Nazimesse im Logenhaus Berlin

Naziaktivitäten melden! 13.10.2012 12:59 Themen: Antifa Antirassismus

Am Samstag, den 6. Oktober 2012, tagte im Logenhaus Berlin – weitgehend unbeachtet von kritischer Berichterstattung mit Ausnahme von publikative.org – das Spektrum der „Neuen Rechten“. Unter dem Titel „Zwischentag – Freie Messe Berlin“ organisierte Götz Kubitschek, neurechter Vordenker des „Instituts für Staatspolitik“ (IfS), eine Veranstaltung, um unter dem Deckmantel einer scheinbar intellektuellen Vortrags- und Verlagsmesse, seine rassistischen Ideologien zu verbreiten. Gemeinsam mit anderen InitiatorInnen, wie z.B. Felix Menzel – Gründer und Chefredakteur der rechten Schulhofpostille „Blaue Narzisse“ – präsentierte er dort das Herbstprogramm des zum IfS gehörenden „Antaios“-Verlages. Als Aussteller beteiligten sich u.a. die „Junge Freiheit“, die „Stresemann Stiftung“, einige Burschenschaften sowie die Hetzplattform „Politically Incorrect“. (Weitere Infos siehe unten)

Die angeblich „Freie Messe“ richtete sich bewusst nicht an eine Öffentlichkeit jenseits des rechtskonservativen bis nationalistischen Spektrums. Im öffentlich zugänglichen Bereich waren keinerlei Publikationen jedweder Aussteller ausgelegt. Von außen ersichtlich waren einzig uniformierte Burschenschaftler, zwei mit Runen tätowierte Nazi-Türsteher sowie ein Stand, an dem T-Shirts verkauft wurden, die allesamt verkehrt herum auf dem Tresen lagen, damit die Motive nicht sofort erkennbar waren.


Das Logenhaus wurde im Vorfeld schriftlich über den Hintergrund dieser Veranstaltung informiert und dazu aufgefordert, diesem Gedankengut in ihren Räumlichkeiten keinen Platz zu gewähren und die Veranstaltung abzusagen. Bis heute reagierten die verantwortlichen HausbetreiberInnen jedoch nicht. Aus diesem Grund wurden VeranstalterInnen, die laut Selbstauskunft des Logenhauses dort bereits einmal zu Gast waren, darüber informiert, dass dieses Haus auch Nazis und RassistInnen eine Plattform bietet.


Um einen kurzen Eindruck in den Hintergrund einiger InitiatorInnen und einiger TeilnehmerInnen zu geben, sei hier folgendes angemerkt:


„Institut für Staatspolitik“
Die Sendung 3Sat Kulturzeit fertigte eine kurze Dokumentation (http://youtu.be/hlR6UN3oHcs) über die „Neue Rechte“ an, in der gezeigt wird, dass Götz Kubitschek und die Menschen hinter dem ominösen „Institut für Staatspolitik“ in einem Deutschland leben wollen in dem nur „Deutsche“ wohnen. Sie knüpfen dabei an germanische Mythen an und betrachten in der hauseigenen Zeitschrift „Sezession“ das Zusammenleben verschiedener Kulturen ausschließlich aus ethnisch gedeuteten Kriminalitätsstatistiken. Auf der Website der propagandistischen Schulhofpostille „Blaue Narzisse“ – betrieben vom Mitorganisator Felix Menzel - werden T-Shirts an Kinder vertrieben, auf denen Soldaten und Militäreinsätze in multiethnischen Stadtteilen wie Neukölln gefordert, dem italienischen Faschisten und Diktator Mussolini gedacht und eine „Sarrazination“ ausgerufen wird.


„Politically Incorrect“
Die islam- und migrationsfeindliche Internetplattform „Politically Incorrect“ war für den rassistischen Terroristen Anders Behring Breivik ein wichtiges Informations- und Bezugsmedium. Einer der regelmäßig auf Politically Incorrect schreibenden Autoren mit dem Pseudonym „Fjordman“ wird von Breivik in seiner eigenen Hetzschrift oft zitiert. Der Betreiber der Seite, Stefan Herre, pflegt gute Kontakte zu RechtspopulistInnen und RassistInnen wie Geert Wilders (sog. „Freiheitspartei“, Niederlande) und René Stadtkewitz (sog. Partei „Die Freiheit“, BRD). Politically Incorrect schreckt dabei auch nicht vor Lügen und Falschinformation (http://www.stefan-niggemeier.de/blog/factually-incorrect-6/) zurück, um RassistInnen und AntiislamistInnen aufzupeitschen und blinden Hass gegen Menschen anderer Herkunft zu schüren.


Zum politischen Spektrum der „Neuen Rechten“
In dem auf die Beobachtung und Dokumentation rassistischer Strukturen in Deutschland spezialisierten „Antifaschistischen Infoblatt“ heißt es zur sogenannten Neuen Rechten:

„Dreh- und Angelpunkt neurechten Denkens ist die »kulturelle Durchmischung von Einwanderungsgesellschaften«. In einem programmatischen Text des Instituts mit dem Titel »Meine Ehre heißt Reue« wird bis an den Rand von Antisemitismus und Holocaustleugnung argumentiert.“


(Fritz Burschel, „Das Institut für Staatspolitik“ in „Antifaschistisches Infoblatt“ #84/Herbst 2009)

Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Bericht vom RBB

LordNoire 13.10.2012 - 15:02

Anreise

zwei Augen 14.10.2012 - 13:44
Vor dem Haus waren jedenfalls keinerlei Shuttles oder ähnliches zu sehen. Auch keine angeschlossenen Fahrräder. Soweit die Messeteilnehmer_innen also nicht mit privaten PKWs angereist sind, werden es wohl tatsächlich öffentliche Verkehrsmittel gewesen sein.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 2 Kommentare

NPD Nazis vor Ort

Beobachter 13.10.2012 - 15:28
Es waren auch Nazis der NPD vor Ort. Gesehen wurden: Arne Schimmer (NPD Sachsen), Sebastian Schmidtke, Uwe Meenen (beide NPD Berlin)

Gibt es Infos wie die dort aufschlagen konnten?

@beobachter

nocheinbeobachter 13.10.2012 - 17:49
Habe gehört, daß die mit den öffentlichen Verkehrsmitteln dahin gefahren sind! Kann das jemand bestätigen?