[Erfurt] PM der AKE plus Bilder

EME 30.09.2012 15:45 Themen: Antifa Antirassismus Repression
[ake]: Aufmarsch aggressiver Neonazis - Stadtverwaltung und Polizei
behinderten antifaschistische Proteste.
Gegen den Aufmarsch von etwa 80 Neonazis aus dem Spektrum der „Freien
Kameradschaften“ und der „Autonomen Nationalisten“ aus Thüringen und
Sachsen-Anhalt sowie von Vertretern von „Pro Erfurt“ haben am 29.
September 2012 etwa 100 Menschen in Erfurt demonstriert. Dabei wurde
wieder einmal deutlich, dass die Stadt Erfurt kein großes Interesse daran
hat, Aufmärsche von Neonazis selbst zu unterbinden und zu behindern oder
wenigstens antifaschistischen Protest zu ermöglichen.

Anmelder des Aufmarsches war der Neonazi Michel Fischer aus dem Weimarer
Land, als Ordner trat auch das Vorstandsmitglied von „Pro Erfurt“ Enrico
Biczysko auf. Weitere Vorstandsmitglieder von „Pro Erfurt“ nahmen am
Aufmarsch teil. Zum Ende ihrer Kundgebung auf dem Bahnhofsvorplatz
skandierten die aggressiv auftretenden Nazis lautstark - und ohne das die
Polizei einschritt - Aufrufe zur Gewalt gegen DemokratInnen und
AntifaschistInnen, u.a.: „Ein Baum, ein Strick, ein Antifa-Genick“,
„Linkes Gezeter, 9 Millimeter" oder „Ein Hammer, ein Stein – ins
Arbeitslager rein!“. Teilnehmer der Nazi-Kundgebung mussten zum Teil sogar
von anderen Nazis zurückgehalten werden, um nicht auf GegnerInnen
loszugehen. Die Polizei interessierte sich dafür nicht.

Stattdessen versuchten anfangs Einsatzkräfte der Thüringer Polizei
(„Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit“ / BFE) zu unterbinden, dass am
Rande des Nazi-Aufmarsches ein zehn Meter langes Protest-Transparent
gezeigt werden konnte, das mit dem „Schwur von Buchenwald“ beschriftet war
(„Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der
Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.“).
Bevor die Aktiven mit dem Transparent der „antifaschistischen koordination
erfurt“ auf den Bahnhofsvorplatz gelangen konnten, wurden sie einer
intensiven Durchsuchung und Leibesvisitation unterzogen. Die öffentliche
und entwürdigende Visitation mussten sie dabei zum Teil mit einer auf den
Rücken gebogenen Hand und einer Hand an der Wand über sich ergehen lassen.
Gefahr ging von der Gruppe zu keinem Zeitpunkt aus, die Polizeikräfte
hatten Kenntnis über die Aufschrift des Transparentes und das Ziel der
Aktion. Später Verbot die Polizei außerdem, dass das Transparent am Rand
des Rückmarsches der Nazis auf der Fußgänger-Brücke am
Schmidstedter-Knoten gezeigt werden konnte.

Vor allem Beamte der Thüringer BFE haben sich am 29. September erneut
durch überzogene Einsätze hervorgetan. Zeitweilig wurden alle jüngeren
Menschen, die in den Augen dieser Beamten in das Raster „links“ oder
„alternative“ fielen, intensiven Kontrollen und zum Teil
Leibesvisitationen unterzogen. Zahlreiche Menschen wurden so vom Protest
gegen Rechts abgehalten und abgeschreckt. Die Polizei sorgte u.a. mit
großräumiger Absperrung der Brücken über den Flutgraben, dass die Nazis
auf ihrer weiteren Route (Thälmann-Str. / Leipziger Platz / und zurück)
ungestört marschieren konnten.

Ulli Klein, Sprecherin der [ake] kritisiert: „Erfurt wird immer mehr zum
Aufmarsch-Paradies für Nazis. Während sich in Weimar und Jena die Stadt
offensiv darum bemüht, Nazi-Veranstaltungen zu untersagen oder durch
Aktionen zivilen Ungehorsams zu behindern, ist davon in Erfurt nichts zu
spüren. Die Stadt genehmigt die Aufmärsche und sorgt gemeinsam mit den
Polizeikräften der BFE für einen reibungslosen Ablauf. Praktische
Unterstützung für Protest gibt es nicht. Es ist nicht die Aufgabe von
Ordnungsbehörde und Polizei die Meinungsäußerungen von DemokratInnen und
AntifaschistInnen zu unterbinden. Wenn die Stadtführung und der Stadtrat
kein Interesse an Nazi-Aufmärschen haben, sollten sie sich zügig über
Maßnahmen Gedanken machen und mit ihrer Ordnungsbehörde und den
selbstherrlich agierenden Thüringer BFE-Einheiten in klärende Gespräche
treten. Wenn der Staat am Rande von Nazi-Aufmärschen demokratie- und
protestfreie Zonen einrichtet, haben die Nazis ihr erstes Ziel bereits
erreicht.“
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Ergänzungen

Geringe Beteiligung hatte ihre Gründe

Oxymoron 30.09.2012 - 21:11
Dass sich in Erfurt gerade mal 100 Menschen am Protest gegen einen Naziaufmarsch beteiligen hat seine Gründe. Das Erfurter Gutmenschentum war an dem Tag einfach anderweitig beschäftigt - u.a. mit der Rettung des Kapitalismus und der Berauschung an sich selbst:

Das Bündnis "UmFARIteilen", bestehend aus Sozialdemokraten aller Couleur, stapelte vor der Deutschen Bank in der Bahnhofstraße symbolisch Geldsäcke, um diese postwendend dorthin zu bringen, wo ihrer Meinung nach die Kohle hin muss, nämlich ins Rathaus, also von den Ackermanns zu den Bauseweins. Das Bündnis möchte eine Umverteilung des Geld-Vermögens, um wieder zum "fairen" Kapitalismus der 70er Jahre zu gelangen, was man sich freilich nicht eingesteht und ungeachtet der Tatsache, dass die finanzbasierte Geld- und Reichtumsvermehrung der letzten Jahrzehnte durch keine realen Gebrauchswerte gedeckt ist, sodass jeder Versuch dieses Geld in stofflichen Reichtum zu verwandeln in dessen Entwertung führen würde. Hier wurde zum gefühlten hundertsten Mal der Keynesianismus wieder aufgewärmt und für die Revolution verkauft. Dahinter steckt das alte sozialdemokratische Motiv, das längst von der Tragödie zur Farce verkommen ist und das Wolfgang Pohrt einmal mit den Worten beschrieben hat: "Man tut etwas für die Revolution und genießt die beruhigende Gewißheit dabei, daß sie nie kommen wird."
Warum die Kampagne Blödsinn ist, beschrieb jüngst Claus Peter Ortlieb in Konkret.

Einige hundert Meter luftlinie von den Bankenhassern entfernt, trafen sich andere Vernunftverweigerer, die ebenfalls den Naziaufmarsch ignorierten, um sich ihm doch zu widmen. In der Michaelisstraße feierte sich die "Stadt der Toleranz", deren Engagement für "Vielfalt und Interkultur" u.a. darin besteht besetzte Häuser zu räumen, ihre Bewohner zu verfolgen, Punks aus der Innenstadt zu vertreiben und eine uniformierte Schlägereinheit nach der anderen auf die Unangepassten dieser Stadt zu hetzen. Auf das Podium über "Strategien gegen Rechts" hatte man die Verfolger höchstpersönlich gesetzt: der Polizeichef, die Bürgermeisterin und der notorische Rüdiger Bender, der "immer mit am Start [ist], wenn Ideologieproduktion ins Mäntelchen der Philosophie gehüllt werden soll" und der - möge es unvergessen bleiben - die Hausräumung 2009 ideologisch mit vorbereitet hat, als er den Besetzern vorwarf, sie würden dem Erinnerungsort schaden, jenen Erinnerungsort, den es ohne die Besetzung niemals gegeben hätte! Bender forcierte damals die Lüge vom Alternativobjekt, das es in Wahrheit niemals gab und fiel den Besetzern im Namen des Förderkreises „Erinnerungsort Topf und Söhne“ in den Rücken. Bei solchen Leuten auf dem Podium und einer ordentlichen Portion "Charity für Gambia" konnte richtige Volksfeststimmung aufkommen, während andere Teile des Volkskörpers in Ruhe durch die Stadt marschierten und die Antwort des Podiums zu "Strategien gegen Rechts" vorwegnahmen. Wem kann man es da noch verübeln, dass Leute den Frust mal rauslassen wollen?

Fazit

ANA 01.10.2012 - 07:01
Ich kam nach Erfurt um eigentlich darüber zu berichten, dass die Erfurter sich gegen „Nazis“ wehren. Es waren ca. 20 Gegendemonstranten und ca. 100 Nazis am Bahnhof. Mir wurde von der Polizei mitgeteilt, dass keine Aktionen von Parteien und Gewerkschaften angemeldetwurden. Erfurt hat kein Problem mit Nazis. Nein! Wie kommen wir da alle nur darauf? Natürlich hat Erfurt ein Problem, ein großes Problem mit Nazis!

Anger, Europaplatz und Domplatz sind die Plätze wo Angriffe von Nazis auf Passanten und Migranten gemeldet wurden. Wir sprechen hier nicht von einem Angriff, sondern von mehreren. Heute marschierten die Nazis zum Leipzigerplatz und das ungehindert. Gerade mal 5 Passanten störten die Kundgebung dort. Laut Polizei wurde keine Spontandemo angemeldet. Wo waren unsere Politiker? Ein Armutszeugnis für Erfurt! Nazis konnten ungehindert marschieren und das haben sie mit Freude registriert und werden auch in naher Zukunft marschieren und ihre Parolen lautstark durch Erfurt rufen. Werden die Erfurter sich wehren oder bleiben sie lieber fern?

Ich hatte ja die Frage gestellt wo unsere Landespolitiker waren. Unsere Landespolitiker der Fraktion „Die Linke“ versammelten sich bei den Banken um dort für die Umverteilung des Vermögens zu demonstrieren, wo die Mitglieder der SPD und Grünen waren konnte mir keiner sagen. Die Umverteilung des Vermögensist auch eine sehr wichtige Sache, jedoch musste das ausgerechnet heute sein und das dann auch zu der Zeit, wo die Nazis demonstrieren? Rassismus und der Wunsch der Beseitigung unser Verfassung ist ein Signal an alle Bürger und Bürgerinnen sich den Personen, die dieses Verlangen haben, sich in den Weg zu stellen und aktiven Wiederstand zu leisten! Mal sehen was die Zukunft bringt in Erfurt.

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frust — muss raus