Die Piratenpartei fischt am rechten Rand

Piratenwatch 04.10.2012 09:58 Themen: Antifa
Man sollte meinen, es gehöre zur Profilgewinnung einer politischen Kraft dazu, dass sie sich offen und kritisch mit ihren eigenen Schwächen auseinandersetzt. Ausgerechnet in der aufstrebenden Nerd-Partei, deren ursprüngliches Ziel es war, die Barrierefreiheit des Internets auf die Politik und unsere Gesellschaft zu übertragen, scheint es für die von der Öffentlichkeit als repräsentativ wahrgenommenen Menschen ein enormes Problem darzustellen, sich vom rechten Rand abzugrenzen.
So fiel dem amtierenden Bundesvorsitzenden Bernd Schlömer 4 Monate nach seinem fragwürdigen Interview im Elsässer-Querfront-Blatt Compact (Ausgabe Mai 2012, ‚Israel als Gefahr für den Weltfrieden’) zur Positionierung der Piratenpartei gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung nichts besseres als die Aussage ein, dass in der Vergangenheit versucht worden sei, die Piraten „als linke Partei zu vereinnahmen“. Dies wäre „aber nicht die Politik, die die Piraten favorisieren“. Schlömer betonte, dass die Piraten eine „liberale Partei“ wären, ohne sich jedoch vom Nationalliberalismus abzugrenzen.

So erklärt sich vielleicht auch die Zusammenarbeit zwischen der marktliberalen Partei der Vernunft und der Piratenpartei im Rahmen der Demonstrationen gegen INDECT oder die scheinbar problemlose Integration des früheren Thor-Steinar-Anwalts Markus Roscher-Meinel, der sich zumindest während seiner Zeit bei der FDP als nationalliberal verstanden hat.

Markus Roscher-Meinel sitzt mittlerweile in der Rechtsabteilung der Piratenpartei und bringt als Vorschlag für das Wahlprogramm und den kommenden Bundesparteitag ein, dass sich die Partei nicht nur jenseits des Links-Rechts-Schema positionieren solle, sondern zudem eine Abgrenzung gegenüber Parteien und Meinungen überflüssig sei, sogar eine Abgrenzung gegenüber “allen politisch extremen Formen” müsse nicht sein. Nach seiner Vorstellung solle die Piratenpartei eine Art Überpartei („überparteiliche Partei“) werden.

Ein weiterer Antrag zum Bundesparteitag, wenn auch nicht von Roscher-Meinel, ist übrigens die „ersatzlose Streichung der Absätze 3 und 4 des §130 STGB“.
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Ergänzungen

Nicht nur Nazis, sondern auch eine Problemati

Antifa 04.10.2012 - 10:28
Nicht nur Nazis lassen sich in der Partei finden, sondern auch einen Problematischen Umgang mit Nazi Organisationen. Beispielsweise thematisierte eine Gruppe einen Vorfall:
 http://lisa2.blogsport.de/2012/01/22/piraten-in-frankenberg-schlagen-rechten-kurs-ein/

Partei der Vernunft

Vernunft statt Wahn 04.10.2012 - 10:32
Die PdV sind nicht nur marktliberal, sondern auch Verschwörungsideologen, die immer wieder mit antisemitischen und nationalistischen Statements auffallen und keine Hemmungen haben, mit solchen Gruppen zusammenzuarbeiten.

Blogeinträge

Blogggix 05.10.2012 - 08:09

§130 StGB

Nora 05.10.2012 - 17:39
Beim §130 StGB geht es übrigens um "Volksverhetzung", die entsprechenden Absätze 3 und 4 (u.a. Holocaustleugnung, Verherrlichung des Nationalsozialismus) lauten:

(3) Mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer eine unter der Herrschaft des Nationalsozialismus begangene Handlung der in § 6 Abs. 1 des Völkerstrafgesetzbuches bezeichneten Art in einer Weise, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören, öffentlich oder in einer Versammlung billigt, leugnet oder verharmlost.

(4) Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer öffentlich oder in einer Versammlung den öffentlichen Frieden in einer die Würde der Opfer verletzenden Weise dadurch stört, dass er die nationalsozialistische Gewalt- und Willkürherrschaft billigt, verherrlicht oder rechtfertigt.

erich kasten

@ Michael Gödecke 06.10.2012 - 19:20
sehe ich genau so, ich denke mal das es wieder eine nix außer ner typischen piraten diffamierung is.
jetzt haben se 4% jetzt haun wa noch noch mal drauf weil wir unter den 10 000 guten piraten,vieleicht 2 oder 3 nazihurensöhne gefunden haben, klasse weiter so.

2. hätte ich außer bloggs auch mal ganz gerne andere quellen hier...

Schreibtischtäter

Eumel 09.10.2012 - 10:34
"Gegen einen Aufruf der Piratenpartei zu Blockaden von Nazi-Demos sprechen durchgreifende Gründe. Generell gilt, dass der innere Zusammenhalt von Grupenn durch äußeren Druck gestärkt wird. Sind wir am inneren Zusammenhalt der rechtsextremen Szene interessiert?"

 http://wiki.piratenpartei.de/Benutzer:Michael_Ebner/NaziDemos

REP Plakate freuen sich reger Beliebtheit bei

Piratenwatch 09.10.2012 - 22:34

Pirat: 'Schüler sollen Mein Kampf lesen'

WeltderGrausamkeit 10.10.2012 - 09:34
"Der Piraten-Politiker Carsten Schulz, der bereits in der Vergangenheit mit rechtsextremen Äußerungen in der Kritik stand, sorgt erneut für Aufregung in der Netzpartei. Schulz fordert in einem Antrag zum Landesparteitag Ende Oktober in Celle, das verbotene Adolf-Hitler-Buch „Mein Kampf“ als Pflichtlektüre im Schulunterricht zu behandeln."

 http://www.nwzonline.de/politik/niedersachsen/pirat-schueler-sollen_a_1,0,1405635778.html

Roscher im Dialog mit Höfinghoff (Pirantifa)

Pirat 10.10.2012 - 16:30
Schaut doch bitte genau hin, was Roscher bzw. Roscher-Meinel betrifft: Er hat sich seit Jahren völlig anders entwickelt als ihr ihm unterstellt und sich auf seiner wiki Seite von Faschismus und Fremdenfeindlichkeit klar distanziert. Auf Twitter hat er sogar seinem Parteikollegen und Antifa-Aktivisten, dem Piraten MdL Oliver Höfinghoff Rechtsbeistand angeboten. In dem von Euch zitierten Antrag von Roscher für den Bundesparteitag heißt es übrigens "Die Piratenpartei kann nicht in das politische Links-Rechts-Schema eingeordnet werden und steht allen friedvollen Bürgern offen, die ihrerseits eine pluralistische Gesellschaft befürworten." Also von wegen Extremisten sind willkommen. Was ihr hier schreibt ist reine Manipulation.

Pirantifa?

Nachfragen 10.10.2012 - 17:38
So überzeugt schon die Pirantifa nicht von ihm zu sein:  http://pirantifa.de/index.php/2012/10/03/recherche-zum-antragsteller-von-pa019/

Piraten zensieren Piraten

Sueddeutsche.de 11.10.2012 - 15:30
"Das Boot ist voll": Mit einem Plakat der rechtsextremen Republikaner wollte die Piratenpartei im bayerischen Berchtesgaden auf Facebook gegen die Asylpolitik des Freistaats protestieren."

 http://www.sueddeutsche.de/bayern/umstrittener-facebook-eintrag-piraten-zensieren-piraten-1.1492857

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