Rostock: Versuchter Brandanschlag auf Wohnprojekt

Kombinat Fortschritt 12.08.2012 23:02 Themen: Antifa
Der Molotow-Cocktail traf lediglich eine Mauerecke des angrenzenden Kindergartens. Ziel des Brandanschlages war das Projekthaus des Awiro e.V. Seit geraumer Zeit hetzt die Neonaziszene in Rostock gegen das Objekt, werden bisher erfolgte Angriffe wohlwollend kommentiert. Diesmal entstand kein Sachschaden, der Brandsatz traf und zündete nicht. Sowohl im Büro, als auch in den darüber liegenden Wohnungen hielten sich zu diesem Zeitpunkt Personen auf. Nur das Unvermögen der Angreifer verhinderte eine mögliche Katastrophe.
Auf die Häuser des Vereins 'Alternatives Wohnen in Rostock e.V.' wurde in der Nacht auf Sonntag ein Molotow-Cocktail geworfen. Bereits in der Vergangenheit kam es zu Angriffen auf das Projekt, dessen Mitglieder für ihr Engagement gegen Neonazis bekannt sind. Erst im Januar kam es zu einem Buttersäureanschlag auf die Häuser des Vereins. Im Mai wurden in einer offenbar koordinierten Aktion linke Läden in ganz MV von Neonazis mit Buttersäure angegriffen. In Greifswald wurde das IKuWo Opfer eines Farb- und Buttersäureanschlags, in Anklam der Demokratieladen und in Rostock traf es das Peter-Weiss-Haus.

Wer die Tat beging, kann nur gemutmaßt werden. Anwohner und Besucher der Kneipen in der Niklotstraße berichteten von zwei vermummten Tätern, die aus einiger Entfernung von der gegenüberliegenden Straßenseite die Flasche schleuderten. Vorher sollen sich beide hinter einem Auto versteckt haben.
Der Angriff fügt sich in eine Reihe von Angriffen auf linke und alternative Projekte in Rostock und dem ganzen Bundesland ein. Erst wurden Parolen geschmiert, dann Buttersäure verkippt, jetzt Molotow-Cocktails.

NSR – 'Wir sind noch da!'

Der neuerliche Angriff findet zu einem Zeitpunkt statt, in dem die lokale Neonaziszene offenbar Präsenz und Handlungsfähigkeit demonstrieren will. Nachdem es auf dem Blog der Rostocker Kameradschaft 'Nationale Sozialisten Rostock' in den letzten Monaten verdächtig still geworden und auch sonst von den Kameraden der NSR nicht viel zu hören oder sehen war, meldeten sich diese nun zur Hanse Sail zurück. Gleich zwei verwackelte und unscharfe Aktionsvideos stellten die Neonazis an einem einzigen Tag auf ihrem Blog der Öffentlichkeit zur Verfügung. Nach einer Spontandemonstration durch die städtische Einkaufsmeile ermittelt die Polizei.

Der Kopf der NSR, Michael Fischer, war in der letzten Woche wegen seiner Beziehung mit der Ruderin Nadja Drygalla einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden, und hatte sich nach einigen Tagen medienwirksam, dafür umso unglaubwürdiger, von der Neonaziszene distanziert. Nicht völlig auszuschließen, dass die neuerlichen Aktionen der NSR eine Art Signal sein sollten – 'Es gibt uns noch, Wir sind noch da!'

Gleichzeitig jährt sich in knapp zwei Wochen das Pogrom von Rostock-Lichtenhagen zum 20. Mal. 1992 hatten organisierte Neonazis unter dem Beifall und der tatkräftigen Mithilfe Tausender Rostocker die Zentrale Aufnahmestelle für Asylsuchende und ein danebenliegendes Vertragsarbeiterwohnheim im Lichtenhäger Sonnenblumenhaus angegriffen und zum Teil angezündet.

Spontane Aktion?

Bei der Aktion der vergangenen Nacht deutet einiges auf einen spontanen Entschluss der Täter hin. So soll nach Aussagen von Zeugen einer der Werfer oberkörperfrei und mit seinem T-Shirt vermummt gewesen sein. Nicht auszuschließen, dass Besucher des 'Deutschen Stimme'-Pressefest noch einmal einen spontanen Ausflug in die Hansestadt machten.

Hätten die Täter getroffen und "die unteren Etagen in dem Wohnhaus, in dem sich zu dem Zeitpunkt Menschen aufhielten, Feuer gefangen, wären die Folgen fatal gewesen. Sollten Neonazis hinter dem Angriff stecken, offenbart dies einmal mehr die Gewaltbereitschaft der rechten Szene, die auch den Tod von Menschen in Kauf nimmt.", wie eine Sprecherin des Vereins in einer Pressemitteilung sagte.
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