NaO-Prozess kurz gefaßt

1. Was ist der NaO-Prozess?
Der NaO-Prozess ist ein Diskussionsprozess zwischen Linken mit revolutionärem Anspruch in der BRD über die eventuelle Schaffung einer gemeinsamen Organisation.

2. Wofür steht die Abkürzung NaO?
Für „neue antikapitalistische Organisation“.

3. In welchem Verhältnis stehen dabei die Adjektive „revolutionär“ und „antikapitalistisch“?
Diese Frage werden vermutlich nur die Beteiligten am NaO-Prozess selbst beantworten können – und wohl nicht einmal in einheitlicher Weise.
Diejenigen, die Debatte angestoßen haben,

4. Wie kam denn die Debatte überhaupt zustande?
Die Sozialistische Initiative Berlin-Schöneberg – inzwischen nennt sie sich kurz „SIB“ (Sozialistische Initiative Berlin) – legte im März 2011 ein Papier „Neue antikapitalistische Organisation? Na endlich!“ [2] vor. Seitdem hat die SIB eine ganze Reihe von – organisierten und unorganisierten – DiskussionspartnerInnen gefunden.

5. aber – wie war das noch gleich mit „revolutionär“ und „antikapitalistisch“?
Tja, also was sich sagen lässt: Das „antikapitalistisch“ taucht in den Überschrift des gerade erwähnten Textes auf; das „revolutionär“ dagegen öfter im Text selbst. Insbesondere wurde das „Konzept des revolutionären Bruchs“ als unverhandelbar bezeichnet.
Ganz so unverhandelbar scheint das „revolutionär“ nicht für alle bisher am Diskussionsprozess Beteiligten zu sein. Wohl mögen sich alle einig sein, dass langfristig eine revolutionäre Organisation nicht schlecht wäre; aber ganz so streng wollen das „revolutionär“ wohl nicht alle im Moment verstanden wissen [3].

6. Ein weiterer Begriff, der in der Diskussion auftaucht, ist der der „Klassenlinken“ [4]. Was ist denn damit gemeint?
Damit scheinen Linke gemeint zu sein, die sich an Klassenkämpfen beteiligen. Damit ist nicht einmal gesagt, dass sie dies mit dem Ziel der Überwindung des Kapitalismus tun; geschweige denn, dass sie überzeugt wären, dass eine Überwindung des Kapitalismus nur auf revolutionärem Wege möglich ist.
Unstrittig ist im NaO-Prozess, dass RevolutionärInnen in der sog. „Klassenlinken“ präsent sein müssen, um dort für revolutionäre Positionen zu streiten.

7. Ich höre die ganze Zeit nur „Klassen“ und „Kapitalismus“. Was ist denn mit Patriarchat und Rassismus?
Das ist nach dem sog. „revolutionären Bruch“ der zweite große Diskussionspunkt im NaO-Prozess. Bereits ganz am Anfang der Debatte wurde ein Papier „Antikapitalistisch ist nicht revolutionär genug!“ publiziert. Einige Wochen später besserte die SIB ihre Position mit einem Text, der im folgenden Quietscheentchen-Papier genannt wurde, nach. [5] Die Diskussion darüber steht aktuell gerade erneut im Zentrum der Diskussionen im blog zum NaO-Prozess. [6]

8. Wer ist denn außer der SIB an der Debatte beteiligt?
Die Berliner Szenegruppe Internationale KommunistInnen, die im Frühjahr stark in der M 31-Mobilisierung engagiert war; die – am Szene-Bündnis IL (Interventionistische Linke) beteiligte isl; einige weitere, kleinere Gruppen [7] und als bisher größte beteiligte Gruppe: der Revolutionär Sozialistische Bund (RSB), der sich in der Debatte stark für feministische und ökosozialistische Positionen engagiert und dafür auch bereit ist, den Horizont des Marxismus zu überschreiten [8].

9. Findet denn der NaO-Prozess auch auf der Straße statt?
Ja, die NaO-Gruppen hatten im Frühjahr gemeinsam sowohl zu M 31 als auch zu Blockupy aufgerufen und waren auch jeweils in Frankfurt präsent, die Berliner NaO-Gruppen waren bereits seit Jahresanfang in der Griechenland-Solidarität aktiv. Vergangenes Jahr waren Mitglieder von InterKomm und SIB mit Transpis beim Berliner Slutwalk. [9]

10. Wie kann ich beim NaO-Prozess mitmachen?
Du kannst im blog zum NaO-Prozess mitdiskutieren: http://www.nao-prozess.de/blog/raum-fuer-kritik/; Du kannst Dich an eine der örtlichen Strukturen der am NaO-Prozess beteiligten Gruppen wenden: http://nao-prozess.de/nao-prozess-beteiligte/nap-prozess-vor-ort/ und – wenn Du grundsätzlich, wenn auch kritisch mit dem Ansatz des NaO-Prozesses sympathisierst – an dem Workshop-Wochenende nächstes Wochenende in Berlin teilnehmen: http://nao-prozess.de/nao-prozess-beteiligte/nap-prozess-vor-ort/.

PS.:
Einer der allerneusten Texte zum NaO-Prozess ist im übrigen eine Stellungnahme eines Mitgliedes der Anarchistischen Gruppe / Rätekommunisten (AG/R) aus Hamburg: http://www.nao-prozess.de/blog/ein-paar-thesen-zur-organisierungsdebatte/

[1] http://de.indymedia.org/2012/08/333851.shtml

[2] http://www.nao-prozess.de/blog/neue-antikapitalistische-organisation-na-endlich-worueber-muessen-wir-uns-verstaendigen-und-worueber-nicht/

[3] Am nächsten Wochenende will ein Genosse, der nicht Mitglied der SIB, sondern einer der anderen an der Debatte beteiligten Gruppen, nämlich der internationalen sozialistischen linken (isl), ist, bei einem gemeinsamen Workshop-Wochenende begründen, warum aus seiner Sicht „die SIB-Initiative (nach Ansicht der isl unter den derzeitigen Bedingungen zu Recht) die Schaffung einer ‚neuen antikapitalistischen Organisation’ zur Debatte gestellt hat. Dies unbeschadet der Tatsache, dass die isl – wie alle am naO-Prozess beteiligten Organisationen einschließlich der SIB – zum Aufbau revolutionärer Parteien und also auch zum Aufbau einer revolutionären Partei in Deutschland beitragen möchte.“ – Auch ungeachtet des begrifflichen Unterschieds zwischen „Partei“ und „Organisation“ scheint die isl damit den Aufbau einer revolutionären Organisation eher auf die lange Bank schieben zu wollen.
Ein gemeinsames Flugblatt vom Mai, an dem die isl aber noch nicht beteiligt war, bekräftigte dagegen noch einmal sehr deutlich den revolutionären Anspruch des NaO-Prozesses: http://www.nao-prozess.de/blog/in-kuerze-auch-als-flugi-nao-muss-das-wirklich-sein-von-ik-rsb-sib-u-soko/

[4] S. http://www.nao-prozess.de/blog/erklaerung-des-arbeitskreises-kapitalismus-aufheben-akka-zum-nao-prozess/ und http://www.nao-prozess.de/blog/ueber-den-revolutionaeren-bruch-als-phrase/ sowie zur Kritik: http://www.nao-prozess.de/blog/kommunistische-organisierungsdebatte-na-endlich/ (Abschnitt 1. und 2.)

[5] http://theoriealspraxis.blogsport.de/2011/05/15/antikapitalistisch-ist-nicht-revolutionaer-genug/ und http://www.nao-prozess.de/blog/von-quietscheenten-liebesbeziehungen-und-fidelio-zum-stand-der-oekumenischen-initiative-aus-dem-ratskeller-schoeneberg/; vgl. dazu jetzt noch mal rückblickend auf diesen Anfang der Debatte: http://www.nao-prozess.de/blog/avanti-ohne-revolution-laeuft-nichts/.

[6] http://www.nao-prozess.de/blog/kurzstatement-zum-begriff-subjektive-revolutionaere/#comment-1840 und eine ganze Reihe neuerer Artikel.

[7] Siehe die dortige sidebar: http://nao-prozess.de/

[8] http://www.nao-prozess.de/blog/vereinigen-statt-spalten/ („Antisexismus ist zentral“), http://www.nao-prozess.de/blog/zu-den-fragen-des-revolutionaeren-feminismus-heute/ und http://www.nao-prozess.de/blog/rsb-zum-prozess-um-eine-neue-antikapitalistischen-organisation/ („Zum Thema Rassismus oder Frauenunterdrückung haben sich außerhalb des Marxismus viel beachtete (weil die Realität treffend beschreibende) Theorien entwickelt, die sich lohnen, von einer revolutionären Organisation verarbeitet und aufgenommen zu werden. Nicht alle Unterdrückungsphänomene können mit marxistischer Theorie umfassend erklärt werden.“) sowie http://www.nao-prozess.de/blog/workshop-b-3-oekosozialismus/

[9] http://nao-prozess.de/gemeinsame-texte/demo-aufrufe/m_31/, http://nao-prozess.de/demo-transpis/; siehe zur Griechenland-Soli auch: http://www.nao-prozess.de/blog/nao-sommerdebatte-in-berlin-vom-31-8-2-9-12/