[MV] Widerstand gegen das NPD-Pressefest

Paul Adam 07.07.2012 16:38 Themen: Antifa Antirassismus
Am Donnerstag den 5.7. kam es in Pasewalk (Vorpommern) zu einem ersten Treffen um ein Aktionsbündis gegen das geplante Deutsche Stimme-Pressefest der NPD zu konstituieren, welches mit massig Fleisch, Bier und Nazirock am 10 & 11. August 2012 im vorpommerischen Örtchen Viereck nahe Pasewealk stattfinden soll. Das Treffen war überraschend gut besucht, einige lokale Nazis machten sich peinlich und wurden rausgeschmissen, es wurden Kontakte geknüpft und Ideen gesammelt, um am 10. und 11.August präsent zu sein.
DS-Pressefest:
Das Deutsche-Stimme Pressefest ist das inoffizielle NPD-Sommerfest, welches seit 2001 -mit Unterbrechungen- alljährlich durchgeführt wird. Die Austragungsorte wechseln ständig, wobei mit einer Ausnahme (2002, Königslutter, Niedersachsen) alle im Osten Deutschlands bzw sogar alle in Sachsen stattfanden. Die Feste waren in den jeweiligen Jahren unterschiedlich gut besucht, allerdings wurde die 1000er Marke wohl immer überschritten. Zum Pressefest 2006 in Dresden-Pappritz kamen laut wikipedia sogar 7000-8000 Nazis. Danach gab es eine mehrjährige Pause, erst 2010 gab es eine Neuauflage (ca 1200 Nazis) und auch im Jahr 2011, als das Fest unweit dem sächsischen Görlitz stattfand, kamen etwa 1400 Nazis.

Pressefest im MV:
Dieses Jahr meldete der Ex-FAPler und jetziges Mitglied des NPD-Parteivorstands, Eckard Bräuniger, das Fest erstmals in Mecklenburg-Vorpommern an. Angemietet wurde dazu ein Gelände im Örtchen Viereck bei Pasewalk in der Region Uecker-Randow im jetzigen Großkreis Vorpommern-Greifswald. Das Festivalgelände (auf dem sich ein übrigens ein großer alter Schweinestall (!) befindet) gehört dem Vierecker NPD-Gemeindevertreter Heiko Krähenbrink.

Die Ortswahl ist mitnichten Zufall. Nirgendwo in Deutschland ist die NPD ähnlich gut verankert wie im Kreis Uecker-Randow. Die Arbeitslosigkeit erreicht bundesdeutsche Spitzenwerte, der größte noch vorhandene Arbeitgeber ist die Bundeswehr und die NPD bekommt bei Wahlen durchweg zweistellige Prozentwerte. So liegt bspw. auch das Dorf Koblentz, in dem die NPD bei den Landtagswahlen vom MV 2011 33,1% erreichte und so bundesweite Aufmerksamkeit bekam, grade einmal 10km entfernt von Viereck. NPD-Demos (z.B. für eine Ortsumgehung oder gegen Entlassungen in der Torgelower Eisengießerei) sind zumeist ohne jeden Gegenprotest, Präsenz durch Nazi-Sprühereien ebenso wie Drohungen und gewalttätige Übergriffe gegen Linke und andere nicht-Rechte Menschen sind Alltag im Kreis Uecker-Randow.

Dennoch wurde das Programm im Vergleich zu den Vorjahren deutlich abgespeckt und die ganze Geschichte auch für grade einmal 600 Besucher_innen angemeldet.
Nachdem es in den letzten Jahren auch Freitags einiges an Programm war findet dieses Jahr am Freitag nur ein "Vorabendprogramm mit Frank Rennicke und gemütlichem Beisammensein bei Grillwaren und Getränken" statt. Das eigentliche Festival wird erst am Samstag beginnen, ab 11:00 ist Einlass, 12:00 geht es mit Programm los und ab 15:00 bis 24:00 gibt es dann Nazirock von zwei Bühnen auf die Ohren. Wieder dabei ist die Lunikoff-Verschwörung um den Sänger Michael Regener, dessen vormalige Band Landser 2004 vom Bundesgerichtshof als kriminelle Vereinigung eingestuft wurde und sich infolgedessen auflöste. Ansonsten gibt es Reden von Pastörs, Apfel und anderen (nur Udo Voigt darf nicht mehr), Infostände und anderen Rotz.
Auch wenn nur 600 Besucher_innen angemeldet wurde, so sollte man dennoch davon ausgehen, dass deutlich mehr kommen könnten.

Es wird auf dem Gelände gezeltet werden. Ebenso wird es im Ort Viereck einen Parkplatz für die mit Autos und Reisebussen anreisenden Nazis geben. Für Nazis, die mit der Bahn anreisen soll es vom Bahnhof Pasewalk einen Busshuttle zum etwa 7km entfernten Festivalort geben.



Gegenaktivitäten:
Am 5.7. kam es in Pasewalk zu einem ersten Treffen von sogenannten Protagonisten der Zivilgesellschaft aus der Region. Ziel des Treffens war die Gründung eines Aktionsbündnisses gegen Rechts mit dem Namen „Vorpommern. weltoffen, demokratisch und bunt“ um gemeinsam dem Nazifest etwas Widerstand gegenüberzustellen. Das Treffen war ungewöhnlich gut besucht. Etwa 80-100 Menschen, aus den Parteien, Gewerkschaften, regionalen und überegionalen Anti-Nazi-Initiativen und auch aus vielen lokalen anderen nicht-rechten Vereinen kamen zusammen. Zwei lokale Nazis aus Viereck wurden zu Beginn des Treffens des Raumes verwiesen.
Auffällig unauffällig gekleidet, vor Aufregung zitternd und schwitzend saßen sie inmitten des Raumes und dachten wohl ehrlich, dass sie nicht erkannt werden würden. Es wurde noch ein wenig heiterer Schabernack mit Ihnen getrieben, bevor sie in ganzer Runde als Nazis enttarnt wurden. Zeternd, dass sie selbst „wahre Demokraten“ seien und ihr Rausschmiss „wahre Diktatur“ sei wurden sie des Raumes verwiesen. Einer von Ihnen war der Vierecker Jungnazi Paul A., der als Handlanger des schon erwähnten Vierecker NPD-Gemeindevertreters und Besitzers des Festivalgeländes Heiko Krähenbrink gilt.
Nachdem die Nazis des Raumes verwiesen wurde, wurden erste Pläne diskutiert, ob und was im August an Widerstand und Protest möglich wäre. Konkrete Ergebnisse werden dazu vermutlich bei den nächsten Treffen vorgestellt. In der Pause wurde noch ein Nazi, der vorher unerkannt geblieben war, des Raumes verwiesen. Im allgemeinen muss allerdings auch davon ausgegangen werden, dass sich mehr als diese drei im Raum befunden haben. Um so erstaunlicher war es, dass sich viele der Anwesenden davon nicht beeindrucken ließen und trotzdem Wortmeldungen mit vollem Namen machten, wohl wissend, welche Konsequenzen antifaschistisches Engagement dort haben kann.


Fazit:
Dass sich in einer Region, in der die NPD und ihre Gefolgschaft so massiv präsent sind, endlich Widerstand gegen diese bildet ist sehr zu begrüßen. Das Bündnis ist zwar sehr 'bürgerlich' und aus ihm wird letztlich vermutlich eine rein symbolische Protestaktion erwachsen. Das ist allerdings immer noch Welten besser, als das, was die letzten Jahre bei Naziaktivitäten im Kreis Uecker-Randow passierte. Nämlich gar nichts.

Neben dem vom Bündnis organisieren Protests wird es allerdings viel Raum und Möglichkeiten geben das Fest, die Infrastruktur desselbigen oder auch die Anreise/Abreise der Nazis zu stören. Dabei sollte sich nicht darauf verlassen werden, dass linke Strukturen vor Ort etwas organisieren, diese sind nämlich marginal.
Organisiert euch also selber, informiert euch, seid kreativ! Kommt in die Provinz, die außer den Nazis wirklich wunderschön ist und unterstützt die Aktivist_innen vor Ort!

Den Nazis am 10. und 11. August ihre Naziparty versauen, auf allen Ebenen, mit allen Mitteln!



PS: Pasewalk liegt etwa 130km nördlich von Berlin und ist ausgesprochen gut mit Bahn und Auto zu erreichen. Auch ein Besuch am Ostseestrand bietet sich an, wenn man eh schon in der Nähe ist!
Das Gelände, auf dem das Fest stattfinden soll liegt in Pasewalk-Viereck, Am Gehege 3.





Weiterführende Infos:
 http://www.bnr.de/artikel/hintergrund/npd-fest-am-schweinestall
 http://kombinat-fortschritt.com/2012/06/04/npd-zeitungs-pressefest-in-vorpommern-im-schweinestall/
 http://www.nordkurier.de/cmlink/nordkurier/lokales/pasewalk
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