NMS: Neonazis machen Stimmung gg Pädophilen

Bürger_In 11.09.2012 21:51 Themen: Antifa
Am Samstag, den 08.09.2012, zogen etwa 250 Menschen unter dem Motto "Mehr Sicherheit für unserer Kinder. Deutsches Recht vor EU-Recht" durch Neumünster. Was vielen Teilnehmer_Innen der Demonstration vorher nicht klar gewesen sein dürfte, ist die Tatsache, dass – wie so oft beim Thema Pädosexualität – Neonazis die Demonstration unterwanderten bzw. diese sogar mit organisiert haben.
Wie schon im Jahre 2011 in Rendsburg ( http://antifarendsburg.blogsport.de/?p=247) oder anfang diesen Jahres in Leck ( http://www.publikative.org/2012/03/05/burger-und-rechtsextreme-gegen-kinderschander/), ging auch die Initiative zu der zweiten Demonstration gegen einen in Neumünster wohnhaften 72jährigen Sexualstraftäter binnen einer Woche von Neonazis aus. Mark P. (47), der dieses Mal den Hauptredebeitrag hielt und schon in der Vorwoche zum Protest aufgerufen hatte, schreibt bei Twitter über sich selbst: “Ich bin Deutsch,durch und durch und möchte das beste für mein Heimatland und sein Volk! Klagt nicht! Kämpft!" Im Forum der NPD-Zeitung “Deutsche Stimme” schreibt er von “unserer Sache”, zudem verlinkte er auf seiner Facebook-Seite szenetypische Musik wie das Lied “Deutsche Jungs” von Kategorie C oder den Titel “Todesstrafe für Kinderschänder”. Aber nicht nur Mark P. scheint mit der NPD zu sympathisieren: die Kieler Nachrichten sprechen zudem von „Mitläufern und Agitatoren aus der Rechten Szene“, die sich an der Demonstration beteiligt hätten. (vgl.  http://www.kn-online.de/Lokales/Neumuenster/Demonstration-gegen-den-Sextaeter)

Die Antifaschistische Aktion Neumünster war deshalb mit einem Transparent mit der Aufschrift „Nazis aus der Deckung holen“ anwesend und verteilte Flugblätter, die auf die Strategie der Neonazis aufmerksam machten, über dieses Thema ihre eigenen, menschenverachtenden Inhalte zu transportieren. Auch das Bündnis gegen Rechts zeigte Flagge und warnte davor, „wie perfide die Nazis vorgehen, um die berechtigten Ängste vieler Eltern vor Sexualstraftätern zu instrumentalisieren” (aus der Pressemitteilung des BgR). Die Presse berichtete umfangreich über die Demonstration, anders als in der Vorwoche aber auch mit einem Verweis auf die oben genannten Fakten, im Beitrag des NDR stand die Nähe zu Neonazis sogar im Vordergrund (vgl Beitrag „Demo mit rechtem Beigeschmack“ aus dem SH-Magazin, online anzuschauen unter  http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/s-h_magazin/media/shmag17547.html)

Die Organisator_Innen der Demonstration fühlten sich indes durch diese Kritik diffamiert. In einer themenbezogenen, offenen Facebook-Gruppe schrieb Sonja P., die Frau von Mark P. und Anmelderin der zweiten Demonstration: „ich und mein mann sind keine nazis oder gehören eine rechten szene an“. Sie beklagt, die Bürger_Innen sollten mit der „Nazikeule“ eingeschüchtert werden. Ein anderer User bekräftigt, die Demonstration habe nichts mit Politik zu tun gehabt. Sehr aufschlussreich: Ein gewisser Jörn Lemke, bei Facebook ebenfalls Mitglied der oben erwähnten Gruppe, die u.a. von Sonja P. moderiert wird, dankt den „Veranstalter[n], die jetzt auch noch einer öffentlichen Hetze ausgesetzt sind", und ergänzt: „Der Kampf gegen diese perversen Schweine sollte unser ganzes Volk vereinen.“ Eben dieser Jörn Lemke ist stellvertretender Landesvorsitzender der NPD Schleswig-Holstein und Kreisverbandsvorsitzender der NPD Ostholstein/Lübeck.
Mehr Infos zu Lemke: ns-stoppen2.nadir.org/selbermachen/Material/flug.pdf

Die Antifa hingegen nahm nachbereitend in einer Pressemitteilung vertiefend Stellung zum Problem Pädosexualität: Der Schaden, der von dem 72jährigen angerichtet wurde, solle keinesfalls verharmlost werden: die Opfer selbst, aber auch ihre Familie, Freund_Innen und Bekannte hätten schwere Einschnitte in ihr Leben erlitten.
Es müsse jedoch kritisch hinterfragt werden, mit wem mensch sich für den Protest in ein Boot setzt: hätte sich Neumünster am 01. Mai diesen Jahres noch als „bunt statt braun“ angepriesen, liefen nun Bürger_Innen Hand in Hand mit Neonazis.
Zudem warnt die Antifa vor verkürzter Kritik: wer „Kinderschänder raus“ rufe, müsse auch überlegen, was denn mit pädophilen Menschen passieren solle. Die Inhaftierung in Knästen und die Anwendung von Strafen erscheinen ihr nicht als passende Antwort auf diese psychische Störung: „Statt vorhandenes Geld in immer neuere, modernere und "sicherere" Gefängsnisse zu stecken, die einen Menschen komplett isolieren, sollte dieses lieber in Therapien und Resozialisierungs- und Präventivkampagnen investiert werden”, heißt es in der Pressemitteilung.

Zum Weiterlesen:
Mehr zur Kritik an Knästen:  http://www.abc-berlin.net/was-ist-abc
Argumentationshilfen gegen das Engagement von Neonazis zum Thema Pädosexualität:
 http://www.abc-berlin.net/zu-nazis-und-der-todesstrafe-fuer-sexualverbrecher
 http://www.amadeu-antonio-stiftung.de/w/files/pdfs/sexueller-missbrauch.pdf
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Ergänzungen

zur "Kinderfreundlichkeit" der Nazis:

(muss ausgefüllt werden) 12.09.2012 - 10:15
 http://www.infoarchiv-norderstedt.org/kurzmeldungen/ns-zeit-ausstellung-als-auch-langenhorn-kinder-getotet-wurden.html

„Im Gedenken der Kinder. Die Kinderätzte und die Verbrechen an Kindern in der NS-Zeit“ lautet der Titel einer Ausstellung im Medizinhistorischen Museum Hamburg am UKE.

Die Ausstellung zeigt wie Mediziner zu Mördern wurden. In einem Bericht der Norderstedter Zeitung wird darauf verwiesen, wie es dazu kommen konnte, dass zwischen 1939 und 1945 etwa 5000 Kinder und Jugendliche in eigens dafür geschaffenen Einrichtungen ermordet wurden. Demnach gab es von den landesweit 30 „Kinderfachabteilungen“ in Hamburg zwei: die Heil- und Pfleganstalt Langenhorn und die am Kinderkrankenhaus Rothenburgsort.

Dutzende behinderter Kinder wurden hier ermordet. Einer der Ärzte in der Langenhorner Einrichtung war Friedrich Knigge. Für ihn, einen überzeugten Nationalsozialisten, stand nach dem Bericht der Norderstedter Zeitung außer Frage, dass es unter „rassehygienischen“ Gesichtspunkten notwendig sei, „lebensunwertes Leben“ zu vernichten. Aber auch andere Ärzte, unter ihnen Wilhelm Bayer, waren an der Tötung kranker und behinderter Kinder beteiligt. Entweder ließ man die Kinder verhungern oder tötete sie durch Medikamentengaben.

Mit zahlreichen Dokumenten wird in der Ausstellung gezeigt, wie es zu diesen Verbrechen kommen konnte. Wilhelm Bayer übrigens, wurde zwar nach einer Anzeige bei den britischen Behörden im Mai 1945 aus dem Dienst entlassen, konnte aber ab 1952 wieder eine Privatpraxis betreiben. Später untersuchte die Hamburger Ärztekammer noch einmal seinen Fall, konnte aber „keine schweren sittlichen Verfehlungen“ feststellen.

Bis heute werden die sterblichen Überreste der ermordeten in der neuropathologischen Sammlung der Universitätsklinik Eppendorf (UKE) aufbewahrt. Einige der unzähligen Einzelpräparate konnten fünf Kindern zugeordnet werden, die aus Hamburg stammten. Am 15. September findet eine feierliche Bestattung dieser sterblichen Überreste statt. Die Feierstunde beginnt am 15 September um 11 Uhr in der Kapelle 13 des Ohlsdorfer Friedhofs. Die Ausstellung ist im Medizinhistorischen Museum Hamburg am UKE bis 11. November zu sehen. Öffnungszeiten: mittwochs 15 bis 19 Uhr, sonnabends und sonntags von 14 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Abtreibungen

Gegen Moralheuchler 13.09.2012 - 14:48
 http://uli.popps.org/wp-content/uploads/2009/10/abtreibung8wo.jpg

 http://syndikalismus.files.wordpress.com/2009/10/schildermuenster.jpg


*Solche Subjekte sollten nicht ueber Kinderfreundlichkeit werten und anderen unterstellen sie waeren nicht Kinderlieb, nur weil man sie mit Verbrechen in Verbindung bringt die sie selbst nicht begangen haben.

Anmelder_Innen am 01.05.12 auf NPD-Demo

Beobachter_In 26.10.2012 - 21:38
Die Demonstration am 20.10.2012 in Neumünster ist auch wegen der Öffentlichkeitsarbeit der Antifa Neumünster und des Bündnis gegen Rechts, die auf die neonazistischen Hintergründe der Veranstaltung aufmerksam gemacht hatten, deutlich kleiner ausgefallen: Statt der erwarteten 300 kamen nur 30 Teilnehmer_Innen. Unterdessen ist bekannt geworden, dass sich die Anmelder_Innen der Demonstrationen, die ihre Zugehörigkeit zur rechten Szene bisher stets geleugnet hatten, am 01.05.2012 in Neumünster am NPD-Aufmarsch beteiligt haben. Beide haben bei der Gelegenheit auch Schilder der NPD vor sich hergetragen, wie die Photos belegen.