Prozess gegen Neonazi in Hessen!

Wetterau 16.08.2012 03:23 Themen: Antifa Antirassismus Bildung Soziale Kämpfe
Prozess gegen den “Schlitzer” – Neonazis und ihre Machenschaften

Diesen Freitag findet im Raum 207 des Landgerichts in Gießen der erste von 10 Verhandlungstagen gegen den Chef (Spitzname “Schlitzer”) der extrem rechten Gruppe “Old Brothers” aus Echzell-Gettenau statt. Hierbei geht es um Volksverhetzung, “Gaskammerpartys”, illegalen Waffenbesitz und Körperverletzung. Diese Anklagepunkte scheinen die rechten Lebenswelten der mittelhessischen Neonazis klar zu beschreiben.
Dass die unsägliche Gruppe “Old Brothers” trotz der bekannten Tatsachen (u.a. dem Betreiben einer rechten Versandhandlung und einer rechten Security) von einigen Menschen immer noch als unpolitisch bezeichnet werden bzw. sich Anhänger der Gruppe als “unpolitisch” definieren kann bei der absoluten Dummheit des Begriffes “unpolitisch” nur mit einem unglaublichen Zynismus und den extrem rechten Einstellungen vieler Menschen erklärt werden. Das diese Machenschaften von anderen, auch staatlichen Stellen jahrelang als “Nachbarschaftsstreitigkeiten” relativiert wurden, müssen die Verantworlichen erklären können. Die weiteren Anklagepunkte sollten nun jedoch auch bei den letzten hartnäckigen Verharmlosern des Neonaziszene, den Anhängern der Extremismustheorie, das Nachdenken anregen.

Nach über 180 Toten durch Neonazis in Deutschland seit 1990 und der Mordserie des NSU (mit einem Opfer in Hessen) sollte die Gefahr von Neonazis und Schusswaffen als ernsthafte Bedrohung wahrgenommen werden. Nun ist dieser aus einem dörflichen Umfeld stammende Neonazi auch wegen umfangreichen Drogengeschäften und dem illegalem Besitz von Schußwaffen angeklagt. Mal wieder wurden also Schußwaffen bei Neonazis entdeckt. Der Prozess wird von uns mit Spannung verfolgt werden.

Es muss eine umfangreiche gesellschaftliche Auseinandersetzung zum Umgang mit Neonazis in Hessen stattfinden. Wichtig ist, dass es diesmal nicht nur bei netten Sonntagsreden bleibt sondern Konsequenzen gezogen werden. Von einer Förderung antifaschistischer Initiativen über Angebote an Schulen bis hin zu einer ernsthaften gesellschaftlichen Intervention bei neonazistischen Aktivitäten und dem blockieren dieser muss einiges passieren. Neonazis müssen ihre immensen Freiräume genommen werden. Einige Gastronomen und Party-Veranstalter im Wetteraukreis werden sich z.B. zukünftig auf öffentliche Debatten, was die Wahl ihrer Securitys und das Tolerieren von Neonazis auf ihren Veranstaltungen angeht, einstellen müssen. Ein weiteres wegsehen und akzeptieren rechter Aktivitäten in ländlichen Gebieten in Hessen darf nicht mehr stattfinden. Hierbei wird natürlich auch die Rolle der NPD und ihrer Zusammenarbeit mit den sog. “freien” Kräften genau beleuchtet werden.

Wie das Problem heißt, ist bekannt. Antifaschismus ist die Antwort der Demokratie hierauf.



Hintergrund: Das Kartell der Verharmloser

“Fakt ist: Jene, die sich Rechtsextremen in den Weg stellen, die versuchen, mit politischer Bildung, mit Veranstaltungen oder Opferberatungen dazu beizutragen, unsere Demokratie zu stärken, den demokratischen Wertekatalog zu verteidigen, werden nur allzu oft von den Verantwortlichen in Politik und Behörden allein gelassen. Und mit ihnen die Opfer, die den Neonazis damit gnadenlos ausgeliefert sind.” ( Zitat Publikative.org)

Ähnliche Erfahrungen haben neben uns sicherlich die meisten antifaschistischen Gruppen in Hessen gesammelt.



Presse hierzu:

Kreisanzeiger vom 15.08.2012
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Staatssender Indymedia?

jb 16.08.2012 - 08:54
Was geht denn jetzt ab? Ist Indymedia zum Staatsmedium geworden? Hier kommen ständig Berichte und Ankündigungen von autoritären Staatsaktionen auf den Newswire (politisce Aktionen schaffen das kaum noch). Und dann so ein Dreck wie der Dank an Polizei und Gerichte - bzw. jetzt: "Antifaschismus ist die Antwort der Demokratie hierauf". Gehts noch?
Der Unterschied zum Staat ist noch: Hier wird mehr zensiert. Moderne Herrschaft baut den KritikerInnen Sandkisten zum Austoben (Demorecht ...).

@jb (Jörg Bergstedt)

ich 16.08.2012 - 09:34
Vorschlag: Du sorgst selbst dafür, dass die Nazis von ihrer Ideologie herunterkommen, ihre Schusswaffen loswerden und keine Gewalttaten mehr begehen. Dann müssen wir nicht mehr Staat, Polizei und Gerichte bemühen. Ist das ein Deal?

@ Wetterau (und Ich?)

Anonym 16.08.2012 - 12:42
Wetterau schrieb: "Antifaschismus ist die Antwort der Demokratie hierauf."
Mit "Demokratie" ist vorherrschend Parlamentarismus/Repräsentative Demokratie gemeint. Willst Du das hier bewerben?

Gerade Bürgerliche (bspw. sächsische Innenminister Ulbig) bringen die (aktuelle) Demokratie als Positives gegenüber dem (systemablehnenden) Antifaschismus in Stellung. Zur Andeutung des Zusammenhanges von (bürgerlicher) Demokratie/Staat und Faschismus ein Zitat von Max Horkheimer: "Wer vom Kapitalismus nicht reden will, soll vom Faschismus schweigen." Wie soll also Nazismus bekämpft werden? Die Vorschläge von Wetterau finde ich gar nicht mal verkehrt. Allerdings erreichen sie nicht jene Tiefe, die Horkheimer anreißt. Wie sollen (staatliche) Schulen für system-/gesellschaftskritische/antifaschistische Impulse sorgen? Inwieweit ist dies in einem bürgerlich/konservativen Staat möglich?

Für die staatsbefürwortenden Lesenden ein Zitat von Pierre-Joseph Proudhon:

"Regiert sein heisst, bei jeder Handlung, bei jedem Geschäft, bei jeder Bewegung versteuert, patentiert, notiert, registriert, erfasst, taxiert, gestempelt, vermessen, bewertet, lizenziert, autorisiert, befürwortet, ermahnt, behindert, reformiert, ausgerichtet, bestraft zu werden.
Es heisst, unter dem Vorwand der öffentlichen Nützlichkeit und im Namen des Allgemeininteresses ausgenutzt, verwaltet, geprellt, ausgebeutet, monopolisiert, hintergangen, ausgepresst, getäuscht, bestohlen zu werden; schliesslich bei dem geringsten Widerstand, beim ersten Wort der Klage unterdrückt, bestraft, heruntergemacht, beleidigt, verfolgt, misshandelt, zu Boden geschlagen, entwaffnet, geknebelt, eingesperrt, füsiliert, beschossen, verurteilt, verdammt, deportiert, geopfert, verkauft, verraten und obendrein verhöhnt, gehänselt, beschimpft und entehrt zu werden.
Das ist die Regierung, das ist ihre Gerechtigkeit, das ist ihre Moral. [...] Die Regierung des Menschen über den Menschen ist die Sklaverei. Wer immer die Hand auf mich legt, um über mich zu herrschen, ist ein Usurpator und ein Tyrann. Ich erkläre ihn zu meinem Feinde."

@ JB

Wir 16.08.2012 - 12:49
Typisches Problem von selbstverliebten Mackern in der "linken" Szene. Anstatt auf die für sehr viele Menschen sehr relevanten, weil sehr gefährlichen Inhalte des Artikels einzugehen(Nazis mit Waffen und dem Hintergrund sind einfach eine heftige Bedrohung) wird rumgepost, was das Zeug hält. Die absolut berechtigte Kritik der Stiftung an den aktuellen Zuständen so dummdreist zu ignorieren - das können ansonsten wohl nur Rechtspopularist_innen.
@ Leninist: a - bist du ein autoritäres A und b, würde dein gewünschter "Staat" wohl heftig reagieren. Du bist also der unüberwindbare Widerspruch in der Antifa-Szene. Geh doch mit deinen völkischen Freunden spielen, wenn du meinst, dass du dies kannst. viel Spaß

Antifaschistische Gruppen in Hessen

Extrem_ist*in 16.08.2012 - 15:04
Die BI ist nicht der unumstrittenste Zusammenhang im Bereich des "hessischen" Antifaschismus. Auch dieser Text glänzt mal wieder in dem sich hier zwar kritisch zur Extremismusdoktrin geäußert wird, zugleich jedoch genau die reproduziert wird. Das passiert jedoch nicht nur der BI:  http://verzogen.wordpress.com/.

Ansonsten gibt es ja durchaus noch andere Strukturen in Hessen...

 http://bash.blogsport.de/
 http://overload.blogsport.eu/
 http://antifa-r4.de.vu/

@ über mir

[][][] 16.08.2012 - 23:58
Mit letzterem hast Du recht, aber was soll der restliche Scheiß? Gehts da um Melonen?

@ über dir

Harry P. 17.08.2012 - 03:24
Ist unser bekannter junger Troll, welcher sich regelmäßig zu verschiedenen
Themen zu Wort (ok, Wort scheint übertrieben) meldet. Augenscheinlich
tut er dies jeweils nach Rauschmittelkonsum.