Aufstand gegen Arbeitshetze bei Netto

Unterstützer 06.08.2012 09:23 Themen: Soziale Kämpfe
Seit Jahren häufen sich die öffentlichen Beschwerden über die Arbeitsbedingungen bei Netto-Markendiscount. Einige Kolleginnen fangen an, für bessere Arbeitsbedingungen aktiv zu werden. Sie organisieren sich in der Gewerkschaft ver.di und setzen Netto öffentlich unter Druck. Nun ist ein blog gestartet, über den diese Aktivitäten koordiniert werden.
Netto wächst ...
Die EDEKA-Tochter Netto Markendiscount ist in den letzten Jahren zu einem wichtigen Player im Segment der Lebensmitteldiscounter aufgestiegen. Seit der Übernahme von Plus im Jahre 2009 ist das Unternehmen ständig gewachsen. Es hat ein Filialnetz von ca. 4000 Filialen bundesweit und prägt die Arbeitsbedienungen von über 50.000 Beschäftigten, was u.a. Arbeitshetze, unbezahlte Überstunden und z.T. tarifwidrige Bezahlung (v.a. bei geringfügig Beschäftigten) bedeutet.

… auf Kosten der Beschäftigten
Netto betreibt eine rücksichtslose Politik der Kostenreduzierung im Personalbereich. Seit der Übernahme von Plus kommt es bundesweit zu Beschwerden über chronische Überlastung durch Unterbesetzung in den Filialen. Denn Netto stellt einfach nicht genug Personal in den einzelnen Filialen zur Verfügung, um die anfallende Arbeit zu schaffen. Für die KollegInnen bedeutet dies, dass sie regelmäßig durcharbeiten müssen, ohne ihre Pause nehmen zu können. Unbezahltes Vor- und Nacharbeiten, außerhalb der regulären Schichten ist an der Tagesordnung. Filialleitungen beschweren sich über Arbeitswochen von z.T. weit über 50 Stunden. Viele KollegInnen werden krank von dem Stress. Die über 6.000 Azubis werden regelrecht verheizt.

Die Beschäftigten wehren sich...
Dagegen regt sich zunehmend Widerstand. An verschiedenen Ort in Deutschland organisieren sich KollegInnen über die Gewerkschaft ver.di und prangern die Arbeitsbedienungen öffentlich an. In den letzten zwei Jahren gab es immer wieder kritische Berichterstattung in den Medien. In Göttingen kam es zu Demonstrationen vor Netto-Filialen, um die Forderung nach besseren Arbeitsbedingungen zu unterstützen. In den Betriebsräten (BR) in Bayern und Ostdeutschland (Betriebsratsregionen „Süd-Ost“ und „Ost“) haben sich oppositionelle ver.di Listen gebildet, die den unternehmensnahen Kurs der Betriebsratsmehrheiten dort kritisieren.

Netto reagiert auf diese Aktivitäten mit den klassischen Strategien des Union-Busting. In Göttingen wurden ohne Ankündigung vier der sieben Filialen in der Stadt geschlossen. In den BRs Ost und Süd-Ost hat es so massive Eingriffe des Unternehmens in die BR-Wahlen gegeben, dass diese von den Arbeitsgerichten für unwirksam erklärt wurden. Hier wurde und wird nun neu gewählt.

...und wehren sich ...
Die ver.di-KollegInnen bleiben dagegen weiter aktiv. In Göttingen finden zahlreiche öffentliche Aktionen gegen die Filialschließungen statt. Netto ist wieder einmal mit Negativschlagzeilen in den Medien. Zahlreiche UnterstützerInnen aus Politik und Öffentlichkeit solidarisieren sich mit dem Kampf der ver.di-KollegInnen. Im BR-Bezirk Ost hat die ver.di-Liste bei den Neuwahlen viele Stimmen dazu gewonnen und ist nun mit mehreren Freistellungen im BR (Freistellungen sind bei Flächenbetriebsräten wie Netto sie hat – mehrere 100 Filialen zu einer BR-Region zusammen gefasst – wichtig, um überhaupt den persönlichen Kontakt zu den KollegInnen in den Filialen halten zu können). In Bayern steht die Neuwahl für Ende September an. Auch hier tritt eine ver.di-Liste an.

… und koordinieren sich
Für die Koordination dieser Aktivitäten haben die ver.di-KollegInnen nun einen blog gestartet. Dort wird über die verschiedenen Gewerkschafts-Aktivitäten bei Netto informiert. Der blog dient dem Austausch von Beschäftigten und KundInnen. Auch Menschen, die nicht bei Netto arbeiten, haben auf dem blog die Möglichkeit die aktiven KollegInnen zu unterstützen.

Der blog findet sich unter www.neulich-bei-netto.de
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Ergänzungen

webadresse neulich bei netto

brutto 06.08.2012 - 15:04
der link funktionierte nicht:

 http://www.neulich-bei-netto.de

die ver.di

unionbuster 07.08.2012 - 06:32
Natürlich ist die ver.di irgendwie blöd... aber für die Beschäftigten bei Netto ist sie eine kleine Chance. Klar, wenn man von Mami und Pappi das Studium finanziert bekommt, muß man sich um seine Verwertung (zunächst) keine Gedanken machen. Oder was habt ihr Klugscheisser den Menschen außer Phrasen an emanzipatorischen Möglichkeiten zu bieten... zelten in (nicht mehr vorhandenen) Occupycamps?

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