische Pendant zu „Rock gegen Rechts“) im stylischen 80er Jahre Gewand bis hin zu Thor Steinar tragenden rechten Prolls aus der Hool-Ecke. Alles natürlich vollkommen unpolitisch! Unter der Oberfläche der vermeintlich unpolitschen Szene sind die Übergänge von „unpolitisch“ zu „patriotisch“ bis hin zu neofaschistisch fließend. In dieser Szene gibt es keine klare Abgrenzung nach rechts.

Auch hinter dem unpolitischen Deckmantel von „KrawallBrüder“ verbirgt sich eine Öffnung und Toleranz gegenüber der rechtsoffenen und neonazistischen Szene. So spielte „KB“ in der Vergangenheit schon mit der RAC-Band „Glory Boys“ aus Valencia, den rechtslastigen „Gerbenok“, den rechtsoffenen „Superyob“ aus London und der Rechtsrockband „Bakers Dozen“ zusammen. Die Kooperation und die - nach antifaschistischer Intervention notwendig gewordene – vehemente Verteidigung der Rechtsrockband „Bakers Dozen“ durch „KrawallBrüder“ ist beispielhaft für Bands der Grauzone. Sie vermeiden eine eindeutige politische Positionierung, um ihr Publikum, welches wild aus Punks, Skinheads, Hooligans und auch Nazis zusammengewürfelt ist, nicht zu verlieren. So fanden sich bspw. am 31. März 2012 in Leipzig beim Konzert von „KrawallBrüder“ mehrere Neonazis aus Nordsachsen ein, um in der Pause lautstark vor dem Veranstaltungsort Lieder der Nazibands „Endstufe“ und „Sleipnir“ zu grölen. Als während des „KB“-Konzertes auf dem „Force Attack“-Festival 2007 das Publikum lautstark „Ein Baum, ein Strick, ein Antifagenick!” gröhlte, kam es zu keinerlei Reaktion von Seiten der Band. Auch auf ein Statement zu dem Vorfall – im Anschluss an das Konzert wurden dann noch linke Jugendliche von Neonazis über das Festivalgelände gejagt - wartet man bislang vergeblich.

Das Band-eigene Label „KB-Records“ (KrawallBrüder-Records) bietet allerlei Tonträger an, die das Herz des rechtsoffenen Skinheads aufblühen lassen. „Deutschland, ja das ist unser Vaterland und wir sind stolz darauf, Deutsche zu sein!“ singt beispielsweise die Band „Rabauken“ in ihrem Lied „Vaterland“. Noch menschenfeindlicher wird es bei der Band „Bierpatrioten“: „Ich, ich bin ein schwules Schwein; Tuntenskins, ja das ist toll, die kriegen jetzt die Hucke voll!“ (aus dem Lied „Gayskins“). Der Betreiber von KB-Records, Pascal Gaspard (Sänger von „KrawallBrüder“), scheint das anders zu sehen, was im Übrigen auch erklären könnte, warum er Bands wie „Gerbenok“ produziert, deren Texte wie „Das soll jetzt nicht rassistisch klingen, doch es ist nun einmal so: irgendwelche Asylanten dealen auf dem Bahnhofsklo“ ebenfalls alles andere als unpolitisch erscheinen.

Infolge antifaschistischer Aktivitäten bemühte sich die Band in letzter Zeit vermehrt darum, ihren rechtsoffenen Ruf loszuwerden. Seitdem mehrere Konzerte in Hinblick auf sich ankündigende Proteste abgesagt bzw. verschoben werden mussten, spendet die Band auch mal an die Kampagne „Laut gegen Nazis“ oder veröffentlicht Statements gegen „Rechtsextreme“. Diese Entwicklung muss der Band zumindest eingeschränkt positiv angerechnet werden, sollte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass immer noch keine trennscharfe Distanz zu menschenverachtender Musik produzierenden Bands besteht und dass Neonazis sich weiterhin - nicht ohne Grund (s.o.) - auf „KrawallBrüder“-Konzerten wohl fühlen. Solange dem so ist, wird die Band antifaschistischem Protest ausgesetzt sein - und das ist auch gut so!
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

tze tze

mh 25.10.2012 - 15:22
"Wir freuen uns auf den anstehenden Tourblock. Nazis und deren Sympathisanten bleiben wie immer draußen."
Quelle:  http://www.krawallbrueder.com/2012/10/zweiter-tourblock-g-o-n-d-im-tv-black-edition/


??????????????????

Kann nicht sein

LordNoire 25.10.2012 - 15:23
Ticketmaster verkauft immer noch Karten für dieses Konzert: http://www.ticketmaster.de/event/krawallbruder-Tickets/41523

??

mh 25.10.2012 - 15:27
Die Band spendet seit Jahren an unterschiedliche Organisationen: Opfer von Kindesmisshandlung, Opfer rechter Gewalt, Kinderkrebshilfe, usw. Bei der Tour zum kürzlich erschienenen Album ,,Blut, Schweiss und keine Tränen" gehen die erwirtschafteten Einnahmen als Spenden an den ,,Laut gegen Nazis e.V.".

Quelle:  http://de.wikipedia.org/wiki/KrawallBr%C3%BCder

bäh

björn 25.10.2012 - 15:34
"Die Band spendet seit Jahren an unterschiedliche Organisationen: Opfer von Kindesmisshandlung, Opfer rechter Gewalt, Kinderkrebshilfe, usw. Bei der Tour zum kürzlich erschienenen Album ,,Blut, Schweiss und keine Tränen" gehen die erwirtschafteten Einnahmen als Spenden an den ,,Laut gegen Nazis e.V."."
ja, um sich vom verdacht der rechtsoffenheit rein zu waschen und sich gegen links zu positionieren. gegen nazis, aber nazis im publikum! hab ich zumindest hier irgendwo gelesen!

Damalige Erklärung von Antifa United Potsdam

potsdamer_in 25.10.2012 - 15:39
am 30. Oktober sollte das Konzert im Potsdamer Lindenpark stattfinden.
Der Zusammenschluss "Antifa United" aus Potsdam über Krawallbrüder, Grauzone und Potsdam:

"Grauer Star vernebelt Lindenpark die Sicht"
 http://www.inforiot.de/artikel/grauer-star-vernebelt-lindenpark-sicht

Red

Black 25.10.2012 - 16:12
Gleichzeitig lädt die Band "Freiwild" am23.11. zum Konzert ins Berliner Velodrom macht mensch da was gegen?
Diese Band ist auch nicht besser als oben erwähnte ....

Schaut auf das Label!

Lesen ist im Vorteil 26.10.2012 - 13:06
Wieso diskutiert ihr über die Einflussmöglicheiten der Band auf ihr Publik, wenn auf dem Band-eigenen Label rechte Scheiße veröffentlicht wird?

Auch nicht in der K17

afh 26.10.2012 - 13:28
Der Club K17 in Friedrichshain war wohl angefragt, hat aber dankend abgelehnt.

Hier die Anwort auf eine kurze Mail-Anfrage:

"Hallo, sorry, aber da seid ihr - wie leider so oft - falsch informiert. Die Band hat zwar
bei uns angefragt, wurde aber auch von uns abgelehnt. Es gibt also nichts abzusagen,
weil nie etwas angekündigt wurde!

K17 EVENTS Verwaltungs GmbH, Pettenkoferstr. 17a, 10247 Berlin
www.k17-berlin.de"

Text zum Krawallbrüder Konzert in Hannover...

RASH 29.10.2012 - 04:53

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 6 Kommentare an

??? — mh

@mh — Nazipunks gibts nicht

Oi, oi... gähn — Hein

hä? — meckerei