Säuberungsaktion in Neukölln

Anwohner Icke 14.08.2012 00:46 Themen: Freiräume Repression Soziale Kämpfe Ökologie
Behörden und Stadtplaner reagieren schnell auf eine Demonstration in Neukölln. Am 4.August hatten ca. 350 Menschen dort gegen Mieterhöhung und Verdrängung demonstriert. Jetzt plant das Quartiersmanagement eine Säuberungsaktion an dem Platz, an welchem die Demo startete und zuvor auch mit einer Videokundgebung ein Kontakt zur Nachbarschaft gesucht wurde.
In der Analyse der Demonstration "Zeit sich kennen zu lernen" wurde davon ausgegangen, dass die Straßenzüge am S-Bahn Ring in Neukölln als nächstes ins Visier der Immobilienwirtschaft geraten. Auch wurde als Vorläufer eines breiten BewohnerInnen Austauschs eine mediale Hetzkampagne des öfteren festgestellt.
Passend dazu veranstalten Tagesspiegel und Quartiersmanagement am 15.September dort den „Rixdorfer Murmelball“ der jetzt im Tagesspiegel beworben wird  http://www.tagesspiegel.de/berlin/sauberesache/aktion-in-neukoelln-auf-einmatch-zum-kieztreff/6992180.html

In dem Artikel werden die üblichen Problemszenarien aufgezählt, die diesen Platz belasten würden: herumlungernde Jugendliche und Müll. Da hilft nur besagter Aktionstag um den Platz aufzuräumen. Das dieser täglich von 1-Euro Jobbern gereinigt wird spielt keine Rolle. Das lässt sich auch nicht so gut verkaufen wie eine Kunstaktion. Tagesspiegel und QM segeln nämlich unter der Fahne einer Kunstfiliale.

Die Kunstfiliale Rixdorf bietet kreativen Selbstausbeutern, Hipster Antifas und Touris alles was das KonsumentInnen Herz begehrt um auch die letzte Ecke Neuköllns zu einem schicken, trendy Viertel zu machen,
 http://kunstfiliale.blogspot.com

Die Koordinatorin dieses Säuberungstages, Tanja Dickert, ist gleichzeitig Besitzerin der "Souvenirmanufaktur Ahoj". Sie behauptet: „Ein Migrationsproblem gibt es hier seit 1737. Das ist kein neues Problem des Bezirks.“ siehe  http://www.neukoellner.net/verbrauch-verzehr/keinen-reinen-konsumscheis/

Zwischen dem Tagesspiegel und Tanja Dickert existiert schon länger ein Zusammenspiel um die Aufwertung in Neukölln anzutreiben:
Der Tagesspiegel in seinem Artikel "Stil auf Zeit", 2.11.08:
„[…] Die „Ahoj! Souvenirmanufaktur“ nutzt dagegen bewusst temporäre Räume. „Wir mieten uns ein, wo es gerade interessant ist“, sagt Sprecherin Tanja Dickert. Für die „48 Stunden“ Neukölln beispielsweise mache man regelmäßig einen Laden auf, in dem Neukölln-Artikel wie Buttons oder Postkarten verkauft werden. Im Moment vertreibt die Manufaktur ihre Souvenirs aber über andere Geschäfte wie etwa die Galerie „Colognialwaren“ am Richardplatz 20 – natürlich nur vorübergehend. […]“
 http://www.souvenirmanufaktur.de/feedback.html

Auch im Vorstand des Kulturnetzwerk sitzt Tanja Dickert, siehe  http://www.kulturnetzwerk.de/impressum.html
Als solche sagt sie:" Besonderer Dank gilt dem Bezirksamt Neukölln und der BVV für fortwährende, wohlwollende Unterstützung. Wichtige Partner bei vielen Projekten sind das Jobcenter Neukölln und die comovis GbR. Regelmäßige Kooperationspartner sind neben den Mitgliedseinrichtungen die Neuköllner Quartiersmanagements, die Universität der Künste / Kunst im Kontext, die GEHAG GmbH und die Hausverwaltung Kopp."  http://www.kulturnetzwerk.de/partner.html

Es sind also keine Verschwörungstheorien, wenn festgestellt werden kann:
Medien, "KünstlerInnen", Jobcenter, Wohnungsbaugesellschaften, Bezirksämter und Quartiersmanager arbeiten Hand in Hand an der sozialen Mischung im Kiez. Eine Mischung die kaufkräftig, konsumfreudig und nicht zu sehr migrantisch ist. Wer nicht dazu gehört wird gegangen.
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Ergänzungen

Die große Künstlerverschwörung

Hermann 16.08.2012 - 08:31
"Es sind also keine Verschwörungstheorien, wenn festgestellt werden kann:
Medien, "KünstlerInnen", Jobcenter, Wohnungsbaugesellschaften, Bezirksämter und Quartiersmanager arbeiten Hand in Hand an der sozialen Mischung im Kiez."

Ähm, doch. Zumindest zeugt euer Geblubber von verkürzter Kapitalismuskritik. Ihr glaubt doch nicht ernsthaft, dass KünstlerInnen nach Neukölln ziehen mit dem Ziel, die Mietpreise dort in die Höhe zu trieben, oder? Das genaue Gegenteil dürfte doch der Fall sein: Die Leute ziehen dort hin, weil sie selbst keine Kohle haben - genau wie Studierende und andere fiese Gentrifizierer.

Dass dadurch auf lange Sicht die Viertel verändert werden und die Mieten steigen, stelle ich gar nicht in Frage, aber das Problem bei der Angelegenheit heißt schlicht und einfach Kapitalismus und nicht "Künstler" oder "Student".

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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@Fabian — egal

@ Fabian — Warn-a-Brother

Vertreibung ist Vereinzelung — Seperatistin