Tagesbericht vom Dortmunder Antifacamp, 27.8.

Antifa 28.08.2012 18:11 Themen: Antifa
Trotz der andauernden Versuche von Stadtspitze und Polizei in Dortmund jegliche Antifa-Aktionen in der Stadt zu be- oder verhindern, fanden auch am gestrigen Montag von früh bis spät zahlreiche Veranstaltungen statt.
Bereits am frühen Vormittag intervenierten einige AntifaschistInnen bei einer Veranstaltung der Polizei in einer Dortmunder Schule. Die Einschüchterungsversuche von PolizistInnen, die den SchülerInnen im Falle einer Teilnahme an Blockaden mit Strafanzeigen und Einträge in ihr Führungszeugnis drohten, womit ihre berufliche Zukunft in Gefahr sei, konnten die anwesenden AntifaschistInnen leicht widerlegen und den Vortrag in eine Diskussion über Polizeigewalt umwandeln, vor der die BeamtInnen letztlich kapitulieren mussten.

Kurz darauf begann am Vorplatz des Dortmunder HBF der antimilitaristische Stadtspaziergang, der den thematischen Schwerpunkt des heutigen Aktionstages eröffnete. In Dortmund stand die Polizei dagegen wie in den letzten Tagen schon wieder bei Fuß. Die TeilnehmerInnen des Spaziergangs ließen es sich nicht nehmen, die AnwohnerInnen mit Redebeiträgen und Zeitungen über die deutsche Beteiligung an weltweiten Kriegseinsätzen zu informieren.Die zwischenzeitlich auf gut 60 Leute angewachsene Gruppe der SpaziergängerInnen zogen zum Justizgefängnis Lübecker Hof und danach zum Schießstand Buschei, wo im Zweiten Weltkrieg mehrere Deserteure der Wehrmacht hingerichtet wurden. Gemeinsam mit dem antimilitaristischen Aktivisten, NS-Verfolgten und Vorsitzenden der Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz fand eine Gedenkveranstaltung statt. Wie viele andere Gruppen NS-Verfolgter kämpften die letzten überlebenden Deserteure über Jahrzehnte um eine Anerkennung als NS-Verfolgte, die Aufhebung der Urteile der NS-Kriegsgerichtsbarkeit und eine materielle Entschädigung. Der 92jährige Ludwig Baumann ist bis heute in der antimilitaristischen Bewegung aktiv und sein eindrucksvoller Auftritt wird vielen von uns im Gedächtnis bleiben.

Parallel zu den Aktionen des Antifacamps verkündete der Polizeipräsident Norbert Wesseler auf einer Pressekonferenz, dass alle von den Neonazis für das kommende Wochenende angemeldeten Veranstaltungen verboten worden seien. Zugleich forderte er alle BürgerInnen auf, gegen die Nazis zu demonstrieren. Vor dem Hintergrund der andauernden Repression gegen das Antifacamp und viele vom Camp organisierten Veranstaltungen ist dieser Appell an Heuchelei kaum zu überbieten. Auf der einen Seite verlautbaren Stadt und Polizeiführung permanent wie wichtig das Engagement gegen die Nazis sei, auf der anderen Seite versuchen sie mit allen Mitteln antifaschistische Aktionen auf den Straßen der Stadt zu unterbinden.

Bei der Eröffnung des Friedensfestivals der Dortmunder Gewerkschaften und der städtischen Koordinierungsstelle für Vielfalt, Toleranz und Demokratie auf dem Vorplatz des Hauptbahnhofs setzte sich dieser Kurs am Nachmittag fort. Als Oberbürgermeister Sierau gerade mit seiner Eröffnungsrede begann, zeigten ihm gut 50 Antifas lautstark, was sie hiervon halten. Mit einem Transparent, Megaphon und Sprechchören zwangen sie Sierau dazu, die Rede zu unterbrechen und forderten einen Platz für das Antifacamp und ein Ende der Repression durch Stadt und Polizei. Wie am Vorabend bei der Störung der Wahlparty der Stadt stießen die Protestierenden auch hier wieder auf breite Zustimmung der Anwesenden, während sich zugleich aber keiner der etablierten zivilgesellschaftlichen Akteure in der Stadt dazu bemüßigt fühlte, das Camp gegen Oberbürgermeister und Polizeipräsident zu unterstützen.

Zum Abschluss des Tages fanden im Buchladen Taranta Babu zwei gut besuchte Diskussionsveranstaltungen statt. Zunächst stellten einige AntimilitaristInnen die „War Starts Here“-Kampagne vor. Anschließend folgte ein Veranstaltung zum Thema „Rassismus im Fußball“. Im Anschluss an die Veranstaltungen fuhr die Mehrheit der AktivistInnen ins AZ Mülheim, das nach wie vor als Anlaufpunkt für das Camp im Exil zur Verfügung steht. Nach einem schleppenden Start treffen immer mehr CamperInnen ein. Heute Abend spielen hier Slime und andere Bands. Kommt vorbei und beteiligt euch an den Aktionen der kommenden Tage! Mit Blick auf die Naziveranstaltungen am kommenden Wochenende ist noch keineswegs klar, ob die Verbote gerichtlich bestand haben werden. So oder so werden auch am Wochenende die Antifa-Aktionen weitergehen.
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Beiträge aus der Nachtschicht

verlinker_in 28.08.2012 - 21:30
In der Nacht von Montag auf Dienstag wurde ein Naziauto in Dortmund abgefackelt!
In der Nacht von Sonntag auf Montag wurden 4 Orte zivil-militärischer Zusammenarbeit in Berlin angegriffen.

OB Sierau und PP Wesseler

sind 29.08.2012 - 03:44
stinksauer...

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige den folgenden Kommentar an

War starts here-Camp — Wichtig