Antifacamp: Das Wort zum Sonntag

sonntagscrew 27.08.2012 01:50 Themen: Antifa
News vom Antifacamp Dortmund (z.Z. im Exil im AZ Mülheim und dennoch handlungsfähig!): +++ Antifaschistischer Ausflug nach Do-Hörde +++ Stadtspazierungang in Do-Dorstfeld: Polizei setzt Herrschaftsanpruch der Neonazis durch +++ 50 Aktivist_innen stürmen Bühne auf zentraler Wahlparty im Rathaus und entrollen Transparent +++
Trotz schlechtem Wetters und Schikanen durch die Polizei - die beispielsweise Menschen, die zu der Veranstaltung wollten, riet nicht dort hinzugehen - fand der antifaschistische Stadtrundgang durch Dortmund Hörde am heutigen Vormittag wie geplant statt.

Redebeiträge unter anderem von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN/BdA) erinnerten an die in Hörde verfolgten, gefolterten und ermordeten Zwangsarbeiter_innen, politischen Gefangenen und Kriegsgefangenen.
Stationen waren die ehemalige Gestapostelle und heutige Polizeiwache, der Friedrich-Ebert-Platz auf dem erst seit wenigen Jahren ein Mahnmal an die dort am 9.11.1938 zerstörte Synagoge erinnert und die Kulturinsel Phoenixsee. Dort sollte an das nun unter der Wasseroberfläche liegende ehemalige Straflager des Dortmund Hörder Hüttenvereins, eine sich links im Waldstück befindende ehemalige Hinrichtungsstätte im Ortsteil Schüren und an die Morde in der Bittermark und im Rombergpark gedacht und eine vorläufige Gedenktafel angebracht werden.

Unglaublicherweise wurde der Zutritt „aufgrund der Kurzfristigkeit sowie zahlreichen offenen Punkten wie insbesondere die erforderliche Entfluchtung“ von der Stadt Dortmund nicht genehmigt. Irritiert und ihre Empörung laut kund tuend standen die etwa 50 Besucher_innen der Veranstaltung vor dem Zugang zur Kulturinsel, der mit einem Bauzaun und einem davor parkenden Polizeibus versperrt war. In den abschließenden Redebeiträgen wurde daraufhin von den Veranstalter_innen, dem VVN und ehemaligen Hoeschmitarbeitern ein deutlicher Gesprächsbedarf Richtung des Dortmunder Oberbürgermeisters Sierau (SPD) formuliert.

Die daran anschließende Veranstaltung 'Hoesch sind wir', die sich mit den Streiks und betrieblichen Auseinandersetzungen bei Hoesch 1969-2012 beschäftigte, wurde von 50 Interessierten besucht.
Thematisch vom Liedermacher Fred Ape eingestimmt, schilderten die ehemaligen Betriebsräte und Betriebsaktivisten Willi Hoffmeister und Ulrich Schnabel eindrucksvoll ihr Engagement und ihre Erlebnisse innerhalb der verschiedenen Arbeitskämpfe bei dem Unternehmen.

Auch an dieser Stelle machte die Polizei im Vorfeld Stimmung gegen die Besucher_innen indem sie die Betreiber_innen des Veranstaltungsortes vor dem linksradikalen Flügel der Antifa warnte.

Beim für den Nachmittag angesetzten antifaschistischen Stadtteilspaziergang in Dortmund Dorstfeld gab es ebenfalls Störungen durch die Polizei: als die 60 Teilnehmer_innen beim Schulte-Witten-Park ankamen wurden sie von der Polizei mit der Begründung gestoppt, dass der Spaziergang eine Provokation der Neonazis darstelle und es zu Angriffen von Neonazis kommen könnte. Statt die Nazis des Platzes zu verweisen, löste die Polizei den Spaziergang auf und verlangte von den Anwesenden, den Stadtteil zu verlassen. Die Veranstalter_innen ließen es sich nicht nehmen vorher noch mehrere Redebeiträge zu verlesen.

Die Veranstaltung 'Nazis in Dortmund' wurde von 25 Menschen besucht und beschäftigte sich inhaltlich mit der Geschichte, den Strukturen und der aktuellen Situation von Nazis in Dortmund.
Der Vortrag konnte ohne Störungen durchgeführt werden.

Dies gilt ebenso für die Veranstaltung 'Extrem oder demokratisch? Extrem demokratisch' an der 40 Menschen teilnahmen und sich über die zwar wissenschaftlich widerlegte aber dennoch wirkmächtige „Extremismustheorie“ bei der neonazistische Mordserien und der antifaschistische Widerstand auf eine Stufe gestellt werden.

Im Anschluss daran störten 50 Aktivist_innen die zentrale Wahlparty im Dortmunder Rathaus.
Gegen 19 Uhr rollten die Aktivist_innen ein Transparent aus und stürmten die Bühne auf der zentralen Wahlparty im Rathaus Dortmund. Sie verlasen eine Erklärung und forderten einen Ort für das Bundesweite Antifacamp in Dortmund.
“Das Verbot ist eine Kampfansage an alle antifaschistischen Menschen und das, obwohl sich die Stadt neuerdings das Thema Antifaschismus selbst auf die Fahnen schreibt,” ertönt es über die Lautsprecheranlage im gesamten Rathaus. Außerdem warfen sie der Stadtverwaltung und dem Innenministerium des Landes NRW vor, nur Symptome zu bekämpfen, anstatt über Ursachen für neonazistisches Gedankengut aufzuklären. Die Antifaschist_innen betonten, dass sie sehr viel Unterstützung aus dem gesamten Bundesgebiet bekommen und wiesen auf Solidaritätserklärungen von über 200 Gruppen und Einzelpersonen, unter anderem vom Auschwitzkomitee, hin.

Des weiteren strömen stetig weitere Antifaschist_innen aus dem gesamten Bundesgebiet ins AZ Mülheim, von dem in den kommenden Tagen auch weitere Aktionen ausgehen werden.

Alerta Antifascista!
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Ergänzungen

Rathaus

egal 27.08.2012 - 14:00
Mittlerweile stellen wir keine Forderungen mehr an die Verantwortlichen in dieser Stadt.
Vielmehr prangern wir den politischen Skandal in dieser Stadt an: ein Antifa Camp wird faktisch verboten. antifaschistisches Informieren, aufklären und Handeln werden von Bullen und Stadt mit allen mitteln untersagt. Jede Bewegung die vom Camp ausgeht, sich eine größere Menge von leuten zusammen findet wird von Bullenwannen begleitet und massiv gestört. Aktiv haben die Bullen die von den Faschos ausgerufene National Befreite Zone Dorstfeld (stadtteil von Dortmund) beschützt. Uns wurde das betreten des Stadtteils verweigert, mit der Begründung, dass unsere Sicherheit nicht gewährleistet werden könne. Einfach lächerlich bei der Bullenmenge zur zeit in der Stadt. Die Bullen wollten uns einfach nicht laufen lassen und gestehen somit ein, dass sie in diesen Stadtteil kein antifaschistisches Engagement dulden und somti faktisch eine national befreite Zone durchsetzen.
Mit nur wenigen Leuten sind große Aktionen gerade nicht zu machen, aber wir werden weiterhin kleine Nadelstiche in Richtung Politik und Nazis setzen.
Mit mehr leuten können wir auch mehr erreichen
und überhaupt - es gibt landesvertretungen von nrw in Berlin. Also auf und macht was wenn ihr schon lieber nur auf dem schanzenfest sauft.