Tag der deutschen Einheit 2012

Bert 05.09.2012 14:47 Themen: Antifa Antirassismus Militarismus Soziale Kämpfe
Am 3. Ok­to­ber finden unter dem Motto „gemeinsam feiern im Freistaat Bayern“ die Fei­er­lich­kei­ten zum 22. Jah­res­tag der „Wie­der­ver­ei­ni­gung“ statt.Zwischen Feldherrnhalle und Siegestor wird sich Deutschland ganz und gar unbeschwert auf einer gigantischen Fanmeile abfeiern lassen.Weil manch einer und manch einem bei Deutschland nicht so recht zum Feiern zumute ist, wird es an diesem Tag eine antinationale Demonstration geben.

Die jährlichen zentralen Feierlichkeiten zum "Tag der deutschen Einheit" finden in der Regel in der Hauptstadt desjenigen Bundeslandes statt, das in dem jeweiligen Jahr dem Bundesrat vorsitzt. 2012 wird das Spektakel folglich in München stattfinden. Am 2. und 3. Oktober verwandelt sich also die nördliche Innenstadt von Odeonsplatz bis zum Siegestor in eine schwarz-rot-goldene Feiermeile. Neben den Verfassungsorganen, wie etwa Bundestag oder Bundesrat, werden auch die Bundesländer die Möglichkeit haben sich attraktiv zu präsentieren. Von "Sexy-Anhalt" bis zum sogenannten "Zipfelbund", einer Kooperation vierer deutscher Rand-Regionen ("die vier schönsten Ecken Deutschlands"), die 1999 in Wiesbaden mit dem "Zipfelpakt besiegelt wurde.
Neben allerlei Fisch- und Wurstspezialitäten, Spreewald-Gurken und Regionalkitsch soll es dort auch die Möglichkeit geben "die Politik anzufassen zu können“ und "Spaß zu haben".Da es bei Deutschland natürlich um mehr geht als Thüringer Rostbratwürste und "Spaß zu haben", haben auch Bundesrat, Bundestag, Parteien und Medien die Gelegenheit sich von ihrer besten Seite zu zeigen.

Während am dritten Oktober Trachtengruppen aus allen Regionen Deutschlands, unter dem Motto "Ganz Deutschland in Festtagstracht!" vom Max-Joseph-Platz Richtung Feldherrrnhalle auf die Ländermeile marschieren, treffen sich auf dem Karlsplatz/Stachus diejenigen, die das schwarz-rot-geile Gefeier als "Angriff auf den guten Geschmack" betrachten. Ein Bündnis lokaler linker Gruppen ruft dazu auf mit einer antinationalen Demonstration eine gesalzene Kritik an Deutschland, Nationalismus und Nation auf die Straße zu tragen.

Dazu sind bislang drei Aufrufe erschienen:

BÜND­NIS- KURZ­AUF­RUF
No love for a deutsch­land
Am 2. und 3. Ok­to­ber fin­den in Mün­chen die all­jähr­li­chen Fei­er­lich­kei­ten zum Tag der deut­schen Ein­heit statt. Deutsch­land hat dabei of­fen­sicht­lich allen Grund wie­der stolz auf sich zu sein. Auf dem Welt­markt prä­sen­tiert sich der Ex­port­cham­pi­on als Kri­sen­ge­win­ner und zwingt Län­der wie Grie­chen­land zu um­fas­sen­den Kür­zun­gen und Pri­va­ti­sie­rungspro­gram­men.
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AUF­RUF DER AN­TI­FA NT
The only good na­ti­on is ima­gi­na­ti­on
Am 3. Ok­to­ber lädt die baye­ri­sche Staats­re­gie­rung an­läss­lich des Tages der deut­schen Ein­heit die Fans der Na­ti­on zum „fröh­li­chen Fest in Schwarz- Rot- Gold unter dem weiß- blau­en Him­mel Bay­erns“. Eine Ein­la­dung, die wir ge­trost aus­schla­gen.
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AUF­RUF DES AKA_­MUC
Kein Grund zu fei­ern! – Jede Deutsch­land- Par­ty ist eine schlech­te Party!
Zur fal­schen Zeit am rech­ten Platz?
Am 3. Ok­to­ber fin­den in Mün­chen die Fei­er­lich­kei­ten zum 22. Jah­res­tag der „Wie­der­ver­ei­ni­gung“ statt. Zwi­schen Feld­herrn­hal­le und Sie­ges­tor lädt die Stadt Mün­chen zu einer Art Volks­fest ein. In der Be­lang­lo­sig­keit zwi­schen „Sexy An­halt“ und bei­spiels­wei­se einer Brot­sor­ten­ver­kös­ti­gung fei­ert sich Deutsch­land voll­kom­men ge­schichts­ver­ges­sen selbst.
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Die Demonstration am 3. Oktober beginnt um 14:30 auf dem Karlsplatz/Stachus. Der am Eingang der Fußgängerzone gelegene Platz ist vom Münchner Hauptbahnhof aus in wenigen Minuten zu Fuß zu erreichen und wird außerdem von verschiedenen U- S- und Trambahnen angefahren.

Vorfeld
Be­reits im Vor­feld des 3. Ok­to­ber wird es ver­schie­de­ne Ver­an­stal­tun­gen und Ak­tio­nen geben.

So findet beispielsweise am Freitag den 28. September eine Szenische Lesung der Tagebücher Mihail Sebastians mit Robert Stadlober und Thomas Ebermann im Kafe Marat statt. In diesen schildert Se­bas­ti­an ein­drucks­voll die po­li­ti­schen Ver­hält­nis­se der 30er und 40er Jahre in Ru­mä­ni­en, von den sich stei­gern­den an­ti­se­mi­ti­schen Maß­nah­men der Re­gie­rung des Mar­schalls An­to­ne­scu, der Er­hö­hung der Mie­ten für Jü­din­nen und Juden und der Be­schlag­nah­me sei­ner ge­lieb­ten Ski und des Ra­dio­ge­räts, bis zu den Raz­zi­en und De­por­ta­tio­nen. Die Ta­ge­bü­cher bie­ten einen Blick in den All­tag aus Dis­kri­mi­nie­rung und Furcht, aber auch in Mo­men­te der Hoff­nung und li­te­ra­ri­scher Lei­den­schaft.

Am zweiten Oktober findet nicht nur das "Rage Against Abschiebung" Festival im Feierwerk mit Neonschwarz, Captain Capa, Microphone Mafia, Mal Elévé und vielen anderen, sondern auch eine abendliche antirassistische Demonstration statt.

Außerdem stehen in einigen Städten noch Informationsveranstaltungen zum dritten Oktober auf dem Programm.

Mehr dazu und zu weiteren Veranstaltungen und Parties gibt es auf 3oktober12.blogsport.de

Schlafplatz-Börse und Convergence-Center

Schlafplatzbörsen gibt es am 2. Oktober beim antinationalen Zuckerwattestand auf dem Rage Against Abschiebung-Festival in der Hansastraße 39 und am 3. Oktober im Convergence Center im Kafe Marat (Thalkirchnerstraße 102).

Info/Ermittlungsausschuss

Die Nummer des EA und Möglichkeiten sich am dritten Oktober auf dem Laufenden zu halten, werden demnächst auf dem Mobilisierungs-Blog veröffentlicht.

Für das "heitere Fest" und den "bunten Reigen auf der Ländermeile" neben Feldherrnhalle, Kriegerdenkmal im Hofgarten und nahe des ehemaligen Braunen Hauses und der Gestapo-Zentrale, werden um die 500.000 Gäste erwartet.Etwa vier Kilometer südwestlich davon findet auf der Theresienwiese das Oktoberfest statt.Glücklicherweise sind das nicht die einzigen Gründe am 2./3. Oktober nach München zu kommen.

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Ergänzungen

RAVE WITHOUT BORDERS

2.10.12 11.09.2012 - 07:56
Aufruf zur antinationalen Tanzdemo gegen die Einheitsfeierlichkeiten 2012 in München am 2. Oktober um 17 Uhr, Sendlinger Tor:

"Wehende Fahnenmeere, Ausgelassenheit in schwarz-rot-gold auf Partymeilen, fallende Mauern, guter Fußball – seit einigen Jahren gilt in diesem Land wieder: Deutschland ist geil! Und am „Tag der Deutschen Einheit“ können diese Deutschen sich kräftig selbst feiern. Gefeiert werden aber nicht ihre Wünsche und Bedürfnisse. Gefeiert wird auch nicht der Spaß und das Vergnügen, werden nicht die schönen Dinge, die ihr Leben lebenswert machen – gefeiert wird eine Idee. Und zwar eine trotz aller Distanzierung von der Vergangenheit extrem unschöne. Das heißt: hier wird gar nicht gefeiert. Hier wird ein Ritual zelebriert. Eine kollektive Unterordnung unter diese Idee.


Denn dieses Deutschland, das da gefeiert wird, ist zunächst einmal nichts Reales. Es ist nur das Produkt einiger Linien auf der Landkarte, die „Grenzen“, das Land dazwischen „Nation“, genannt werden. Und Menschen, die in dieser Nation leben, sind das „Volk“ – das heißt, nicht alle, sondern nur die Mehrheitsbevölkerung, die aufgrund willkürlicher Kriterien – Sprache, Kultur, Religion etc. – als solches definiert wird. Migrant*innen und de- ren Nachkommen, ethnische und religiöse Minderheiten, Men- schen in sozialen Nöten, Menschen mit nicht mehrheitsfähigen Lebensentwürfen etc. werden systematisch ausgegrenzt und zur Zielscheibe der Ressentiments der Mehrheitsgesellschaft gemacht. Die Idee Deutschland fragt also nicht nach der Vielfalt der Lebensentwürfe, Identitäten, Tätigkeiten und Lebensumstände – sie kennt nur Innen und Außen, deutsch und nicht-deutsch. Somit wird Trennendes – der Facettenreichtum einer Gesellschaft – vereinigt, und Einigendes – die grundsätzliche Gleich- heit aller Menschen – getrennt.

Deutschland abzufeiern ist ziemlich unsexy. Deswegen feiern wir statt Deutschland heute lieber mal uns selbst. Wir feiern unsere Eigenheiten und Unterschiede. Und wir feiern für eine Gesellschaft, in denen unsere Wünsche und Bedürfnisse das Maß der Dinge sind. Und dafür brauchen wir keine Rituale und Unterwerfungsgesten. Vor allem dann nicht, wenn der Spaß seine Grenzen hat."

Deshalb: am 02. Oktober feiern ohne Fahnen um 17 Uhr ab Sendlinger Tor

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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