[M] Tag der deutschen Einheit

antinational 06.10.2012 22:02 Themen: Antifa Antirassismus Soziale Kämpfe

Zum zweiten mal nach 1996 wurden am 2./3. Oktober in München die zentralen Feierlichkeiten zum "Tag der deutschen Einheit" abgehalten. Zum "heiteren und fröhlichen Fest" zu Ehren Deutschlands wurden neben "Ehrengästen" und Trachtengruppen aus dem ganzen Land, 500.000 Menschen erwartet. Der nördliche Teil der Innenstadt sollte sich so in eine gigantische Feiermeile verwandeln. Auf dem Programm standen Fressbuden der Bundesländer, allerlei Tradition und Gaucksche Predigten für die Liebe zum Vaterland.

Ein Bündnis Münchner Gruppen rief dementsprechend unter dem Motto "no love for a deutschland" dazu auf, diesem Unfug etwas entgegenzusetzen. Hierzu erschienen mehrere teilweise recht umfangreiche Aufrufe:

Bündnis-Kurzaufruf: No ♥ for a deutsch­land

Am 2. und 3. Ok­to­ber fin­den in Mün­chen die all­jähr­li­chen Fei­er­lich­kei­ten zum Tag der deut­schen Ein­heit statt. Deutsch­land hat dabei of­fen­sicht­lich allen Grund wie­der stolz auf sich zu sein. Auf dem Welt­markt prä­sen­tiert sich der Ex­port­cham­pi­on als Kri­sen­ge­win­ner und zwingt Län­der wie Grie­chen­land zu um­fas­sen­den Kür­zun­gen und Pri­va­ti­sie­rungs­pro­gram­men.

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Aufruf der antifa nt: The only good nation is imagination

Am 3. Ok­to­ber lädt die baye­ri­sche Staats­re­gie­rung an­läss­lich des Tages der deut­schen Ein­heit die Fans der Na­ti­on zum „fröh­li­chen Fest in Schwarz-Rot-Gold unter dem weiß-blau­en Him­mel Bay­erns“. Eine Ein­la­dung, die wir ge­trost aus­schla­gen.

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Aufruf des aka_muc: Kein Grund zu feiern!

Jede Deutsch­land-Par­ty ist eine schlech­te Party!

Zur fal­schen Zeit am rech­ten Platz?

Am 3. Ok­to­ber fin­den in Mün­chen die Fei­er­lich­kei­ten zum 22. Jah­res­tag der „Wie­der­ver­ei­ni­gung“ statt. Zwi­schen Feld­herrn­hal­le und Sie­ges­tor lädt die Stadt Mün­chen zu einer Art Volks­fest ein. In der Be­lang­lo­sig­keit zwi­schen „Sexy An­halt“ und bei­spiels­wei­se einer Brot­sor­ten­ver­kös­ti­gung fei­ert sich Deutsch­land voll­kom­men ge­schichts­ver­ges­sen selbst.

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Aufruf zum No Nation Queerwalk: Gegen Na­tio­na­lis­mus, Ras­sis­mus und Se­xis­mus

Am 3. Ok­to­ber fin­den in Mün­chen die Fei­er­lich­kei­ten zum Tag der deut­schen Ein­heit statt. Wir fin­den, es gibt nichts zu fei­ern an einem wie­der­er­stark­ten Na­tio­na­lis­mus, der sich in ras­sis­ti­scher All­tags­po­li­tik und der Ab­wer­tung und Aus­gren­zung von Men­schen aus­drückt, durch Ein­tei­lung in nütz­lich und unütz, legal und il­le­gal, nor­mal und per­vers.Des­we­gen wol­len wir uns mit euch in einem No Na­ti­on Queer­walk an der Ge­gen­de­mons­tra­ti­on be­tei­li­gen.

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Aufruf zur antinationalen Rave-Demo am 2.Oktober: rave without borders

Neben einigen Veranstaltungen im Vorfeld der Einheitsfeier, wurden auch zwei Demonstrationen angemeldet. Eine relativ kurzfristig beworbene Tanzdemo gegen Grenzen und für globale Bewegungsfreiheit am Abend des 2. Oktober und eine antinationale Demonstration am 3. Oktober.

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Rave-Demo am 2. Oktober

Die vorabendliche Rave-Demo am 2. Oktober an der sich etwa 150 Menschen beteiligten, konnte ohne größere Belästigungen durch die Staatsgewalt durch die Innenstadt tanzen. In den Redebeiträgen wurden verschiedene Aspekte rassistischer Ausgrenzung thematisiert. Im Anschluss fanden sich viele Hundert beim antirassistischen Festival "Rage against Abschiebung" in Hansa 39 und Kranhalle ein.


Demotransparent am 2.Oktober


Ein Wiesn-Besucher zeigt seine Abneigung

Die antionationale Demonstration am 3. Oktober selbst wurde um 14:30 auf dem zentral gelegenen Stachus eröffnet. Nach einigen Redebeiträgen zu Themen wie "Krisennationalismus" zog die Demo mit ordentlich wummernden Lautsprecherwagen und (erfreulicherweise überwiegend guten) Parolen via Sonnenstraße durch die Innenstadt.

Desöfteren mussten rechte Spinner verschiedener Couleur vom Rand entfernt werden (u.a. Rechtspopulist_innen von blu news und Neonazis aus dem Umfeld der Kameradschaft München), einem Autoren des rassistischen Weblogs "P.I." wurde dabei freundlicherweise vom USK unter die Arme gegriffen.


Der PI-News-Autor Michael Stürzenberger wird vom USK in Sicherheit gebracht

Darüber hinaus meinten auch immer wieder Besucher_innen des gleichzeitig stattfindenden Oktoberfestes wie auch am Tag zuvor ihre Meinung über die antinationale Demonstration kundtun zu müssen.

Medial wurde im Vorfeld der Einheitsfeierlichkeiten neben der mehrtägigen Sperrung der Ludwigstraße vor allem die große Herausforderung für die Polizei thematisiert. Allein 2500 Polizist_innen wurden für den Schutz der Einheitsfeier abgestellt, während das zeitgleich stattfindende Oktoberfest zusätzlich Kräfte band. Dennoch stellte es offensichtlich kein größeres Problem dar, die Demonstration am 3. Oktober mit zig Hundertschaften USK, BFE und einem aberwitzigen Zivi-Aufgebot zu begleiten.


Auftaktkundgebung

Noch bevor sich die 500-600 (500 nach Polizeiangaben) Menschen so richtig in Bewegung gesetzt hatten, blockierten Einsatzwägen die Demo, um so das Verbot von Seitentransparenten durchzusetzten. Ein Vorgang der sich im Verlauf noch mehrfach wiederholen sollte. Insgesamt wurden unseres Wissens 3 Personen verhaftet und bis zum Abend in Gewahrsam genommen. Solltet ihr Betroffene von Repression geworden sein, meldet euch bei der Sprechstunde der Münchner Ortsgruppe der Roten Hilfe (jeden Mittwoch ab 18.30 Uhr in der Schwanthalerstraße 139 RGB).

Abseits des Demonstrationsgeschehens bemühten sich Einige etwas Unfrieden auf der Deutschland-Party zu stiften. Während sich um die 400.000 an Thüringer Würsten und Trachtenshows erfreuten, brachte etwa ein Team im "Junge-Union"-Outfit antirassistische Botschaften mittels einer Los-Verteilung unter die Leute.


Demonstrationszug

Einige hübsche Bilder vom 3. Oktober gibt's bei der "Anarchistischen Gruppe Freiburg":http://www.flickr.com/photos/agfreiburg/sets/72157631691480365/with/8053916702/

Vorabartikel:

Soliaktion in Bremen: [HB] Proteste anlässlich Einheitsfeierlichkeit

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Ergänzungen

Mama

papa 07.10.2012 - 01:17
Demotransparent am 2.Oktober , habe ich schonmal gesehen

mehr zu den Glücksfeen

ergänzt 08.10.2012 - 18:15
die Junge Union Hintertupfing berichtet von der Ländermeile:

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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schade schade — so oder so