Versuchte Abschiebung einer siebenköpfigen Romafamilie

kmii-hh 28.07.2012 14:30 Themen: Antirassismus Repression Weltweit
Am 27.7.2012 überfielen ungefähr 10 PolizeibeamtInnen eine Wohnunterkunft in Hamburg-Billstedt. Mit Fotos der siebenköpfigen Familie A. bewaffnet, suchten sie freitagabends ab ca. 20.00 Uhr nach der Romafamilie aus Mazedonien. Als sie den Familienvater, seine Frau und das jüngste Kind antrafen, sagten sie, dass sie eine halbe Stunde Zeit zum Packen hätten – danach würden sie alle zusammen abgeschoben.
Versuchte Abschiebung einer siebenköpfigen Romafamilie nach Mazedonien
Sebastijan A. getrennt von seiner Familie aus dem Flüchtlingslager Billstieg abgeführt

Als klar wurde, dass die vier Schwestern im Alter zwischen 4 und 8 nicht bei den Eltern sind, stellten sie die Eltern vor die „Wahl“, wer von ihnen beiden als erstes und allein abgeschoben werden sollte. Der Vater, der am erst 12.7.2012 nach einem erneuten zweiwöchigen Klinikaufenthalt wegen schwerer Depression und dem Verdacht auf eine posttraumatische Belastungsstörung entlassen worden war, nahm die Abschiebung auf sich. Um von den Eltern den Aufenthaltsort der vier Mädchen zu erpres-sen, riss eine Polizeibeamtin das Baby an sich und drohte, es wegzunehmen, wenn sie nicht sagen würden, wo die Kinder seien. Daraufhin gab die erschrockene Mutter der Polizei den Anmeldezettel für die Ferienfreizeit der Kinder, um ihr Kind zurückzubekommen. Die Polizei stahl den Eltern die Adresse, sodass es später stundenlanger Telefonate bedurfte, um eine Te-lefonnummer zu finden, wo die Kinder und ihre Betreuer zu erreichen waren.

Die Polizei sperrte dann den Flur ab, wo sich die Räume der Familie befinden, und verhinder-te damit jeden Kontakt und auch die Möglichkeit, dass besser deutsch sprechenden Mitbe-wohner übersetzen. Sodann wurde der Familienvater in einen Reisebus der Firma „Hansa Rundfahrt“ aus Hamburg-Bramfeld (seit Jahren für den Einsatz bei Massenabschiebungen bekannt) gebracht, der von Polizeibeamten in Lederhandschuhen und mit Knüppeln und Waf-fen bewacht wurde. Obwohl Bewohner und ein den schwer depressiven Vater versorgender Psychotherapeut die Beamten auf die Erkrankung hinwiesen, wurde diese mit der Bemerkung abgewiesen, eine Ärztin sei im Bus. Als diese verlangt wurde, hieß es plötzlich, sie sei doch keine Ärztin.

Offensichtlich wurde die geklaute Adresse sofort genutzt, um bei der angegebenen Telefon-nummer anzurufen. Es wurde angedroht, die Kinder abzuholen und abzuschieben. Aus wel-chen Gründen auch immer nahm die Polizei dann von diesem perversen Vorhaben Abstand.

Die Familie stammt aus ärmlichsten Verhältnissen aus einem Romaslum in Mazedonien. Die Lebenssituation (14 Menschen in einem unbeheizten Raum von 16 Quadratmetern) ist doku-mentiert. Die Eltern sind Analphabeten und haben keine Chance, ihre Familie in Mazedonien menschenwürdig zu versorgen. Es wurden mehrere Petitionen eingereicht, auch die kirchliche Beratungsstelle fluchtpunkt ist tätig. Es gibt zwei schulpflichtige Kinder, die gut deutsch ge-lernt haben. Der Vater weist eine wiederkehrende psychische Störung auf.

Diese brutale Maßnahme kann nur als eine weitere Verschärfung einer menschenverachten-den Säuberungspolitik gegen Angehörige einer nachweislich besonders in Südosteuropa bru-tal verfolgten Minderheit betrachtet werden. Die Hamburger Ausländerpolitik setzt damit die grausame Verfolgungspolitik fort.
Da die Duldung der Mutter und Kinder am 30.7.2012 ausläuft, ist Präsenz an diesem Tag in und vor der Ausländerbehörde wichtig.
Bleiberecht für Alle!!!
Roma-UnterstützerInnen-Gruppe Hamburg
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Ergänzungen

Falken verurteilen die menschenverachtende Pr

Die Falken 28.07.2012 - 14:49
PRESSEMITTEILUNG

28.07.2

Abschiebung während des Kinderferienlagers – Falken verurteilen die menschenverachtende Praxis der Hamburger Ausländerbehörde

Vier Kindern, die derzeit an einem Zeltlager der Falken aus Hamburg und Schleswig-Holstein teilnehmen, droht nach ihrer Rückkehr die Abschiebung nach Mazedonien. Während der Vater bereits in der Nacht zu Samstag im Rahmen einer Sammelabschiebung ausgeflogen wurde, sollen die Mutter, die vier Töchter zwischen sechs und zwölf Jahren und der einjährige Bruder direkt nach dem Ende des Zeltlagers folgen.

Der Anruf der Hamburger Ausländerbehörde erreichte den Landesvorsitzenden der Hamburger Falken, Tilmann Dieckhoff, am Freitagabend um 20:30 Uhr, als die Kinder am Lagerfeuer sangen. Am Telefon erwog die Mitarbeiterin der Hamburger Ausländerbehörde, die sich zum Zeitpunkt des Telefonats in der Wohnung der Kinder in einer Hamburger Flüchtlingsunterkunft befand, die Kinder direkt aus dem Zeltlager abzuschieben. „Allein die Tatsache, dass die Kinder nicht mehr mit der Fähre ans Festland gebracht werden konnten, verhinderte vermutlich die Abschiebung aus dem Ferienlager“, so Tilmann Dieckhoff. Trotzdem ist klar, dass der Vater seine Kinder nach der Rück-kehr aus dem Zeltlager nicht vom Bahnhof abholen kann, weil er bereits abgeschoben wurde.

Wir Falken verurteilen diese menschenverachtende Abschiebeaktion scharf. Die Hamburger Aus-länderbehörde zeigt damit, dass Werte wie Vielfalt und solidarisches Miteinander, die wir auf unse-rem Zeltlager leben, für sie keinerlei Bedeutung haben.

Die Abschiebeaktion der Hamburger Ausländerbehörde offenbart die perfide Widersprüchlichkeit der sogenannten Integrationspolitik: Während die eine Behörde, in diesem Fall das Jugendamt, Kindern mit Flüchtlingshintergrund an der Ferienmaßnahme Erholung, Teilhabe und ein altersge-rechtes Aufwachsen ermöglichen will, werden diese Bemühungen durch menschenunwürdiges Verwaltungshandeln einer anderen Behörde zunichte gemacht.

Bei der Sozialistischen Jugend – Die Falken nehmen seit Jahren Flüchtlingskinder an Zeltlagern und Aktionen teil. Politisches Engagement gegen die unmenschliche Flüchtlingspolitik ist für uns langjährige Praxis. „Wir verstehen uns als Anwälte von Kindern und Jugendlichen und setzen uns seit langem aktiv für die Einhaltung der Kinderrechte ein“, betont Tilmann Dieckhoff. Und weiter: „Auch nach der Rückkehr aus unserem Sommerzeltlager werden wir die betroffenen Kinder und ihre Familie mit all unseren Kräften unterstützen!“

Antiziganismus bekämpfen!

kein mensch ist illegal 29.07.2012 - 14:04
Antiziganismus - ist ein in Analogie zu „Antisemitismus“ gebildeter Fachbegriff für „Zigeunerfeindlichkeit“. Er bezeichnet die von Stereotypen, Abneigung und/oder Feindschaft geprägten Einstellungskomplexe gegenüber Sinti und Roma.
Antiziganismus ist als konstitutiver Teil der europäischen Geschichte zu verstehen: Die Erschaffung des "Anderen" dient dem Bedürfnis der Mehrheitskultur, sich von den Roma zu distanzieren. Am Abstand zu den Roma, denen man eine Unfähigkeit zur Zivilisierung unterstellt, misst man den Fortschritt der eigenen Kultur.
Die Kenntnis dessen und der Ursachen dafür, dass die Vorurteile überhaupt entstehen konnten, sind notwendig, um ein Umdenken zu bewirken.
Eine Auseinandersetzung mit dieser Variante des Rassismus ist wichtiger denn je. Nach Umfragen Ende der 90er Jahre haben zwei Drittel aller Deutschen starke Vorbehalte gegenüber Roma und Sinti. In den Medien und im Alltagsbewusstsein werden Stereotypen immer neu reproduziert.
... und sind auch in der Linken sehr stark verankert...

FIGHT ANTIZIGANISM !!! FIGHT ALL FORMS OF RACISM !!!

ZAG Antiziganismus http://anti-ziganismus.de/antiziganismus/

Antiziganismus Watchblog http://antizig.blogsport.de/

Wikipedia Antiziganismus https://de.wikipedia.org/wiki/Antiziganismus

TAZ-Artikel http://www.taz.de/!82298/

Seite einiger Selbstorganisierungen von Sinti und Roma: Zentralrat deutscher Sinti und Roma http://zentralrat.sintiundroma.de/ Roma Center Göttingen http://www.roma-center.de/ Kampagne alle bleiben! http://www.alle-bleiben.info

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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@ m-p- — halts maul

@ Kommentarnazis — Zensor